Das biologische Geschlecht von Neugeborenen in Deutschland wird direkt nach ihrer Geburt festgeschrieben, da sie aufgrund der aktuellen Rechtslage zwingend einem der Personenstände - weiblich oder männlich - zugeordnet werden müssen. Diese dichotome Zuweisung von Geschlechtlichkeit an Individuen, inklusive der eigenen Person, spielt in den meisten modernen Kulturkreisen eine so dominante Rolle, dass sie als elementare, soziale Ordnungskategorie die Lebenswelt in vielen Bereichen beeinflusst.
Es sollte trotz alledem jedoch mittlerweile weithin bekannt sein, dass es eine Vielzahl von Menschen gibt, die sich nicht mit diesen, durch eine binäre Geschlechterordnung geprägten Konzepten identifizieren können und/oder wollen. Diese Personen werden im aktuellen fachsprachlichen Diskurs als Transidente oder Trans* (veraltet und alltagssprachlich auch Transsexuelle) bezeichnet, und demonstrieren ein breites Spektrum von Identitäten, Lebensweisen und Konzepten, die über die Zweigeschlechternorm hinausgehen, auch solche, die sich nicht geschlechtlich verorten (lassen) möchten.
Aktuell findet dieses gesellschaftlich immens polarisierende Spektrum der menschlichen Lebens- und Ausdrucksweisen jedoch oft nur in sehr geringem Umfang und teils umstritten Einzug in den schulischen (Biologie-)Unterricht und in die integrierte Sexualerziehung. Insbesondere jedoch in Anbetracht der zum Teil immensen Diskriminierung und Nichtanerkennung Transidenter im öffentlichen Leben, der häufig bestehenden Verunsicherung und Ratlosigkeit im sensiblem Umgang mit dieser Thematik und nicht zuletzt des potenziell großen Bildungs- und Reflexionsanlasses speziell in Bezug auf die meist selbstverständliche, naturalisierte Hinnahme der Zweigeschlechtergesellschaft und dem Verständnis von Geschlecht generell, wohnt der Thematisierung von Trans* ein signifikanter pädagogischer Wert inne. Worin dieser pädagogische Wert genauer besteht und warum das Themenfeld der Transidentität und Trans* relevant für eine zeitgemäße Sexualerziehung im Biologieunterricht ist, wird in dieser Arbeit thematisiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangslage und Problemhintergrund
- Erkenntnisinteresse
- Methodik und Vorgehensweise
- Theoretischer Rahmen und Begriffsdefinitionen
- Identität
- Geschlecht und Geschlechtsidentität
- Biologische Perspektive - Sex
- Soziologisch-reflexive Perspektive ~ Gender
- Kritik an der Sex-Gender-Dichotomie
- Trans & Transidentität
- Trans* & Transidentität und die Geschlechterbinarität
- Problematik der Psychopathologisierung
- Relevanz für eine zeitgemäße Sexualerziehung im Biologieunterricht
- Schule als institutioneller Ort der Sozialisation und Identitätsentwicklung in Relation zu Trans*
- Aufgaben der allgemeinen Sexualerziehung in der Schule anhand des Beispiels des Bundeslandes NRW
- Integration von Trans* in den Biologieunterricht - Notwendigkeit und Chancen.
- Ausblick & Diskussion
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Relevanz von Trans* & Transidentität für eine zeitgemäße Sexualerziehung im Biologieunterricht. Die Arbeit analysiert die aktuelle Situation in Bezug auf die Einbeziehung von Trans* in den Biologieunterricht und die Herausforderungen, die sich aus dieser Thematik ergeben. Sie beleuchtet zudem den pädagogischen Wert der Thematisierung von Trans* im Biologieunterricht und zeigt die Notwendigkeit einer umfassenderen Sichtweise auf Geschlechtsidentität im Bildungssystem auf.
- Die aktuelle Situation von Trans* in der Gesellschaft und im Bildungssystem
- Das Konzept von Geschlecht und Geschlechtsidentität, einschließlich der Kritik an der Sex-Gender-Dichotomie
- Die Bedeutung von Trans* & Transidentität für eine zeitgemäße Sexualerziehung
- Die Rolle der Schule als Ort der Sozialisation und Identitätsentwicklung
- Die Herausforderungen und Chancen der Integration von Trans* in den Biologieunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt die Ausgangslage und den Problemhintergrund der Arbeit dar. Sie thematisiert die dichotome Zuweisung von Geschlecht und die dominierende Rolle dieser Kategorie in der Gesellschaft. Außerdem wird der Begriff Trans* & Transidentität eingeführt und die Relevanz der Thematik für die Sexualerziehung im Biologieunterricht betont.
- Kapitel 2: Theoretischer Rahmen und Begriffsdefinitionen
Dieses Kapitel behandelt verschiedene theoretische Konzepte, die für das Verständnis der Thematik relevant sind. Es werden die Begriffe Identität, Geschlecht und Geschlechtsidentität aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, darunter die biologische und die soziologische Perspektive. Der Fokus liegt auf der Kritik an der Sex-Gender-Dichotomie und der Einordnung von Trans* & Transidentität in den Kontext der Geschlechterbinarität. Darüber hinaus wird die Problematik der Psychopathologisierung von Transidentität aufgegriffen.
- Kapitel 3: Relevanz für eine zeitgemäße Sexualerziehung im Biologieunterricht
In diesem Kapitel wird die Relevanz der Thematik von Trans* & Transidentität für eine zeitgemäße Sexualerziehung im Biologieunterricht untersucht. Es wird die Schule als institutioneller Ort der Sozialisation und Identitätsentwicklung in Bezug auf Trans* betrachtet. Außerdem werden die Aufgaben der allgemeinen Sexualerziehung in der Schule anhand des Beispiels des Bundeslandes NRW beleuchtet. Das Kapitel behandelt die Notwendigkeit und Chancen der Integration von Trans* in den Biologieunterricht.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Trans* & Transidentität, Geschlechtsidentität, Sexualerziehung, Biologieunterricht, Geschlechterbinarität, Inklusion, Diversität, Sozialisation, Identitätsentwicklung und Pädagogik. Diese Themenfelder werden in verschiedenen Perspektiven und Kontexten analysiert, um die Bedeutung der Thematik für die heutige Gesellschaft und das Bildungssystem zu verdeutlichen.
- Quote paper
- Melina Gerdtz (Author), 2017, Abseits der Geschlechterbinarität. Trans* & Transidentität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/505056