Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Digitalisierung
2.1 Industrie 4.0
2.2 Historie der Industrialisierung
2.3 Robotic-Process-Automation
3 Personalentwicklung
3.1 Chancen und Risiken der Industrie 4.0
3.2 Demotivation durch monotone Arbeit
3.3 RPA vs Mitarbeiter
4 Fazit
5 Literaturverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 - Phasen der Industrialisierung
1 Einleitung
Die Digitalisierung ist in vollem Gange und wird von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Durch den kontinuierlichen Fortschritt der digitalen Technologien ist inzwischen eine direkte Kommunikation zwischen Maschinen und Produktionsanlagen möglich. Die Arbeitswelt nimmt neue Formen an in Bezug auf die Vernetzung zwischen Mensch, Maschine und digitale Systeme. Genannt: Industrie 4.0. Diese vierte Industrialisierung bietet Chancen und Risiken für die Arbeitswelt und dessen beteiligten.(Bundesminiterium für Wirtschaft und Energie, 2019) Vor allem die Personalentwicklung muss sich mit den neuen und schnelllebigen Bedingungen der Digitalisierung auseinandersetzen und Mitarbeiter auf Veränderung und Anforderungen vorbereiten.
In dieser Studienarbeit beschäftige ich mit der Auswirkung der Digitalisierung auf die Personalentwicklung. Zunächst werde ich mich mit dem Bereich Digitalisierung befassen und näher auf das Thema Robotic-Process-Automation (RPA) eingehen. Darauf folgend werde ich mich dem Bereich der Personalentwicklung widmen und die Chancen und Risiken aufzeigen.
Das Thema habe ich bewusst gewählt, da ich beruflich in der Digitalisierung mitwirke. Als Entwickler automatisiere ich manuelle Tätigkeiten von Mitarbeitern, welche durch Softwareroboter ausgeführt werden. Ich stoße auf viele Fragezeichen bei der Belegschaft und werde oft damit konfrontiert, dass ich doch deren Arbeitsplätze abschaffe. Trotz allem erhalte ich auch positives Feedback in Bezug auf monotone, langweilige und als lästig empfundene Arbeit, die nicht mehr täglich durch Menschenhand ausgeführt werden muss.
2 Digitalisierung
Es lassen sich mehrere Bedeutungen zum Begriff Digitalisierung finden. Es kann eine Modifikation von Geräten und Fahrzeugen oder eine digitale Umwandlung von Informationen sein. Gemeint ist eine kontinuierliche Umgestaltung der Arbeitswelt durch Einführung von technischen Arbeitsmitteln. Ein Beispiel sind Computer, die heutzutage die Arbeitsausstattung im Büro darstellen. Sie erleichtern die Informationsverarbeitung verschiedenster Arbeitsprozesse für Menschen. Deshalb sind sie nicht mehr weg zu denken und als wichtiges Arbeitsmittel anerkannt. In der dritten Revolution wird häufig von der „Computerisierung“ gesprochen. Mittlerweile leben wir in der vierten Industrialisierung. (Bendel, 2016)
2.1 Industrie 4.0
Industrie 4.0 und Digitalisierung werden oftmals gleichgestellt bzw. als Synonym verwendet, jedoch ist Industrie 4.0 nur ein Modewort welches grundsätzlich für vierte industrielle Revolution steht. Die Trennung dieser Begriffe ist somit richtig, denn Industrie 4.0 beschreibt einen Teil der industriellen Entwicklung. Mit der vierten Revolution ist die Vernetzung von industrieller Infrastruktur mittels Cyber-Physischer-Systeme gemeint.(Obermaier, 2017) Eine weitere Definition durch beschreibt den Begriff als „die Vernetzung aller menschlichen und maschinellen Akteure über die komplette Wertschöpfungskette sowie die Digitalisierung und Echtzeitauswertung aller hierfür relevanten Informationen, mit dem Ziel, die Prozesse der Wertschöpfung transparenter und effizienter zu gestalten, um mit intelligenten Produkten und Dienstleistungen den Kundennutzen zu optimieren.“. Der Autor legt offen, dass es sich dabei um die technische Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung der industriellen Welt handelt. Dadurch soll sich das Verhältnis zwischen Unternehmen und Kunden verbessern. (Roth, 2016)
Es lässt sich ableiten, dass sich eine neue Arbeitswelt entwickelt. Der Mensch ist in dieser Vernetzung nur noch teilweise Akteur, weswegen sich Ängste erahnen lassen, beispielsweise ob durch Industrie 4.0 die Arbeitsplätze sinken werden.(Andelfinger & Hänisch, 2017) Wie in der Einleitung erwähnt, nutze ich in meiner täglichen Arbeit die RPA Technologie, welches die Industrie 4.0 weiter vorantreiben wird. Bevor ich näher auf RPA eingehe, werde ich erstmal auf die Geschichte der Industrialisierung eingehen.
