Schulsozialarbeit. Eine Analyse ihrer Geschichte und Organisation


Hausarbeit (Hauptseminar), 2018

22 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition – Schulsozialarbeit

3. Historische Entwicklung
3.1 Vor den 1970er Jahren
3.2 Einführung der Schulsozialarbeit
3.3 Der aktuelle Stand

4. Organisation der Schulsozialarbeit
4.1 Ziel und Zielgruppe der Schulsozialarbeit
4.2 Aufgaben und Leistungen
4.3 Rechtliche Grundlagen

5. Strukturelle Rahmenbedingungen
5.1 Träger und Finanzierung
5.2 Räumlichkeiten und Ausstattung

6. Methodisches Handeln in der Schulsozialarbeit
6.1 Methoden der Schulsozialarbeit

7. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Schulsozialarbeit hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutsamen Handlungsfeld in der Sozialen Arbeit entwickelt. Die Schulsozialarbeit stellt ein Arbeitsfeld der Jugendhilfe dar, das auf eine über 40-jährige Geschichte in Deutschland zurückblickt. Sie wird in gemeinsamer Verantwortung von Jugendhilfe und Schule ausgeübt (Kooperationsverbund Schulsozialarbeit, 2015). Vor einigen Jahren waren es noch Lehrer[1] die an den Schnittstellen zwischen Wissensvermittlung, sozialen Problemlagen der Schüler vermittelten und so kam es häufig zu einer Überforderung der Lehrkräfte (Just, 2016). In den folge Jahren ist eine Zunahme der sozialen Schwierigkeiten der Schüler zu beobachten die einen erheblichen Einfluss auf die Verarbeitung der Unterrichtsinhalte aufweist (Just, 2016). Die unterschiedlichen Charaktere junger Menschen in ihrer sozialen und kulturellen Vielfältigkeit, die am Ort Schule aufeinander treffen benötigen adäquate Unterstützung, um den Interessen und Bedürfnissen der Schüler gerecht werden zu können und ihnen Angebote vorzulegen (Kooperationsverbund Schulsozialarbeit, 2015). Die Institution Schule ist es nicht möglich allein dieses anzugehen, sodass die Schulsozialarbeit eine bedeutsame Rolle einnimmt. Schulsozialarbeit ist relevant für die „Weiterentwicklung des Bildungswesens zu einem Gesamtsystem von Bildung, Erziehung und Betreuung.“ (Kooperationsverbund Schulsozialarbeit, 2015, S. 8). Diese schriftliche Ausarbeitung ist folgendermaßen gegliedert. Zunächst wird der Begriff der Schulsozialarbeit erklärt und der geschichtliche Hintergrund beleuchtet. Der Schwerpunkt liegt hierbei bei der historischen Entwicklung des Handlungsfeldes und den innerschulisch angewandten Methoden. Anschließend wird thematisch auf die Organisation des Handlungsfeldes eingegangen zum einen die Ziele und Zielgruppen mit denen gearbeitet wird, sowie auf die Aufgaben und Leistungen der Schulsozialarbeiter darauf folgen die Rechtsgrundlagen, die für die Schulsozialarbeit von Bedeutung sind. Im Anschluss daran werden die strukturellen Rahmenbedingungen beschrieben zum einen wer die Trägerschaften der Schulsozialarbeit sind und, zum anderen wie die Finanzierung des Handlungsfeldes abläuft. Des Weiteren wird auf die räumliche Ausstattung eingegangen. Darauf folgt die Darstellung der Methodik in der Schulsozialarbeit. Zum Schluss endet die Arbeit mit einem Fazit sowie einer groben Zusammenfassung und einer kritischen Stellung zum Thema.1

