Spiele in und mit dem Text haben in der Literaturgeschichte eine lange Tradition. Jedes Spiel mit dem Text ist auch ein Spiel zwischen Autor und Leser, welches schon beim Schriebprozess beginnt. Der Autor schreibt den Text bereits in Hinblick darauf, wie er später aufgenommen werden könnte und versucht damit eine bestimmte Wirkung beim Leser zu erzielen. So ist der Autor auch bei der späteren Lektüre indirekt immer noch anwesend und in der Lage, durch seinen Text zum Leser zu sprechen.
„Wer schreibt, denkt an den Leser. (...) Während der Arbeit laufen zwei Dialoge: einer zwischen dem entstehenden Text und allen zuvor geschriebenen Texten (jedes Buch wird aus anderen und über andere Bücher gemacht) und einer zwischen dem Autor und seinem gedachten Wunsch-, Modell- oder Musterleser.“
Der Leser wird durch seine Lektüre des Textes in dieses Spiel miteinbezogen, denn es liegt an ihm, wie er auf den Text reagiert.
Wenn der Leser erkennt, dass mit ihm gespielt wird und sich darauf einlässt, können sich ihm völlig neue Aspekte eröffnen und der Text wird ihm plötzlich auf eine völlig neue Weise zugänglich.
Inhaltsverzeichnis
- Der Text als Spiel zwischen Autor und Leser
- Das Machtspiel zwischen Autor und Leser bei Italo Calvino
- Der Leser als Spielball des Autors
- Der Tod des Autors oder die Entmachtung des Autors durch den Leser?
- Das Spiel mit dem Text und der Leser als Detektiv
- Das Spiel mit der Form bei „Brand's Haide❝
- Erschwerter Zugang für den Leser durch neue Prosaformen?
- Der Ich-Erzähler als Alter Ego Arno Schmidts?
- Das Rätselhafte der Literatur
- Zwei Autoren - ein Autorenbild?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die Beziehung zwischen Autor und Leser in den Romanen „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“ von Italo Calvino und „Brand's Haide“ von Arno Schmidt. Die Arbeit beleuchtet, wie das Spiel mit der Form und dem Leser in beiden Werken die Interpretation beeinflusst.
- Das Verhältnis von Autor und Leser als Machtkampf
- Die Rolle des Lesers im Entstehungsprozess des Textes
- Der Einfluss von neuen Prosaformen auf die Lesererfahrung
- Die Verwendung von Metafiktion und Selbstreflexion in der Literatur
- Die Frage nach der Autorschaft und dem Autorenbild
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Der Text als Spiel zwischen Autor und Leser
Dieses Kapitel führt in die Thematik des Spiels in und mit dem Text ein. Es beleuchtet die lange Tradition solcher Spiele in der Literaturgeschichte und verdeutlicht, dass jedes Spiel mit dem Text auch ein Spiel zwischen Autor und Leser ist, welches bereits im Entstehungsprozess beginnt. Der Autor schreibt mit Blick auf die spätere Lektüre und versucht damit eine bestimmte Wirkung beim Leser zu erzielen.
- Kapitel 2: Das Machtspiel zwischen Autor und Leser bei Italo Calvino
Dieses Kapitel untersucht das Verhältnis von Autor und Leser in „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“. Calvino inszeniert ein Machtspiel zwischen beiden, indem er den Leser durch falsche Fährten und Fallen zu verwirren versucht. Der Leser erlebt während des Leseprozesses häufig die Erkenntnis, auf einen Trick des Autors hereingefallen zu sein.
- Kapitel 2.1: Der Leser als Spielball des Autors
Dieses Kapitel fokussiert auf die Rolle des Lesers als Spielball des Autors. Calvino macht den fiktiven Leser zur Hauptfigur seines Romans und ermöglicht so die direkte Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Autor und Leser. Durch die Technik der mise en abyme wird der reale Leser mit dem fiktiven Leser im Text identifiziert und vom Autor beeinflusst.
- Kapitel 2.2: Der Tod des Autors oder die Entmachtung des Autors durch den Leser?
Dieses Kapitel diskutiert die Frage, ob der Autor tatsächlich die totale Macht über den Leser hat. Die Episode mit dem Schriftsteller Silas Flannery wirft Zweifel auf, ob der Autor wirklich so übermächtig ist, wie es scheint. Die Möglichkeit der Entmachtung des Autors durch den Leser wird in diesem Kontext erörtert.
- Kapitel 3: Das Spiel mit der Form bei „Brand's Haide❝
Dieses Kapitel analysiert die innovative Form des Romans „Brand's Haide“ und wie sie den Zugang des Lesers beeinflusst. Die Frage, ob neue Prosaformen den Zugang für den Leser erschweren, steht im Mittelpunkt der Analyse. Zudem wird die Rolle des Ich-Erzählers als Alter Ego Arno Schmidts beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Textes sind die Beziehung zwischen Autor und Leser, das Spiel mit der Form, die Interpretation des Textes, Metafiktion, Selbstreflexion, neue Prosaformen, und das Autorenbild.
- Arbeit zitieren
- Maria Benz (Autor:in), 2004, Das Spiel mit dem Leser bei Calvinos 'Wenn ein Reisender in einer Winternacht' und Schmidts 'Brand's Haide', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51122