Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem wirtschaftlichen Erfolg des Emslandes am Beispiel des Emslandplanes. Dabei wird die Frage beantwortet, ob der heutige wirtschaftliche Erfolg des Emslandes allein mit Aufholprozessen in Folge der Strukturreformen und der planmäßigen regionalen Wirtschaftsförderung seit 1951 zu erklären ist. Es erfolgt zum einen eine regional-historische Beschreibung sowie eine regional-vergleichende Analyse grundsätzlicher Faktoren und Leitlinien des ökonomischen Strukturwandels und der nachholenden Industrialisierung im Emsland. Zum anderen – ebenfalls unter Einschluss regionaler Binnendifferenzierung – werden dominante Charakteristika raumbezogener Identität im Emsland, deren historische Wurzeln und deren ökonomisches Potenzial beschrieben.
Die wirtschaftliche Entwicklung im Westen Niedersachsens verlief in den vergangen zwanzig Jahren überaus dynamisch. Die Auswertung statistischer Daten des Untersuchungszeitraums 1994 bis 2004 sowie zuletzt die aktuelle Konjunkturanalyse 11.2011 des Landesbetriebs für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) zeigen, dass die Landkreise Ammerland, Cloppenburg, Emsland und Vechta landesweit das stärkste Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und der Erwerbstätigenquote aufweisen. Dabei stellen sich folgende Fragen: Welche Faktoren waren und sind dafür verantwortlich, dass im Emsland eine dynamische ökonomische Entwicklung in Gang gesetzt werden konnte? Ist möglicherweise eine spezifische kulturelle Identität oder regionale Mentalität die Triebkraft der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung dort? Sind vor dem Hintergrund von Ungleichzeitigkeit Fähigkeiten bewahrt worden oder konnten aufgrund der Randständigkeit im Emsland Kompetenzen entstehen, die die Fähigkeit zum Aufholen bestärkten, die aufgrund des allgemeinen Fortschritts anderswo verschüttet sind und die heute zielführend genutzt werden können?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Fragestellungen und Ziele dieser Arbeit
- 1.2 Begriffsklärungen
- 1.3 Methodische Zielführung und Forschungslage
- 2 Das Untersuchungsgebiet im Westen Niedersachsens
- 2.1 Region als Referenzfolie wirtschaftlicher Entwicklung
- 2.2 Definition der Untersuchungsregion Emsland
- 2.2.1 Konstitutive Gemeinsamkeiten und Abgrenzungen
- 2.2.2 Naturpotenzial, Landschaftsgliederung, räumliche Grundausstattung
- 2.2.3 Bevölkerung und Sozialstruktur
- 2.3 Die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim heute
- 3 Wirtschaftliche Regionalentwicklung, Aufholprozesse und Evolutionsökonomik
- 3.1 Ein ökonomietheoretischer Rahmen für eine historische Untersuchung
- 3.1.1 Die Hervorhebung der sozialen Dimension für ein Mehrverständnis ökonomischer Veränderungsprozesse: das Analysemodell
- 3.1.2 Heutige Rahmenbedingungen regionaler Entwicklung
- 3.1.3 Nachholende Modernisierung und Schritthalten durch Imitation
- 3.2 Mögliche Bedingungsfaktoren für wirtschaftlichen Erfolg im Emsland
- 3.3 Aufholprozesse als Ergebnis staatlicher Förderung
- 3.4 Die Bedeutung informeller Institutionen für ökonomischen Fortschritt
- 4 Leitlinien der Wirtschaftsgeschichte und der Regionalentwicklung des Emslandes
- 4.1 Zurechtkommen wollen im Emsland des Mittelalters
- 4.2 Wirtschaft, Handel und Verkehr vor dem 20. Jahrhundert
- 4.3 Die Förderung und Erschließung des Emslandes
- 4.3.1 Moorkultivierung, Siedlung und Erschließungsversuche bis 1945
- 4.3.2 Der Emslandplan
- 4.3.3 Regionale Förderung im Vergleich
- 4.4 Die Obergrafschaft als Teil des Textilindustriegebietes Westmünsterland
- 4.5 Nachholende Ökonomisierung der Ressourcenverwendung
- 4.6 Regionale Ungleichzeitigkeit ökonomischer Entwicklungen
