Wer schreibt, der bleibt, Papier ist geduldig: Schrifttum auf Papier steht für Dauerhaftigkeit, Informationen können für Jahrhunderte überliefert werden. Die Flüchtigkeit der dargestellten Informationen ist dagegen das wichtigste Merkmal der Zeitung auf elektronischem Papier (ZeP). Im Jahr 2005 feiert die Zeitung ihren 400. Geburtstag, gleichzeitig steht das Medium vor revolutionären Veränderungen.
Die Zeitungsverlage haben das Internet als kostengünstigen Vertriebsweg entdeckt und versuchen ihren Schwerpunkt auf die elektronische Publikation zu verlagern. Dabei hilft der Fortschritt in der Technik, Einschränkungen des Mediums abzubauen und dem Vorbild der auf herkömmlichen Papier gedruckten Zeitung immer näher zu kommen. Die Entwicklung der elektronischen Zeitung geht dahin, ihrem papierenem Vorbild immer ähnlicher zu werden, gleichzeitig werden ihre Anwendungsmöglichkeiten gegenüber der Papier-Zeitung erweitert. Doch vor allem die geringe Größe des Monitors behindert derzeit noch die Möglichkeit, die gewohnten Lese- und Rezeptionsstrategien von der auf Papier gedruckten Zeitung zu übernehmen und schränkt somit die Akzeptanz beim Leser ein. Seit einigen Jahren entwickeln verschiedene Unternehmen ein so genanntes „E-Paper“ (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Internet-Angeboten der Verlagshäuser), das wesentliche Eigenschaften des Papiers übernehmen soll: Es ist dünn, lässt sich umblättern und ist groß wie eine Zeitungsseite. Der entscheidende Unterschied: Die dargestellten Informationen sind flüchtig, lassen sich jederzeit aktualisieren - und sogar individualisieren. Die Zeitung gewinnt dadurch an Aktualität und kann ein individuell auf den Leser zugeschnittenes Informationsangebot bieten. Auf der anderen Seite verlieren ihre Informationen an Stofflichkeit, die Verbindung von Medium und Information ist flüchtig, beide bilden nur eine Einheit auf Zeit. Es stellen sich Fragen nach dem generellen Charakter des Mediums: Ist die papierlose Zeitung überhaupt noch eine Zeitung? Oder ist das E-Paper nur eine Weiterentwicklung von Browser und Monitor?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Genese und Problematik des Begriffs der „Zeitung“
- 3. Kriterien für den intermedialen Vergleich
- 4. Zeitung im Internet
- 4.1 HTML-basierte Online-Zeitung
- 4.2 Das ePaper: Online-Zeitung als digitales Faksimile
- 5. Die Zeitung auf elektronischem Papier
- 6. Der Computer als Simulationsmaschine
- 7. Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Frage, ob die papierlose Zeitung noch als Zeitung gelten kann oder ob sie als eine Weiterentwicklung von Browser und Monitor betrachtet werden muss. Sie analysiert die Entwicklung der Zeitung im Kontext der digitalen Revolution und betrachtet dabei insbesondere die Entwicklung der elektronischen Zeitung (ZeP) sowie das E-Paper als mögliche Zukunft des Zeitungsmediums.
- Die historische Entwicklung des Begriffs der "Zeitung" und dessen Abgrenzung zu zeitungsähnlichen Internetangeboten.
- Der Vergleich von Print-Zeitung und Internet-Angeboten der Zeitungsverlage.
- Die ZeP als Medium, das der Print-Zeitung möglichst ähnlich ist.
- Die Diskussion der These von Gene Youngblood, der den Computer als Metamedium definiert.
- Die Analyse der ZeP im Kontext der Computersimulation.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der Zeitung auf elektronischem Papier (ZeP) vor und skizziert die wesentlichen Punkte der Arbeit. Kapitel 2 untersucht die historische Entwicklung des Begriffs der Zeitung und die Schwierigkeiten, den Begriff im Kontext der Digitalisierung zu definieren. Kapitel 3 stellt Kriterien für den intermedialen Vergleich zwischen Print-Zeitung und digitalen Formaten vor.
Kapitel 4 analysiert die Online-Zeitung als HTML-basiertes Format und als digitales Faksimile (ePaper). Kapitel 5 widmet sich der ZeP und ihren Eigenschaften im Vergleich zur Print-Zeitung. Kapitel 6 behandelt den Computer als Simulationsmaschine und diskutiert die Auswirkungen dieser Simulation auf das Zeitungsmedium.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Zeitungsgeschichte, Medienwandel, digitale Medien, Online-Zeitung, E-Paper, Computersimulation, Intermedialität, Zeitung auf elektronischem Papier (ZeP).
- Arbeit zitieren
- Lutz Benseler (Autor:in), 2005, Simuliertes Medium? Die papierlose Zeitung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50907