2.2 Historie der Industrialisierung
Wie in Abbildung 1 zu erkennen, hat die Menschheit schon 3 industrielle Revolutionen durchgemacht hat und ist heute bei der vierten angelangt. (Botthof & Hartmann, 2015)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In den bisherigen Revolutionen wurden manuelle, körperliche Arbeiten mechanisiert bzw. optimiert. Durch den technologischen Fortschritt im 21. Jahrhundert führt die aktuelle Revolution zur Vereinfachung von kognitiven Aufgaben, welche bisher in menschlicher Hand waren.
Die erste industrielle Revolution fand gegen Ende des 18. Jahrhunderts in der Textilbranche statt, wo mechanische Anlagen entwickelt und eingesetzt wurden, zum Beispiel der Webstuhl. (Spöttl & Windelband, 2017) (Peyrl, 2014)
Im 19. Jahrhundert begann Industrie 2.0, die besonders durch die elektrotechnische Industrie und dem Fließband geprägt war. Oft spricht man in diesem Zuge von Massenproduktionen. Besonders bekannt ist die Produktion von Autos durch Henry Ford. (Röben, 2017)
Mit der dritten Revolution brach das Zeitalter der speicherprogrammierbaren Steuerungen (SBS) an. Industrie 3.0 war besonders durch IT-gestützte Automatisierungen in der Industrie dominiert. Die Vernetzung zwischen Maschine und Mensch wurde vorangetrieben. Als Beispiel wird oft die Funktechnik erwähnt. (Röben, 2017)
Erstmals sprach man von der Industrie 4.0 in Hannover auf der Messe 2011 womit die vierte Revolution angekündigt worden ist. Häufig wird der Begriff auch in der deutschen Politik verwendet, wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie geht. Sogar Trägerverbände haben sich dem Thema angenommen um dessen Aktivitäten zu koordinieren. Es lässt vermuten, dass Industrie 4.0 mit einer Vermarktungsstrategie vergleichbar ist.
2.3 Robotic-Process-Automation
Ein Unternehmen muss sich durch den Druck der Konkurrenz und der Globalisierung schnellstmöglich den Anforderungen anpassen. (PwC, 2010) Zu den Trends der Industrialisierung gehören Standardisierung, Automatisierung und Spezialisierung. (Burgmaier & Hüthig, 2015) RPA wird dort in Unternehmen eingesetzt, wo noch Menschen benötigt werden um Eingaben in ERP1 Systemen zu tätigen.(Scheer, 2017)
Unter RPA kann man sich Software-Roboter (Bots) vorstellen, die verschiedenste Tätigkeiten am Computer ausführen. Am besten eignen sie sich für immer wiederkehrende, standardisierte Aufgaben. Die Roboter ahmen sozusagen dem Menschen nach. Der Vorteil liegt bei den niedrigen Lizenzkosten im Gegensatz zu den Lohnkosten für Mitarbeiter. (Safar, 2019)
Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das lässt sich schon an der Anzahl der angemeldeten Patenten erkennen. Im Bereich der Servicerobotik ist damit zu rechnen, dass Robotik in der Dienstleistung Branche zu einem Kernelement werden kann. (Expertenkommision Forschung und Innovation, 2016) Durch Bots werden in etwa ein Zehntel der Kosten verursacht, die sich im Wachstum der bestellten Bots wiederspiegeln. (KPMG, 2016) Als Erfolgsversprechend gelten Bots die im Backoffice, Seite an Seite mit dem Menschen arbeiten. Vollautomatisierte Prozesse die durch Bots ausgeführt werden verbessern die Geschwindigkeit eines Prozesses, hält die Qualität bei und senkt die Kosten. (Dose, 2017) Besonders geeignete Einsatzgebiete für Bots sind im Customer Service, Finance, Accounting und Human Resources. (IBM, 2016) (Institute for Robotic Process Automation, 2015)
3 Personalentwicklung
Unternehmen müssen sich in regelmäßigen Abständen neuen Veränderungszyklen stellen. Insbesondere der Personalentwicklungsbereich muss bestehende Anforderungsprofile an künftige Mitarbeiter in diesem Zusammenhang überdenken. Nur über diesen Weg kann eine internationale Wettbewerbsfähigkeit in der Arbeitswelt und vor allem in der Industrie gesichert werden. Durch Industrie 4.0 sind bereits in naher Zukunft Veränderungen in der Personalentwicklung absehbar. Es ist deshalb unabdingbar, sich zu Beginn mit Definitionen zu beschäftigen, die den Begriff Personalentwicklung an sich betreffen.
