Die Bedeutung des Gartengestalters Hermann Göritz für die Pflanzenverwendung des 20. Jahrhunderts


Doktorarbeit / Dissertation, 2013

312 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


INHALT

Ziel und Hintergrund der Arbeit

Methodik und Herangehensweise

I. Hermann Göritz - Lebensdaten
I.1. Kindheit | Schulzeit 1902-1920
1.2 Berufsausbildung 1921-1927
1.3 Tätigkeit 1927-1992

II. Hermann Göritz und die Arbeitsgemeinschaft Forster-Mattern-Hammerbacher
II. 0 Ziel, These und Methodik des Kapitels
11.1 Bornimer Arbeitskreis
11.1.1 Der Wohngarten zu Beginn des 20. Jahrhunderts - Darstellung der Situation
11.1.2 Personen
11.1.3 Philosophie
11.1.4 Bornimer Stil
11.1.5 Gestaltungsprinzipien - Mattern, Hammerbacher
II.2 Stellung von Hermann Göritz innerhalb der Arbeitsgemeinschaft
11.2.1 Auswahlkriterien
11.2.2 Formensprache
11.2.2.1 Mattern und Hammerbacher
11.2.2.2 Göritz
11.2.2.3 Vergleich Formensprache - Mattern, Hammerbacher mit Göritz
11.2.3 Stauden
11.2.3.1 Pflanzungstypen und Höhenstufen
11.2.3.2 Kurzdarstellung der Pläne
11.2.3.3 Farbkonzept - Blühfolgen - Pflanzen
11.2.3.4 Ergebnis Stauden
11.2.4 Gehölze
11.2.4.1 Darstellung der Pläne mit Gehölzen
11.2.4.2 Gehölzformen und ihre Verwendung
11.2.4.3 Ergebnis Gehölze
II.3. Diskussion - Die Rolle von Göritz bei der Arbeitsgemeinschaft FMH

III. Hermann Göritz als Gestalter im öffentlichen Raum
III.0. Ziel, These und Methodik des Kapitels
111.1 Wohnumfeldgestaltung
111.1.1 Die Situation im Wohnungsbau in der DDR der 1950er-1970er Jahre
111.1.2 Freiflächengestaltung im Wohnungsbau der 1950er-1970er Jahre
111.1.2.1 Regelpflanzpläne
111.1.2.2 Stalinstadt - Eisenhüttenstadt
111.2 Pflanzungen in öffentlichen Parks
111.2.1 Gartenschauen - iga Erfurt
111.2.1.1 Geschichte des Geländes
111.2.1.2 Neuheiten und bewährte Stauden
111.2.1.3 Foerster-Garten
111.2.1.4 Garten der Rosaceen in Erfurt
III.2.2 Weitere Projekte im öffentlichen Raum
III.3 Diskussion

IV. Hermann Göritz als Gestalter privater Gärten
IV. 0 Ziel, These und Methodik des Kapitels
IV. 1 Göritz Tätigkeit als Pflanzplaner nach 1945
IV. 2 Planauswahl
IV. 3 Formensprache
IV. 3.1 Formensprache der 50er Jahre
IV. 3.2 Formnsprache der 60er Jahre
IV. 3.3 Formensprache der 70er Jahre
IV. 3.4 Formensprache der 80er Jahre
IV. 3 5 Zusammenfassung Formensprache
IV. 4 Staudenverwendung
IV. 4.1 Einteilung nach Lage und Funktion
IV. 4.1.1 Pflanzungen am Haus
IV. 4.1.2 Pflanzungen an der Terrasse
IV. 4.1.3 Grosse Staudenpflanzung
IV.4.1.4 Sonderformen Rosenfeld und Preiss
IV.4.2 Einteilung nach Standort
IV.4.2.1 Steppe,Sandflur
IV.4.2.2 Steingarten
IV.4.2.3 Beet und frei gestaltete Fläche
IV.4.2.4 Halbschatten und Schatten
IV.4.2.5 Wasser, Sumpf und Ufer
IV.4.3 Farben, Beetaufbau, Arten und Sorten in den Pflanzplänen von Hermann Göritz132 IV.4.3.1 Farben
IV.4.3.2 Beetaufbau und Gestaltungsprinzipien
IV.4.3.3 Arten und Sorten
IV.4.3.4 Die Rolle der Gräser
IV.5 Gehölzverwendung
IV.5.1 Funktion und Struktur
IV.5.1.1 Rahmen und Sichtschutz
IV.5.1.2 Begleitung
IV.5.1.3 Raumbildung
IV.5.1.4 Abgrenzung
IV.6 Bräuer und Petersen - Gegensätzliche Gestaltungen
IV.7 Kombination von Gehölzen und Stauden
IV.8 Gestalterische Ansätze von Hermann Göritz bei der Planung von Privatgärten

V. Schlussdiskussion

Literaturnachweis

Abbildungsnachweis

Tabellenverzeichnis

DANK

Mein Dank gilt in erster Linie meiner Familie, die mich über die lange Zeit unterstützt und aus­gehalten hat.

Weiterhin danke ich meinen Betreuern Prof. Dr. Norbert Kühn und Prof. Dr. Wolfgang Borchardt für die fachliche Unterstützung.

Außerdem danke ich den Kindern von Hermann Göritz, Susanne Vollmer und Walter Göritz, die mir die Arbeit mit dem Nachlass gestatteten. Ein besonderer Dank gilt Frau Dr. Jutta Weber, die mir die Recherche im Nachlass vor Ort ermöglichte.

Auch danke ich Familie Klug in Potsdam, die mich freundlich in ihrem Garten empfingen und Auskunft über ihre Begegnungen mit Göritz gaben.

ZIEL UND HINTERGRUND DER ARBEIT

Die Person Hermann Göritz ist eng verbunden mit dem Bornimer Kreis um Karl Foers­ter, auf diese Tatsache stößt man schnell, wenn man sich mit Foerster und seinem Umfeld beschäftigt. Aber wer war dieser Göritz - was macht ihn zugehörig zu Leuten wie Hermann Mattern, Herta Hammerbacher, Walter Funcke und anderen bekannteren Namen.

Göritz war Landschaftsarchitekt und lebte von 1904 bis 1998 - fast ein ganzes Jahr­hundert die meiste Zeit seines Lebens in Potsdam Bornim und ganz in der Nähe der Foersterschen Gärtnerei. Da liegt es nahe, Einflüsse zu vermuten, Beziehungen, geisti­ge Nähe.

Ziel der Arbeit ist es, das Leben und Wirken von Hermann Göritz zu betrachten und seine Tätigkeit als Landschaftsarchitekt zu würdigen.

Sein Schaffen umfaßt zahlreiche Planungen für Privatgärten und öffentliche Anlagen und Einrichtungen, er war Schriftsteller für pflanzenkundliche Lehrwerke, hielt Vorträge und war selbst leidenschaftlicher Gärtner.

Welche Einflüsse und Ideen machten ihn zu dem was er geworden ist - ein anerkannter Pflanzenkenner, der als einziger freischaffender Landschaftsarchitekt in der DDR leben und arbeiten konnte.

Ausgehend von der Zeit des direkten Kontaktes mit Foerster, Mattern und Hammerba­cher in den 1920er bis 1940er Jahren soll die Verknüpfung der Tätigkeit von Göritz mit diesen drei wesentlich bekannteren Gartenarchitekten untersucht werden.

Folgend soll die sich daraus entwickelnde selbständige Arbeit Göritz untersucht wer­den. Welche Themen bearbeitete er im Laufe seines Schaffens? Wie entwickelte er sich hinsichtlich seiner Gestaltungen?

Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt dabei nicht im steten Vergleich sondern es soll herausgearbeitet werden, welchen eigenen Weg Göritz ging.

Letztlich soll eine Gesamtschau des Werkes von Hermann Göritz entstehen. Daraus resultierend soll festgestellt werden, welche Bedeutung die Arbeiten von Göritz heute noch haben - kann man von ihm heute noch lernen, welche Faszination geht heute noch von seinen Pflanzungen aus, kann man sie noch erleben?

METHODIK UND HERANGEHENSWEISE

Grundlage für die Arbeit bildete der Nachlass von Hermann Göritz, der unsortiert im Archiv der Staatsbibliothek der Stiftung Preussischer Kulturbesitz in Berlin vorgefunden wurde. Zunächst war es also notwendig, das umfangreiche Material zu sichten und zu sortieren. Hier entstand ein erster Überblick über die Breite des Göritz'schen Schaffens.

Die anfängliche Gliederung und Strukturierung der Arbeit mußte mehrfach modifiziert werden, da die aufgefundenen Materialien andere thematische Schwerpunkte ergaben. Einige Themen mußten für diese Arbeit unberücksichtigt bleiben, da es den Rahmen gesprengt hätte. Hierzu zählt die Erfassung und denkmalpflegerische Einordnung der Parke in Brandenburg, die Tätig­keit beim Autobahnbau, die Tätigkeit während des Krieges und letzlich auch die eigene gärtne­rische Tätigkeit im Garten in Potsdam Bornim.

Übrig blieb die intensive Auseinandersetzung mit den Plänen von Hermann Göritz für Privat­gärten und öffentliche Anlagen bzw. Wohngebiete. Hierbei war die detaillierte Betrachtung der Pflanzpläne der Schwerpunkt der Arbeit.

Es wurde eine Herangehensweise an die Analyse der Pläne erarbeitet, die Pläne wurden gra­fisch aufbereitet, um Formen und Farbigkeit zu veranschaulichen. Aus allen gefundenen Plänen wurden einige ausgewählt. Hierbei war es wichtig aus allen Zeitphasen des Schaffens Pläne zu zeigen, und sie mußten ablesbare Pflanzpläne enthalten. Diese aufbereiteten Pläne sind die Grundlage für die Darstellung und Analyse der pflanzplanerischen Tätigkeit von Hermann Göritz.

Das Schaffen wurde drei Perioden zugeordnet, die sich aus der Biografie und der planerischen Tätigkeit ergaben:

1. Tätigkeit bei der Arbeitsgemeinschaft Foerster-Mattern-Hammerbacher von 1929-1949
2. Planungen für öffentliche Anlagen und für Wohngebiete in den 1950er bis 1970er Jahren
3. Planung von Privatgärten von 1950 bis 1990.

