Dem Rosgartenmuseum, inmitten der Konstanzer Altstadt, lässt sich, seit seiner Gründung 1870, ein hoher Stellenwert für die Bodenseeregion zuschreiben. In langer Tradition widmet sich das Museum Kunst- und Kulturgeschichte der Stadt Konstanz und der umliegenden Region. Die jährliche Sonderausstellung 2018 lief unter dem Titel "Charakterköpfe - Bodenseegeschichte in Porträts, Miniaturen und frühen Fotografien". Den Kuratoren ist es hierbei gelungen, einen imposanten Querschnitt an Portraits verschiedener Epochen und verschiedener Gesellschaftsschichten darzubieten.
Zu Beginn der Ausstellung lassen sich Einzelportraits Geistlicher sowie Adliger und Patrizier betrachten, denen zunächst das Vorrecht solcher Selbstdarstellung ab dem Mittelalter zuteil war. Die nächste Epoche der Portraits steht unter der Überschrift "Der Glanz der Höfe" und zeigt größtenteils die neuen politischen Herrscher im Bodenseeraum nach dem Sieg Napoleons über Habsburg und seine Verbündeten. Die grüne Wand der Ausstellung (man muss anmerken, dass die verschiedenen Epochen farblich voneinander abgegrenzt wurden) zeigt Portraits bürgerlicher Unternehmer, die es mit dem tiefgreifenden Wirtschaftswandel 1720 in die Bodenseestädte zog.
Auch für Künstler war der Bodensee ein attraktiver Schaffensort. Hauptsächlich lagen deren Intentionen, ein Portrait oder sogar Selbstportrait anzufertigen, darin, eine Art Selbstsuche und Selbstvergewisserung in unsicheren Zeiten zu schaffen. Hierzu folgt in der Arbeit eine genauere Auseinandersetzung mit dem Künstler Otto Dix. Die Ausstellung schließt, neben einem Einblick in die Anfänge der Fotografie, mit Kinderbildern auf gelber Wand, sowie den vergessenen Demokraten auf Rot.
Inhaltsverzeichnis
- Rosgartenmuseum Konstanz
- Ausstellung, Charakterköpfe – Bodenseegeschichte in Porträts, Miniaturen und frühen Fotografien'
- Otto Dix und der Bodensee
- Bildnis des Dichters Wilhelm von Scholz
- Der Mensch vor und hinter der Kunst
- Abbildungen
- Kunstraum Kreuzlingen
- Florian Germann, Die Stral 2
- Sechs Tonnen Sand
- Abbildungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Geschichte der Bodenseeregion, speziell im Kontext der Kunst und Kultur. Sie analysiert die Sonderausstellung "Charakterköpfe - Bodenseegeschichte in Porträts, Miniaturen und frühen Fotografien'" im Rosgartenmuseum Konstanz sowie die aktuelle Arbeit des Kunstraums Kreuzlingen.
- Entwicklung der Porträtmalerei in der Bodenseeregion
- Die Rolle von Künstlern und Literaten am Bodensee im 20. Jahrhundert
- Die politische und gesellschaftliche Bedeutung des Bodensees als Grenzregion
- Die Bedeutung von Kunst als Vermittler zwischen Kulturen
- Das Verhältnis von Kunst und Politik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
1. Rosgartenmuseum Konstanz
Das Rosgartenmuseum Konstanz, gegründet im Jahr 1870, widmet sich der Kunst- und Kulturgeschichte der Stadt Konstanz und der umliegenden Region. Die Sonderausstellung "Charakterköpfe - Bodenseegeschichte in Porträts, Miniaturen und frühen Fotografien'" zeigt einen Querschnitt an Portraits verschiedener Epochen und Gesellschaftsschichten. Sie bietet Einblicke in die Entwicklung der Porträtmalerei von mittelalterlichen Geistlichen und Adligen bis hin zu bürgerlichen Unternehmern des 18. Jahrhunderts.
