Dante Alighieris poetische Jenseitsreise durch das Inferno (Hölle), Purgatorio (Läuterungsberg) und das Paradiso (Paradies), ist als eines der bedeutendsten Werke des Mittelalters in die Weltliteratur eingegangen. Entstanden ist die Divina Commedia wahrscheinlich zwischen 1304 und 1321. Bereits kurz nach Dantes Tod, am 13-14 September 1321 , beginnt die Dante- Rezeption und setzte sich bis heute fort. Sie lässt sich dabei in drei große kulturelle Phasen einteilen: von der Scholastik bis zum Humanismus, von der Renaissance bis zur Aufklärung und von der Romantik bis zum Strukturalismus. Im Rahmen dieser Arbeit soll die Rezeption der Commedia im Trecento näher betrachtet werden. Besonderes Augenmerk wurde auf Giovanni Bocaccio (1313-1375) gelegt, der unter anderem für seine Novellensammlung Decameron Berühmtheit erlangt hat. Uns sind seine Esposizioni sopra la Comedia di Dante (1373-1374), die auch als Cometo bezeichnet werden, überliefert. Diese sollen in dieser Arbeit näher beleuchtet werden und in den zeitgeschichtlichen Kontext gestellt werden. Es lassen sich zahlreiche Gründe für die Relevanz dieser thematischen Wahl finden: zum ersten gilt das Trecento aus literaturwissenschaftlicher Sicht als ein goldenes Jahrhundert, in dem Autoren die Dante zeitnah waren, den unumstrittenen Vorteil gegenüber den modernen Autoren haben, die Sprache auch als kulturelle Konnotationen unmittelbar entschlüsseln zu können . Boccaccio erkennt den unschätzbaren Wert der Commedia und Dantes, dem es nämlich gelingt ein episches Lehrgedicht in der Sprache des Volkes und nicht auf Latein, der Sprache der Intellektuellen, zu verfassen. Die aus heutiger Sicht nur noch schwer entschlüsselbare Enzyklopädie des Mittelalters, vereint kosmologisches, theologisches, mythologisches, politisches, zeitgenössisches und biblisches Wissen in einem kohärenten Wissenssystem. De Sanctis (1855) schreibt dazu: „La Divina Commedia è la più vasta unità che la mente umana abbia concetta, universo poetico con leggi e ordini a suoi proprii“ . Das Volgare wird kunstvoll verwendet, gleichwohl erst etwa ein Jahrhundert zuvor zum ersten Mal auf Italienisch geschrieben worden war. Mit Boccaccio beginnt somit erstmals ein volkssprachliches Kommentarwesen .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Gedanken
- Dante-Rezeption im Trecento
- Vorläufer Boccaccios
- Boccaccios Lesungen
- Esposizione litterale und allegorica
- Grenzen der Auslegung
- Boccaccio zwischen sprachlicher, theologischer und ideologischer Kritiken
- Das sprachliche Spannungsfeld
- Theologische Skepsis gegenüber der DC
- Die humanistische Auslegung der DC
- Ausblick zur Rezeptionsgeschichte bis heute
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rezeption der Divina Commedia im Trecento, insbesondere mit Giovanni Boccaccios Esposizioni sopra la Comedia di Dante. Sie untersucht die sozialen, kulturellen und sprachlichen Einflüsse, die Boccaccios Rezeption der Commedia prägten, und beleuchtet, wie die wandelnden Ideale des Humanismus eine neue Art der Auslegung des Werkes bedingten.
- Die Rezeption der Commedia im Trecento
- Die Bedeutung von Boccaccios Esposizioni sopra la Comedia di Dante
- Der Einfluss des Humanismus auf die Auslegung der Commedia
- Das Spannungsfeld zwischen sprachlicher und theologischer Kritik
- Die Bedeutung des Volgare für die Rezeption der Commedia
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitende Gedanken: Die Einleitung stellt die Divina Commedia als eines der bedeutendsten Werke des Mittelalters vor und skizziert die Rezeptionsgeschichte des Werkes. Sie betont die besondere Bedeutung von Giovanni Boccaccio als Rezipient der Commedia im Trecento und erläutert die Relevanz der thematischen Wahl.
- Dante-Rezeption im Trecento: Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick über die Rezeption der Commedia vor Boccaccio, mit Schwerpunkt auf den ersten Kommentaren, darunter Iacopo Alighieris Werk und der Ottimo Commento. Es beleuchtet die Bedeutung der Dante-Lesungen und die schriftliche Überlieferung.
- Boccaccio zwischen sprachlicher, theologischer und ideologischer Kritiken: Dieses Kapitel fokussiert auf die Herausforderungen und Spannungen, die Boccaccio bei seiner Rezeption der Commedia bewältigen musste. Es behandelt das Spannungsfeld zwischen dem Volkssprachlichen und der Gelehrtensprache, die theologischen Kontroversen um Dante, und die humanistische Auslegung der Commedia.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Divina Commedia, Dante Alighieri, Giovanni Boccaccio, Esposizioni sopra la Comedia di Dante, Trecento, Humanismus, Volgare, theologische Kritik, sprachliche Kritik, Rezeptionsgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Hanna Zeidler (Autor:in), 2013, Rezeption der "Divina Commedia" im Trecento. Boccaccios Esposizioni sopra la Comedia di Dante im Spiegel der Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504590