„Internationale Politik ist, wie alle Politik, ein Kampf um die Macht (...) Politik im engeren Sinne sucht entweder Macht zu erhalten, Macht zu vermehren oder Macht zu demonstrieren.“
Dieses Zitat von dem wohl wichtigsten Theoretiker des politischen Realismus, Hans Joachim Morgenthau, spiegelt die Grundeinstellung der Realisten wieder, von der ausgehend diese die internationale Politik, so wie diese wirklich beschaffen ist, analysieren.
Im folgenden werde ich die theoretischen Vordenker dieser Denkrichtung, angefangen mit Thukydides bis zu Thomas Hobbes, vorstellen, um die wesentlichen Ansatzpunkte, an die sich die modernen Theoretiker anlehnen, darzulegen. Darauf folgend werde ich den historisch-politischen Hintergrund, der die „Wiedergeburt“ des realistischen Denkens geprägt hat, erläutern, um dann die wesentlichen Grundannahmen, auf denen die Theorie aufbaut, vorzustellen. Da die moderneren Theoretiker sich in den Ansichten über die internationale Politik und das staatliche Handeln zwar ähnlich sind, aber in den Vorschlägen zur Friedensbewahrung unterscheiden, werde ich zunächst vertiefender auf Hans J. Morgenthaus Kritik bezüglich der bereits vorhandenen Instrumenten zur Friedenssicherung im internationalen Umfeld eingehen, daraufhin seinen Vorschlag zur Lösung des Problems mit den Vorschlägen anderer wichtiger Vertreter zu vergleichen, um im Fazit zu diskutieren, inwiefern der politische Realismus die heutige Struktur in den internationalen Beziehungen erklären kann und wo seine Grenzen liegen.
1.Einleitung
„Internationale Politik ist, wie alle Politik, ein Kampf um die Macht (...) Politik im engeren Sinne sucht entweder Macht zu erhalten, Macht zu vermehren oder Macht zu demonstrieren.“[1]
Dieses Zitat von dem wohl wichtigsten Theoretiker des politischen Realismus, Hans Joachim Morgenthau, spiegelt die Grundeinstellung der Realisten wieder, von der ausgehend diese die internationale Politik, so wie diese wirklich beschaffen ist, analysieren.
Im folgenden werde ich die theoretischen Vordenker dieser Denkrichtung, angefangen mit Thukydides bis zu Thomas Hobbes, vorstellen, um die wesentlichen Ansatzpunkte, an die sich die modernen Theoretiker anlehnen, darzulegen. Darauf folgend werde ich den historisch-politischen Hintergrund, der die „Wiedergeburt“ des realistischen Denkens geprägt hat, erläutern, um dann die wesentlichen Grundannahmen, auf denen die Theorie aufbaut, vorzustellen. Da die moderneren Theoretiker sich in den Ansichten über die internationale Politik und das staatliche Handeln zwar ähnlich sind, aber in den Vorschlägen zur Friedensbewahrung unterscheiden, werde ich zunächst vertiefender auf Hans J. Morgenthaus Kritik bezüglich der bereits vorhandenen Instrumenten zur Friedenssicherung im internationalen Umfeld eingehen, daraufhin seinen Vorschlag zur Lösung des Problems mit den Vorschlägen anderer wichtiger Vertreter zu vergleichen, um im Fazit zu diskutieren, inwiefern der politische Realismus die heutige Struktur in den internationalen Beziehungen erklären kann und wo seine Grenzen liegen.
2. Theoretische Vordenker
2.1 Thukydides (Macht und Recht)
Thukydides hat von 471 bis 400 vor Christus gelebt und war der Sohn einer angesehenen athenischen Familie. Im Zuge des Peloponnesischen Krieges, in
dem der spartanische Bund gegen Athen gekämpft hat und der in drei großen Etappen verlaufen ist, wurde Thukydides, als ein führender athenischer General nach einer verlorenen Schlacht, für zwanzig Jahre ins Exil geschickt, von wo er dann auch den weiteren Kriegsverlauf protokollierte. Mit seinem Schrifttum über den Kriegsverlauf ging Thukydides als einer der ersten realistischen Schreiber und Analytiker der internationalen Politik in die Geschichte ein.
