Einsatzmöglichkeiten von Alan Lightmans "Und immer wieder die Zeit - Einsteins Dreams" im Unterricht


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

15 Seiten, Note: 2-


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Sachanalyse

2. Didaktisch und methodisch zu beachtende Besonderheiten
2.1. Allgemeine praktische Gedanken zum Einsatz des Romans
2.2. Didaktische Überlegungen und Bezug zur Erlebniswelt der Schüler
2.3. Mögliche Alternative

3. Umsetzung der Erkenntnisse

4. Literatur

1. Einleitung und Sachanalyse

Um die hundert Jahre ist es her, dass Albert Einstein (damals noch kleiner Angestellter im Berner Patentamt) mit der jahrtausendelangen Vorstellung einer linear verlaufenden, „absoluten“ Zeit brach und damit die Grundfesten der physikalischen Wahrnehmung des Universums und der Welt erschütterte.

Aus der Faszination der Aussage seiner „Relativitätstheorie“, dass Zeit keine absolute Konstante, sondern ein relativer Wert ist, schöpft Alan Lightman die Anregung für sein 1993 erschienenes, als Roman betiteltes Buch „Und immer wieder die Zeit – Einstein’s Dreams“, welches in 30 kurzen Episoden fiktive Welten zeichnet, in denen jeweils verschiedene uns bekannte Eigenschaften der Zeit oder der Zeitwahrnehmung als außer Kraft gesetzt oder modifiziert dargestellt werden.

Einstein widerlegte in seiner berühmten „speziellen Relativitätstheorie“ die Annahme, die Zeit sei „absolut“, also eine unveränderliche Konstante, und wies nach, das sie stattdessen relativ ist. „Absolut“ hingegen ist die Lichtgeschwindigkeit (ca. 300000 km/s). Daraus folgt, dass die Zeit für einen Körper der sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegt, langsamer vergehen würde.

Als roter Faden fungiert für Lightman dabei ein Ausschnitt aus dem Leben Einsteins um 1905, in dem er ihn die Geschichten zur Zeit der Entwicklung seiner Theorie im Berner Patentamt träumen lässt. Diese jeweils für sich selbst stehenden und sich nicht aufeinander beziehenden Kapitel hält er in Form einer Art „Traumtagebuch“ fest.

Dabei lassen sich die imaginierten Traumwelten im Wesentlichen in zwei Hauptkategorien unterteilen. In etwa der Hälfte der Geschichten erscheint das Wesen der Zeit („Zeitfluss“ oder „Zeitrichtung“) selbst verändert. So gibt es beispielsweise eine Traumwelt, in der die Zeit rückwärts fließt, eine, in der die Zeit „klebrig“ ist oder eine, in der die Zeit kreisförmig verläuft usw.

Daneben sind Traumsequenzen gestellt, in denen die Wahrnehmung und/oder Rezeption der Zeit durch die Menschen eine andere ist oder in denen eine Änderung des menschlichen Wesens einen anderen Umgang mit der Zeit nach sich zieht. Beispiele hierfür sind etwa Welten, in denen die Zeit als gottgleich verehrt wird, eine in der ein Menschenleben ewig dauert, oder eine Welt, in der das Datum des Weltuntergangs festgelegt und allgemein bekannt ist.

Streng genommen ließen sich bei genauerer Betrachtung auch vereinzelt davon abweichend konstituierende Veränderungen auf anderen Ausgangsebenen feststellen, in zwei Geschichten besonders: Im Traum vom 10. Juni (S. 141 ff.) kann die Zeit nicht gemessen werden; Menschen, die dies versuchen werden von einer nicht näher genannten Macht „versteinert“.

Im Traum vom 11. Mai (S. 75 ff.) sind die Gesetze von Ordnung und Chaos sozusagen umgedreht, die Dinge streben von sich aus Ordnung und Formation; Im Frühjahr kommt es in Umkehrung des Frühjahrputzes zu einer Art „Großzerstörung“.

Lightman eröffnet die Mehrzahl seiner Geschichten mit einem mal eher umfassenden, mal näher auf Einzelschicksale gerichteten Blick auf das Leben in der Stadt, schildert diese Welten anhand kurzer Ausschnitte aus dem Leben verschiedener in ihr lebender Personen und taucht hier und da willkürlich etwas tiefer ein, wenn ein als besonders interessant erachteter Effekt nähere Beleuchtung zu verdienen scheint.