2. Definition – Schulsozialarbeit

Der Begriff der ‚Schulsozialarbeit‘‘ kommt ursprünglich von dem englischen Ausdruck “School Social Work”, der 1906 in den USA eingeführt wurde. In Deutschland wird das Wort ,,Schulsozialarbeit‘‘ durch Henry Maas zunächst allgemein bekannt und 1971 wird die Bezeichnung von Abels verbreitet durch einen Aufsatz den Abels verfasst hatte (Speck, 2014). Für das Handlungsfeld der Schulsozialarbeit existiert zum jetzigen Zeitpunkt keine einheitliche Definition (Stüwe, Ermel, & Haupt, 2017). Es ist ein eigenständiges Arbeitsfeld der Jugendhilfe, welches sich als Ziel gesetzt hat Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung des Erwachsenwerdens zu begleiten (Drilling, 2009). In vielen Konzepten in denen es über Schulsozialarbeit geht, wird mit der Erklärung von Speck gearbeitet (Gastiger & Lachat, 2012). Die als Grundlage für viele Fachkräfte der Sozialen Arbeit gilt:

„Unter Schulsozialarbeit wird […] ein Angebot der Jugendhilfe verstanden, bei dem sozialpädagogische Fachkräfte kontinuierlich am Ort Schule tätig sind und mit Lehrkräften auf einer verbindlich vereinbarten und gleichberechtigten Basis zusammenarbeiten, um junge Menschen in ihrer individuellen, sozialen, schulischen und beruflichen Entwicklung zu fördern, dazu beitragen, Bildungsbenachteiligungen zu vermeiden und abzubauen, Erziehungsberechtigte und LehrerInnen bei der Erziehung und dem erzieherischem Kinder- und Jugendschutz zu beraten und zu unterstützen sowie zu einer schülerfreundlichen Umwelt beizutragen“ (Speck, 2006, zitiert nach Gastiger & Lachat, 2012, S.16).

Anzumerken ist das neben der hier aufgeführten Definition noch reichlich andere Erläuterungen des Begriffs Schulsozialarbeit existieren, die ihren Schwerpunkt thematisch auf andere Inhalte legen wie Arbeitsansätze, Handlungsformen und Zielbestimmungen der Kinder- und Jugendhilfe (Stüwe et al., 2017). In dieser Definition geht Speck auf alle wichtigen Ziele, Aufgaben und Hilfen ein. Er beschreibt die Gesamtlage des Arbeitsbereichs Schulsozialarbeit weist auf weitere Themen hin, wie die gleichberechtigte Zusammenarbeit von Schulsozialarbeiter und Lehrer. Nach Gastiger und Lachat (2012, S. 15) setzt sich die Schulsozialarbeit aus „Schule“ und „Sozialarbeit“ zusammen, in dem der Begriff „Schule“ als Ort an sich und der Begriff „Sozialarbeit“ als Tätigkeit an dieser Institution gemeint ist. In diesem Arbeitsfeld sollen Schüler als Ganzes gesehen werden, nicht nur in der Rolle des Schülers, sondern auch als Kinder bzw. Jugendlicher außerhalb des Orts Schule und dessen Begleitung ins Studium und Berufsleben führen (Gastiger & Lachat, 2012). Wulfers (1996) besagt, dass mit der Schulsozialarbeit, alle Aktivitäten, die darauf abzielen, Konflikte zwischen Schüler, Eltern und Lehrer innerhalb der Schule abzubauen (Stüwe et al., 2017). Schulsozialarbeit heißt, dass eine Kooperation zwischen dem Schulsystem und der Kinder- und Jugendhilfe besteht. Die Erklärungsansätze der Schulsozialarbeit bestehen darin, Arbeitsansätze, Handlungsformen und Zielbestimmungen der Kinder- und Jugendhilfe im dafür bestimmten Ort zu realisieren (Stüwe et al., 2017). Die Schulsozialarbeit hat eine über Jahre bestehende Kooperation zwischen dem Schulsystem und der Kinder- und Jugendhilfe, sie stellt eine wichtige Grundlage dar, es ist ein eigenständiges Handlungsfeld das dauerhaft im Schulalltag verankert ist (Stüwe et al., 2017). Weitere Begriffe neben der Schulsozialarbeit, die bekannt und verwendet werden je nach Bundesland sind „Jugendsozialarbeit‘‘, „schulbezogene Jugendsozialarbeit‘‘, „schulbezogene Jugendarbeit‘‘, „Schul-Jugendarbeit‘‘ und „Soziale Arbeit an bzw. in Schulen‘‘ (Speck, 2014).