Neben der Betrachtung und Analyse der Pläne war es immer auch wichtig, gedankliche Hin­tergründe und Prinzipien von Göritz herauszufinden. Da er diese selbst nicht fomuliert, mußten sie aus den Plänen ,herausgelesen' werden bzw. aus seinen Büchern entnommen werden, die weniger gestalterische Aspekte behandeln, dafür aber ein umfangreiches Wissen über Stauden und Gehölze vermitteln.

Alle Pflanzennamen wurden aus den Plänen entnommen und entsprechen in ihrer Schreibweise der zum Zeitpunkt der Planerstellung gültigen Nomenklatur.

TEIL I

HERMANN GÖRITZ

LEBENSDATEN

I. HERMANN GÖRITZ - LEBENSDATEN

I.1 KINDHEIT | SCHULZEIT 1902-1920

Hermann Göritz wird am 16.9.1902 in Krone an der Brahe (ehem. Provinz Westpreußen) als Sohn des Försters Walter Franz August Göritz und Frau Emmi Amalie Luise Göritz geboren. Die Liebe des Vaters galt der Natur, die Mutter war sehr gebildet und sang gern und wohl auch gut.

„Unser Vater war ein Landschaftsmensch durch und durch. Oberförster kann man nur in Ostpreußen oder Schlesien sein, anderswo stinkt es zu sehr nach Menschen.'(Vater Göritz).“1

„Wie die Hochzeitsbilder ausweisen, könnte man sie als schöne und stattliche Frau bezeichnen. Vater hatte eine mittlere Größe und ein markantes Männergesicht.“2

Die Mutter war zuständig für den Haushalt, den Garten und die Angestellten. Der Vater nahm die Kinder gern mit in den Wald und erklärte ihnen die Pflanzen- und Tierwelt. Aufgrund der starken Naturverbundenheit des Vaters, erlebte Göritz als Kind sehr früh und intensiv die Tier- und Pflanzenwelt. Der Beruf des Vaters brachte mehrfach Ortswechsel der Familie mit sich.3 Im Jahr 1909 zieht die Familie in die Oberförsterei Neu Lubönen (40 km östlich von Tilsit an der Memel nahe der Grenze zu Russland). Dort lebte die Familie 5 Jahre bis zum Ausbruch des 1.Weltkrieges. Hier beginnen genaue Erinnerungen von Hermann Göritz an Landschaft, Haus und Menschen.

„Dass in der Spitze des Gartens ein Essigbaum stand, ist mir deutlich in Erinnerung. Seine bizarre, aussergewöhnliche Gestalt mit schiefem Stamm, dicken, weichen, rötlich behaarten Jungtrieben und die kolbigen Fruchtstände haben das wohl bewirkt. Erste dendrologische Eindrücke und Wurzeln der mir später innerhalb der Pflanzenkunde zu einer Hauptbetätigung meines Berufes gewordenen Dendrologie. ...meiner ersten und besonders haftengebliebenen Bekanntschaft mit einem Baum.“4

1912 kamen Hermann und sein Bruder Werner auf das Königliche Realgymnasium in Tilsit. Da der tägliche Weg zu weit war, wurden beide in einer Privatpension untergebracht und kamen nur in den Ferien nach Hause.5

1914 brach der 1.Weltkrieg aus. Die Mutter zog mit den Kindern nach Berlin zu Verwandten. Der Vater war als Forstoffizier im Baltikum. Hermann Göritz besuchte von 1914-1916 die Hohenzollern-Schule in Berlin-Schöneberg. Seine Leistungen bewegten sich zwischen ,gut‘ und ,genügend‘.

„Als Mutter und wir 1916 aus Berlin wieder nach Tilsit zurückkehrten, war Vater inzwischen schon als Forstoffizier im Baltikum tätig, wo er die Wälder verwaltete und somit nicht in unmittelbarer Gefahr lebte. Bald nach seinem Weggang aus Lubönen, als die Russen sich wieder aus Ostpreussen zurückzogen, brannte die ganze Oberförsterei und die Stallungen ab, also war alles verloren. Zur gleichen Zeit wurden auch Gastwirschaft und Sägemühle der Großeletern in Turoscheln zerstört, so dass sich beide Familien nicht gegenseitig helfen konnten. Das Leben hätte gleichwohl erträglich verlaufen können, wenn nicht auch noch der Krieg verloren worden wäre. Dadurch hatten viele, viele Menschen ihr Erspartes durch Kriegsanleihe eingebüßt. Als dann später Ausgleichszahlungen von der Regierung festgesetzt und dazu Listen des verlorenen Eigentums angefordert wurden, hat Vater zu Mutters Kummer nicht mal den Kauf­wert, sondern den Wert minus Abnutzung eingesetzt. Bei aller Beamten-Ehrbarkeit und Staatstreue hat Vater unter diesen Verlusten jahrelang sicher sehr gelitten.“6

Hermann Göritz besuchte von 1916-1919 wieder das Königliche Realgymnasium. Er zeigte we­nig Interesse an der Schule, mußte eine Klassenstufe wiederholen, was aber seiner zufriedenen Lebensauffassung keinen Abbruch tat.7

„Ich war der Widerspenstigste. Die mancherlei Zwänge waren mir ein Graus. Mathematik lag mir gar- nicht und im Latein gab ich mir keinerlei Mühe. Erst mit den Jahren kam dann die Einsicht, dass gerade Latein bei vielen Berufen für abgerundetes Wissen usw. eine sehr wichtige Unterlage bereiteten, wie es sich mir z.B. bei der Botanik später als große Hilfe erwies und das Verständnis förderte. Außerdem bleibt doch vieles für immer haften.(...)Ich habe infolge Faulheit, die aber fast bewusst geübt wurde in Über­schätzung meiner ureigenen Lebensauffassung, die Untersekunda zweimal machen müssen.(...)Mir hat es aber jedenfalls nicht geschadet und ich habe in meinem Gärtnerdasein voll Erfüllung gefunden...“8

1917 kam es zu ersten Kontakten mit der Wandervogel-Bewegung.

„Unser Jungenleben veränderte sich völlig, als wir mit dem Wandervogel' in Berührung kamen.“9

Später schwärmte Hermann Göritz von der Wandervogel-Zeit als der glücklichsten seines Lebens. Für ihn bedeutete die Bewegung ein Protest gegen bürgerliche Normen und Wertvor­stellungen. Es war eine „außerordentlich formende Gemeinschaft voller Ideale, Romantik und Schönheitsstreben“.

„(...) Durch die Wandervogelgemeinschaft wurden uns die wahren Werte des Lebens bewußt, die auch Bestand haben, wenn sich die Zeiten noch so ändern.“10

Hier ist der Ursprung seiner Sehnsucht nach unberührter heiler Natur zu sehen, welche sein Schaffen später wesentlich beeinflusste. Die Wandervogel-Zeit führte zu einer teils bewußten, teils unbewußten Natur- und Landschaftsaneignung.

1918 war der Krieg zu Ende, was den Kindern nicht sehr bewußt war und der Vater kehrte aus dem Krieg zurück.

1919 zog die Familie in die sehr abgelegene Oberförsterei Padrojen bei Insterburg. Der Umzug fiel den Kindern schwer. Der Vater mußte dieses Forstamt übernehmen, weil wohl kein anderes zu bekommen war. Das Haus war zu groß, und die Familie bewohnte es nur teilweise.

„Wir mussten also mitten in der Schulzeit von Tilsit und von der Schule scheiden und wurden aus all den Bindungen an Freunde, Wandervögel usw. herausgerissen und besuchten nun das Realgymnasium in Insterburg. Der Wechsel ging uns Jungens natürlich sehr gegen den Strich. Aber während sich Werner doch ganz gut damit abfand und sich bis zum Abitur durchschlug, meuterte ich andauernd, vor allem bei Mathe, dass ich abgehen wolle, um Gärtner zu werden. Ausgerechnet Gärtner! Die Wahl hatte ich sicher unter dem Einfluss von Kurt Gartenmeister getroffen, einem Wandervogelfreund, der (...) Gärtner gewor­den war (...) Mit ihm hatte ich darüber gesprochen und er hatte mir diesen Beruf vorgeschlagen.“11

Der Vater war anfangs gegen die Berufswahl, weil der Gärtnerberuf kein Ansehen genoss. Hermann Göritz arbeitete in den Ferien im Garten der Familie, was den Vater beeindruckte und überzeugte. Die schulischen Leistungen waren immer schlechter geworden. So akzeptierten die Eltern die Entscheidung des Sohnes. Mit der Versetzung in die Unterprima beendete Hermann Göritz 1920 seine Schulzeit.

„Da ich aber nichts riskieren wollte und für den Schulabgang sonstwas auf mich genommen hätte, willigte ich natürlich ein. Hurra! es war geschafft!“12 r arbeitete ein Jahr auf dem elterlichen Hof und Acker und im Obst- und Gemüsegarten.

„Ich wüsste nicht eine Arbeit, die ich ungern getan hätte, einschließlich Ställe ausmisten und den Mist aufs Feld bringen. Ich habe viel gelernt in dem Jahr, auch schwer arbeiten müssen und vieles zu verantworten gehabt. Mit Vater hat es nie Unstimmigkeiten gegeben, vielmehr spürte ich immer seine und auch Mutters Freude. Und ich hatte ab und zu Zeit, etwas Besonderes zu tun, z.B. mich mit meinen Bienen zu beschäf­tigen, eine Hobelbank zu bauen oder einen Schweinetrog - und vieles sonst, was in Haus und Hof nötig war oder zur Freude diente.“13

1.2 BERUFSAUSBILDUNG 1921-1927

1921 begann begann für Hermann Göritz die Lehrzeit - zunächst auf einem Gut in Lötzen mit Obstplantagen und Ackerland. Lehrlinge wurden zu Arbeiten wie Obst ernten, hacken und jä­ten, pflügen, eggen, säen von Getreide eingeteilt. Für Göritz war es „...ein glückliches Gefühl, dies unmittelbare Teilhaben am Rhythmus im Naturgeschehen.“ 14

„Wir Lehrlinge wurden zu allen Arbeiten eingeteilt, und ich kann wohl mit Recht sagen, dass ich sie durch­weg um des Lernens und des Beurteilens willen gern gemacht habe. Bäume zu schneiden und Ernten des Obstes war natürlich beliebter als Erdbeeren zu hacken und zu jäten und Kompost umzusetzen.“15

In dieser Zeit entwickelte Hermann Göritz seine Liebe zu den Pflanzen, er bekam erstmals ein Heft der Zeitschrift ,Gartenschönheit' in die Hände, legte Herbarien an, lernte deutsche und botanische Namen der Pflanzen.