- 5 Dominante Charakteristika raumbezogener Identität im Emsland und ihr ökonomisches Potenzial
- 5.1 „mental maps“ und raumbezogene Identifikationen
- 5.2 Mentalitätsformung durch Sozialisation
- 5.2.1 Konstrukte der Charakteristika als „das Profil“ des Emslandes
- 5.2.2 Regionale Identität als räumlich-soziale Selbsteinschätzungen der Menschen
- 5.2.3 Kollektive Erinnerungen zwischen Ems und Vechte und ihre Abgrenzungen
- 5.3 Regionale Identität als Basis sozialen und ökonomischen Engagements vor Ort
- 6 Resümee
- 6.1 Vom „circulus vituosus“ zum „Positiv-Syndrom“
- 6.2 Regionale Kernkompetenzen und regionale Mentalitäten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die wirtschaftliche Entwicklung im Emsland, insbesondere die Faktoren, die zu dem dynamischen Wachstum in den vergangenen Jahrzehnten geführt haben. Die Arbeit hinterfragt die gängige Annahme, dass der Emslandplan allein für den Erfolg verantwortlich ist. Stattdessen wird nach weiteren Einflussfaktoren gesucht, inklusive der Rolle regionaler Identität und Mentalität sowie der Bedeutung von spezifischen Kompetenzen, die im Emsland möglicherweise aufgrund seiner Randlage erhalten geblieben oder entstanden sind.
- Analyse der Faktoren für die wirtschaftliche Entwicklung im Emsland
- Bedeutung des Emslandplans im Kontext anderer Einflussfaktoren
- Rolle regionaler Identität und Mentalität für die wirtschaftliche Entwicklung
- Untersuchung spezifischer Kompetenzen und deren Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg
- Beurteilung der These von Ungleichzeitigkeiten in der ökonomischen Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung beschreibt die dynamische wirtschaftliche Entwicklung im westlichen Niedersachsen und die Notwendigkeit, die Faktoren hinter dem Erfolg des Emslandes jenseits des Emslandplans zu untersuchen. Die Arbeit stellt drei Leitfragen auf: Welche Faktoren waren für den wirtschaftlichen Aufschwung verantwortlich? Spielte regionale Identität eine Rolle? Gab es spezifische Kompetenzen, die zum Erfolg beitrugen?
2 Das Untersuchungsgebiet im Westen Niedersachsens: Dieses Kapitel definiert die Untersuchungsregion, das Emsland, und beschreibt seine geografischen, demografischen und sozioökonomischen Merkmale. Es liefert einen Überblick über die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim und deren heutige Situation, um einen Kontext für die historische Analyse zu schaffen.
3 Wirtschaftliche Regionalentwicklung, Aufholprozesse und Evolutionsökonomik: Dieses Kapitel legt den theoretischen Rahmen für die Untersuchung fest. Es diskutiert ökonomische Theorien der regionalen Entwicklung, einschließlich des Konzepts nachholender Modernisierung und der Bedeutung sozialer Faktoren. Die Rolle staatlicher Förderung und informeller Institutionen wird analysiert.
4 Leitlinien der Wirtschaftsgeschichte und der Regionalentwicklung des Emslandes: Dieses Kapitel untersucht die historische Entwicklung des Emslandes, beginnend mit dem Mittelalter, bis hin zur Entwicklung des Emslandplans. Es analysiert verschiedene Phasen der wirtschaftlichen Entwicklung und die Rolle der staatlichen Förderung im Vergleich zu anderen Regionen. Die Entwicklung der Obergrafschaft im Kontext des westmünsterländischen Textilgebietes wird ebenfalls betrachtet.
5 Dominante Charakteristika raumbezogener Identität im Emsland und ihr ökonomisches Potenzial: Dieses Kapitel befasst sich mit der Bedeutung regionaler Identität und Mentalität. Es untersucht, wie die soziale Identität und kollektive Erinnerungen die wirtschaftliche und soziale Entwicklung beeinflussen könnten. Es analysiert „mentale Karten“ und die Selbstwahrnehmung der Emsländer Bevölkerung.