Im Allgemeinen führt er sozusagen wirkungsorientiert auf die Besonderheit der jeweiligen Welt hin, wobei er diese für gewöhnlich auch explizit benennt, teils im Laufe der Schilderung, teils vorangestellt.

Die Erzählperspektive ist auktorial und in der Regel unpersönlich.

Lightman hält sich aber nicht stringent an diese Schemata. So lässt er den Erzähler den Leser auch teilweise direkt ansprechen (der Traum vom 15. Mai etwa beginnt: „Stellen wir uns eine Welt vor, in der es keine Zeit gibt. Nur Bilder…“, S. 86) und variiert die stilistische Ausgestaltung der verschiedenen Kapitel je nach Gusto.

Desweiteren nimmt er sich die Freiheit Inkonsequenzen und logische Brüche zugunsten reizvoll erscheinender Gedanken und Geschichten hintenan zu stellen oder zu ignorieren.

Seinen Reiz bezieht „Einstein’s Dreams“ – auf der Basis der Gegenüberstellung der rationalen Betrachtung der Zeit als messbare Größe und zum anderen aus ihrer subjektiv-intuitiv beeinflussten Wahrnehmung – aus der auf fiktive Realitäten projizierten Umkehrung und Modifikation der im Allgemeinen als unveränderlich empfundenen Eigenschaften der allgegenwärtigen Zeit. Die Bewusstmachung der Kopplung des Phänomens Zeit an die menschliche Wahrnehmung regt zum Nachdenken an und führt dabei schnell zu den zentralen Fragen der Physik und der Philosophie. Dabei wird auch das Erleben des Zusammenspiels zwischen Vergangenheit und Erinnerung, Zukunft und Vorstellung und Gegenwart transparenter.

Drei der Traumwelten werden im Nachfolgenden genauer betrachtet.

Zum ersten ist da der Traum vom 8. Mai 1905 (S.63 ff.), den Lightman mit der nüchternen Feststellung „Die Welt wird am 26. September 1907 untergehen. Das weiß jeder.“ eröffnet. Der nahende Weltuntergang ist also eine allgemein bekannte Tatsache, wobei weder irgendwann mitgeteilt wird, warum die Welt untergeht, noch, wieso das alle wissen. Schauplatz der Geschichte ist, wie auch sonst, wenn die Veränderungen anhand des Alltags in einer Stadt beschrieben werden, Bern. Die Schilderung des Lebens in der Stadt setzt ein Jahr vor jenem 26. September ein und nähert sich ihm in einer Art Countdown. Dabei werden ein Monat, ein Tag, eine Minute und schließlich eine Sekunde vor dem Ende als Zeitangaben genannt, was stilistisch das Gefühl einer sich zusätzlich beschleunigenden Dynamik und Zuspitzung unterstützt.

Das Ende der Welt wird von Lightman aber nicht als bedrohlich und furchtbar, sondern eher als erlösend und von den Fesseln menschlicher Zwänge befreiend geschildert. Die Menschen hier grämen sich nicht in Furcht vor dem jüngsten Gericht, sie „reden unbeschwert“ (S.64), haben sich „versöhnt“, fühlen sich „erleichtert“, „singen“ und „lächeln“. Am letzten Tag sind „die Straßen von lachenden Menschen erfüllt“ (S. 65). Der Grund für diese Fröhlichkeit wird folgendermaßen erklärt: Es mache „den Menschen anscheinend nichts aus, dass die Welt bald untergeht, weil allen das gleiche Schicksal bevorsteht.“ Es sei eine „Welt der Gleichheit“ (S.65). Etwas später gehen „ein Rechtsanwalt und eine Postbeamtin, die einander nie zuvor begegnet sind, Arm in Arm“ spazieren, da „ihre bisherige gesellschaftliche Stellung“ nun keine Bedeutung mehr hat (S.66).

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Einsatzmöglichkeiten von Alan Lightmans "Und immer wieder die Zeit - Einsteins Dreams" im Unterricht
Hochschule
Universität Bremen
Note
2-
Autor
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V50445
ISBN (eBook)
9783638466615
Dateigröße
440 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einsatzmöglichkeiten, Alan, Lightmans, Zeit, Einsteins, Dreams, Unterricht
Arbeit zitieren
Alexis Pflug (Autor:in), 2005, Einsatzmöglichkeiten von Alan Lightmans "Und immer wieder die Zeit - Einsteins Dreams" im Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50445

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