Die Arbeit widmet sich der Exegese von Gen 22,1-19, der beinahe-Opferung Isaaks. Die Methode der Exegese ist von unbedingter Bedeutung für die Theologie. So liegt es in der Verantwortung einer minuziösen Analyse sakraler Texte, neue Bedeutungsebenen herauszuarbeiten und ihren historischen Entstehungskontext offenzulegen. Besonders in Bezug auf sakrale Texte ist dieses Prozedere sehr relevant, da nur durch eine historisch-kritische Bearbeitung dieser Texte einer ideologischen Vereinnahmung vorgebeugt werden kann.
Hierfür implementiert die Exegese ein beeindruckendes Repertoire an Einzelschritten, welche über das Herausarbeiten der einzelnen Überlieferungsschichten noch hinausgeht. So wird im Falle der Exegese alttestamentlicher Texte auch das historisch-kulturelle Umfeld des alten Israels betrachtet, um unterschiedliche Einflüsse auf das Alte Testament herausarbeiten zu können. Dieses breitgefächerte methodische Repertoire stellt weiterhin eine Notwendigkeit dar, um alttestamentliche Texte angemessen diskutieren zu können. So muss sich stets ins Bewusstsein gerufen werden, dass es sich um Texte handelt, die zeitlich, räumlich und kulturell weit von unserem heutigen sowie westlichen kulturellen Konventionen sowie Denkweisen entfernt sind.
Für vorliegende Exegese fiel die Wahl auf die Beinahe-Opferung Isaaks, da die Erzählung ein bemerkenswert dramatisches Element beherbergt. Die Aufforderung JHWHs an Abraham, seinen einzigen Sohn als Bezeugung seines Glaubens zu opfern, wirkt wie ein Motiv aus vor-monotheistischen Zeiten. So stellt sich die Frage, inwiefern eine solche Tat theologisch zu legitimieren wäre. Dementsprechend dürfte sich besonders die Arbeit an der Traditionsgeschichte als durchaus interessant erweisen, um eine ähnliche Motivik in den Umweltkulturen und -religionen des alten Israel ausfindig zu machen.
Auf der Handlungsebene des Textes stellt besonders das Verhalten Abrahams einen interessanten Aspekt dar. So changiert er auf den ersten Blick zwischen einer gewissen Gleichgültigkeit, seinen Sohn zu opfern, da er keinen Moment des Haderns zeigt. Andererseits könnte V.8 auch von Abrahams Gottvertrauen zeugen, dass er weiß, dass JHWH Isaaks Opferung letztgültig nicht einfordern wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 12. Erste Textbeobachtungen und Eindrücke
- 3. Übersetzungsvergleich¹
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der exegetischen Analyse von Gen 22,1-19, der Erzählung von der Beinahe-Opferung Isaaks. Ziel ist es, die Bedeutung des Textes im historischen Kontext zu beleuchten und die theologische Dimension der Handlung zu untersuchen.
- Die theologische Legitimität der Opferhandlung in einem monotheistischen Kontext.
- Die Ambivalenz der Figuren Abraham und JHWH.
- Die Rolle der Traditionsgeschichte und ihrer Einflüsse auf den Text.
- Die literarische Gestaltung der Perikope und ihre narratologische Struktur.
- Der Vergleich von Übersetzungsvarianten in Bezug auf wichtige Begriffe und Textpassagen.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung legt den Fokus auf die Relevanz der Exegese für die Theologie und die Notwendigkeit einer historisch-kritischen Analyse sakraler Texte. Die Wahl der Perikope um die Beinahe-Opferung Isaaks begründet sich mit dem dramatischen Element der Handlung und der Frage nach der theologischen Legitimierung einer solchen Tat.
12. Erste Textbeobachtungen und Eindrücke
Dieser Abschnitt präsentiert erste Beobachtungen und Eindrücke der Perikope. Es wird deutlich, dass JHWH Abraham einen Glaubensbeweis abverlangt, der weit über menschliche Moralvorstellungen hinausgeht. Die Handlung wird jedoch in letzter Sekunde entschärft und Abraham mit einem Segen belohnt.
3. Übersetzungsvergleich¹
Dieser Abschnitt analysiert verschiedene Übersetzungen von Gen 22,1-19 und beleuchtet die unterschiedlichen Übersetzungsstrategien in Bezug auf wichtige Begriffe und Textpassagen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Exegese von Gen 22,1-19, der Beinahe-Opferung Isaaks. Die zentralen Themen sind die theologische Legitimation von Opferhandlungen, die Ambivalenz der Figuren Abraham und JHWH, die Traditionsgeschichte und ihre Einflüsse auf den Text sowie die literarische Gestaltung und narratologische Struktur der Perikope. Darüber hinaus werden verschiedene Übersetzungsvarianten und ihre Bedeutung für die Interpretation des Textes untersucht.
- Quote paper
- Peter Meenken (Author), 2019, Exegese von Abrahams Prüfung und Isaaks Opferung (Gen 22,1-19), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/508896