Schlüsselwörter
Emsland, Wirtschaftsentwicklung, Regionalentwicklung, Emslandplan, Aufholprozesse, regionale Identität, Mentalität, Evolutionsökonomik, Strukturwandel, Westniedersachsen, staatliche Förderung, informelle Institutionen, ökonomische Ungleichzeitigkeit, Kompetenzen.
Häufig gestellte Fragen zur Masterarbeit: Wirtschaftliche Entwicklung des Emslandes
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht die wirtschaftliche Entwicklung des Emslandes in Westniedersachsen, insbesondere die Faktoren, die zu seinem dynamischen Wachstum in den vergangenen Jahrzehnten beigetragen haben. Sie hinterfragt die gängige Annahme, dass der Emslandplan allein für den Erfolg verantwortlich ist und sucht nach weiteren Einflussfaktoren, wie regionale Identität, Mentalität und spezifische Kompetenzen.
Welche Forschungsfragen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit untersucht drei zentrale Forschungsfragen: Welche Faktoren waren für den wirtschaftlichen Aufschwung des Emslandes verantwortlich? Spielte regionale Identität eine Rolle? Gab es spezifische Kompetenzen, die zum Erfolg beitrugen?
Welche Methoden werden in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit verwendet einen ökonomietheoretischen Rahmen, der die soziale Dimension ökonomischer Veränderungsprozesse berücksichtigt. Sie analysiert historische Daten zur Wirtschaftsentwicklung des Emslandes, untersucht die Bedeutung des Emslandplans im Vergleich zu anderen regionalen Fördermaßnahmen und analysiert die Rolle regionaler Identität und Mentalität mithilfe von Konzepten wie „mental maps“.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Beschreibung des Untersuchungsgebietes (Emsland), theoretischer Rahmen (ökonomische Regionalentwicklung), historische Entwicklung des Emslandes, regionale Identität und ihr ökonomisches Potenzial, sowie ein Resümee.
Welche Rolle spielt der Emslandplan in der Arbeit?
Der Emslandplan wird in der Arbeit nicht als alleinige Ursache für den wirtschaftlichen Erfolg des Emslandes betrachtet, sondern im Kontext anderer Einflussfaktoren untersucht. Seine Bedeutung wird im Vergleich zu anderen regionalen Fördermaßnahmen analysiert.
Welche Bedeutung hat regionale Identität für die wirtschaftliche Entwicklung des Emslandes?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung von regionaler Identität und Mentalität als Einflussfaktoren auf die wirtschaftliche Entwicklung. Sie analysiert, wie soziale Identität und kollektive Erinnerungen die wirtschaftliche und soziale Entwicklung beeinflussen könnten.
Welche weiteren Faktoren werden neben dem Emslandplan betrachtet?
Neben dem Emslandplan werden weitere Faktoren wie spezifische Kompetenzen, die im Emsland möglicherweise aufgrund seiner Randlage erhalten geblieben oder entstanden sind, sowie die Rolle informeller Institutionen berücksichtigt.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis der Arbeit relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Emsland, Wirtschaftsentwicklung, Regionalentwicklung, Emslandplan, Aufholprozesse, regionale Identität, Mentalität, Evolutionsökonomik, Strukturwandel, Westniedersachsen, staatliche Förderung, informelle Institutionen, ökonomische Ungleichzeitigkeit, Kompetenzen.
Welche These wird in der Arbeit vertreten?
Die Arbeit stellt die These auf, dass der wirtschaftliche Erfolg des Emslandes nicht allein auf den Emslandplan zurückzuführen ist, sondern auf ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, darunter regionale Identität, spezifische Kompetenzen und die Bewältigung von Herausforderungen aufgrund der Randlage.
Wo finde ich die vollständige Arbeit?
Die vollständige Arbeit ist [hier den Link zur Arbeit einfügen, falls verfügbar].
- Quote paper
- Ingo Harmrolfs (Author), 2012, Der Emslandplan. Alleiniger Erfolgsfaktor für die wirtschaftlichen Aufholprozesse im Westen Niedersachsens?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/505225