Das Anliegen dieser Arbeit soll es sein, die Scheidungsrate, die wie bereits erwähnt, ständig ansteigt, aus soziologischer Sichtweise zu erklären und dabei die Scheidung mit ihren Ursachen analysieren zu können. Die Besonderheit liegt dabei in der theoretischen Betrachtungsweise des ökonomischen Standpunktes. Denn wie wir ökonomisches Denken in allen anderen gesellschaftlichen Handlungsweisen erkennen können, hat Wirtschaftlichkeit auch nicht Halt gemacht vor gesellschaftlichen Phänomenen, wie dem der Scheidung, denen man in jüngerer Vergangenheit nur wenig ökonomische Berührungspunkte zugeschrieben hätte.
Den Kern unserer theoretischen Forschungsarbeit bildet eine fundierte Fragestellung bezüglich eines integrativen Ansatzes zur Lösung diametraler Einzelperspektiven der soziologischen und ökonomischen Forschungsrichtung. Um die Differenz zwischen der ökonomischen und traditionell soziologischen Grundlage erkennen zu können, verdeutlichen wir zunächst die zentralen Determinanten der Ökonomie und der Soziologie.
Die Mitbegründer ökonomischer und soziologischer Scheidungsforschung, Becker und Esser, zeigen mit dem Modell des haushaltsökonomischen Ansatzes beziehungsweise dem Modell-der-Frame-Selektion die Integrationsfähigkeit des Phänomens der Scheidung in ökonomische und soziologische Sichtweisen. Ausgehend von deren Prämissen beschreiben wir die theoretische Grundlage der Modelle und betrachten diese im Zusammenhang mit dem Scheidungsrisiko.
Im Folgenden versuchen wir anhand der soziologischen Erklärungslogik ein eigenes theoretisches Modell zu entwerfen, das eine Aufwertung in dem Sinne erfährt, als dass wir die Mesoebene, die Perspektive der Familie, einführen und somit nicht nur die Scheidungsrate auf die Gesellschaft bezogen schematisch darstellen, sondern auch Auswirkungen der Scheidung innerhalb der Familien beleuchten können. Unser Versuch der theoretischen Modellierung der Schidungsrate in einer von uns entwickelten grafischen Darstellung soll nicht den Anspruch alleiniger Gültigkeit und Richtigkeit erheben, sondern ausschließlich eine Möglichkeit einer weiteren Herangehensweise an das Thema Scheidung aufzeigen.
Abschließend enden wir mit einer kritischen Reflexion unserer Ausführungen und schließen die Arbeit mit der Beantwortung der zu Beginn erhobenen Fragestellung.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Divergierende Erkenntnisprogramme < Ökonomie vs. Soziologie>
- Untersuchungsinteresse
- Haushaltsökonomisches Modell (Gary S. Becker)
- Theoretische Modellierung des Haushaltsökonomischen Ansatzes
- Anwendung des theoretischen Modells auf den Ehegewinn
- Anwendung des theoretischen Modells auf das Phänomen der Scheidung
- Exkurs, Scheidungsrecht
- Beschreibung des,Modells der Frame-Selektion' (Hartmut Esser)
- Vorannahmen des Modells
- Theoretische Modellierung des Ansatzes der,Frame-Selektion'
- Anwendung des theoretischen Modells auf das Phänomen der Scheidung
- Die Metatheorie des,soziologischen Erklärungsschemas'<
- Eigene Modifikation des,soziologischen Erklärungsschemas’
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit analysiert das Phänomen der Scheidung aus einer integrativen Perspektive, indem sie ökonomische und soziologische Ansätze miteinander vereint. Dabei werden die Hauptmotive für Scheidungen in der modernen Gesellschaft erforscht und die Grenzen der beiden Disziplinen aufgezeigt.
- Integration von ökonomischen und soziologischen Perspektiven zur Erklärung von Scheidungen
- Analyse des "haushaltsökonomischen Ansatzes" von Gary S. Becker und seiner Anwendung auf das Scheidungsrisiko
- Untersuchung des "Modells der Frame-Selektion" von Hartmut Esser und seiner Relevanz für die Erklärung von Scheidungsursachen
- Entwicklung eines eigenen theoretischen Modells, das die Mesoebene (Familienperspektive) in die Analyse von Scheidungen einbezieht
- Kritische Reflexion der Ergebnisse und Beantwortung der zentralen Forschungsfrage
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema der Scheidung und stellt die Relevanz des Forschungsgegenstandes im Kontext der steigenden Scheidungsraten dar. Anschließend werden die grundlegenden Prämissen der Ökonomie und der Soziologie als zwei zentrale Erkenntnisprogramme im Bereich der Scheidungsforschung vorgestellt. Dabei werden die Unterschiede und möglichen Übereinstimmungen beider Disziplinen beleuchtet.
Die Arbeit widmet sich dann der Analyse des "haushaltsökonomischen Ansatzes" von Gary S. Becker und beschreibt, wie dieser Ansatz die Scheidung als einen rationalen Prozess der Ressourcenallokation erklärt. Es wird die Anwendung des Modells auf den Ehegewinn und das Scheidungsrisiko betrachtet. Anschließend wird das "Modell der Frame-Selektion" von Hartmut Esser vorgestellt, das Scheidungen im Kontext von subjektiven Rahmensetzungen und sozialen Interaktionen erklärt.
Die Arbeit schließt mit einer kritischen Reflexion der vorgestellten Ansätze und mit der Entwicklung eines eigenen theoretischen Modells, das die Familienperspektive in die Analyse von Scheidungen einbezieht.
Schlüsselwörter
Scheidung, Ehe, Familiensoziologie, Wirtschaftswissenschaften, Gary S. Becker, Hartmut Esser, Haushaltsökonomischer Ansatz, Frame-Selektion, Ressourcenallokation, soziale Interaktion, Scheidungsrisiko, Ehegewinn, Familienperspektive.
- Arbeit zitieren
- Christian Vandrey (Autor:in), Florian Popp (Autor:in), 2006, 'Scheidung ist die Zukunftsform von Heirat' - Ein integrativer Ansatz zur Erklärung des Phänomens Scheidung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50828