„Eine für mein Leben entscheidenende Liebhaberei und dann Liebe erwachte in Grünhoff: die Liebe zu den Pflanzen. Es ist wohl so gewesen, dass es mich interessierte, was das denn alles für Pflanzen wären. Die einem täglich begegneten, seinen es bei der Arbeit die Kulturpflanzen und die Unkräuter oder seien es die wunderschönen Wildpflanzen die den Spaziergängen und Wanderungen weit umher. Ich begann sie zu pflücken, zu trocknen, zu pressen und aufzukleben. Und dann schickte mir Onkel Werner Herold, weil ich ihm von meinem Interesse geschrieben hatte oder ihn nach einem Fachbuch gefragt hatte, die ,Exkursionsflora' von Kraeplin. Die anfänglichen Schwierigkeiten waren schnell überwunden, und bald konnte ich die Pflanzen mit Namen anreden, deutsch und lateinisch, und richtig im Herbarium sammeln. Zwei dicke Herbarien aus jener Zeit hüte ich heute noch. Ich erlebte dabei zum ersten Mal, wie sehr einem ehemals auf der Penne unwillig Erlerntes - hier Latein - zugute kam. So begann beim Namen und bei dessen Sinn und Bedeutung, sowohl deutsch als auch lateinisch, das Eindringen und Begreifen der großen Zusammenhänge einer Wissenschaft, der ,scientia amabilis', mit all ihren vielen Wegen und ihrem Gewicht für unser Leben. Und für meinen Beruf ergaben und ergeben sich durch diese Erkenntnisse immer wieder Lehren für den richtigen Umgang mit Pflanzen, als Stoff zum Gestalten gut gedeihender und als liebenswert empfundener Gärten. Solche Verbundenheit fehlt heute unserem Berufsnachwuchs in hohem Maße. Heute sind die meisten Kollegen nur Zirkel- und Lineal-Konstrukteure, die die Pflanzen als Dekoration ihrer Architekturen ansehen, die Pflanzen, die ihnen wegen der tiefen Unkenntnis ihrer Bedürf­nisse, ja auch ihrer Entwicklung und Gestalt nur Ärger bereiten. Wie freut man sich da, wenn man doch mal einen ,Gärtner aus Leidenschaft' trifft. “16

1923 legte Göritz die Gehilfenprüfung in Rastenburg ab, womit die Lehrzeit endete. Das Zeug­nis zeigte hervorragende Zensuren, ihm wurden Eifer und Fleiß und gute Fähigkeiten beschei­nigt.

1922 war der Vater an einer Lungenentzündung verstorben.

Die Mutter durfte noch ein Jahr in der Oberförsterei in Padrojen bleiben.

1923 begann Göritz eine Stelle als Baumschulgehilfe in der Baumschule von Ludwig Späth in Neu-Falkenrehde bei Ketzin. Seine Tätigkeit beinhaltete die Anzucht von Ziergehölzen, Obst­und Alleebäumen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

„In Neu-Falkenrehde war vor allem das gesamte Gehölzsortiment aufgepflanzt, was für mich natürlich das große Los bedeutete, denn nun konnte ich meine Wissbegier restlos stillen und Wissen und Kennt­nisse wie ein Schwamm aufsaugen. Einige ebenso interessierte Kollegen und ich betrieben nun intensives Gehölzstudium sowohl bei der Arbeit in den verschiedenen Quartieren als auch noch nach der Arbeit durch Abfragen anhand kleiner Bündel beim Feierabend-Heimweg geschnittener Reiser. Nach kurzer Zeit war ich dann soweit, dass ich zu Führungen von Käufern herangezogen wurde, wobei ich u.a. auch mal Camillo Schneider, den berühmten Dendrologen und Prof. Wiepking-Jürgensmann, den bekannten Gartenarchitekten, bediente.

Alle Arbeiten interessierten mich - von Bäume- und Steckholz schneiden im Winter und vom Veredeln bis zum runterlegen der Ruten in Ablegequartieren bei den Weinreben und bei den Klettergehölzen oder bis zum Formieren von Formobst.“ 17

1923 zog die Mutter nach Berlin, es war Verwandtschaft in der Nähe. Zwei Lauben standen als Wohnung zur Verfügung.

„Wenn ich in der Kolonie nichts zu tun hatte, machte ich weite Radfahrten in die Umgebung nach Ber­nau, nach Lehnin und Brandenburg usw. lernte so die schöne Landschaft, ihre Pflanzen und ihre Tierwelt kennen. Wenngleich mir die Baumschularbeit gefiel, wollte ich sie doch nicht immer weiter betreiben, sondern suchte mich auch mit dem zweiten Gebiet der Freilandpflanzen bekanntzumachen, mit den win­terharten Blütenstauden. Inzwischen war mir klar geworden, dass meine Lebensarbeit nicht die Produktion der Gartenpflanzen, sondern deren Verwendung sein sollte. Am 12.9.1923 hatte ich mir deshalb schon die Staudengärtnerei Karl Foerster in Bornim bei Potsdam angesehen und meinen Wechsel dorthin festge­macht, und am 1.3.24 siedelte ich nach Bornim um.“18

1924 verließ Göritz die Baumschule Späth und setzte in der Staudengärtnerei von Karl Foerster in Potsdam-Bornim seine Weiterbildung fort. So kam es zur ersten Begegnung zwischen Her­mann Göritz und Karl Foerster. Zu dieser Zeit hatte Foerster bereits erste züchterische Erfolge. Die Zeit bei Foerster dauerte zunächst nur 5 Monate, Göritz erarbeitete sich trotzdem einen guten Überblick über Staudengattungen, -arten und -sorten.

„In der kurzen Zeit bei Karl Foerster kam ich natürlich nicht an alle Arbeiten heran, z.B. an die Vermeh­rung, gewann aber durch mein intensives Aufnehmen einen sehr guten Überblick über die Staudengattun­gen, -arten und -sorten. (...) Mit KF kamen wir wenig in Berührung, und ich finde auch keine Tagebuch­notizen über ihn. Im Büro saßen 4 Kräfte, im Betrieb arbeiteten 1 Obergehilfe, 10 Gehilfen, 5 Lehrlinge, 1 Kutscher und Fräulein Lieschen als Küchenfee.“19

Gemeinsam mit einem Freund ging Hermann Göritz 1924 für ein Jahr nach Italien, um dort auf einem Gut südlich von Neapel im Obst- und Gemüseanbau tätig zu sein. Foerster zeigte Verständnis für diesen Schritt.

„So war denn meine Zeit bei KF schnell zu Ende. Meine intensive Arbeit und meine unbegrenzte Auf­nahmefähigkeit hatten für mein Wissen um Stauden indessen eine solide Grundlage geschaffen, die ich später zielbewusst erweiterte.“20

„.von einer,Foersterschen Atmosphäre' habe ich damals mehr in der,Gartenschönheit' mitbekommen als durch Foerster selbst. Die verschiedenen Gartenteile haben mich natürlich beeindruckt - so was hatte ich noch nicht erlebt - ,ihre Bedeutung aber für das Gartenwesen ist mir nicht aufgegangen, denn erstens mal hatte ich mich mit der Geschichte der Gartenkunst, ihren Stilarten usw. noch nicht beschäftigt, und zweitens hatte ich in den 5 Monaten genug zu tun, all das Neue aufzunehmen und zu speichern.“21

1925 erhielt Göritz die Zulassung zur Immatrikulation an der Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Berlin-Dahlem. Zwischen den Fachrichtungen Obstbau, Pflanzenbau und Garten­kunst wählte er Pflanzenbau. Zwar reizte ihn die Gartenkunst sehr, aber er hatte zuviel Respekt vor dem Begriff ,Künstler'. Später stellte er fest, daß der Unterschied zwischen ihm und den Gartenkunst-Studierenden gar nicht so gravierend war.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

„Mit Gartenkunst, mit dem Planen und Anlegen von Gärten hatte ich bisher so gut wie gar nichts zu tun gehabt, es ging nach meiner ganzen Ausbildung nur um die Kultur von Pflanzen, von Nutzpflanzen zur Nahrungsproduktion, aber es gab schon als Lehrling eine etwas abseitige Neigung von mir, mich intensiv mit der Botanik, der allgemeinen Pflanzenkunde zu beschäftigen. In Falkenrehde kam dann noch die Be­kanntschaft mit dem gerade bei Späth so reichhaltigen Gehölzsortiment und das intensive Empfinden für dessen große Schönheit hinzu, das mich ganz von Obst und Gemüse wegführte. Und meine Neigung zur Beschäftigung mit dem Schönen zwar nicht weckte, denn sie war in der Anlage wohl immer vorhanden, diese Neigung aber so bestärkte, dass ich ihr ganz folgte.“13

1.3 TÄTIGKEIT 1927-1992

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Entscheidend für Göritz' berufliche Entwicklung waren seine hervorragenden Pflanzenkenntnisse, die das Fundament seiner gestalterischen Tätigkeit und Grundlage seiner wissenschaftlichen Ar­beiten bildeten. Während des Studiums lernte Göritz seine Kommilitonin und spätere Frau Grete Pfahl kennen. Neben dem Studium arbeitete er, um etwas Geld zu verdienen, unter Erwin Barth im Volkspark Jungfernheide. 1927 bestand er die schriftliche und mündliche Prüfung und durfte sich nun ,Staatlich geprüfter Gartenbautechniker' nennen.14 1927 trat Göritz im Büro Späth in Berlin seine erste Stelle an - schon während des Studiums hatte er sich beworben. Kurz nach ihm kam Herta Hammerbacher ebenfalls in dieses Büro - sie kannten sich bereits vom Studium.

„Ich hatte mich schon während des Studiums bei Späth in Baumschulenweg als Techniker für das Ent­wurfsbüro beworben und eine Zusage für den 1.9.1927 erhalten. Dort arbeiteten derzeit etwa 7 bis 8 Fachleute im Büro, und ausserdem bestand auch ein Ausführungsbetrieb, der die Pläne in die Tat um­setzte. Lange Jahre leiteten namhafte Gartenarchitekten die Planungen, z.B. Hübotter, Valentien. Doch gerade als ich begann beendete der damals wohl fähigste Gartenarchitekt Valentien seine Tätigkeit.“15

Das Büro bearbeitete Aufträge in ganz Berlin und Umgebung, so dass Göritz herumkam, vor al­lem in den wohlhabenden Gegenden von Dahlem, Wannsee, Zehlendorf, Potsdam und Babels­berg. Seine Tätigkeit bestand in der Ausarbeitung der Pflanzpläne, der Bauüberwachung sowie die sachgerechte Verteilung der Stauden vor Ort, aber er erstellte auch Massenberechnungen und Kostenanschläge. Alles erfüllte er zu großer Zufriedenheit, was ihm im Zeugnis bescheinigt wurde. Besonders hervorgehoben wurden seine guten Pflanzenkenntnisse. Diese Kenntnisse erweiterte er im umfangreichen Gehölzbestand des in Fachkreisen anerkannten Arboretums der Baumschule Späth.