Seine Überlegungen zu den wahren Gründen für den Kriegsausbruch, nämlich, dass der Machtzuwachs Athens in der Hellenischen Welt Sparta um seine Stellung in dem Mächtegleichgewicht Angst gemacht hat, begründeten erste Prämissen im modernen theoretischen Denken. Angst vor dem Machtzuwachs anderer und die daraus folgende Angst, den eigenen Machteinfluss zu verlieren, ist ein Grundzustand in den internationalen Beziehungen, der daraus gefolgert wird, dass es keine autoritäre und schlichtende Instanz, die zwischen den Staaten agiert, gibt und dass dieser Zustand kriegerische Auseinandersetzungen fördert.[2]
Ein weiterer wichtiger Schlüsseltext ist der Melier-Dialog, ein Gespräch zwischen dem athenischen Heer und dem Ältestenrat der unabhängigen, von Sparta gegründeten Insel Melos. In diesem Text wird die Bedeutung von Macht und Eigeninteressen gegenüber dem, was Recht oder Unrecht ist, dargestellt. Im Umgang der Athener mit den schwächeren Melieren und im beiderseitigen Argumentieren wird deutlich gemacht, dass der mächtigere das Sagen hat, selbst entscheidet, was Recht oder Unrecht ist und nur im Sinne seiner eigenen Interessen , nicht aber im Sinne der Moral oder Ethik handelt.[3]
2.2 Niccolo Machiavelli (Macht und Staatsraison)
Niccolo Machiavelli (1469-1527) war ein italienischer Diplomat und politischer Philosoph. Er erlebte den Zerfall der florentinischen Republik, die in mehrere eigenständige Staaten aufgeteilt wurde, die sich dann untereinander bekriegten, mit und verlor mit diesem seine Diplomatenstelle, wonach er sich auf sein Landgut zurückzog und das politische Geschehen von außen beobachtet und dokumentiert hat. In dieser Zeit entstanden seine wichtigsten Werke wie „Der Fürst“ und „Discorsi“ in denen er, geprägt von den politischen Erschütterungen in der alten Republik, Überlegungen zur Staatsgründung, Staatsform und Staatssicherheit anstellte.[4] Die für den Realismus prägende Überlegung war die aus der Menschlichen Natur abgeleitete Instabilität in den zwischenstaatlichen Beziehungen. Da ein Mensch nie genug hat und nie mit dem, was er hat, zufrieden ist, strebt er immer nach mehr, indem er den anderen etwas wegnimmt, wodurch Feindseligkeiten und Krieg permanente Zustände des menschlichen Daseins sind. „Die menschlichen Wünsche (sind) unersättlich, da die menschliche Natur alles begehrt und alles will, das Schicksal uns aber nur wenig gewähren kann.“[5] Aus der grundlegenden Instabilität aller politischer Verhältnisse folgert Machiavelli, dass es keine festgelegten Prinzipien für einen Staatsführer geben kann, an die er sich zu halten hat und stellt einige Grundsätze auf, die einen groben Handlungsrahmen vorgeben, um den Staat aufrechterhalten zu können. Die Handlungen eines Regierungschefs sollen sich nicht an ethische oder moralische Normen halten, da die anderen dieses auch nicht tun, und müssen außerdem immer den gegebenen Umständen angepasst werden, was die Verneinung an festgelegte staatliche Maximen und Interessen impliziert. Da jeder Staat, um sich aufrecht erhalten zu können, eine eigenständige Sicherheitspolitik betreiben muss, werden universelle Interessen auf internationaler Ebene abgelehnt und das zwischenstaatliche Milieu wird als ein Modell des permanenten Konfliktes dargestellt, indem eine neutrale oder friedliche Politik als Zeichen der Schwäche, das zu „Untergang“ führt, dargestellt und die Machtpolitik der souveränen Staaten als einziges Mittel zum „Überleben“ favorisiert wird.[6]
2.3 Thomas Hobbes (Anarchie und Sicherheit)
