Arbeiten an der Grenze. Berufliche Interventionsmöglichkeiten bei ausgewählten Symptomen der Borderline-Persönlichkeitsstörung


Hausarbeit, 2019

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Eingruppierung und berufliche Anforderungen bei einer Bearbeiterstelle gemäß EG6 TVöD

3 Borderline-Persönlichkeitsstörung
3.1 Persönlichkeit
3.2 Begriffsklärung und ausgewählte Symptomatik der Borderline-Persönlichkeitsstörung nach ICD-10 und DSM-5
3.3 Therapeutische Ansätze zur ausgewählten Symptomatik

4. Resümee: Abgeleitete berufliche Maßnahmen zur Förderung der Arbeitszufriedenheit

5. Ausblick

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (im Folgenden kurz: BPS) haben einen großen Leidensdruck. Soziale Interaktionen sind erschwert, berufliche Entwicklungen teilweise verzögert und gehemmt. Die Motivation zum Schreiben dieser Arbeit ergab sich für den Verfasser aus eigener Erfahrung mit einer Mitarbeiterin, bei der eine BPS diagnostiziert ist. Hieraus ergab sich die zentrale Fragestellung dieser Arbeit, Interventionsmöglichkeiten für den beruflichen Alltag zu entwickeln, welche die Arbeitszufriedenheit von Menschen mit einer BPS steigern können.

Zur Quellenlage kann konstatiert werden, dass die BPS in der Forschung noch offensiv untersucht wird. Selbst die Pathologie ist nicht abschließend geklärt. Therapieverfahren sind in vielversprechenden Ansätzen vorhanden und werden immer weiterentwickelt. Zum Themenkomplex der BPS in der Arbeitswelt und den daraus abgeleiteten Interventionsmöglichkeiten zur Förderung der Arbeitszufriedenheit bestehen aus Sicht des Verfassers noch weitere Forschungsschwerpunkte. Gute Ansätze finden sich bereits im Buch „Expedition Arbeit Wege in Beschäftigung für Menschen mit Borderline“ von Tilly und Grefenberg 2015.

Durch die persönliche Erfahrung des Verfassers und dem vorgegebenen Umfang dieser Arbeit werden zunächst in Kapitel zwei die beruflichen Anforderungen einer EG6 Stelle TVöD dargestellt, um dann darauf aufbauend in Kapitel drei nach einer kurzen Annäherung an den Begriff der „Persönlichkeit“, die BPS zu erklären und im Hinblick auf die beruflichen Anforderungen ausgewählte Symptome zu beschreiben. Abschließend werden dann einige Therapieansätze vorgestellt.

In Kapitel vier sollen dann betriebliche Maßnahmen zur ausgewählten Symptomatik aus den therapeutischen Ansätzen abgeleitet werden, die Mitarbeitern auf einer EG6 Stelle TVöD mit einer BPS Unterstützung zu geben vermögen, um ihre Arbeitszufriedenheit zu verbessern.

Ein Ausblick mit persönlichen Erkenntnissen für die Arbeit mit Mitarbeitern mit BPS schließt die Arbeit ab.

2. Eingruppierung und berufliche Anforderungen bei einer Bearbeiterstelle gemäß EG6 TVöD

um 01.10.2005 trat der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) in Kraft, welcher diverse vorhergehende Tarifverträge ablöste und Arbeitsverhältnisse von Bundes- wie auch Kommunalarbeitnehmern tiefgreifend weiterentwickelte.[1] Im Folgenden wird aufgrund der persönlichen Erfahrung des Verfassers und dem begrenzten Umfang dieser Arbeit ausschließlich der TVöD-Bund verwendet und dort konkret die Entgeltgruppe 6 gem. TV EntgO Bund (Büro-, Buchhalterei-, sonstiger Innen- und Außendienst) betrachtet. Dem allgemeinen Sprachgebrauch folgend wird für die Stellenbezeichnung in dieser Arbeit die Bezeichnung einer Stelle gem.“EG6 TVöD“ verwendet.[2]