Schulers Definition zufolge geht es um ,,die Gesamtheit der Maßnahmen zur Ausbildung, Erhaltung und Förderung berufsbezogener Qualifikationen der Beschäftigten." (Schuler in Spieß & Winterstein, 1999). Knorr und Offer fügten im selben Jahr hinzu ,,Personalentwicklung zielt auf alle Mitarbeiter eines Betriebes." (Knorr & Offer, 1999) . Nun reichen diese Definitionen nicht mehr aus, um die Komplexität des Personalentwicklungsbereiches in ihrer Vollständigkeit zu erfassen. Was 1999 noch klar definierbar erschien und konkret geklungen haben mag, trifft auf neue Definitionen nicht mehr zu. Diese scheinen bereits 2008 mächtig aufgelockert, denn nach Wickel-Kirsch et al. klingt dies folgendermaßen ,,Personalentwicklung umfasst alle Maßnahmenbündel und Aktivitäten, die dazu dienen, die strategischen und operativen Anforderungen des Unternehmens und die Fähigkeiten, Fertigkeiten, Motivation und tatsächlichen Verhaltensweisen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in möglichst große Übereinstimmung zu bringen – und zwar mittel- bis langfristig.“ (Wickel-Kirsch, Janusch, & Knorr, 2008) . Bereits 9 Jahre Unterschied, die zwischen den Definitionen liegen, zeigen den extremen Wandel der Arbeitswelt. Personalentwicklung entpuppt sich als komplexe Tätigkeit. Jedoch ist zu sagen, dass sich der gegenwärtige Prozess an einem ähnlichen Schema orientiert. Die festgehaltene Unternehmensstrategie beeinflusst nämlich die Ziele der Personalentwicklung und ist die Basis aller weiteren Schritte, die eingeleitet werden. Erst danach wird ein Maßnahmenbündel erstellt, das der Zielerreichung dient. Oftmals sind es gezielte Trainings für Mitarbeiter, jedoch nicht nur. Das Methodenrepertoire wird beständig erweitert. Letztendlich beeinflusst dies nämlich die Fertigkeiten, Fähigkeiten, Motivationen und Verhaltensweisen der Mitarbeiter, die im Unternehmen benötigt werden. (Wickel-Kirsch, Janusch, & Knorr, 2008)
3.1 Chancen und Risiken der Industrie 4.0
Durch (industrielle) Revolutionen können sich für Menschen neue positive Effekte auf das Leben oder Verhalten ergeben. Eines der Gründe können neue Beschäftigungsfelder durch neue Technologien sein. In diesem Kapitel wird auf die Chancen und Risiken im Zeitalter der vierten industriellen Revolution näher eingegangen.
Nach einer Untersuchung von 702 Berufen anhand des "Gaussian Process Classifier“2 festgestellt, dass vor allem jene Jobs in Zukunft überleben werden, die Wahrnehmung und Manipulation bzw. kreative oder soziale Intelligenz erfordern. Man kann daher davon ausgehen, je höher man entlohnt bzw. qualifiziert ist, desto resistenter ist man gegen die Computerisierung. (Frey & Osborne, 2013)
In der Digitalisierung sieht man Chancen für neue Segmente im Dienstleistungsbereich, so ergibt sich beispielsweise bei der Bereitstellung von herstellerübergreifenden Services, präventive Wartung und schnelle Ersatzteilversorgungen eine neue Nische. Dies ist vor allem durch die schnellere Erhebung und Verarbeitung von Daten möglich. (Buhr, 2015)
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1 ERP ist die Abkürzung für Enterprise Resource Planning, übersetzt Geschäftsressourcenplanung.
2 Ein Gauß-Prozess ist ein stochastischer Prozess, wo jede endliche Teilmenge gaußverteilt ist. Der Prozess wird zur Modellierung von nicht- deterministischen Systemen aufgrund von Beobachtungen verwendet.