Thomas Hobbes (1588-1679), ein politischer Philosoph aus England, wurde in seinen Überlegungen von dem englischen Bürgerkrieg, in dem das Parlament die Krone stürzen wollte, beeinflusst, wobei er sich für die Monarchie eingesetzt hat und nach dem Sturz der Königs aus England fliehen musste. Seine Überlegungen bezogen sich primär auf die nationale Ebene, wobei aber die Feststellung des Krieges aller gegen alle auch auf die internationale Politik übertragbar ist.[7] Ausgehend von der Feststellung, dass alle Menschen von Natur aus prinzipiell gleich sind, denn wenn eine Person in einem bestimmten Bereich besonders gut ist, so gleicht sich dieses aus, weil eine andere Person in einem anderen Bereich besonders gut ist, werden dem Menschen daraus demzufolge drei negative Eigenschaften zugeschrieben, die alle inne haben und aus denen der permanente Kriegszustand aller gegen alle folgt. Alle Menschen streben nach Ruhm, um sich voneinander unterscheiden zu können; dadurch sind sie in einem ständigen Wettbewerb untereinander, woraus die ständige Unsicherheit gegenüber den anderen resultiert. Um diesen Zustand der Anarchie zu überwinden, entwickelte Hobbes den Leviathan, an den die Menschen im Staat alle ihre politischen Rechte abgeben, wofür dieser ihnen Sicherheit garantiert. Da es aber keinen Leviathan für die zwischenstaatlichen Beziehungen geben kann- denn die Sicherheitsgarantie auf internationaler Ebene wäre nur eine geringfügige Optimierung gegenüber der Sicherheit auf nationaler Ebene, und dieses würde sich mit dem vollständigen Machtverlust nicht verrechnen- ist die zwischenstaatliche Welt in einem unüberwindbaren Zustand der Anarchie.[8]
3. Historisch-politischer Entstehungshintergrund
Der politische Realismus entstand in seiner heutigen Theorieform als die Gegenbewegung zum Idealismus, der an die Vernunft und Moralität der Menschen appelliert. Nach den Erfahrungen im ersten Weltkrieg war das Bestreben um den Frieden und ein harmonisches Miteinander zwischen Staaten sehr hoch. Um den Kriegseintritt der USA zu legitimieren, stellte der damalige amerikanische Präsident Woodrow Wilson einen Zwölf-Punkte-Plan auf, der zum Kriegsende die Gründung eines Völkerbundes zur Friedensbewahrung vorsah. Die Idee des Idealismus und seiner praktischen Lösung, dem Völkerbund, beruhte auf Kants Artikel zum ewigen Frieden. Ausgehend von der Annahme, dass alle Menschen nach Frieden streben, beschloss man mit dieser Institution, diesen zu verwirklichen. Die neuaufkommenden Konflikte im internationalen Milieu, sowie
[...]
[1] Morgenthau, Hans J., Macht und Frieden. Grundlegung einer Theorie der internationalen Politik, Gütersloh 1963, S. 69, 81.
[2] Vgl. Viotti, Paul R./Kauppi, Mark V., International relations theory. Realism, pluralism, globalism, New York, S. 37-39.
[3] Vgl. Donnelly, Jack, Realism and international Relations, Cambridge 2000, S. 24-25.
[4] Vgl. Viotti, Paul R./Kauppi, Mark V., International relations theory. Realism, pluralism, globalism, New York, S. 39-41.
[5] Machiavelli, Niccolo, Discorsi 2, Vorrede, S. 163.
[6] Münkler, Herfried, Niccolo Machiavelli. Gedanken zu den zwischenstaatlichen Beziehungen, in: Bellers (Hrsg.), Staatsentwürfe, a.a.O., S. 37-55.
[7] Vgl. Viotti, Paul R./Kauppi, Mark V., International relations theory. Realism, pluralism, globalism, New York, S. 40-41.
[8] Vgl. Donnelly, Jack, Realism in international Relations, Cambridge 2000, S. 13-15.
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