Grevisse und Saussure - ein Vergleich


Hausarbeit, 2002

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Vorbemerkung

2. Ferdinand de Saussure
2.1. Biographisches
2.2. Schaffen und Verdienst

3. Der Begriff „Struktur“ in der Sprachwissenschaft

4. Der Strukturalismus bei Saussure
4.1. Die Dichotomien
4.1.1. Synchronie und Diachronie
4.1.2. Parole, langue, langage
4.1.3. Signifié und signifiant
4.1.4. Syntagmatische und paradigmatische Beziehungen

5. Maurice Grevisse
5.1. Biographisches
5.2. Das Sprachkonzept von Grevisse
5.3. Zur Konzeption der Sprachchronik
5.4. Grevisse und die philologische Literatur

6. Maurice Grevisse und Ferdinand de Saussure – ein Vergleich

7. Zusammenfassung

1. Vorbemerkung:

Ich habe mich für das Thema „Maurice Grevisse und Ferdinand de Saussure – ein Vergleich“ entschieden, da mir während der Beschäftigung mit beiden im Rahmen meines Studiums gewisse Parallelen auffielen, die ich in dieser Arbeit näher untersuchen möchte. Auch wenn ein Vergleich Unterschiede beinhalten sollte, möchte ich diese nicht in meine Betrachtung einbeziehen, da sie offensichtlich sind, und sich größtenteils auf Formales beziehen. Wie ich später näher erläutern will, fühlte sich Grevisse in manchen Belangen seiner Grammatik nicht kompetent genug, weswegen er oftmals philologische Literatur zur Hilfe heranzog. Um dies zu stützen, aber auch um Gegenpositionen beider zu zeigen, werde ich im weiteren Verlauf näher auf den Strukturalismus eingehen, als dessen Begründer Saussure gilt, und sowohl seine als auch Grevisses Einstellungen zur Sprache und die diese umgrenzenden Themen verdeutlichen. Auch auf Biographisches soll reflektiert werden, um einen angemessenen Rahmen zu schaffen, und beide in ihrem Wirken zu zeigen. Hauptsächlich werde ich mich dabei auf die Bücher von Maria Lieber: Maurice Grevisse und die französische Grammatik – zur Geschichte eines Phänomens. Bonn: Romanistischer Verlag, 1986 und Peter Prechtl: Saussure zur Einführung. Hamburg: Junius, 1994 sowie einige Einführungen zur französischen Sprachwissenschaft beziehen.

2. Ferdinand de Saussure:

2.1 Biographisches:

Ferdinand de Saussure wurde am 26.11.1857 in Genf geboren. Seine Abstammung aus einem Patrizierhaus legte schon frühzeitig den Grundstein für seine spätere wissenschaftliche Beschäftigung mit der Sprache. Dabei kam ihm auch zugute, dass in den Familien der gehobenen bürgerlichen Schicht auf die Ausbildung in mehreren Sprachen wie Englisch, Französisch, Deutsch neben Latein und Griechisch besonderer Wert gelegt wurde. Bereits als Fünfzehnjähriger schrieb er einen „Essai sur les langues“, eine Abhandlung über ein allgemeines System der Sprache. Die Motivation dazu wurde dem Sprachhistoriker Picet zugerechnet, der in Saussures Elternhaus verkehrte und dessen Interesse für die Beschäftigung mit der Sprache begründete. Ferdinand de Saussure nahm im Alter von 18 Jahren auf Wunsch seiner Eltern ein Studium an der Universität in Genf in den Fächern Physik und Chemie auf, wechselte aber nach kurzer Zeit zum Studium der Sprachwissenschaften, das er ab 1876 an der Universität in Leipzig bei Brugmann, einem namenhaften Vertreter der sprachwissenschaftlichen Position der Junggrammatiker, absolvierte. Er lernte dort noch Altpersisch, Sanskrit, Litauisch und einige slawische Sprachen. Die vierjährige Studienzeit wurde 1878/79 nur durch einen kurzen Aufenthalt in Berlin unterbrochen. Dort wohnte er Vorlesungen von Steinthal, ein Schüler Schleiermachers, bei, in denen er bereits Grundzüge der Sprachphilosophie kennen lernen konnte. Diese Ansätze ließen schon erste Entwicklungen des Strukturalismus erkennen, da sich bereits bei Schleiermacher Begriffe wie „Differentialität der Sprache“ oder „Sprachwert“ zeigten, die dann auch im Strukturalismus wirksam wurden. Hierbei ist im Üblichen fraglich, ob dieser kurze Studienaufenthalt in Berlin zu den späteren Differenzen mit den Junggrammatikern beigetragen haben könnte. 1878 trat Saussure dann mit einer ersten größeren sprachwissenschaftlichen Abhandlung in Erscheinung, in der sich durch die darin verwendeten methodischen Verfahren der Oppositionsbildung von sprachlichen Elementen bereits Anfänge der strukturalistischen Methodik zeigten. Die für das Promotionsverfahren 1880 eingereichte Dissertation „De l´emploi du génitif absolu en sanscrit“ wurde von der Fakultät als herausragende Leistung gewürdigt. Durch die aufkommenden Differenzen mit den Junggrammatikern entschied Saussure dann, seine Studien in Paris fortzusetzen. Dort lehrte er schon bald als Dozent für Gotisch und Althochdeutsch. Zudem hatte er Gelegenheit, an der „Société de Linguistique“ mitzuwirken. 1891 wurde ihm an der Genfer Universität eine außerordentliche Professur angeboten, fünf Jahre später ein Lehrstuhl für Sanskrit und indoeuropäische Fragen. Ab 1906 wurde die thematische Ausrichtung des Lehrstuhls auf allgemeine Linguistik und vergleichende Geschichte der indoeuropäischen Sprachen erweitert. In diesen Jahren sollte sich der Grundstein für seinen Ruf als Begründer einer neuen Sprachwissenschaft legen, denn er hielt zwischen 1907 und 1911 jene Vorlesungen und Kurse, die uns über die Mitschriften seiner Studenten Charles Bally und Albert Sechehaye in „Cours de linguistique générale“ als strukturalistische Sprachauffassung bekannt geworden sind. Dieses als „Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft“ 1916 publizierte Werk setzt sich aus drei Vorlesungskursen zusammen: Der erste Kurs (Januar bis Juli 1907) behandelte sowohl die Lautwahrnehmung, als auch Sprachelemente wie Wortwurzeln, Suffixe. Im zweiten Vorlesungskurs (November 1908 bis Juni 1909) stand bereits die Erörterung jener methodologischen Begriffe der allgemeinen Sprachwissenschaft wie „System“, „Identität“, „Wert“, „Synchronie“ und „Diachronie“ im Vordergrund, die dann auch für seinen strukturalistischen Ansatz bedeutsam wurden. Die dritte Vorlesung (Oktober 1910 bis 1911) beinhaltete die Anwendung der theoretischen Begriffe auf konkrete Beispiele verschiedener Sprachen. 1912 mußte Saussure auf Grund einer Krankheit seine Unterrichtstätigkeit einstellen, und verstarb dann am 22.02.1913 in Vufflens-sur-Morges im Schweizer Kanton Waadt.[1]