„Die vielseitigen Aufgaben im Späth'schen Entwurfsbüro haben mich damals sowohl in Bezug auf die Gestaltung von Gärten als auch auf den Verkehr mit den Kunden sehr gefördert. Ausserdem unterhielt die Firma in Baumschulenweg das in Fachkreisen allgemein bekannte Arboretum, dessen reichen Gehölzbe­stand ich (...) natürlich intensiv studierte. “16

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Mitarbeiter Büro Späth 1929 - Göritz vorn links

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Mitarbeiter Büro Späth 1927 - Göritz Mitte hinten

1929 gab er die Stelle bei Späth auf. Seine Frau litt unter Asthma, und ein Ortswechsel sollte eine Besserung ihres Gesundheitszustandes bringen. In Freudenstadt gab es die Möglichkeit eine kleine Staudengärtnerei zu übernehmen bzw. einzusteigen.26

Die Gärtnerei war spezialisiert auf die Anlage neuzeitlicher Steingartenanlagen', Rabattenbe­pflanzung und Anzucht von Schnittstauden. Die Zusammenarbeit mit Kunden und Eigentümerin war schwierig, so dass beide nicht lange bleiben wollten.

Es bot sich für Göritz nun die Möglichkeit, in der Arbeitsgemeinschaft Forster-Mattern-Hammer­bacher zu arbeiten. Die Gemeinschaft suchte neue Mitarbeiter.

„Da sie meine Neigung zu den Pflanzen und ihrer Verwendung kannten, fragten sie an, ob ich nicht zu ihnen stoßen wolle, um mich besonders der Pflanzpläne anzunehmen.“27

Die neue Aufgabe reizte ihn mehr als die Tätigkeit in der Gärtnerei. Außerdem kannte er Mattern und Hammerbacher vom Studium. Grete Pfahl und Hermann Göritz kündigten ihre Stellung in Freudenstadt und zogen im August 1929 nach Potsdam. Beide heirateten im September 1929 in Bonn, wo ihre Eltern lebten.

Am 11. September 1929 begann Göritz seine Tätigkeit in der Arbeitsgemeinschaft Foerster- Mattern-Hammerbacher (FMH) in Potsdam. Seine Pflanzenkenntnisse befähigten ihn, die Pläne von Mattern und Hammerbacher mit ,Leben' zu füllen. Mattern und Hammerbacher waren vornehmlich Gestalter, die das Gelände modellierten und Räume bildeten. Hermann Göritz erarbeitete die Pflanzpläne und überwachte oft die Ausführung. Er hatte aber auch eigene kleine Projekte, die er selbständig entwarf und bearbeitete. Hermann Mattern zeichnete als Büroleiter für alle Pläne verantwortlich, so dass heute nur noch schwer nachvollzogen werden kann, was genau von Göritz stammt und was nicht.

Am 19.9.1930 kam das erste Kind von Grete und Hermann Göritz, Brigitte, zur Welt. 1931 wurde Göritz Mitglied der KPD, was auf den Einfluß von Mattern zurückzuführen ist. Walter Funcke wurde zu diesem Zeitpunkt ebenfalls Mitglied dieser Partei.28

Mit dem Verbot der KPD im Jahr 1933 endete die politische Betätigung und die Mitgliedschaft in der Partei. Göritz engagierte sich nie wieder politisch.

Auch die Arbeitsgemeinschaft F-M-H wurde von der wirtschaftlichen Krise nicht verschont, und so mußte Göritz zum 31.12.1932 entlassen werden. Mattern bedauerte dies sehr. Er hoffte, die Zusammenarbeit in besseren Zeiten fortsetzen zu können. Mattern versuchte noch, für Göritz eine Stellung beim Grafen von Faber-Castell in Nürnberg zu verschaffen. Foerster fuhr diesbe­züglich persönlich nach Nürnberg. Göritz wurde eine Probezeit von einem Jahr auferlegt - die Familie zog nach Nürnberg.29

Das Arbeitsverhältnis in der Schloßgärtnerei Faber-Castell in Nürnberg begann am 1.1.1933. Die Aufgaben für Göritz bestanden in der Anzucht von Topfpflanzen und Schnittblumen, der De­ckung des Obst- und Gemüsebedarfes, Unterhaltung des Palmenhauses und des Wintergartens sowie der Pflege des 36 ha großen Parkes. Ihm waren dabei 12 Mitarbeiter unterstellt.

Am 14. 4. 1933 wurde die zweite Tochter Ursula in Nürnberg geboren.

Der Arbeitsvertrag endete am 15. Januar 1934.

Im gleichen Jahr absolvierte Göritz die mündliche Prüfung an der Lehr- und Forschungsanstalt in Berlin-Dahlem und erlangte den Titel ,Staatlich diplomierter Gartenbauinspektor'.30

Hermann Mattern vermittelte als Übergangslösung die Pacht einer Gärtnerei in Potsdam. So zog die Familie zu Beginn des Jahres 1934 nach Potsdam. Die Gärtnerei befaßte sich vornehmlich mit der Kultur von Schnittblumen und Topfpflanzen. Die Pacht zu übernehmen, war für die Fami­lie eher eine Notlösung. Aufgrund der unbefriedigenden Situation gab Göritz im Frühjahr 1935 die Pacht auf und nahm die Gelegenheit, wieder in der Arbeitsgemeinschaft FMH einzusteigen, wahr.31

1934 setzte Göritz seine Tätigkeit als Unternehmer für den damals beginnenden Reichsauto­bahnbau fort. Aufgabe war vor allem die Vorbereitung des Untergrundes für Fahrbahn, Mittel­streifen und Böschung.

„1934, also noch in der Bertinistraße, setzte dann meine Tätigkeit für den damals beginnenden Bau der „Reichsautobahn“ ein - und zwar als Unternehmer. Eine Gruppe von Landschaftsgärtnern, der ich mich anschloss, übernahm das Abräumen des Mutterbodens und der Baumstubben auf einer uns zugeteilten und von der Forst freigeschlagenen Strassenstrecke. Der Sinn dieser Arbeit, auf der Strecke Mutterboden für die spätere Andeckung von Böschungen und für die Rand- und den Mittelstreifen zu gewinnen und da­durch einen sauberen, tragfähigen Untergrund für den Beton zu bekommen... Dieses Unternehmerdasein dauerte aber nicht lange, denn die Arbeitsgemeinschaft FMH erhielt andere große Aufträge, an denen ich mitarbeiten konnte. So gaben wir nach einem Jahr, also im Frühjahr 1935, auch die Pacht der Gärtnerei von H.C. Starck wieder auf und zogen in ein Haus gleich in der Nähe in der Großen Weinmeisterstraße 32. Wir - das Ehepaar Pflug, Walter Funcke und Ursel und wir Göritze - mieteten nur die Gebäude. “32

Diese Tätigkeit dauerte nicht lange, denn 1935 hatte die Arbeitsgemeinschaft FMH ausreichend Aufträge, um Göritz wieder als freien Mitarbeiter beschäftigen zu können.

Es ging um die Erstellung zahlreicher Pflanzpläne für die Sommerblumenausstellung am Funk­turm in Berlin im Jahr 1935. Reizvoll an dieser Aufgabe war die Verwendung von ausschließlich einjährigen Pflanzen.

„In diesem Sommer (1935) hatte Mattern den Auftrag zur Gestaltung der Sommerblumenausstellung auf dem Gelände am Funkturm in Berlin erhalten. Die Bepflanzungspläne dazu zeichnete ich, und ich musste auch die Ausführung der Arbeiten überwachen und leiten. . Ich fuhr alle Tage dorthin. Es war ja ein Riesengelände und eine sehr schöne Aufgabe, so eine ganze Ausstellung mit Einjahresblumen zu gestalten. Mattern hatte die Fläche z.T. in viele Einzelräume und -gärten mit besonderen Themen durch Pergolen, Spaliere, Mauern, (aus Holz und Pappe) aufgeteilt, und verschiedene Architekten hatten eigene Pavillons errichtet. Auch einige Sondergärten waren entstanden, z.B. von Herta Hammerbacher ein Hausgarten und von Pniower eine Voralpen-Buckellandschaft mit geschlängeltem Bach und Kopfweiden daran.“33

1936 bewarb sich Hermann Göritz bei der Gesellschaft Reichsautobahnen um die Tätigkeit als Landschaftsanwalt. Dieser Begriff wurde von Alwin Seifert auf einem Vortrag vor dem Deutschen Werkbund 1935 geprägt. Am 17.9.1936 wurde Göritz offiziell als Landschaftsanwalt für die Strecke Berlin-Leipzig aufgestellt.

„1935 bekam Mattern ausserdem über Professor Seifert den Auftrag zur Mitarbeit am Bau der Reichs­autobahn und zwar nicht als Unternehmer sondern als freischaffender Landschaftsgestalter, als ,Lands- schaftsanwalt'. Die Aufgabe eines solchen Anwalts bestand also darin, schon bei Beginn des Planes die Führung der Strecken so zu beeinflussen, dass die Schönheiten der wechselnden Landschaften voll erschlossen, dabei aber harte technische Eingriffe nach Möglichkeit vermieden wurden.. Die Bearbei­tung wurde mir von Mattern übergeben und ich führte sie ganz selbständig durch, d.h. ich wanderte die Strecke nach den Absteckungen .entlang und kartierte den vorhandenen Bewuchs, bzw. landschaftliche Zustände, Ortschaften usw. usw. und entwarf dazu die neue gestaltende Bepflanzung oder sah nur Rasen vor. Ende 1937 wurde ich dann aber auch als selbständiger Landschaftsanwalt berufen und erhielt neue Streckenabschnitte auf der Linie nach Leipzig bis hinter Niemegk auf der Linie nach Dresden. Diese Arbei­ten füllten mich voll aus.“34

1936 zog Göritz mit seiner Familie nach Potsdam-Bornstedt, wo er gemeinsam mit der Fami­lie von Walter Funcke ein Haus bewohnte. Beide Familien verband seitdem eine lebenslange Freundschaft.

