Nach den Gesta Francorum ist laut Papst Urban II. die Befreiung der Seele von den Sünden der Lohn für die Teilnahme am Kreuzzug im Jahr 1095 in Clermont. Das Ziel der Arbeit ist es, zunächst die verschiedenen Aussagen Urbans II. zum Ablass in den Jahren 1095 und 1096 darzustellen, um sie anschließend aus der damaligen Dogmatik heraus zu erklären. Dabei wird sich zeigen lassen, dass sich scheinbare Widersprüche und Unklarheiten durch eine genaue Betrachtung der Dogmatik und Terminologie auflösen lassen. Trotz dieser Bemühungen verbleiben Unklarheiten, die bei einer genaueren Betrachtung der Dogmatik jedoch weniger gravierend sind als bisher in der Forschung angenommen. Um die Problematik der Aussagen Urbans II. verstehen und einordnen zu können, ist es zunächst erforderlich, die Dogmatik von Sünde, Schuld, Strafe, Buße und Ablass darzustellen. Diese dogmatische Einführung ist deshalb der eigentlichen Analyse vorangestellt.
In der Wahrnehmung seiner Zuhörer erklärte Urban II. eine vollständige Vergebung der Sünden, was eine enorme Anziehungskraft ausübte. In der Forschung wird dem Ablass sogar eine so wichtige Rolle eingeräumt, dass er als konstitutiv für die Kreuzzüge gilt. Doch war das Versprechen Urbans II. ein echter Ablass? War ein Ablass zu dieser Zeit überhaupt dogmatisch möglich? Die übrigen Quellen aus der Hand Urbans II. deuten auf eine commutatio, und nicht auf den damals neuen Ablass hin. Wie sollte Urban II. die Gläubigen von Ihren Sünden befreien können, ohne die Lehre des Kirchenschatzes, die erst im 13. Jahrhundert entwickelt wurde? Was versprach Urban II. genau? Theologisch-dogmatisch existierte der Ablass in diesem Moment noch nicht, und doch wurde Urban II. in diesem Sinne verstanden. Auch später nahmen die Päpste mit ihren Kreuzzugsablässen auf den Ablass Urbans II. Bezug.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die Folgen der Sünde
- III. Die Entwicklung der Buße
- IV. Der Ablass in seiner dogmatisch ausgeprägten Form.
- V. Der Kreuzzugs\"ablass\" in den Quellen Urbans II.
- VI. Lösungsansätze.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Abhandlung befasst sich mit der Frage, ob und inwiefern der Kreuzzugsaufruf von Papst Urban II. im Jahr 1095 bereits einen Ablass im heutigen Sinne beinhaltete. Dabei wird die dogmatische Entwicklung des Ablasses in der frühen Kirche untersucht und anhand der Quellen Urbans II. analysiert, welche Aussagen er tatsächlich über die Vergebung von Sünden im Zusammenhang mit dem Kreuzzug machte.
- Dogmatische Entwicklung von Sünde, Schuld, Strafe und Ablass
- Analyse der Aussagen Urbans II. über den Kreuzzugs„Ablass“
- Untersuchung der Terminologie und des Kontextes der Aussagen Urbans II.
- Vergleich mit anderen Quellen aus der Zeit
- Einordnung der Aussagen Urbans II. in die damalige Dogmatik
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Einleitung stellt die Frage nach der Natur des „Ablasses“, den Papst Urban II. im Jahr 1095 in Clermont für die Teilnahme am Kreuzzug versprochen hat. Dabei wird die Bedeutung des Ablasses für die Kreuzzüge und die widersprüchlichen Interpretationen in der Forschung beleuchtet.
- II. Die Folgen der Sünde: Dieses Kapitel beschreibt die Folgen der Sünde, die in der Schuld (culpa) und den Sündenstrafen (pena) bestehen. Die Schuld kann durch das Sakrament der Absolution vergeben werden, während die Sündenstrafen durch die Buße abzuleisten sind.
- III. Die Entwicklung der Buße: Der dritte Abschnitt zeichnet die Entwicklung der Buße von der öffentlichen Buße (paenitentia publica) hin zur privaten Tarifbuße (paenitentia privata) nach. Dabei werden die Besonderheiten und Schwierigkeiten beider Formen der Buße hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen der Abhandlung sind: Kreuzzug, Ablass, Buße, Sünde, Schuld, Strafe, Dogmatik, Urban II., Quellenanalyse, Mittelalter, Theologie, Kirche.
- Arbeit zitieren
- Maximilian Konrad (Autor:in), 2011, Der Erste Kreuzzug. Das Versprechen von Papst Urban II. auf einen Sündenablass, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/506796