Recyclingsysteme und Nachhaltigkeit. Vorteile von Stoffkreislaufsystemen und politischer Nachhaltigkeit


Hausarbeit, 2019

20 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Motivation der Arbeit
1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise

2 Hauptteil
2.1 Grundlagen
2.1.1 Nachhaltige Entwicklung
2.1.2 Recycling
2.1.3 Stoffkreislauf und Circular Economy
2.2 Warum ist eine nachhaltige Entwicklung erstrebenswert?
2.3 In welchen Bereichen sind Stoffkreisläufe sinnvoll?
2.3.1 Konsumgüter
2.3.2 Baugewerbe
2.3.3 Elektrische und elektronische Produkte
2.3.4 Landwirtschaft
2.3.5 Transport- und Automobilbranche
2.4 Politische Nachhaltigkeit
2.4.1 Politisch nachhaltige Investitionssteuerung
2.4.2 Politisch nachhaltige Abgabensteuerung
2.4.3 Durchsetzung politischer Nachhaltigkeit

3 Schluss
3.1 Fazit
3.2 Kritische Würdigung und Empfehlungen für zukünftige Forschung

4 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Motivation der Arbeit

Zur Befriedigung der vielseitigen Bedürfnisse der Weltbevölkerung verbraucht die globale Wirt- schaft die natürlichen Ressourcen unserer Erde schon heute fast doppelt so schnell wie diese sie regenerieren kann (GFN, 2018). Die Vereinten Nationen erwarten ein Anwachsen der Bevölke- rung auf etwa zehn Milliarden Menschen im Jahr 2050, wobei mehr als die Hälfte dieses Wachs- tums in Entwicklungsländern stattfinden wird (UN DESA, 2017, p. 2). Die Nachfrage nach na- türlichen Ressourcen und somit auch deren Verbrauch von steigen dabei sogar überproportional zur Weltbevölkerung (Wiedmann, et al., 2015, p. 6273). Weltweit entstehen jährlich 1,3 Milliar- den Tonnen Feststoffabfälle. Ein unglaublicher Wert, der sich jedoch bis 2025 noch nahezu ver- doppeln soll (Hoornweg & Bhada-Tata, 2012, p. 8).

Diese Fakten verlangen dringend nach einer Auseinandersetzung mit Themen wie nachhaltiger Entwicklung (NE) und Kreislaufwirtschaft. Da Entwicklungsländer bereits heute die durch- schnittlich größten Defizite aufweisen und sich diese durch Industrialisierung und das prognosti- zierte Bevölkerungswachstum noch rapide ausweiten könnten, liegt es nahe zunächst hier anzu- setzen.

1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise

Ziel dieser Arbeit ist es darzulegen, warum vor allem ein Entwicklungsland sich für NE einset- zen sollte. Des Weiteren soll erläutert werden, weshalb der Aufbau von Stoffkreislaufsystemen dafür förderlich ist und in welchen Bereichen Kreislaufsysteme besonders sinnvoll sind. Neben den ökologischen und sozialen Argumenten für NE, sollen vor allem auch ihre ökonomischen Vorteile herausgearbeitet werden. Da die Realisierung von Gewinnen aus NE zunächst jedoch ein Investment verlangt, sind vor allem privatwirtschaftliche Akteure noch sehr zögerlich mit ihrem Engagement. Daher wird auch auf den Begriff der politischen Nachhaltigkeit eingegangen werden und ihre entscheidende Bedeutung für den Erfolg der NE verdeutlicht.

Nach einem Fazit der Auseinandersetzung mit dem Thema erfolgt noch eine kritische Würdi- gung der Arbeit und es werden Ideen für zukünftige Forschungsbemühungen aufgeführt, die während der Bearbeitungszeit entstanden sind.

2 Hauptteil

2.1 Grundlagen

2.1.1 Nachhaltige Entwicklung

Das Konzept der NE erlangte durch eine Studie des Club of Rome öffentliches Interesse, die verdeutlichte, dass der Verbrauch der natürlichen Ressourcen der Erde dringend von dem expo- nentiellen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum entkoppelt werden muss, da diese sonst be- reits in absehbarer Zeit erschöpft wären (Meadows, et al., 1972, p. 45ff).

Die resultierende gesellschaftliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema kulminierte 15 Jahre später in einem Bericht der Brundtland Kommission, der ein Leitbild für NE formulierte welches bis heute als Referenzwert gilt. Dort wird sie als eine Entwicklung be- schrieben, die: „die Bedürfnisse der Gegenwart erfüllt, ohne zukünftige Generationen in der Er- füllung ihrer Bedürfnisse zu beeinträchtigen.“ (UN, 1987, p. 54 Abs. 1)

Weiter wird NE als ganzheitlicher Veränderungsprozess definiert, in dem Ressourcen-Nutzung, Lenkung von Investitionen, technologische Entwicklung und institutionelle Veränderungen alle gemeinsam auf die Verbesserung des aktuellen und zukünftigen Potenzials zur Erfüllung menschlicher Bedürfnisse und Ziele ausgerichtet sind (UN, 1987, p. 57 Abs. 15).

