Einleitung
Seit den 70er Jahren beschäftigen sich Ökonomen intensiv mit Fragestellungen, die mit dem Eingriff des Staates in die Marktprozesse in Form einer staatlichen Regulierung verbunden sind. Das facettenreiche Phänomen der Regulierung wirft viele Fragen auf, liefert allerdings kontroverse Antworten, aus denen sich konkurrierende Erklärungsmodelle entwickeln.
Im Folgenden werden drei grundlegende Theorien der Regulierung am Beispiel des Versicherungsmarktes vorgestellt und analysiert. Sie helfen Argumentationen zu finden, warum im selben Wirtschaftszweig international so viele verschiedene Regulierungssysteme und –formen feststellbar sind und warum Versicherungsmärkte schließlich dereguliert wurden.
In der Versicherungsbranche dienen staatliche Interventionen aufgrund der industriespezifischen Besonderheiten vorwiegend der Beseitigung der Marktunvollkommenheiten und dem Verbraucherschutz. Als Regulierungsinstitutionen agieren der Staat selbst oder die von ihm eingesetzten Versicherungsaufsichtsbehörden, sowie Verbände von Versicherungsunternehmen, Versicherungsnehmer und Vermittler.1 Nach einem Überblick über die wichtigsten Aufsichtstheorien2 und Hauptziele der Regulierung in der Versicherungswirtschaft wird genauer auf die Theorie der Regulierung im öffentlichen Interesse, die Capture Theorie und die ökonomische Regulierungstheorie eingegangen. Anschließend werden aufsichtsrechtliche Veränderungen des Versicherungswesens im Zusammenhang mit der Formierung des Binnenmarktes und die sich aus der vollzogenen Deregulierung ergebenden Anforderungen an Solvency II aufgezeigt.
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1 Vgl. Handwörterbuch der Versicherung (1988), S. 1047
2 DAL SANTO führt eine Begriffstrennung zwischen Regulierung und Aufsicht durch. „Unter Regulierung wird die Verankerung von Normen in staatlichen Erlassen verstanden, welche das Verhalten von Finanzinstitutionen ex ante regeln sollen. […] Unter Aufsicht versteht man die staatliche Überwachungstätigkeit, mit der die Einhaltung der Normen […] sichergestellt werden kann.“ Dal Santo (2002), S. 204. Im Folgenden wird auf diese Unterscheidung verzichtet. Die Begriffe „Regulierung“ und „Aufsicht“ werden als Synonyme verwendet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zweck, Ziele und institutionelle Rahmenbedingungen der Regulierung
- 2.1. Aufsichtstheorien
- 2.2. Hauptziele der Regulierung in der Versicherungswirtschaft
- 2.3. Von der materiellen zur formellen Versicherungsaufsicht
- 3. Vergleichende Analyse der Regulierungstheorien
- 3.1. Normative und positive Theorien der Regulierung
- 3.2. Regulierung im öffentlichen Interesse
- 3.2.1. Marktversagen und asymmetrische Information
- 3.2.2. Probleme der Verteidigung des öffentlichen Interesses
- 3.3. Capture Theorie oder Regulierung im privaten Interesse
- 3.3.1. Vereinnahmung durch die regulierte Branche
- 3.3.2. Wettbewerbsschutz und staatliche Subventionen
- 3.4. Ökonomische Theorie der Regulierung
- 3.4.1. Marktangebot und Marktnachfrage
- 3.4.2. Steuerung der Interessengegensätze
- 3.4.3. Hypothesen für weitere Untersuchungen
- 3.5. Kritische Würdigung - Aussagekraft der Regulierungstheorien für die Versicherungsbranche
- 4. Aktuelle Markttendenzen in Verbindung mit Solvency II
- 4.1. Deregulierung des Versicherungswesens
- 4.2. Versicherungsaufsicht in Solvency II
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit den verschiedenen Theorien zur Regulierung von Versicherungsunternehmen und analysiert diese im Kontext des Versicherungsmarktes. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis der verschiedenen Regulierungsansätze zu vermitteln und deren Anwendung im internationalen Kontext zu beleuchten.
- Aufsichtstheorien in der Versicherungswirtschaft
- Ziele der Regulierung von Versicherungsunternehmen
- Vergleichende Analyse von Regulierungstheorien, wie der Theorie der Regulierung im öffentlichen Interesse, der Capture Theorie und der ökonomischen Theorie der Regulierung
- Deregulierung des Versicherungswesens und die Anforderungen an Solvency II
- Die Bedeutung von staatlichen Interventionen in der Versicherungsbranche
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas der Regulierung von Versicherungsunternehmen dar und liefert einen Überblick über die in der Arbeit behandelten Themen. Im zweiten Kapitel werden Aufsichtstheorien und die Hauptziele der Regulierung in der Versicherungswirtschaft erläutert.
Kapitel 3 befasst sich mit der vergleichenden Analyse von drei grundlegenden Theorien zur Regulierung: der Theorie der Regulierung im öffentlichen Interesse, der Capture Theorie und der ökonomischen Theorie der Regulierung.
Kapitel 4 analysiert die aktuellen Markttendenzen im Kontext von Solvency II und beleuchtet die Auswirkungen der Deregulierung des Versicherungswesens.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf Themen wie staatliche Regulierung, Versicherungsaufsicht, Aufsichtstheorien, Regulierungstheorien, Marktversagen, asymmetrische Information, Capture Theorie, ökonomische Theorie der Regulierung, Deregulierung, Solvency II, Verbraucherschutz, Gläubigerschutz und Versicherungsmarkt.
- Quote paper
- Ksenia Polikhovskaia (Author), 2004, Vergleichende Analyse der Theorien zur Regulierung von Versicherungsunternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51247