1.1. Ausstellung, Charakterköpfe – Bodenseegeschichte in Porträts, Miniaturen und frühen Fotografien'
Die Ausstellung präsentiert die Entwicklung der Porträtmalerei in der Bodenseeregion, beginnend im Mittelalter mit Portraits von Geistlichen, Adligen und Patriziern. Nach dem Sieg Napoleons über Habsburg und seine Verbündeten, zeigt die Ausstellung die Portraits der neuen politischen Herrscher im Bodenseeraum unter der Überschrift "Der Glanz der Höfe". Die Wand der Ausstellung zeigt Portraits bürgerlicher Unternehmer, die durch den Wirtschaftswandel des 18. Jahrhunderts in die Bodenseestädte zogen. Die Ausstellung endet mit einem Einblick in die Anfänge der Fotografie.
1.2. Otto Dix und der Bodensee
Der Künstler Otto Dix verbrachte die Zeit zwischen 1933 und 1945 am Bodensee, vor allem auf der Halbinsel Höri. Aufgrund seiner Kritik an den Nationalsozialisten sah er sich gezwungen, eine "innere Emigration" in den Süden Deutschlands zu wählen, mit der Option, im Falle weiterer politischer Veränderungen in die Schweiz zu fliehen. Seine Werke aus dieser Zeit zeigen hauptsächlich Landschaften, christliche Allegorien und Auftragsportraits, um den Nationalsozialisten nicht zu missfallen.
1.3. Bildnis des Dichters Wilhelm von Scholz
Das Werk "Bildnis des Dichters Wilhelm von Scholz" von Otto Dix zeigt einen wohlgenährten Mann in Anzug, der vor der Kulisse eines Sees in einem opulenten roten Stuhl Platz genommen hat. Der dargestellte Mann trägt einen Siegelring und sitzt auf einem kunstvoll verzierten Stuhl. Im Hintergrund ist ein Hund dargestellt, der den Betrachter fixiert. Das Portrait wurde 1953 auf der Terrasse des Anwesens Schloss Seeheim gezeichnet, das ab 1890 in Besitz der Familie Scholz war.
1.4. Der Mensch vor und hinter der Kunst
Das "Bildnis des Dichters Wilhelm von Scholz" wirft Fragen auf, die sich auf die politischen Verhältnisse in Deutschland und die Lebensumstände von Otto Dix und Wilhelm von Scholz beziehen. Wilhelm von Scholz, der 1941 in die NSDAP eintrat, teilte die politischen Ansichten der Nationalsozialisten und wurde im Zweiten Weltkrieg von Adolf Hitler in die "Gottbegnadeten-Liste" der wichtigsten Schriftsteller aufgenommen. Die beiden Adler an der Kopfstütze des Stuhls im Portrait können als Symbol für die Heimatliebe interpretiert werden. Die Tatsache, dass ein als "entartet" diffamierter Künstler einen bekennenden Nationalsozialisten porträtierte, ist bemerkenswert. Möglicherweise spielte der lokale Faktor eine Rolle, da Otto Dix auf der Halbinsel Höri ansässig war und Wilhelm von Scholz in Konstanz lebte. Zudem war Otto Dix Familienvater und musste seine Familie ernähren.
3. Kunstraum Kreuzlingen
Der Kunstraum Kreuzlingen, der sich in der Nähe zur deutsch-schweizerischen Grenze befindet, versteht sich als Vermittler zwischen den beiden Ländern. Der Kunstraum verfolgt das Ziel, durch Kunst Verbindungen zu schaffen und in einen Diskurs zu treten. In seinen Ausstellungen liegt der Schwerpunkt auf zeitgenössischer Kunst. Der Kunstraum bietet verschiedene Ausstellungsräume, darunter ein Tiefparterre, das als Plattform für elektronische Künste und experimentelle Projekte dient.
3.1. Florian Germann, Die Stral 2
Der Schweizer Künstler Florian Germann, dessen Wurzeln in Kreuzlingen liegen, hat einen individuellen Zugang zu Kunst, der für den Betrachter oft nicht sofort verständlich ist.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Porträtmalerei, Kunst und Kultur in der Bodenseeregion, der Rolle von Künstlern im 20. Jahrhundert, dem Verhältnis von Kunst und Politik sowie der Bedeutung von Kunst als Vermittler zwischen Kulturen. Weitere wichtige Begriffe sind die "innere Emigration", "Entartete Kunst" und die "Gottbegnadeten-Liste".
- Arbeit zitieren
- Franca Dangel (Autor:in), 2019, Kunstausstellung im Rosgartenmuseum Konstanz. Darstellung der Geschichte des Bodensees mit Charakterköpfen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/505424