3. Historische Entwicklung

3.1 Vor den 1970er Jahren

Die Schulsozialarbeit beginnt im 18. Jahrhundert bei den Industrie- und Armenschulen bei den zum damaligen Zeitpunkt, die von Verwahrlosung und Deklassierung bedrohten Kinder und Jugendliche so zu formen, dass sie auf die Arbeit in der Fabrik vorbereitet werden (Stüwe et al., 2017). Darüber hinaus sind weitere historische Vorläufer die sich mit der Schulsozialarbeit auseinandersetzten, die Schulkinderfürsorge (ab 1870), die Schulpflege (ab 1907), die Hamburger Schülerhilfe (in den 1930er Jahren) und die reformpädagogischen Ansätze einer sozialpädagogischen Schule (in der Weimarer Republik) (Speck, 2014).

1922 kam es durch das Reichsjugendwohlfahrtgesetz (RJWG) zu einer Trennung öffentlicher Bildung und Erziehung, die aber erst 1924 in Kraft getreten ist (Rademacker, 2011). Die entscheidenden Weichen für das Verhältnis von Schule und Sozialpädagogik werden 1920 auf der Reichsschulkonferenz gestellt (Grossmann, 2016). Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Neugestaltung und Verbesserung des Schulsystems gefordert, diese bezogen sich auf sozialpädagogische Argumente und die Einführung der Gesamtschule (Stüwe et al., 2017). Das Jugendwohlfahrtsgesetz (JWG) sah keine Kooperation zwischen Jugendfürsorge und Schule vor, weshalb das Verhältnis in den 1950er und 1960er Jahren zwischen Sozialpädagogik und Schule nicht als Problem angesehen wurde. Die sozialpädagogischen Einrichtungen boten der Schule ihre Angebote und Maßnahmen an, um die Unterstützung im Schulalltag zu gewährleisten (Stüwe et al., 2017). Im Schul- und Jugendhilfebereich wurde in den Jahren 1945 bis Anfang der 1970er Jahre keine Kooperation zwischen Sozialpädagogik und Schule thematisiert.

Des Weiteren gab es zwischen Schule und Jugendhilfe vor den 1970er Jahren eine klare Aufgabenteilung. Die Schule war für die „normalen“ Kinder und Jugendliche zuständig und die Jugendhilfe für die „auffälligen“ Jugendliche (Speck, 2014). Außerdem gab es ergänzend noch eine außerschulische Jugendarbeit (Speck, 2014). Durch die Trennung von Jugendhilfe und Schule wurden Jugendliche mit Schwierigkeiten als „Problemfälle“ angesehen und die Jugendlichen selbst nahmen auch diese Rolle an. Die sozialpädagogische Schulkritik wehrte sich gegen diese „Funktionszuschreibung“ (Rademacker, 2011).

3.2 Einführung der Schulsozialarbeit

Seit den 1970er Jahren etabliert sich die Schulsozialarbeit in Deutschland als ein Arbeitsfeld an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Schule. Die Etablierung der Schulsozialarbeit in den 1970er Jahren begann mit einer sehr intensiven sozialpädagogischen Diskussion, über das Konzept der Schulsozialarbeit, in der bereits erste Erfahrungsberichte aus Modellversuchen an Gesamtschulen auf institutionelle- und konzeptionelle Probleme hinwiesen (Speck, 2014). Das rasche Einführen der Schulsozialarbeit folgte nicht auf der Basis fundierter Konzeptdiskussionen zwischen Schule und Jugendhilfe, sondern aus dem Druck eines schulischen Problems. Die steigende Zahl der sozialpädagogischen Fachkräfte an Gesamt- schulen waren zum einen, der höhere Betreuungsaufwand im Freizeitbereich, zum anderen aber der steigende Zuwachs von Verhaltensauffälligkeiten der Schüler. Aufgrund der schulischen Probleme wurden zusätzliche sozialpädagogischen Fachkräfte eingestellt, um den Schulbetrieb abzusichern. Vor diesem Hintergrund wurden die Methoden, Kompetenzen und spezifischen Ziele der Schulsozialarbeit vernachlässigt, sodass die Frage aufkam, ob die Bildungsplanung ohne sozialpädagogische Bezüge und Perspektiven erfolgreich sein könnte (Speck, 2014). In den 1980er Jahren zeigte sich die Stagnation in der Schulsozialarbeit und die Bildungsreform wurde als gescheitert betrachtet. Dies hatten zur Folge das Schulsozialarbeitsprojekte reduziert wurden. Andererseits entwickelte sich eine breitgefächerte Fortbildung-, Forschungs- und Publikationslandschaft zur Schulsozialarbeit hierbei wurden wissenschaftliche Begleitungen zu Einzelprojekten der Schulsozialarbeit, vielfältige Untersuchungen, Tagungen und Materialien für die Schulsozialarbeit entwickelt (Speck, 2014). Die 80er waren geprägt von einer vielseitigen Trägerlandschaft und Kooperationsformen von Jugendhilfe und Schule und schulbezogenen Angeboten der Jugendhilfe, welches dazu führte das die Bezeichnung Schulsozialarbeit als Oberbegriff eingeführt wurde (Speck, 2014).