Zu dieser Zeit erhielt Göritz die Gelegenheit, für einige Gärten dieser Siedlung Planungen an­zufertigen. Die Ausführung übernahm 1937 Karl Foerster mit seinem Betrieb ,Gartenausführung Karl Foerster'.

Am 24.3.1937 wurde die Tochter Susanne in Zehlendorf geboren.

Im Mai 1937 wurde Göritz zur Musterung bestellt, 1940 erfolgte eine Nachmusterung, die Einberufung kam 1943.

1938 erstellte Göritz für die Freundschaftsinsel in Potsdam mehrere Pflanzpläne, ebenso für die Reichsgartenschau in Stuttgart 1939.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

„Dort (Stuttgart) konnten wir unser - Matterns und seiner Mitarbeiter Werk, das wir in Bornim mit Hingabe und rechtem Arbeitsaufwand geschaffen hatten, in bester Ausführungsarbeit zur Wirklichkeit geworden, anschauen...“32

Hermann Göritz übernahm neben der planerischen Tätigkeit auch andere Arbeiten im Büro wie z.B. Bestandsaufnahme, Kartierung, Entwerfen, Bauüberwachung, schriftliche und wissenschaftli­che Arbeiten.33

Problematisch war, dass Mattern als Büroinhaber für alles zeichnete, so dass oft im Einzelnen nicht mehr nachvollziehbar ist, welche Arbeiten auf Göritz oder andere Mitarbeiter zurückzufüh­ren sind. Dies empfand auch Göritz zunehmend als Problem.

„Dies ließ Mattern dann drucken, allerdings wie immer ohne Nennung meines Namens.“34

1938 arbeitete Göritz erstmals für den Verlag ,Gartenschönheit'. Er verfaßte ein Sonderheft zum Thema „Blütenstauden in Sonne und Schatten“ und einen Artikel über Kompost.

1939 wurde der Autobahnbau stark zurückgefahren. Die Arbeitskräfte wurden im Krieg benö­tigt.

Am 28.7.1939 kam Sohn Walter zur Welt.

Das häusliche Leben ging vom Krieg ungestört weiter.

„Trotz all dieser Entwicklungen änderte sich an unserem täglichen Leben in der Eichenallee kaum etwas. Der Krieg fand bisher überall außerhalb der deutschen Grenzen statt...“35

Eine entscheidende Veränderung kam mit der Einberufung zur Wehrmacht 1943. Während des Krieges war Göritz in verschiedenen Ländern Europas stationiert. Er versuchte sich von den Schrecken des Krieges abzulenken, indem er überall wo er war, Pflanzen sammelte und botani­sierte. Die Sicht auf die Schönheit der Natur, welche er in Tagebüchern beschreibt, stellt eine ge­dankliche Flucht und Überlebensstrategie dar, wie sie auch bei Karl Foerster zu beobachten war. Die politischen Zusammenhänge nimmt er kaum wahr, zumindest schreibt er nicht davon. 1944 wird Göritz zu einer sogenannten Forschungsstaffel abkommandiert. Er kam nach Paris.

„Wir Fachleute sollten vor allem eine mehr als übliche Tarnung der Stellungen, der Schützengräben, der Geschützstellungen, der Lagerplätze usw. usw. herbeiführen.“36

Göritz wurde nach Südfrankreich abkommandiert, um die Flora zu studieren.

Es folgten weitere Versetzungen innerhalb Europas, bis 1945 der Krieg zu Ende war und Göritz aus dem Kriegsdienst entlassen wurde. Bei Kriegsende fand sich die Familie in Potsdam wieder zusammen. Das weitgehend unbeschädigte Haus teilten sie mit einer Flüchtlingsfamilie.37 Am 1.10.1945 übernahm Hermann Göritz die Leitung der Karl Foerster Gartenausführung KG. Er erstellte Entwürfe, kümmerte sich aber gleichzeitig um betriebliche und organisatorische Aufgaben.

Die sowjetische Besatzungsmacht war des öfteren Auftraggeber. Göritz gestaltete einen Sport­platz, Gartenanlagen am Haus des Generals, dem ehemaligen Mädchengymnasium am Neuen Garten. Das Verhältnis beschreibt Göritz als freundschaftlich.38

Bereits 1946 gibt es neben den Russen auch deutsche Privatleute, die Gartengestaltungen bei der Foerster Gartenausführung KG beauftragen. Außer in Potsdam und Berlin gab es Kunden in Wilhelmshorst, Michendorf, Sacrow.

„Bei Foerster übernahm ich dann die Gartenplanung mit der Ausführung, und später war ich etwa zwei Jahre lang Angestellter bei der Landesregierung Brandenburg in der Abteilung Landschaftsgestaltung und arbeitete mit einem früher auch bei Späth tätigen Kollegen zusammen. So kam dann nach und nach alles wieder ins Laufen. Bei Foerster hatten wir eine ganze Reihe von Kunden. Herta Hammerbacher war am Anfang auch im Büro Foerster tätig. Wir bauten z.B. damals die Freilichtbühne am Drachenhaus in Sanssouci, und sonst hab ich in den Kalendern von 1946/47 viele Kundennamen verzeichnet. Auch für die Sowjets hatte ich zu tun für Gärten und Sportplätze.“42

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Göritz und Forster 1970

1947 kauft sich Göritz ein kleines Motorrad, um die Kunden besser erreichen zu können.

Es gab nun auch öffentliche Aufträge von deutscher Seite. 1947 ging die hoffnungsvolle Phase zu Ende. Die Auftragslage verschlechterte sich.

1948 verließ Hermann Göritz die Karl Foerster Gartenausführung KG und suchte neue Aufga­ben.

Der Kontakt zu Karl Foerster riss nicht ab. Es gab ein Zusammenwirken bei der Planung von Gärten für DDR-Politiker - Otto Grotewohl und Wilhelm Pieck ließen ihre Gärten von Walter Funcke planen. Hermann Göritz erstellte die Pflanzpläne, Karl Foerster übernahm die Ausfüh­rung.

1950 übernahm Hermann Göritz die Mitarbeit am Forschungsauftrag Landschaftsdiagnose der fünf Länder der DDR. Leiter des Auftrages waren Reinhold Lingner und F. Carl von der Deut­schen Akademie der Wissenschaften. Göritz leitete die Arbeitsgruppe für Brandenburg. Es folg­ten zahlreiche Aufträge von staatlichen Behörden und Einrichtungen, Betrieben, Gemeinden, Städten, Kreisen, Ministerien, bis hin zur Staatsebene. Göritz war in den Fächerressorts Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, Landespflege, Grünplanung und Verkehrsplanung vertreten.

Es gab drei Tätigkeitsschwerpunkte in den Jahren nach 1950: Landeskultur und Landschaftsge­staltung, Verbesserung der Arbeits- und Wohnumfeldverhältnisse und Gartendenkmalpflege.

Weiterhin übernahm Göritz private Gartenplanungen, ehrenamtliche Tätigkeiten, war Mitglied in Fachausschüssen und schrieb Fachliteratur bzw. Beiträge für Fachzeitschriften.

Die Zuordnung zeitlich begrenzter Arbeitsschwerpunkte ist kaum möglich, da er auf vielen Ge­bieten gleichzeitig arbeitete, woraus sein vielseitiges und umfangreiches Schaffen resultiert.

Viele Tätigkeiten und Aufgaben waren eng mit der Entwicklung der damaligen DDR verknüpft. In den 50er Jahren ging es vornehmlich um großräumige Landschaftsplanungen, welche Zei­chen für die Aufbruchstimmung in der DDR waren.

Die 60er Jahre zeigten kleinteiligere Planungen, welche auf den Menschen und sein direktes Umfeld ausgerichtet waren. Ausgangspunkt waren die umfangreichen Wohnungsbauprogram­me, welche zu den Plattenbauten eine adäquate Freiraumgestaltung erforderten. Ausschlagge­bend war die Frage nach der Wohnumfeldqualität, für die die Bedürfnisse der Bewohner Maß­stab sein sollten.

Der Initiative von Göritz ist die Erfassung der ländlichen Parke im Bezirk Potsdam zu verdan­ken. Diese erstreckte sich über zehn Jahre von 1958 bis 1968 und ist ein Beispiel für Göritz' denkmalpflegerisches Schaffen. Göritz übernahm damit eine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der Gartendenkmalpflege in der damaligen DDR. Bis 1982 gehörte die Gartendenkmalpflege zu seinen Hauptarbeitsbereichen.

Er organisierte Tagungen und Seminare, welche Anleitung zu Erhalt, Pflege und Wiederherstel­lung historischer Parkanlagen geben sollten.43

Der räumliche Schaffensschwerpunkt von Göritz lag deutlich im Gebiet in und um Berlin und Potsdam. Er war aber mit unterschiedlicher Intensität in nahezu allen Bezirken der DDR tätig. 1956 erhielt Göritz die Zulassung zur Anfertigung von Entwurfsunterlagen auf dem Gebiet der Garten- und Landschaftsgestaltung für den Bezirk Potsdam. 1959 wurde diese Zulassung ver­längert und enthielt keine räumliche Beschränkung mehr.

1964 beschloss der Ministerrat der DDR eine allgemeine Kollektivierung, womit 1965 alle Zulassungen zu freiberuflicher Tätigkeit automatisch ihre Gültigkeit verloren. Eine erneute Zulassung war nur auf Antrag möglich. Göritz erhielt darauf 1965 erneut seine Zulassung, welche einige Einschränkungen beinhaltete. Er durfte staatliche Aufträge nur noch über einen sogenannten Leitbetrieb' annehmen, dem er zugeordnet wurde. Das Investitionsvolumen war begrenzt, er mußte alle Arbeiten selbst durchführen und durfte keine Mitarbeiter beschäftigen. 1972 wurde der VEB Landbauprojekt Potsdam als sein sogenannter Leitbetrieb festgelegt. Neben Hermann Göritz gab es nur sehr wenige freischaffende Ingenieure und Architekten, die nach und nach ausschieden, so dass Göritz der letzte unabhängige freischaffende Garten- und Landschaftsarchitekt der DDR war. Sein Wirken reicht bis zum Jahr 1992 und überdauerte somit die DDR.