Gemäß § 12 Abs. 1 TVöD erfolgt die Eingruppierung der Beschäftigten nach dem Tarifvertrag über die Entgeltordnung des Bundes (TV EntgO Bund). Nach Absatz 1 dieser Vorschrift sind die Beschäftigten in die „Entgeltgruppe eingruppiert, deren Tätigkeitsmerkmale die gesamte von ihr/ihm nicht nur vorübergehend auszuübende Tätigkeit entspricht.“ Die Tätigkeitsmerkmale ergeben sich nach § 2 Abs.1 TV EntgO Bund aus dessen Anlage 1 (Entgeltordnung) sowie den dazugehörigen Protokollerklärungen Nrn. 2, 5 und 6. Für eine EG6 TVöD-Stelle werden demnach vielseitige und gründliche Fachkenntnisse verlangt. Hierbei ist nicht vorgegeben wie sich die Beschäftigten diese Sachkunde aneignen. Wichtiger ist vielmehr, dass diese für die jeweilige Tätigkeit auch genutzt wird.[3]

Eine Grundvoraussetzung hierfür ist Gewissenhaftigkeit. Gewissenhaftigkeit wird als bedeutsamer Prädiktor für die Arbeitsleistung in der gesamten Arbeitswelt gesehen, da sie unabdingbar für die Aufgabenerfüllung ist.[4] Personen mit einem hohen Grad an Gewissenhaftigkeit sind konkret aufgabenfokussiert[5], was gerade im Aufgabenbereich einer Bearbeiterstelle von essentieller Wichtigkeit ist.

Ebenso von Bedeutung ist die emotionale Stabilität (bzw. ein geringer Grad an Neurotizismus) im beruflichen Kontext, denn affektivbetonte Personen erreichen auf der Karriereebene weniger als vergleichbare stabile Personen.[6] Emotionale Stabilität ist insofern nicht nur für die konkrete Arbeitsbewältigung von besonderer Bedeutung, sondern auch für den Zusammenhalt in einem Team. So hat das Item der emotionalen Stabilität auch Eingang in Persönlichkeitstests zur Personalauswahl gefunden wie beispielsweise in das Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung.[7]

Eine weitere hier zu nennende berufliche Anforderung ist die allgemeine kognitive Fähigkeit. Wie bereits erwähnt sind vielseitige und gründliche Fachkenntnisse ausschlaggebend für die Eingruppierung in eine EG6 TVöD-Stelle. Um sich Fachwissen anzueignen ist bereits eine Grundintelligenz notwendig. Unabdingbar ist Intelligenz dann jedoch bei der Anwendung des Wissens wie z.B. bei der rechtlichen Subsumption eines Sachverhaltes unter die Tatbestandsmerkmale einer Rechtsnorm. Vielfältige und tiefgreifende Aufgaben benötigen auch einen höheren Grad an Intelligenz.[8] Als Voraussagekriterium beruflichen Erfolgs bzw. beruflicher Leistungen ist Intelligenz (allgemeine kognitive Fähigkeit) nicht nur in einem bestimmten Bereich des allgemeinen Arbeitsmarktes ein verlässlicher Indikator, sondern auch bereichsübergreifend.[9]

Die in dieser Arbeit weiter zu verwendenden Anforderungen sind demnach resümierend:

- Gewissenhaftigkeit
- Emotionale Stabilität
- Allgemeine kognitive Fähigkeiten / Intelligenz

3 Borderline-Persönlichkeitsstörung

Im folgenden Kapitel wird nach einer kurzen Annäherung an den Begriff „Persönlichkeit“ eine Begriffsklärung sowie eine kurze Darstellung der Symptomatik der BPS erfolgen. Abschließend werden ausgewählte therapeutische Ansätze vorgestellt.

3.1 Persönlichkeit

Um sich dem Begriff der Persönlichkeitsstörung zu nähern, ist zunächst eine Klärung des Begriffes „Persönlichkeit“ vonnöten, damit die Auswirkungen einer Persönlichkeitsstörung ansatzweise (be-)greifbar gemacht werden können.

Der Begriff „Persönlichkeit“ kann von unterschiedlichen Seiten aus betrachtet werden. Es gibt eine ganze Reihe von Persönlichkeitstheorien und Erklärungsversuchen beginnend mit der Philosophie, die bis zu humanistischen Ansätzen reichen. Im Folgenden wird in Bezug zum Thema der Arbeit nur auf die psychologische Persönlichkeitsforschung eingegangen und hier ausschließlich auf den am weitesten akzeptierten deskriptiven Ansatz.