2.2. Schaffen und Verdienst:

Der herausragende Verdienst Saussures war, dass er nicht mehr die geschichtliche Entwicklung einer Sprache und deren Vergleich mit dem historischen Werden anderer Sprachen (historisch-vergleichende Sprachwissenschaft) untersuchte, oder eine möglichst erschöpfende Erforschung und Beschreibung der Sprache einer bestimmten Epoche mit außersprachlichen Mitteln, vor allem mit den Prinzipien der Logik, vorantrieb, sondern dass er die Sprache als eigenes Zeichensystem, welches möglichst aus sich heraus erklärt wird, etablierte. Er strebte als erster nach einer theoretischen Systematisierung der Sprachbeschreibung. Dies stand dann auch im Mittelpunkt der sogenannten strukturalen Sprachwissenschaft. Die Sprache wurde dieser zufolge als alles bestimmende soziale Größe angesehen, weshalb ihr auch der Vorrang gegenüber der Geschichte und der Logik eingeräumt wurde.[2] Die Fragen nach ihrer Natur als wissenschaftlichem Objekt und nach dem methodologischen Verfahren zu ihrer Untersuchung waren zudem Gegenstände seiner Lehre. Auch von den Junggrammatikern, die annahmen, dass die existierenden Lautgesetze durch unmittelbare Beobachtung einer jeden lebenden Sprache feststellbar seien, distanzierte sich die neue Strömung deutlich. Die zentralen Fragen der Sprachwissenschaft waren nun, befreit von der Aufräumarbeit in der disziplinären Matrix der historischen Laut- und Formenlehre: Was ist die Sprache? Was ist das spezifisch Sprachliche der Sprache, das es uns erlaubt, die unmittelbar gegebenen, materiellen Sprachdaten als sprachliche Erscheinungen erkennen und untersuchen können?[3] Der Wandel wurde also sehr deutlich vollzogen. Durch den Einfluss von Saussure gelang es der Sprachwissenschaft letztendlich auch, zu einer eigenständigen Disziplin mit individuellen Methoden zu werden.

[...]


[1] Prechtl, Peter: Saussure zur Einführung. Hamburg: Junius, 1994

[2] Schiwy, Günther: Der französische Strukturalismus. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt, 1969.

[3] Geier, Manfred: Orientierung Linguistik – Was sie kann, was sie will. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt, 1998.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Grevisse und Saussure - ein Vergleich
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Romanistik)
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
15
Katalognummer
V50866
ISBN (eBook)
9783638469883
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grevisse, Saussure, Vergleich
Arbeit zitieren
Antje Siebert (Autor:in), 2002, Grevisse und Saussure - ein Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50866

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