Dieses Verständnis wird in späteren internationalen Erklärungen wie der Agenda 21 oder der 2030-Agenda für NE, die auf dem UN Nachhaltigkeitsgipfel in New York 2015 formuliert wur- de, aufgegriffen. Letztere formuliert erstmalig 17 Nachhaltigkeitsziele mit Zeitbezug, welche die zukünftige internationale Zusammenarbeit in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft prägen sollen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 - Nachhaltigkeitsziele der UN

(BMU, 2015)

NE steht keinesfalls im Gegensatz zu wirtschaftlichen Interessen. Sie sieht lediglich vor, dass neben der ökonomischen auch die ökologische und soziale Dimension berücksichtigt werden, um so umwelt- und sozialverträglich Gewinne für die gesamte Gesellschaft zu erwirtschaften (Pufé, 2014, p. 16).

2.1.2 Recycling

Der heutzutage allgegenwärtige Begriff „Recycling“ wird im deutschen Kreislaufwirtschaftsge- setz definiert als: „jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden. Es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, aber nicht die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind“ (KrWG, 2018, p. §3 Abs. 25).

Neben der Wiederverwertung zum ursprünglichen Zweck können die zu recycelnden Materialien sowohl für geringer wertige (down-cycling) als auch, in speziellen Fällen, für höherwertige Zwecke verwendet werden (up-cycling).

Wichtigste Triebfeder für Investitionen in Abfallwirtschaftssysteme sind, neben der Sicherstel- lung der öffentlichen Gesundheit, der Umweltschutz und nicht zuletzt der wirtschaftliche Wert der rückgewonnenen Materialien (Diaz & Otoma, 2013, p. 23). In Abwesenheit angenehmer Möglichkeiten zum Recycling von Abfällen werden diese höchstwahrscheinlich ungetrennt auf Mülldeponien enden (Tadesse, 2009, p. 190). Um dies zu verhindern und von der Bevölkerung angenommen zu werden, muss ein Recycling-System lediglich dem Vergleich mit der günstigs- ten aktuell verfügbaren Entsorgungsalternative standhalten (Bohm, et al., 2010, p. 870).

Gerade in Entwicklungsländern existiert parallel zu staatlichen und privatwirtschaftlichen Be- mühungen noch die Welt des „Schatten-Recycling“ mit informellen Akteuren wie reisenden Ab- fallkäufern, oder Müllsammlern auf Straßen oder Mülldeponien (Wilson, et al., 2009, p. 630). Diese machen in Entwicklungsländern etwa 15 Prozent der gesamten Müllverwertung aus (Diaz, 2017, p. 2). Es herrscht weitgehende Einigkeit darüber, dass die Einbeziehung dieser informellen Stakeholder in eine Partnerschaft für die Abfallwirtschaft, nicht nur in Entwicklungsländern, ein Schlüsselfaktor für ein erfolgreiches Recycling-System sind (UN Habitat, 2010, p. 23).

2.1.3 Stoffkreislauf und Circular Economy

Das Konzept des Stoffkreislaufsystems geht weit über den Ansatz des Recyclings hinaus. Auch als Kreislaufwirtschaft oder Circular Economy (CE) bekannt, stellt es ein theoretisches Konzept dar, welches darauf abzielt ein industrielles Wirtschaftssystem zu erschaffen, das sich selbst regeneriert (Seuring & Müller, 2008, p. 1706). Die CE ist darauf ausgerichtet Müll in Ressour- cen umzuwandeln, Produktions- und Konsumaktivitäten miteinander zu verbinden und so eine geschlossene Lieferkette zu erreichen. Eine CE richtet alle wirtschaftlichen Tätigkeiten darauf aus, dass Ressourcen anstelle einer Entsorgung am Anfang oder anderen Knotenpunkten der Lie- ferkette wieder zugeführt werden, sodass ein geschlossener Stoffkreislauf entsteht (Witjes & Lozano, 2016, p. 42). Der systemische Ansatz der CE verlangt ein sorgfältiges Management von biologischen und technischen Materialflüssen. Erstere müssen der Biosphäre auf unbedenkliche Weise wieder zugeführt werden und dabei natürliches Kapital wiederherstellen und letztere auf hohem Qualitätsniveau zirkulieren ohne dabei in die Biosphäre zu gelangen (McDonough & Braungart, 2014, p. 79).