Göritz wurde zu zahlreichen Großprojekten herangezogen, z.B. Landschaftsdiagnose, IGA Er­furt, Freundschaftsinsel Potsdam. Er galt als Spezialist für Pflanzenverwendung und wurde haupt- sächlich mit der Erarbeitung von Pflanzplänen beauftragt. Er besaß einen großen Freundeskreis, der ihm bei der Vergabe von Aufträgen von Nutzen war. Viele Aufträge erhielt er über Walter Funcke, der für staatliche Planungsstellen arbeitete. Reinhold Lingner setzte sich persönlich für Göritz ein, als dieser 1958 keine Aufträge mehr erhielt. Wichtige Freunde und Kontaktpersonen waren neben Funcke und Lingner, Pniower, Bauch, Rindt, Ehlers, Brehme und natürlich nach wie vor Karl Foerster.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4 Göritz mit Studierenden (ohne Datum)

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Abb.5: Göritz 1996

Überzeugend war Göritz aber in erster Linie durch seine Leistungen und einzigartige Fachkennt­nis auf dem Gebiet der Pflanzenkunde und -verwendung. Kein Großprojekt in der DDR fand ohne fachliche Beratung und Unterstützung von Hermann Göritz statt.

Außerdem war Göritz in vielen Ehrenämtern und Fachausschüssen tätig. Er hielt zahlreiche Vor­träge und verfasste Fachliteratur. So nahm seine Bekanntheit zu und die Nachfrage nach seiner Mitarbeit stieg. Auch von staatlicher Seite erhielt er Anerkennung in Form von Auszeichnungen.44

Ende der 50er Jahre verließen die Kinder das Zuhause.

Susanne und Walter Göritz gingen bei Karl Foerster in die Gärtnerlehre, um anschließend zu studieren. Ursula und Brigitte Göritz wandten sich der Textilkunst zu. 1966 verstarb Gretel Göritz. 1968 lernte er seine spätere Frau Hilde Hübner kennen. Im Spätsommer des gleichen Jahres heirateten beide.

1970 wurde Göritz als Verbindungsglied zum BDA ernannt. Er wurde Vorstandsmitglied im Parkaktiv des ZFA Dendrologie und Garten­architektur. Als Anerkennung seines Wirkens erhielt er sämtliche Auszeichnungen des Kul­turbundes. 1978 wurde er Ehrenmitglied in der Gesellschaft für Denkmalpflege. Ein besonderes Anliegen war ihm seit Ende der 60er Jahre der Natur- und Umweltschutz. Göritz bewirkte u.a. die Einrichtung einer Baumkommission beim Rat der Stadt Potsdam, deren Mitglied er 1979 wurde.

Andererseits hatte Göritz immer wieder mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die im staatlichen System begründet waren. Das private Leben spielte sich nach einigen Reisen mehr und mehr in Potsdam und Umge­bung ab. Hilde Göritz teilte die Liebe und Begeisterung für die Gartenkunst und die Pflanzen. Sie eignete sich umfangreiche Kenntnisse an. Beide kümmerten sich um den Garten, der mit der Zeit zu einem Anziehungspunkt für Gartenliebhaber und Fachleute geworden ist und nach Anmeldung besichtigt werden konnte. 1996 wurde der Garten denkmalpflegerisch unter Schutz gestellt.

Göritz nahm weiterhin rege am kulturellen Leben teil. Hausmusikabende bei Freunden und re­ges Interesse an politischen und fachlichen Belangen gehören zu den Aktivitäten, die Göritz bis ins hohe Alter verfolgte.

Nach Erreichen des Rentenalters arbeitete Göritz unermüdlich weiter aus Freude am Beruf und Interesse an der Natur und dem Umweltschutz.45

Das leidenschaftliche Interesse an Pflanzen und ihrer Verwendung in den unterschiedlichen Le­bensbereichen der Menschen - sei es im Garten, der freien Landschaft, dem Wohnumfeld oder in anspruchsvollen Schaupflanzungen - waren der Lebens- und Arbeitsmittelpiunkt von Her­mann Göritz. Er entwickelte sich vom leidenschaftlichen Gärtner über den Pflanzenkenner zum gefragten Pflanzplaner für nationale Großprojekte. Seinen Lebens- und Arbeitsweg begleiteten bekannte Persönlichkeiten wie Karl Foerster, Walter Funcke, Reinhold Lingner, welche in der Entwicklung der Gartenkunst in Deutschland und der DDR eine wesentliche Rolle spielten.

TEIL II

HERMANN GÖRITZ

UND DIE ARBEITSGEMEINSCHAFT

FOERSTER-MATTERN-HAMMERBACHER

II.0. ZIEL, THESE UND METHODIK DES KAPITELS ZIEL

Ziel des Kapitels ist, darzustellen, welche Stellung Hermann GÖRITZ als Pflanzplaner im Zeitraum von 1929 bis 1948 einnahm. Hierzu sollen einige seiner Planungen betrachtet werden und mit denen anderer Planer verglichen werden, um mögliche Einflüsse festzustellen. Welche Stilmerk­male wiesen seine Pläne auf und in welcher Beziehung stand er zu möglicherweise bedeutenden gartenhistorischen Entwicklungen in dieser Zeit.

THESE

Die Zeit die GÖRITZ im Bornimer Arbeitskreis tätig war, war die einzige in seinem Leben, die er mit anderen Planern direkt zusammenarbeitete. Später war GÖRITZ selbständig und arbeitete für verschiedene Auftraggeber, aber immer als Selbständiger. Diese Zeit der Zusammenarbeit war neben seinem bereits vorher erworbenen Wissen für die Entwicklung zum Pflanzenkenner und Pflanzplaner möglicherweise entscheidend, da er hier die Möglichkeit hatte, Fähigkeiten zu erwerben, die ihm später die selbständige Tätigkeit ermöglichten. Während der Tätigkeit in der Arbeitsgemeinschaft Foerster-Mattern-Hammerbacher erwarb GÖRITZ weitere entscheidende Kenntnisse und Fähigkeiten, die ihm die Entwicklung zu einem anerkannten Pflanzplaner und Pflanzenkenner ermöglichten.

METHODIK

Ausgehend von den Merkmalen des ,Bornimer Stils' sollen Pflanzpläne von Göritz analysiert werden - seine Vorlieben für bestimmte Pflanzen, seine Gestaltungsansätze etc.

Ein Vergleich soll zeigen, inwieweit GöRiTz nachhaltig vom Bornimer Stil beeinflusst war und inwieweit er eigene Gestaltungsansätze entwickelte.

Dargestellt wird die Schaffensphase von Hermann GöRiTz in den Jahren von 1929 bis 1948, die vorwiegend im Kreis der Arbeitsgemeinschaft Foerster-Mattern-Hammerbacher stattfand. Herausgearbeitet wird die Stellung, die GöRiTz innerhalb der Bornimer Arbeitsgemeinschaft ein­nahm und welchen Einfluß die Zusammenarbeit auf seine Arbeit hatte.

Die Materialsuche fand fast ausschließlich im Nachlass von Hermann GöRiTz statt, da andere Quellen nicht gefunden wurden. Der Nachlass befindet sich in der Staatsbibliothek zu Berlin im Archiv der Handschriftenabteilung und bestand zum Beginn der Recherche aus 12 Regalmetern unsortierten Kisten und Mappen. Die Verfasserin begann zunächst, diese Mappen und den Inhalt der Kisten zu sichten und bestimmten Themen wie Planungen, Aufsätzen, Tagebüchern, Notizen, Fotos, Korrespondenz etc. zuzuordnen. Dieses Vorgehen war sehr zeitaufwändig, aber unerläßlich, um überhaupt Anknüpfungspunkte zu finden. Nachdem eine thematische Sor­tierung der Akten und Dokumente erfolgt war, konnte mit der inhaltlichen Zuordnung zu den entsprechenden vorgesehenen Kapiteln der Arbeit begonnen werden. Hierbei ergab sich die Schwierigkeit und die daraus folgende Notwendigkeit, einzelne Gliederungspunkte wiederholt zu modifizieren, weil sie inhaltlich mit den vorhandenen Materialien nicht ,gefüllt' werden konn­ten. Besonders gilt dies für Gedanken und Ideen, die Göritz selbst nur sehr selten formuliert hat und die somit nur durch intensive Auseinandesetzung mit den Plänen herausgearbeitet werden konnten. Hilfreich waren zunächst autobiografische Notizen und Tagebücher, die vereinzelt Hin­weise auf berufliche Tätigkeiten gaben.

Die Namen der Stauden und Gehölze wurden den Pflanzplänen entnommen und entsprechen der Nomenklatur der Entstehungszeit der Pläne.

II.1 BORNIMER ARBEITSKREIS

Der Begriff Bornimer Arbeitskreis ist im Rahmen dieser Arbeit abgeleitet aus dem Begriff des Bornimer Kreises und der Arbeitsgemeinschaft, die sich um Karl FoERsTER in den 1920er - 40er Jahren gebildet hat.

Karl FoERsTER hatte die besondere Fähigkeit Menschen zu begeistern - vor allem für seine Ge­danken und Ideen. So fand sich in den 20er und 30er Jahren ein Kreis um FoERsTER zusammen, der nicht nur aus Fachleuten, sondern auch aus Künstlern, Schriftstellern, Musikern, Architekten bestand. Den Kern bildeten neben Karl FoERsTER und seiner Frau Eva die Gartenarchitekten Her­ta HAMMERBAcHER und Hermann MATTERN, Walter FUNcKE, Hermann GÖRiTZ, Karl-Heinz HANiscH, Richard HANsEN, Gottfried KüHN, Alfred REicH und Berthold KÖRTiNG. Die meisten lebten in Pots­dam und waren oft bei FoERsTER zu Gast.

