Der freie Wille ist seit Anbeginn der Philosophie ein bestimmendes Thema unseres Selbstverständnisses als Mensch. Die Auffassungen darüber gehen jedoch weit auseinander. Durch die neue Technologie der Gehirnimplantate ist das Thema wieder in den Vordergrund gerückt.
Was bedeutet es für die Willensfreiheit, wenn etwas Fremdes Einfluss auf psychische Zustände nimmt? Können wir für unsere Handlungen verantwortlich sein, wenn sie zumindest teilweise durch ein Implantat bedingt sind? Welche Bedingungen gelten allgemein, damit eine Handlung als durch uns zu verantworten gilt?
Jan Schmutzler beleuchtet und vergleicht die unterschiedlichen Perspektiven zur Willensfreiheit. Antworten auf die Fragen, welchen Einfluss Gehirnimplantate auf die Entscheidungen des Menschen haben, sucht er nicht nur in der Philosophie, sondern auch in den Neurowissenschaften und der Sozialpsychologie. Dabei geht er auch darauf ein, wie sich diese Disziplinen zueinander verhalten und welchen Platz die Philosophie darin einnimmt.
Aus dem Inhalt:
- Autonomie;
- Depression;
- Identität;
- Kontrolle;
- Metaphysik;
- Hirnstimulation
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die philosophische Debatte um den freien Willen
- Metaphysische Grundannahmen
- Inkompatibilismus und Kompatibilismus
- Neurowissenschaftliche Perspektiven auf den freien Willen
- Die Rolle des Unterbewusstseins und die Libet-Experimente
- Illusionen der Autorschaft und die Rede vom Epiphänomenalismus
- Die Sozialpsychologie des freien Willens
- Das Argument der Inhaberschaft
- Die gewandelte Wahrnehmung des Unbewussten
- Die funktionale Rolle des freien Willens
- Empirische Unterschiede
- Zwischenfazit
- Gehirnimplantate – der Stand der Forschung
- Geschichte der Gehirnstimulation
- Tiefe Hirnstimulation bei therapieresistenter Depression
- Tiefe Hirnstimulation bei Zwangserkrankungen
- Closed-Loop-Implantate
- Die Bedeutung von Gehirnimplantaten für die Debatte um die Willensfreiheit
- Implantierte Indeterminiertheit?
- Psychologische Kontinuität bei DBS-Patienten
- Macht Kontrolle frei?
- Der verbesserte Wille?
- Diskussion und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern Gehirnimplantate die Willensfreiheit des Menschen beeinflussen. Sie untersucht diese Frage aus philosophischer, neurowissenschaftlicher und sozialpsychologischer Perspektive.
- Der philosophische Diskurs über den freien Willen, insbesondere die Debatte um Kompatibilismus und Inkompatibilismus
- Die Rolle des Unterbewusstseins und der Einfluss von Gehirnaktivitäten auf die Willensfreiheit, die durch neurowissenschaftliche Erkenntnisse aufgezeigt werden
- Die sozialpsychologische Betrachtungsweise des freien Willens und dessen funktionale Rolle im menschlichen Verhalten
- Der aktuelle Stand der Forschung zu Gehirnimplantaten, insbesondere im Hinblick auf die Tiefenhirnstimulation
- Die Auswirkungen von Gehirnimplantaten auf das Verständnis von Willensfreiheit und das Verhältnis von Determinismus und Freiheit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Forschungsgegenstand und die zentrale Frage der Arbeit vor. Sie beleuchtet den historischen Diskurs über die Willensfreiheit von Philosophen wie Schiller und Nietzsche und die Rolle der Neurowissenschaften in diesem Kontext.
- Die philosophische Debatte um den freien Willen: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene philosophische Ansätze zur Willensfreiheit. Es stellt die zentralen metaphysischen Grundannahmen vor und analysiert die Kontroverse zwischen Inkompatibilismus und Kompatibilismus.
- Neurowissenschaftliche Perspektiven auf den freien Willen: Dieses Kapitel untersucht neurowissenschaftliche Erkenntnisse über den freien Willen. Es analysiert die Rolle des Unterbewusstseins und diskutiert die Ergebnisse der Libet-Experimente. Außerdem wird der Begriff des Epiphänomenalismus eingeführt und seine Bedeutung für das Verständnis der Willensfreiheit erläutert.
- Die Sozialpsychologie des freien Willens: Dieses Kapitel beleuchtet die sozialpsychologische Sichtweise auf den freien Willen. Es analysiert das Argument der Inhaberschaft und untersucht, wie die Wahrnehmung des Unbewussten die Vorstellung vom freien Willen beeinflusst. Außerdem wird die funktionale Rolle des freien Willens im menschlichen Verhalten betrachtet und die Rolle empirischer Unterschiede für das Verständnis des freien Willens beleuchtet.
- Zwischenfazit: Dieses Kapitel bietet eine Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und stellt die wichtigsten Erkenntnisse aus den ersten Kapiteln dar.
- Gehirnimplantate – der Stand der Forschung: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu Gehirnimplantaten, insbesondere im Bereich der Tiefenhirnstimulation. Es beleuchtet die Geschichte der Gehirnstimulation und erläutert die Anwendung von DBS bei therapieresistenter Depression und Zwangserkrankungen. Schließlich werden Closed-Loop-Implantate vorgestellt und ihre Funktionsweise beschrieben.
- Die Bedeutung von Gehirnimplantaten für die Debatte um die Willensfreiheit: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung von Gehirnimplantaten für die Debatte um die Willensfreiheit. Es diskutiert die Frage, ob Gehirnimplantate zu einer "implantierten Indeterminiertheit" führen und analysiert die psychologische Kontinuität bei DBS-Patienten. Außerdem wird die Frage nach der Freiheit durch Kontrolle und der Möglichkeit eines "verbesserten Willens" durch Gehirnimplantate diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die zentralen Themen des freien Willens, der Determiniertheit, der Neurowissenschaften, der Sozialpsychologie, Gehirnimplantaten, der Tiefenhirnstimulation und der philosophischen Debatte um Kompatibilismus und Inkompatibilismus.
- Quote paper
- Jan Schmutzler (Author), 2020, Beeinflussen Gehirnimplantate die Willensfreiheit des Menschen? Antworten aus philosophischer, neurowissenschaftlicher und sozialpsychologischer Sicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/510951