Die Arbeit thematisiert die Entwicklung der Pflegereformen in Großbritannien und zeigt, warum diese seit 1990 eine sozialpolitische Neuerung innerhalb des liberalen Wohlfahrtsstaats darstellen. Die wichtigsten Pflegereformen von 1990 werden beschrieben, die im Rahmen des NHS Community Care Acts verabschiedet wurden. Großbritannien stellt im europäischen Kontext den Idealtyp des liberalen Wohlfahrtsstaates dar. Die Pfadabhängigkeit des liberalen Wohlfahrtsstaat wird gewahrt, obwohl es zunehmend mehr konservative Elemente in den Pflegereformen gibt.
Der demographische Wandel und seine Folgen werden ein zunehmend wichtiges politisches Thema und spielen gerade in den europäischen Ländern eine große Rolle. 2012 lag der Anteil der 65-Jährigen in Großbritannien bei 16,6 % und der Anteil der 80-Jährigen bei 4,3 %. 2050 werden 24 % der Bevölkerung über 65 Jahren und 10 % über 80 Jahren alt sein. Dies sollte ein alarmierender Trend für die europäischen Wohlfahrtsstaaten sein, um die Pflegemaßnahmen auszubauen und somit die (zukünftige) Pflegeversorgung sicherstellen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0 Einleitung
- 2.0 Theoretischer Zugang
- 2.1 Esping- Andersens Wohlfahrtsstaatsmodell
- 2.2 Leitners Familialismusmodell
- 3.0 Entwicklung der Pflegereformen seit 1990
- 3.1 Wichtige Begriffserklärungen
- 4.0 Analyse der Pflegereformen
- 4.1 Ausbau der defamilialisierenden Strukturen und Zugang
- 4.2 Bedeutung der Familie und Carer's Allowance
- 4.3 Attendance Allowance
- 4.4 Direct payments
- 4.5 Zuordnung zu Leitners Typologie
- 4.6 Abweichungen von der Typologie
- 5.0 Pfadabhängigkeit, Pfadbruch oder Hybridisierung?
- 5.1 Verortung der Ergebnisse in bisherige Literatur und Reflexion der Vorgehensweise
- 6.0 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entwicklung der Pflegereformen in Großbritannien seit 1990 und analysiert diese im Kontext des liberalen Wohlfahrtsstaates. Die zentrale Frage ist, inwiefern die Reformen eine sozialpolitische Neuerung darstellen oder ob sie die Logik des liberalen Wohlfahrtsstaates fortsetzen. Dabei wird die These vertreten, dass die Pfadabhängigkeit des liberalen Wohlfahrtsstaates zwar gewahrt bleibt, jedoch gleichzeitig zunehmend konservative Elemente in den Pflegereformen sichtbar werden.
- Entwicklung der Pflegereformen in Großbritannien seit 1990
- Analyse der Reformen im Kontext des liberalen Wohlfahrtsstaates
- Bedeutung von Familialismus und Defamilialismus in der Pflege
- Pfadabhängigkeit, Pfadbruch oder Hybridisierung der Pflegereformen
- Einordnung der Reformen in die Typologie von Sigrid Leitner
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich der Einleitung und der Fragestellung der Arbeit. Es wird die Bedeutung des demographischen Wandels für die Pflegeversorgung in Großbritannien beleuchtet und die These der Arbeit vorgestellt. Die Kapitel 2 und 3 befassen sich mit dem theoretischen Zugang und erläutern das Wohlfahrtsstaatsmodell von Esping-Andersen sowie das Familialismusmodell von Leitner. Dabei werden die zentralen Konzepte und die Einordnung Großbritanniens in diesen Modellen dargestellt. Kapitel 4 analysiert die wichtigsten Pflegereformen seit 1990 und untersucht deren Ausrichtung auf Familialismus oder Defamilialismus. Die Reformen werden anhand der Kriterien von Leitners Typologie eingeordnet und ihre Abweichungen von dieser Typologie werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Liberaler Wohlfahrtsstaat, Pflegereformen, Familialismus, Defamilialismus, Großbritannien, Esping-Andersen, Leitner, Pfadabhängigkeit, Pfadbruch, Hybridisierung, Carer's Allowance, Attendance Allowance, Direct payments.
- Arbeit zitieren
- Jana Cordes (Autor:in), 2019, Liberaler oder impliziter Familialismus? Die Entwicklung der Pflegereformen in Großbritannien seit 1990, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/506125