Die Pflanze war immer zentrales Thema in diesem Kreis. Es ging dabei nicht um die Pflanze als Ware unter wirtschaftlichen Aspekten, sondern ihr ästhetischer Wert und ihre Wirkung waren ausschlaggebend. Führend dabei war immer Karl FoERsTER mit seiner nahezu fanatischen Pflan- zenliebe.32

Die Arbeitsgemeinschaft FMH ging 1935 aus der 1928 gegründeten Karl-Foerster-Garten- gestaltung GmbH hervor. Standort war und blieb Potsdam-Bornim. Seit 1928 war Hermann MATTERN Leiter des Büros der Karl Foerster Gartenausführung. Die Firma beschäftigte zu dieser Zeit ca. 300 Gärtner und Arbeiter, die durch Hermann MATTERN, Hermann GÖRiTZ, Walter BoRN, Gerhard BoGiscH und Herta HAMMERBAcHER zu präzise arbeitenden Gartenspezialisten ausgebildet wurden. Bis zum Jahr 1930 ging es in Deutschland wirtschaftlich gut, was sich auch in der Gar­tengestaltung bemerkbar machte. Es wurden von FoERsTERs Büro und Betrieb zahlreiche große Privatgärten geplant und ausgeführt.33

Die Wirtschaftskrise 1930 führte zu einer starken Reduzierung der Arbeitskräfte. Die wirtschaftli­che Lage war schlecht. Mitarbeiter wurden entlassen, es gab wenig Aufträge. Die Firma kämpfte ums Überleben. 1935 zog sich MATTERN aus der Geschäftsführung des Ausführungsbetriebes zu­rück, da er Entwurf und Ausführung trennen wollte. Die Planung übernahm die Arbeitsgemein­schaft Foerster-Mattern-Hammerbacher, die Ausführung die Foerster-Gartenausführung. Man konnte sich die Aufgaben teilen und so größere und mehr Aufträge bewältigen.34 So wurde die Planungsgemeinschaft Foerster-Mattern-Hammerbacher gegründet, welche bis 1948 bestand.

II.1.1 DER WOHNGARTEN ZU BEGINN DES 20. JAHRHUNDERTS - EINE KURZE DARSTELLUNG DER SITUATION

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts vollzog sich eine Abwendung von der traditionellen Lenne-Mey- erschen Schule, wie sie von der Königlichen Gärtnerlehranstalt in Berlin Dahlem vertreten wurde und zahlreiche Gartenarchitekten prägte. Den Reformern der Gartenkunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vorwiegend Künstler und Architekten, war der sich immer wiederholende Formen­kanon dieser Schule suspekt, sie strebten nach neuem Selbstbewußtsein und neuen Aufgaben - Alleepflanzungen, öffentliche Plätze, Parks und Spielplätze, Flussbaumaßnahmen, Friedhöfe, Freiraumgestaltung in Villenkolonien, Bebauungspläne, Stadterweiterungen etc. Diese Ausweitun­gen des Tätigkeitsfeldes wurde von der Gärtnerlehranstalt nicht unterstützt, man berief sich auf Traditionen und die Vorbilder LENNe, MEYER, scKELL.35

Mit der Entwicklung der Idee des Wohngartens ab den 1930er Jahren rückten die Pflanzungen in den Gärten stärker in den Wahrnehmungsmittelpunkt. Die nahen Staudenbeete sollten vom Wohnzimmerfenster aus erlebbar sein.36

Der Arbeitsgemeinschaft Foerster-Mattern-Hammerbacher wird zugeschrieben, Ende der 20er bis Mitte der 30er Jahre das 20.Jahrhunderts einen ,neuen landschaftlichen Gartenstil' entwickelt zu haben.37 Möglicherweise hat Hammerbacher selbst diesen Begriff in die Diskussion eingebracht.

Der Begriff des landschaftlichen Gartens', von Hammerbacher erstmalig in ihrer Schrift ,Die Hausgärten', erschienen im Jahr 1972, verwendet, ist kein etablierter Begriff, soll aber im wei­testen Sinne den Gegensatz zu „architektonisch“ verdeutlichen, ohne sich ausschließlich auf den Gartenstil des 20. Jahrhunderts zu beziehen. Der Begriff „Neue Landschaftlichkeit“ meint dabei nicht die Rückbesinnung auf die Landschaftlichkeit im 18. und 19. Jahrhundert im Sinne von wiederkehrend wie „Neo-Barock“ - Rückbesinnung auf den Barock - sondern ist als Gegensatz zum Begriff „architektonisch“ zu betrachten.38 Schwarzkopf prägt den Begriff der „disziplinierten Landschaftlichkeit“, welcher strenge, freie und landschaftliche Formen in Kombination mitein­ander zeigt. Er bezieht sich hierbei auf Wettbewerbsentwürfe der 1930er Jahre - und sogar die Rückbesinnung auf und die Anlehnung an die Lenne-Meyersche Schule zulässt. Entscheidend ist aber die Ausprägung des Landschaftlichen in den Gärten, was sich in den 1920er Jahren mit der naturnahen Gartengestaltung, den Aspekten der Pflanzensoziologie und der bodenständi­gen Ideologie zu entwickeln begann.39

Die Idee des landschaftlichen Gartens im 20. Jahrhundert folgt der Idee der Idee des engli­schen Landschaftsgartens. D.h. die Beziehung Mensch-Natur wird nicht geradlinig übernommen, sondern neu definiert. Im 20. Jahrhundert tritt der Mensch nicht mehr nur als Betrachter der Natur gegenüber, er ist nun in der Lage, die Natur zu gestalten, um sich ihr wieder hingeben zu können. Die Natur ist keine Projektionsfläche der menschlichen Empfindsamkeit, sondern ein System mit eigenen Gesetzmäßigkeiten, in die der Mensch eingebunden ist. Allen darauf folgen­den Konzeptionen ist gemeinsam, dass Haus und Garten als Einheit zu betrachten sind und die Bedürfnisse des Menschen im Vordergrund stehen.40

II.1.2 PERSONEN

Die für diese Arbeit relevanten Personen werden vorgestellt.

KARL FOERSTER lebte und arbeitete von 1911 bis zu seinem Tod 1970 in Potsdam Bornim. Er gründete eine eigene Gärtnerei mit Schwerpunkt auf Züchtung und Vermehrung winterharter Blütenstauden, führte Gräser und Farne in die Kultur der Gärten ein und machte Wildstauden gartenfähig. Mit seiner umfangreichen züchterischen Tätigkeit schuf FoERsTER die Basis für die Gartenkunst der Arbeitsgemeinschaft Foerster-Mattern-Hammerbacher (FMH) und den Borni­mer Stil. Als Schriftsteller verbreitete er seine Philosophie einer weltoffenen Gartenkunst, seinen Traum vom Garten als Gegenpol zum Grau der Städte. Der Beitrag FoERsTERs, der selbst keine Gärten entwarf, war die Inspiration, er warf Gedanken und Ideen auf.41

HERMANN MATTERN kam 1928 nach kurzer Tätigkeit bei Leberecht MIGGE in Worpswede mit Begabung, handwerklichem Können, Organisationstalent, Weltoffenheit, Charme und Lust am eigenen Können nach Bornim. Er bemerkte bald FoERsTERs wenig ausgeprägten Sinn für Wirtschaftlichkeit und dessen große Gutgläubigkeit, welche den Betrieb FoERsTERs an den Rand des Ruins brachten. MATTERNs Talente waren mittlerweile so bekannt, dass ein letzter Kredit nur gewährt wurde unter der Bedingung, dass MATTERN die geschäftliche Leitung des Betriebes Karl Foerster Gartenplanung GmbH übernahm. Der Betrieb wurde wieder arbeitsfähig und erhielt interessante Aufträge, u.a. Garten Bergius in Heidelberg (1927), Garten Poelzig in Berlin , Op­penheim in Berlin, Gartenoval am Funkturm Berlin (1929) etc.42

HERTA HAMMERBACHER war in der Zeit von 1928 - 1935 in der Karl Foerster Gartengestal­tung GmbH und von 1935 - 1948 in der Arbeitsgemeinschaft FMH tätig. Sie heiratete 1928 Hermann MATTERN. Beide verbanden gemeinsame Grundlagen in der Ausbildung, die Lehren HiRscHFELDs, LENNEs und MEYERs, ebenso die damals noch junge Wissenschaft der Pflanzenökolo­gie. So war ihr Stil zunächst sehr ähnlich. Später entwickelte jeder seine eigenen Gestaltungs­prinzipien. HAMMERBAcHER arbeitete sehr intellektuell, analysierend und eher wissenschaftlich.43 Bei gemeinsamen Planungen übernahm HAMMERBAcHER die sehr subtilen Pflanzungen, während MATTERN die räumliche Gestaltung und das Gesamtkonzept bearbeitete.

Die Jahre von 1928 bis zur Ehescheidung 1935 und der Gründung der Arbeitsgemeinschaft FMH waren für HAMMERBAcHER beruflich und privat sehr prägend. Sie nahm aktiv an der in den 20er Jahren aufgekommenen Diskussion um den ,Neuen Garten' teil. An Hübotter schrieb sie viele Jahre später:

„Es kam die Zeit des gegenseitigen Austauschens in den Bereichen des Entwerfens, des Ablehnens und dann doch auch des Annehmens mancher sich herausbildender Gestaltungselemente.“44

HERMANN GÖRITZ arbeitete im Zeiraum von 1929 - 1948 mit einigen Unterbrechungen für Karl FoERsTER bzw. in der Arbeitsgemeinschaft FMH.

Von 1929 -1932 war er bei Karl FoERsTER, nach kurzer Tätigkeit in einer Staudengärtnerei in Freudenstadt, als Mitarbeiter im Entwurfsbüro der Arbeitsgemeinschaft FMH angestellt.

„Am 1. September 1929 kam Hermann Göritz, der Hammerbacher sowohl aus der Dahlemer Studienzeit als auch aus der Zeit bei der Fa. Späth bekannt war. Göritz wurde besonders die Aufgabe der Erstellung von Pflanzplänen zugeteilt.“45

Von 1935-43 war GÖRiTZ u.a. als freischaffender Gartenarchitekt und freier Mitarbeiter bei der Arbeitsgemeinschaft FMH tätig.

Von 1945-48 übernahm er die Leitung der Karl Foerster Gartenausführung KG.

Nachweise für die Tätigkeit von GÖRiTZ während seiner Zeit im Büro Karl FoERsTER und FMH finden sich vor allem in seinen autobiografischen Aufzeichnungen.

„Inzwischen war mir klar geworden, dass meine Lebensarbeit nicht die Produktion der Gartenpflanzen, sondern deren Verwendung sein sollte. Am 12.9.1923 hatte ich mir deshalb schon die Staudengärtne­rei Karl Foerster in Bornim bei Potsdam angesehen und meinen Wechsel dorthin festgemacht, und am 1.3.24 siedelte ich nach Bornim um.“46

Leider ist diese Zeit nicht lückenlos dokumentiert, da GÖRiTZ diese Aufzeichnung erst in den 1980er Jahren verfaßte. Er mußte daher auf Kalender aus der damaligen Zeit, Notizen und Erinnerungen zurückgreifen.

