Das Auf und Ab an den Börsen scheint eine lange Tradition zu haben. Mögen sich jüngere Kapitalanleger lediglich an die Internetblase zum Jahrtausendwechsel erinnern, kennen langjährig aktive Anleger weitere Ereignisse zurückliegender Jahre, die die Börsen weltweit zu Überreaktionen und Einbruch veranlassten. Die wiederkehrende Beständigkeit dieser Ereignisse lässt vermuten, dass die Kapitalmarktakteure niemals etwas dazugelernt hätten. Sichtet man die einschlägige Literatur, stellt man fest, dass viele dieser Kursauf- und -abschwünge in ähnlicher Weise verlaufen sind.
Zahlreiche Erklärungsansätze wurden entwickelt, um zu beweisen, dass sich sowohl private wie auch institutionelle Investoren in Phasen von Börsenboom und -crash immer wieder zu nicht-rationalen Handlungen verleiten lassen, obwohl sie entsprechend der klassischen Kapitalmarkttheorie hätten rational handeln sollen. Als Erklärungsansätze nutzt die aktuelle Forschung aufbauend auf der klassischen Kapitalmarkttheorie neben der streng ökonomischen modernen Kapitalmarkttheorie, der so genannten Modern Finance, auch mathematisch geprägte Untersuchungsmodelle aus dem Bereich der nichtlinearen Dynamik sowie verhaltenswissenschaftliche Befunde aus dem Forschungsfeld der Behavioral Finance.
Von allen Phasen von Börsenboom und -crash scheinen private wie auch institutionelle Investoren gleichermaßen betroffen. Nach anfänglichen enormen Kursgewinnen scheinen beide Parteien unausweichlich in die Verlustzone zu geraten. Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie solche extremen Kursbewegungen mit den Erkenntnissen der klassischen Kapitalmarkttheorie vereinbar sind. Außerdem sollten sich vor allem institutionelle Investoren auf Grund der ihnen mittels IT gegebenen schnelleren Informationsverarbeitungskompetenz rationaler verhalten als private Anleger. Jedoch scheint im historischen Kontext oftmals das Gegenteil der Fall zu sein. Damit bedarf es einer Untersuchung der augenscheinlich unterschiedlichen Verhaltensmuster privater und institutioneller Investoren und ihrer Reaktion in Phasen von Börsenboom und -crash.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Aufbau der Arbeit
- Historische Betrachtung von Börsenboom und –crash
- Begriffsdefinitionen
- Börsenhandel als Ausgangspunkt für Spekulationen
- Entwicklung des Börsenwesens
- Der Ursprung des Aktienhandels
- Spekulationen als Ursache für Boom und Crash
- Historische Spekulationen
- Ereignisse des 20. Jahrhunderts
- Kapitalmarktforschung
- Kapitalmarkteffizienz und -vollkommenheit
- Klassische Kapitalmarkttheorie
- Portfoliotheorie
- Kapitalmarkttheorie
- Weiterentwicklung der Kapitalmarkttheorie
- Kapitalmarktanomalien
- Behavioral Finance
- Ursprung und Grundlagen
- Rationalitätskonzept der Behavioral Finance
- Prozess der Informationsverarbeitung
- Begrenzte Rationalität und Quasi-Rationalität
- Anomalien im Investorenverhalten
- Informationsbezogene Verhaltensanomalien
- Noise Trading und Charttechnik
- Herdenverhalten
- Forschungsstand der Behavioral Finance
- Behavioristisches Investorenverhalten in Boom und Crash
- Anlegergruppierung
- Private Investoren
- Institutionelle Investoren
- Informationsnutzung nach Gennotte/Leland
- Informierte Anleger
- Uninformierte Anleger
- Private Investoren in Boom und Crash
- Verstärke Bildung von Heuristiken
- Anreizwirkung Mentaler Konten
- Spekulatives Herdenverhalten
- Status Quo Bias und Kontrollillusion
- Noise Trading in Crashphasen
- Institutionelle Investoren in Boom und Crash
- Verlustaversion und Risikoabsicherung
- Performanceorientiertes Noise Trading
- Herdenverhalten bei Investmentfonds
- Selektive Wahrnehmung bei Informationsflut
- Informationsquellen-Effekt durch Analystenmeinungen
- Zusammenfassung und Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht das Verhalten von privaten und institutionellen Investoren im Kontext von Börsenboom und -crash unter dem Blickwinkel der Behavioral Finance. Ziel der Arbeit ist es, die theoretischen Grundlagen der Behavioral Finance mit empirischen Beobachtungen zum Investorenverhalten in Boom- und Crashphasen zu verbinden und so einen tieferen Einblick in die psychologischen und kognitiven Prozesse zu gewinnen, die die Entscheidungsfindung von Investoren beeinflussen.
- Bedeutung der Behavioral Finance für das Verständnis von Kapitalmarktanomalien
- Rolle von Heuristiken und kognitiven Verzerrungen im Anlageprozess
- Untersuchung des Einflusses von Herdenverhalten und Noise Trading auf die Kapitalmärkte
- Analyse des Verhaltens von privaten und institutionellen Investoren in Boom- und Crashphasen
- Zusammenhang zwischen Behavioral Finance und dem Auftreten von Börsenblasen und -crashs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problemstellung und den Aufbau der Arbeit erläutert. In Kapitel 2 werden die historischen Wurzeln von Börsenboom und -crash beleuchtet und die Entwicklung des Börsenwesens sowie die Rolle von Spekulationen bei der Entstehung von Boom- und Crashphasen untersucht.
Kapitel 3 widmet sich der Kapitalmarktforschung. Hier werden die Theorien der Kapitalmarkteffizienz und -vollkommenheit sowie die klassischen Kapitalmarkttheorien, darunter die Portfoliotheorie und die Kapitalmarkttheorie, vorgestellt. Darüber hinaus werden wichtige Kapitalmarktanomalien, die die Effizienzhypothese in Frage stellen, diskutiert.
In Kapitel 4 wird die Behavioral Finance als alternatives Paradigma zur klassischen Kapitalmarkttheorie vorgestellt. Die Entstehung und die wichtigsten Grundlagen der Behavioral Finance werden beleuchtet und die verschiedenen Rationalitätskonzepte sowie Anomalien im Investorenverhalten, die auf kognitiven Verzerrungen beruhen, analysiert.
Kapitel 5 untersucht das behavioristische Investorenverhalten in Boom- und Crashphasen. Es werden die unterschiedlichen Anlegergruppen, ihre Informationsnutzung und ihre Verhaltensmuster in beiden Phasen näher betrachtet. Dabei werden auch die spezifischen Herausforderungen für private und institutionelle Investoren in Boom- und Crashphasen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Behavioral Finance, Kapitalmarktanomalien, Investorenverhalten, Börsenboom, Börsencrash, Heuristiken, kognitive Verzerrungen, Herdenverhalten, Noise Trading, Private Investoren, Institutionelle Investoren, Prospect Theory, Mental Accounting, Informationsasymmetrie, Informationsüberlastung
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Kfm. Florian Bosch (Autor:in), 2005, Behavioral Finance und Kapitalmarkt: Private und institutionelle Investoren im Kontext von Börsenboom und -crash, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51243