Stoffkreislaufsysteme beschränken sich nicht auf das Wiederverwenden oder Recyclen von Res- sourcen, sondern stellen ein sich selbst regenerierendes industrielles System dar, mit dem Kon- struktions-Ziel keinerlei Abfälle zu erzeugen (Tukker, 2015, p. 83). Dabei geht es um verbesserte Rückgewinnungsmöglichkeiten am Ende des Lebenszyklus der Produkte vor allem aber um die Schaffung selbsterhaltender Systeme und Produktionsmechanismen, in denen Materialien zyk- lisch repetitiv genutzt werden können (Stahel, 2016, p. 436f).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2 – Phasenmodell der CE

(EU, 2014, p. 5)

Laut Definition der EU will die CE die Wertschöpfung in Produkten so lange wie möglich erhal- ten und so den Restmüll minimieren. Weiter wird die CE als sich selbst regenerierendes System beschrieben, welches die Ressourcen im Wirtschaftskreislauf bewahrt (EU, 2014b, p. 12).

2.2 Warum ist eine nachhaltige Entwicklung erstrebenswert?

Das aktuelle Produktions- und Konsumverhalten gleicht einer Einbahnstraße vom Ressour- cenabbau über die Produktion und den Konsum von Produkten aller Art. Derzeit gibt es wenige Maßnahmen zu deren Wiederverwendung und fast keine zur Regeneration natürlicher Ressour- cen. Diese, oft als lineares Wirtschaftsmodell (linear economy) bezeichnete Praxis ist nicht nur in monetärer Hinsicht verschwenderisch, sondern auf Grund endlicher Ressourcen auf Dauer überhaupt nicht aufrecht zu erhalten. (Hislop & Hill, 2011, p. 6). Bereits heute werden die Ressourcen der Erde schneller abgebaut als diese sie regenerieren kann. Ohne eine deutliche Verän- derung ihrer Herangehensweise würde die Weltwirtschaft im Jahre 2050 die Ressourcen von drei Erden benötigen, um ihren Rohstoffbedarf zu decken.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3 - Ökologischer Fußabdruck der Weltbevölkerung im Zeitverlauf

(Bonciu, 2014, p. 82)

Dieses Argument allein sollte eigentlich ausreichen, doch ist das Denken vieler Akteure leider nicht langfristig genug, um die Unvermeidbarkeit einer nachhaltigen Entwicklung auf dieser Basis anzuerkennen. Auch für kurzfristiger orientierte wirtschaftliche Akteure ergeben sich aus einer NE jedoch zahlreiche Vorteile. Darunter zum Beispiel niedrigere Materialkosten, geringere Rohstoff-Preisschwankungen, verbesserte Versorgungssicherheit und mögliche Beschäftigungs- vorteile (EU, 2014b, p. 3). Zwei Studien aus Großbritannien und den Niederlanden, welche diese Potenziale auf eine um 20 Milliarden Euro verbesserte Zahlungsbilanz bis 2020, beziehungswei- se 7,3 Milliarden Euro jährlich und jeweils über 50 000 neue Arbeitsplätze beziffern, verdeutli- chen die Größenordnung in der die Volkswirtschaft von NE profitieren könnte (Bastein, et al., 2013, p. 51) (ESA, 2013, p. 15).

Auch wenn für ein Entwicklungsland der Weg zu einer CE weit erscheinen kann, so sind doch bereits durch kleine Schritte zur Verbesserung der Ressourceneffizienz beträchtliche Gewinne an Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit zu realisieren. So würde eine jährlich um drei Prozent ver- besserte Ressourcenproduktivität in den nächsten zehn Jahren alleine in der EU einen volkswirt- schaftlichen Gewinn von 1,8 Billionen Euro jährlich bedeuten (EMAF, 2015, p. 12).

2.3 In welchen Bereichen sind Stoffkreisläufe sinnvoll?

Die Entwicklung hin zu einer CE kann durch viele verschiedene Herangehensweisen unterstützt werden. Viele dieser Konzepte wie unter anderem langlebiges Produktdesign, Zerlegung und Wiederaufbereitung von Altprodukten, Kaskadierung zurückgewonnener Materialien auf andere Wertschöpfungsketten, Recycling, biochemische Extraktion, Kompostierung und viele weitere innovative Maßnahmen (EU, 2014b, p. 3). Der Fokus soll im Folgenden jedoch nicht auf einzel- ne Maßnahmen gelegt werden, sondern auf die Wirtschaftsbereiche in denen der Übergang zu einer CE am erfolgversprechendsten, notwendigsten, oder einfachsten erscheint.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Recyclingsysteme und Nachhaltigkeit. Vorteile von Stoffkreislaufsystemen und politischer Nachhaltigkeit
Hochschule
AKAD University, ehem. AKAD Fachhochschule Stuttgart
Note
1,5
Autor
Jahr
2019
Seiten
20
Katalognummer
V507095
ISBN (eBook)
9783346055996
ISBN (Buch)
9783346056009
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Recycling, Stoffkreislauf, circular economy, politische Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeit, Recyclingsystem, Kreislaufsystem, Ressourcen, Entwicklungsländer
Arbeit zitieren
Tilmann Koch (Autor:in), 2019, Recyclingsysteme und Nachhaltigkeit. Vorteile von Stoffkreislaufsystemen und politischer Nachhaltigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/507095

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