Das Modell „Schulsozialarbeit“ gewann in den 1990er Jahren wieder Aufmerksamkeit (Vogel, 2006). Speck (2006) macht für die Etablierung der Qualitäts- und Selbstevaluationsdebatte in den 1990er Jahren vier Entwicklungsschübe verantwortlich. Das erste ist die „Professionalisierungsdebatte“ und macht darauf aufmerksam, professionelles Handeln als überprüfbares Vorgehen zu sehen. Sie wird durch den zunehmenden Einfluss von Qualitätssicherungsmodellen aus der Wirtschaft verstärkt. Durch das „New Public Management“ werden in einigen Kommunen die Anforderung gestellt, die Leistungen mit Aussagen zur Qualität und Quantität zu beschreiben. Das dritte erklärt sich als „Finanznot der öffentlichen Kassen“ und die Überprüfung der geförderten Leistungen auf ihre Notwendigkeit, Effektivität und Effizienz. Das vierte und letzte ist die „Ökonomisierung der Sozialen Arbeit“.

3.3 Der aktuelle Stand

Anfang des 20. Jahrhunderts professionalisierten sich die sozialpädagogischen Mitarbeiter, somit verfestigte sich die Trennung des schulischen Bildungs- und Erziehungswesens. Lehrer wurden an wissenschaftlichen Hochschulen und die Sozialarbeiter an Fachhochschulen ausgebildet. Seit der Erkenntnis, dass der Schulerfolg mit der Herkunft der Schüler abhängt und Schulen diese Selektion fördern, sind Schulsozialarbeiter wieder erwünscht. Somit wurde ebenfalls das Bildungssystem kritisiert (Krüger, 2008). Die Schulsozialarbeit hat jetzt eine zentrale Bedeutung für das Bildungssystem für die Erziehung und Betreuung (Kooperationsverbund Schulsozialarbeit, 2009). Seit 2008 können alle Schulen Lehrerstellen in Stellen für Schulsozialarbeiter umwandeln, soweit diese unbesetzt sind. Seitdem sind auch landesfinanzierte Schulsozialarbeiterstellen an allen Schulformen möglich. Im Jahr 2012 wurden ca. 840 Schulsozialarbeiter an öffentlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen von der Landesseite angestellt auf kommunaler Ebene wurden 300 bis 500 Stellen finanziert. Durch das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) Programm sind kommunal im Landesdienst in NRW über 3000 Schulsozialarbeiter beschäftigt (Deutscher Bundestag, 2017). Über 50% der Dortmunder Schulen arbeiten mittlerweile im Team, oftmals mit einer Frau und einem Mann besetzt (Stadt Dortmund, o.D.).

[...]


1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Schulsozialarbeit. Eine Analyse ihrer Geschichte und Organisation
Hochschule
Fachhochschule Dortmund
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
22
Katalognummer
V510032
ISBN (eBook)
9783346086952
ISBN (Buch)
9783346086969
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schulsozialarbeit, Geschichte, Methoden, Handlungsfeld
Arbeit zitieren
Sema Göktas (Autor:in), 2018, Schulsozialarbeit. Eine Analyse ihrer Geschichte und Organisation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/510032

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