Eins der berühmten Kunstwerke der Jakobskirche in Rothenburg ob der Tauber ist "Der Heilig-Blut-Altar". Das Retabel entstand zwischen den Jahren 1501 und 1505 und wurde speziell auf Anfrage von dem Rothenburger Stadtrat für die Heilige-Blut-Reliquie hergestellt. Der Schreiner Erhart Harschner schnitzte die Retabel-Architektur für den Altar. Am fünfzehnten April 1501 wurde der Vertrag zwischen dem Würzburger Bildschnitzer Tilman Riemenschneider und dem Rothenburger Stadtrat abgeschlossen, um die skulpturelle Ausstattung des hohen Heiligblut-Retabels zu schaffen.
Riemenschneider hat eine erstaunliche Geschichte vom Leben Christi entwickelt, die im Altar von links nach rechts und von unten nach oben durch die einzelnen Tafelszenen betrachtet werden kann. In dem Mittelteil des Altarretabels sind solche Themen der figürlichen Ausgestaltung dargestellt: "Der Einzug in Jerusalem", "Das Letzte Abendmahl", "Christus am Ölberg". Die Altaridee des Bildschnitzers war eine Verbindung zwischen dem Mittelschrein „Abendmahl“, bei dem Wein zum Blut Christi gewandelt wird, und den Blutstropfen Christi zu schaffen.
Die Reliquie mit dem Tropfen vom Blut Christi ist der Anlass der zahlreichen Wunder sowie das Ziel der Wallfahrten für viele Gläubige in Rothenburg geworden. Das berühmte Heiligblut-Retabel befindet sich auf der Westempore und bewahrt die Heilig-Blut-Reliquie im Überbau auf, die die Blutstropfen Christi beinhaltet und sich im Gesprenge in einer Bergkristallkapsel des Reliquienkreuzes befindet. Mit der Heilig-Blut-Reliquie wird verschütteter Messwein, der nach dem Aussprechen der Einsetzungsworte durch den Priester "Blut Christi" heißt, gemeint. Die Entstehung ist wahrscheinlich so, dass den Priestern das Emporheben des Kelches vorgeschrieben wurde. Dabei wurde die Tropfen vom Messwein auf dem Korporal verschüttet.
Riemenschneiders Abendmahl wird als lebendige Szene, die durch die besondere Räumlichkeit im Retabel wirkt, im Zentrum des Altars dargestellt. Die Holzfiguren leben im Raum und präsentieren sich wie auf einer Bühne, wobei sie nach besonderen Lichtverhältnissen geordnet werden.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Begriffserklärung
- 2.1. Räumlichkeit und performativer Raum...
- 2.2. Inszenierung: Körperlichkeit, Licht, Wahrnehmung.......
- 3. Räumlichkeit im Heilig-Blut-Altar..
- 3.1. Szenenaufbau und Darstellung des Altars
- 3.2. Performativer Raum und Bedeutung der Abendmahlszene
- 4. Rituelle Figureninszenierung im Altar.
- 4.1. Formale Beschreibung der Holzfiguren.
- 4.2. Christliche Motive und ihre Semiotik
- 4.3. Inszenierung der Holzfiguren im Abendmahl.
- 5. Zusammenspiel der Räumlichkeit und der Inszenierung im Abendmahl...........
- 6. Fazit..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Bachelorarbeit untersucht den Heilig-Blut-Altar in Rothenburg ob der Tauber und analysiert die Rolle von Räumlichkeit und Inszenierung im Kontext der Abendmahlszene. Ziel ist es, die Bedeutung des Raumes und der künstlerischen Gestaltung für die Darstellung des Abendmahls und die Inszenierung der Figuren zu beleuchten. Dabei wird die Bedeutung des Altars als performativer Raum und die Integration des Heiligen Blutes in die Gesamtinszenierung berücksichtigt.
- Räumlichkeit und Performativer Raum
- Inszenierung und Bedeutung der Abendmahlszene
- Rituelle Figureninszenierung im Altar
- Semiotik der christlichen Motive
- Zusammenspiel von Räumlichkeit und Inszenierung
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung stellt den Heilig-Blut-Altar in Rothenburg ob der Tauber vor und skizziert die Entstehung des Retabels im Kontext der Heilig-Blut-Reliquie. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Begriffen "Räumlichkeit" und "Inszenierung" und beleuchtet deren unterschiedliche Bedeutungen und Relevanz für die Kunstgeschichte. Kapitel 3 untersucht die Räumlichkeit des Altars, den Szenenaufbau und die Darstellung sowie den performativen Raum und die Bedeutung der Abendmahlszene.
Das vierte Kapitel widmet sich der rituellen Figureninszenierung im Altar. Es analysiert die formalen Eigenschaften der Holzfiguren, die christlichen Motive und deren Semiotik sowie die Inszenierung der Figuren im Abendmahl. Im fünften Kapitel wird das Zusammenspiel der Räumlichkeit und der Inszenierung im Abendmahl betrachtet.
Schlüsselwörter (Keywords)
Heilig-Blut-Altar, Rothenburg ob der Tauber, Räumlichkeit, Inszenierung, Abendmahl, performativer Raum, Figureninszenierung, christliche Motive, Semiotik, Tilman Riemenschneider, Heilig-Blut-Reliquie.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2019, Der Heilig-Blut-Altar in Rothenburg ob der Tauber. Räumlichkeit und Inszenierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/509546