In der psychologischen Persönlichkeitsforschung haben sich für die Deskription der Persönlichkeit weitgehend die sogenannten „Traits“ durchgesetzt. Traits werden dabei größtenteils als invariante Attribute bezeichnet, die menschliches Verhalten beschreiben aber auch bedingen können. Eine Verhaltensvorhersage aufgrund bekannter Traits ist selten möglich, da sich Menschen nicht in allen Situationen erwartbar gleich verhalten. Vergleichbares Verhalten auf der kognitiven und affektiv emotionalen Ebene ist aber in entsprechend vergleichbaren Situationen zu sehen. Es kann jemand z.B. beim ersten Date schüchtern sein, ist es aber im Zusammensein mit seiner Familie und Freuden nicht.[10]

Das Verhalten eines Menschen wird auch von „States“ (Zuständen) beeinflusst. So ist bei gewissen Situationen wie Trauer oder Glück allgemein erwartbar, dass der Mensch traurig oder glücklich ist. Die vorhandenen Traits bestimmen dann jedoch wie lang diese seelische Verfassung anhält.[11]

3.2 Begriffsklärung und ausgewählte Symptomatik der Borderline-Persönlichkeitsstörung nach ICD-10 und DSM-5

Das ICD-10 und das DSM-5 Klassifikationssystem sind zwei bedeutende Systeme zur Diagnosestellung. Da das ICD-10 System nicht nur psychische Erkrankungen darstellt, wird im Folgenden nur auf das spezielle Kapitel F des Systems eingegangen, welches die psychischen Störungen abbildet. Das DSM-5 System ist ausschließlich zur Diagnose psychischer Störungen konzipiert. Beide Systeme ergänzen sich. Das DSM-5 System ist in den Ausführungen und Beschreibungen der Symptomatik genauer und weitgreifender. Insofern lässt der ICD-10 aufgrund seiner prägnanten Kriterien einen erweiterten Beurteilungsspielraum des Anwenders zu.

Viele Abweichungen sind bei der BPS im zwischenmenschlichen Bereich zu sehen. Um den Bezug zur vorliegenden Arbeit zu ziehen, geht der Verfasser hier vorwiegend auf entsprechend relevante Abweichungen ein. Die BPS wird im System des ICD-10 als emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ klassifiziert und unter der Klassifikation F60.31 geführt. Zur Diagnosestellung nach ICD-10 müssen zunächst die Voraussetzungen der allgemeinen Diagnose der spezifischen Persönlichkeitsstörung nach F60 ICD-10 vorhanden sein. Vor allem ist hier der Abweichungsbereich der Kognition zu nennen, der die Wahrnehmung und Interpretation von Dingen, Menschen und Ereignissen impliziert als auch die Abweichungen in der Impulskontrolle. Diese Abweichungen müssen auch dauerhaft vorhanden sein.[12]

[...]


[1] Vgl. Conze et al. 2017, Vorwort, o.P.

[2] Vgl. Nentwig, o.J.; Unfallversicherung Bund und Bahn, vertr.d.d. Geschäftsführer

Bernhard Schneider, 2018.

[3] Vgl. Conze et al. 2017, Entgeltordnung Bund, RN. 1412.

[4] Vgl. Barrick, Mount 1991, S. 1 ff.

[5] Vgl. Howard, Howard 2008, S. 25.

[6] Vgl. Barrick, Mount 1991, S. 20.

[7] Vgl. Kanning, Kempermann 2012, S. 17.

[8] Vgl. Gottfredson 1997, S. 81.

[9] Vgl. Hülsheger, Maier 2008, S. 114.

[10] Vgl. Mischel 2004, S. 5 ff.

[11] Vgl. Gerring 2018, S. 514.

[12] Vgl. Dilling et al. 2016, S. 163.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Arbeiten an der Grenze. Berufliche Interventionsmöglichkeiten bei ausgewählten Symptomen der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Hochschule
Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg  (DGUV Hochschule - HGU)
Veranstaltung
Zertifikatsprogramm zur Einführung in die Aufgaben des Höheren Dienstes in der Gesetzlichen Unfallversicherung
Note
1,3
Autor
Jahr
2019
Seiten
14
Katalognummer
V505907
ISBN (eBook)
9783346065353
ISBN (Buch)
9783346065360
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Boderline, Persönlichkeitsstörung, Persönlichkeitsstörungen, Interventionsmöglichkeiten, TVÖD, Borderline-Persönlichkeitsstörung
Arbeit zitieren
Andy Herrmann (Autor:in), 2019, Arbeiten an der Grenze. Berufliche Interventionsmöglichkeiten bei ausgewählten Symptomen der Borderline-Persönlichkeitsstörung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/505907

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Arbeiten an der Grenze. Berufliche Interventionsmöglichkeiten bei ausgewählten Symptomen der Borderline-Persönlichkeitsstörung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden