In dieser Hausarbeit zu Joseph Conrads Herz der Finsternis möchte ich mich in erster Linie mit den kulturellen Aspekten des Textes befassen. Dabei möchte ich zeigen, dass Herz der Finsternis zwei literarischen Traditionen angehört: einer überzeitlichen und einer zeitlich fixierten. Die überzeitliche umfasst alle Texte, die sich mit dem Thema Alterität bei Kongoreisen beschäftigen, die zeitlich fixierte ist den Texten zuzuordnen, die auf das konkrete Kolonialgeschehen im Kongofreistaat (EIC) eingehen. Der Kongo in Herz der Finsternis ist also – paradoxer Weise - „ein literarischer Ort, der […] rassistisch und kolonialkritisch zugleich ist“1. Ich möchte in dieser Hausarbeit auf beide Sichtweisen eingehen, das Thema Alterität und Interkulturalität aber stärker gewichten. Dazu werde ich mich eingehend mit dem Rassismus im Text beschäftigen. Zuvor möchte ich allerdings auf den Autor und seine persönlichen Erfahrungen im Kongo eingehen, die Erzählstruktur und den Handlungsverlauf des Textes verdeutlichen, sowie die Funktion von Sprache im Text analysieren.
Einen zentralen Punkt innerhalb der interkulturellen Analyse von Herz der Finsternis bildet die Interpretation von Albert J. Guerard, die ich für das bessere Verständnis des Textes heranziehe. Guerards Sichtweise von Herz der Finsternis ist eine feste Größe in der Conrad-Forschung und bildet die Basis für viele weiterführende Interpretationen – auch zum Thema Interkulturalität. Durch sie lässt sich das zuvor erläuterte Verhältnis von Eigen- und Fremdwahrnehmung direkt im Text erkennen und verdeutlichen. Ich möchte Herz der Finsternis sehr textnah analysieren, trotzdem aber die theoretischen Überlegungen mit einflechten, um die Erzählung in einen umfassenderen Zusammenhang stellen zu können. Den Zugang zu Herz der Finsternis hat mir Nicolas Tredell ermöglicht. In seinem Buch Joseph Conrad. Heart of Darkness legt er die wichtigsten Erkenntnisse der Forschung dar. Dort habe ich mir einen Überblick verschafft, um dann mit anderen Texten, zum Beispiel von Erzgräber, Cox, Miller und Gehrmann mein Wissen zu vertiefen. Die theoretische Seite des Themas habe ich mir durch Beiträge von Wierlacher und Thum zu Alterität, Interkulturalität und Fremdwahrnehmung erschlossen.
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1 Gehrmann, Susanne: Kongo-Greuel. Zur literarischen Konfiguration eines kolonialkritischen Diskurses (1890- 1910). In: Corbineau-Hoffmann, et alii (Hrsg.): ECHO. Literaturwissenschaft im interdisziplinären Dialog/3. Hildesheim 2003. S. 119.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Joseph Conrad
- Realität und Fiktion
- Herz der Finsternis
- Erzähler
- Handlung
- Sprache
- Imperialismus
- Interkulturalität
- Selbsterfahrung durch Fremderfahrung
- Rassismus
- Vorwurf an Autor
- Analyse des Textes
- Kurtz
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Joseph Conrads „Herz der Finsternis" mit Fokus auf die kulturellen Aspekte des Textes. Sie beleuchtet die Einordnung des Werks in zwei literarische Traditionen: eine überzeitliche, die sich mit dem Thema Alterität im Kontext von Kongoreisen beschäftigt, und eine zeitlich fixierte, die sich mit dem Kolonialgeschehen im Kongofreistaat auseinandersetzt. Die Arbeit zeigt, dass der Kongo im Roman „ein literarischer Ort, der [...] rassistisch und kolonialkritisch zugleich ist“. Die Hauptachse der Analyse liegt auf dem Thema Alterität und Interkulturalität, mit besonderem Augenmerk auf den Rassismus im Text. Darüber hinaus werden der Autor und seine persönlichen Erfahrungen im Kongo, die Erzählstruktur, die Handlungsentwicklung sowie die Funktion von Sprache im Text untersucht.
- Alterität und Interkulturalität
- Rassismus in „Herz der Finsternis"
- Joseph Conrads persönliche Erfahrungen im Kongo
- Erzählstruktur und Handlungsentwicklung
- Funktion von Sprache im Text
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Zielsetzung der Hausarbeit dar und fokussiert auf die kulturellen Aspekte von „Herz der Finsternis“. Sie argumentiert, dass der Roman zwei literarische Traditionen verkörpert: eine überzeitliche, die sich mit dem Thema Alterität im Kontext von Kongoreisen beschäftigt, und eine zeitlich fixierte, die sich mit dem Kolonialgeschehen im Kongofreistaat auseinandersetzt. Die Arbeit kündigt eine eingehende Auseinandersetzung mit dem Thema Alterität und Interkulturalität an, wobei besonderer Fokus auf den Rassismus im Text gelegt wird.
Joseph Conrad
Dieses Kapitel liefert einen biografischen Abriss des Lebens von Joseph Conrad. Es beleuchtet seine frühen Erfahrungen, die seine literarische Entwicklung prägten, einschließlich seiner Zeit als Seemann im Kongo. Der Fokus liegt auf Conrads persönlichen Erlebnissen im Kongo und deren Einfluss auf seine literarische Produktion.
Realität und Fiktion
Dieses Kapitel untersucht die Parallelen zwischen Conrads realen Erfahrungen im Kongo und der fiktiven Geschichte Marlows in „Herz der Finsternis“. Es vergleicht Conrads Reise in den Kongo mit Marlows fiktiver Reise und zeigt Gemeinsamkeiten in ihren Erlebnissen und Erfahrungen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Begriffe dieser Arbeit sind Interkulturalität, Alterität, Rassismus, Kolonialismus, Kongofreistaat, Joseph Conrad, „Herz der Finsternis", Erzählstruktur, Sprache, und die Interpretation von Albert J. Guerard.
- Arbeit zitieren
- B.A. Yvonne Hoock (Autor:in), 2005, Interkulturalität in Joseph Conrads 'Herz der Finsternis', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51195