In dieser Arbeit wird das französische Eingreifen aus Sicht des neorealistischen Theorieansatzes betrachtet und dargelegt, welche Aspekte sich damit erklären lassen und welche wiederum offenbleiben. In diesem Kontext beschäftigt sich der Autor mit folgenden Fragen: Kann der Hilferuf aus Bamako unter dem Aspekt des Bandwagoning verbucht werden? Welche Eigeninteressen verfolgt Frankreich in Mali? Lässt sich das Bedrohungsszenario der islamistischen Gruppen vor Ort mit der Balance-of-Threat-Theorie erklären? Der aktuelle internationale Konflikt nahm seinen Lauf bereits in der Unabhängigkeitszeit der ehemaligen französischen Kolonien in Westafrika. Durch die Grenzziehung des einstigen Kolonialherren verteilte sich das Siedlungsgebiet der nomadischen Tuareg nun auf fünf postkoloniale Staaten. Seither verfolgen die Tuareg den Wunsch nach einem eigenen vereinten Staatsgebiet.
Der Kriegsforscher Herfried Münkler äußerte sich zu Kriegen im 21. Jahrhundert wie folgt: "Innergesellschaftliche Kriege sind nicht auf Geländeabschnitte begrenzt, [sondern] haben eine starke Tendenz, die Grenzen ihres Ursprungsgebietes zu überspringen und sich innerhalb kürzester Zeit in transnationale Kriege zu verwandeln". Dieser Umstand wird um das Maß erhöht, um das sich auf dem umkämpften Territorium Bodenschätze befinden. Diese Analyse trifft auf Mali zu. Längst wird der Konflikt nicht mehr nur von Aufständischen und der Regierung bestimmt. Internationale Akteure haben teil. Allen voran die ehemalige Kolonialmacht Frankeich. Sicherheitspolitische und wirtschaftliche Interessen sowie Migration spielen eine Rolle. Der Autor fokussiert sich auf die französische Intervention und somit auf Frankreich als ausländischem Hauptakteur.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehung und Verlauf des Konflikts
- Theoriegrundlage
- Neorealismus
- Balance-of-Threat-Theorie
- Balance-of-Interests-Theorie
- Frankreichs historische Rolle in Afrika
- Frankreich als Kolonialmacht
- Entkolonialisierung und Francafrique
- Motivation für Frankreichs Eingreifen
- Terrorismusbekämpfung
- Migrationsbekämpfung
- Erhaltung und Erweiterung von Rohstoffkanälen
- Theoriebezug
- Zum Neorealismus
- Zur Balance-of-Threat-Theorie
- Zur Balance-of-Interests-Theorie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das französische Eingreifen in den malischen Konflikt aus neorealistischer Perspektive. Es werden die Motivationen Frankreichs für die Intervention untersucht, die sich aus der Theorie des Neorealismus ableiten lassen. Die Arbeit befasst sich mit der historischen Rolle Frankreichs in Afrika und der Frage, inwieweit diese Rolle das französische Engagement in Mali beeinflusst. Darüber hinaus werden die Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen Frankreichs in Mali beleuchtet. Die Arbeit befasst sich auch mit der Frage, ob die Bedrohung durch islamistische Gruppen in Mali mit der Balance-of-Threat-Theorie erklärt werden kann.
- Das französische Eingreifen in den malischen Konflikt
- Der Neorealismus als theoretischer Rahmen
- Die historische Rolle Frankreichs in Afrika
- Die Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen Frankreichs in Mali
- Die Bedrohung durch islamistische Gruppen in Mali
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext des malischen Konflikts und die Bedeutung des französischen Engagements erläutert. Anschliessend wird die Entstehung und der Verlauf des Konflikts in Mali dargestellt, wobei die Rolle der Tuareg und die Entstehung der islamistischen Gruppen im Vordergrund stehen. Kapitel 3 befasst sich mit der Theoriegrundlage, dem Neorealismus, und seinen zentralen Aspekten, wie der Dominanz von Sicherheitsinteressen und dem Selbsterhaltungstrieb der Staaten. In Kapitel 4 wird die historische Rolle Frankreichs in Afrika beleuchtet, wobei die Zeit der Kolonialisierung und die Entwicklung der Francafrique im Mittelpunkt stehen. Kapitel 5 beschäftigt sich mit den Motivationen für das französische Eingreifen in Mali, wie Terrorismusbekämpfung, Migrationsbekämpfung und die Sicherung von Rohstoffkanälen. In Kapitel 6 wird der Bezug der Theoriegrundlage zum französischen Handeln in Mali hergestellt und die Gültigkeit der Theorie anhand der verschiedenen Aspekte des Konflikts analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf den Neorealismus als theoretisches Konzept, die französische Intervention in Mali, die Rolle der Tuareg, den islamistischen Terrorismus in Afrika, die Bedeutung von Rohstoffkanälen und die historischen Bezüge zur Kolonialisierung.
- Arbeit zitieren
- Anton Kleister (Autor:in), 2019, Die französische Intervention in Mali aus neorealistischer Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/506839