„..ich habe anschließend in Berlin Dahlem studiert, war danach als Gartenarchitekt tätig, zuerst im Büro für Gartengestaltung bei Späth und um 1930 (1929) bei der Arbeitsgemeinschaft Foerster-Mattern-Ham- merbacher in Potsdam Bornim. Dort habe ich mit Herta Hammerbacher und Hermann Mattern zusam­men Gartenpläne entworfen. Speziell habe ich die Bepflanzungspläne mit genauer Stückzahl und Sorte erarbeitet.“47

GÖRiTZ beschrieb seine Tätigkeiten nur stichwortartig - „... wir planten viele Gärten...“ 48 -, eine Dokumentation bzw. systematische Auflistung läßt sich daher nur aus den im Nachlass vorhan­denen Tagebüchern und Kalendern zusammenstellen.49 Hier führt GÖRiTZ einige Namen und stichwortartig die Arbeiten der Planung und Ausführung auf. Diese Planungen konnten aber weder im Nachlass noch im Archiv des Architekturmuseums der TU Berlin gefunden werden.

Der Verbleib dieser Pläne konnte teilweise nicht nachvollzogen werden.

Olaf Hiller erstellte in seiner Arbeit über Hermann GÖRITZ ein Verzeichnis der 1997 im Besitz von GÖRITZ befindlichen Arbeiten.50

WALTER FUNCKE arbeitete seit 1929 als Gartenbautechniker bei der Arbeitsgemeinschaft FMH zunächst auf Baustellen, später im Entwurfsbüro, ab 1936 als Büroleiter und von 1935-45 selbständig mit MATTERN in Potsdam. Von 1947-51 war er als selbständiger Gartenarchitekt in Potsdam tätig.

REINHOLD LINGNER gehörte nicht zur Arbeitsgemeinschaft aber zum inneren Bornimer Kreis.51 Wie MATTERN, HAMMERBACHER und GÖRITZ absolvierte er ein Studium an der Lehr- und Forschungs­anstalt Berlin-Dahlem (1925-27). In den Semesterferien war er im Entwurfsbüro sPÄTH unter Leitung von Otto VALENTIEN tätig. In dieser Zeit entstand der Kontakt zu den Personen des spä­teren Bornimer Kreises. LINGNER war dann im Ausland tätig und kehrte 1936 nach Deutschland zurück. Ab 1951 war er in den höchsten Ebenen der Projektierung und Grünplanung der DDR tätig. Er wurde Anfang der 1960er Jahre Nachfolger PNIoWERs als Leiter des Institutes für Gar­ten- und Landeskultur an der Humboldt Universität Berlin.52

II.1.3 PHILOSOPHIE

Die aufbrechende Gesellschaftsordnung des Fin de Siecle und die Kritik an den negativen Folgeerscheinungen der Industrialisierung führten bei den Symbolisten wie auch bei FoERsTER zur Betonung des Individuums und zu der Suche nach dem ewig ,Schönen'. Sein Schönheitskult sollte ,weltliche und himmlische Dinge in ihre wahren Zusammenhänge' rücken. Die Schönheit in Form eines Gartens und seiner Pflanzenwelt sollte die Menschen von den Übeln der Welt erlösen.53 Aus dieser geistigen Haltung heraus entstanden in Bornim landschaftliche bewohn­bare Räume. FoERsTERs Züchtungen mit Wildstaudencharakter lieferten das Material. Es wurden langlebige, pflegeleichte Lebensgemeinschaften zusammgestellt, nicht nur nach ästhetischen, sondern auch nach harmonischen und gemeinsamen Ansprüchen.54

„Der Zusammenschluss von Foerster-Mattern-Hammerbacher zu einer Arbeitsgemeinschaft ergab eine glückliche Vereinigung von hoher geistiger Durchdringung des Berufes, wahrer künstlerischer Gestaltun­gen bei ökologisch begründeter Pflanzenverwendung und höchstwertiger Pflanzenproduktion. Infolgedes­sen entstanden Gärten und Grünanlagen von höchster Qualität. Einfache und anspruchsvolle, kleine und große Gärten wurden im eigenen Ausführungsbetrieb geschaffen. Damit hatte die Arbeitsgemeinschaft wesentlichen Anteil an der Verwirklichung von Karl Foersters Blütengarten der Zukunft' und der weltwei­ten Verbreitung und Wertschätzung der winterharten Blütenstauden.“55

FoERsTER lehnte schon recht früh die spätlandschaftliche Gestaltungsweise sowie Teppichbeete in Torten- und Arabeskenform ab. Stattdessen befürwortete er zunächst den von den Gartenarchi­tekten Rudolf BERGFELD (1883 - 1943) und Willy LANGE (1864 - 1941) beschriebenen Naturgar­ten, bevor er später zu der Erkenntnis kam „...dass der regelmäßige, mit architektonischer Bodenplas­tik arbeitende Blumengarten uns bei seiner feinsten Durchbildung an ebenso reiche und überraschende Prinzipien der Natur heranführt. Glücklich der Garten, der beide Hemisphären, wenn auch nur auf mäßig großen Räumen umfasst, nämlich Gartenpartien im Charakter des offensichtlichen Gepflanztseins und solche im Charakter des natürlichen Gewachsenseins.“.56

Zudem verband sich bei ihm der Blick auf die stilistischen Möglichkeiten mit einer unvergleich­lichen Kompetenz der Pflanzenverwendung. Dabei wird jedoch kaum verwundern, dass sein besonderes Augenmerk letztlich den naturnahen Gartenpartien galt, die er in unterschiedliche, meist an natürlichen Pflanzengemeinschaften orientierte Bereiche einteilte. In seinem Beitrag „Blumengärten für intelligente Faule“ sprach FOERSTER von den Begriffen und Reichen des Ufer­gartens, des Steingartens, des Heidegartens, des Berggartens und des Steppengartens, der Jahreszeitengärten und der malerischen Farbengärten, der Senkgärten und Heckengärten, der blühenden Treppen, Mauern und Terrassen.57

Pflanzen werden in natürlichen Gesellschaften gruppiert. Sie können durch fremdländische Arten ergänzt werden. Foerster wollte die Pflanzenzusammenstellungen im ,modernen Natur­garten' künstlerisch mit ausländischen Arten gesteigert sehen.58 Bei der Gartengestaltung spielte die Pflanze stets die größte Rolle. Gegliedert wurde die Pflanze in Material und Verwendungs­grundsätze. Das Material wird bestimmt durch Farbe, Textur und Wesen, während die Verwen­dungsgrundsätze bestimmt sind durch Harmonie, Rhythmus, Raumbildung und Fernwirkung.59 Als Hauptordnungsmittel nennt FoERsTER die Verwendung wiederkehrender und gegensätzlicher Elemente: Rhythmus und Kontrapunktik, beides Begriffe, die aus der Musiktheorie entlehnt sind. Nach Rhythmus und Kontrapunktik sind FoERsTER weitere ordnende Gestaltungsprinzipien wich­tig: die Raumbildung durch Höhenstaffelung, die Beachtung der Pflanzdichte, die Berücksichti­gung der Geselligkeit von Pflanzen und die jahreszeitlich bedingte Abfolge von Pflanzungen.60 Die Pflanzung in kleineren Horsten in regelmäßigem Rhythmus auf großen Beeten verteilt käme der Wesensart der Pflanzen entgegen, meint FoERsTER.61

Er sprach sich für eine enge Verknüpfung von Haus und Garten aus und wollte, dass die Häu­ser zum Garten hin transparent gestaltet werden, damit so der Garten auch vom Inneren des Hauses her erlebbar sein kann. Desgleichen forderte er Wohnterrassen, die sich in den Garten „schieben“, um eine Verknüpfung von drinnen und draussen zu schaffen.62 In der Nähe des Hauses kommt aus seiner Sicht mehr die geometrische Gartengestaltung zum Tragen, während die Wildnisgartenkunst den Übergang zur Landschaft bildet.63

Karl FoERsTER verstand sich nicht in erster Linie als Gartenplaner. Umso aufschlussreicher ist der gestalterische Kurs, den seine 1928 begründete, „Foerster u. Co.“ genannte Arbeitsgemein­schaft mit Herta HAMMERBACHER und Hermann MATTERN einschlug, wobei die beiden als die eigent­lichen Gartenarchitekten agierten. In den frühen Planungen dominierten geometrische Formen, die teilweise durch einen unregelmäßig geführten Frühlingsweg oder andere naturnah gestaltete Partien aufgelockert wurden, ganz im Sinne des typischen „kombinierten Stils“ der Zeit. In den späteren Jahren der Zusammenarbeit aber spielten naturnahe Bereiche, denen natürlich vor­kommende Pflanzengemeinschaften zugrunde lagen, eine immer größere Rolle. Das Ausformen kunstvoller, aber natürlich wirkender, frei geformter Gartenpartien wurde zum unverwechselba­ren Kennzeichen dieser späteren Gartenkonzepte. Die topographische Überhöhung geschwun­gener, meist um eine muldenartig abgesenkte Rasenfläche gruppierter Pflanzflächen verstärkte den Eindruck der „neuen Natürlichkeit“.64

Dazu schreibt Sonja Dümpelmann: „Die Gartenarchitekten entwarfen Vegetationsbilder, die sich an den in der Landschaft vorkommenden Pflanzenformationen orientierten. Geschwungene, freie Linien bestimmten nun die Gartengestaltung, in der Hammerbacher und Mattern ihr harmonisches Mensch­Naturverständnis zum Ausdruck bringen wollten.“65

Obgleich auch andere Gartenarchitekten der Zeit diese Ansätze des natürlich geformten und in die Landschaft gebetteten Gartens darzustellen versuchten, waren doch die Entwürfe der Arbeitsgemeinschaft aufgrund ihrer konsequenten Linienführung, der klaren Formensprache und exzellenten Pflanzenverwendung in der Lage, die gewohnten Naturideale der alltäglichen Land­schaftsbilder zu einem neuen Naturideal zu überhöhen und darzustellen. So fand entsprechend Foersters Bestreben die Vereinigung von strengem und freiem Formprinzip im Sinne des ,Ewige Doppelreich des Gartens‘ statt.66

II.1.4 BORNIMER STIL

Die Arbeitsgemeinschaft entwickelte gemeinsam einen charakteristischen Gartenstil, den man als „Bornimer Stil“ oder auch als „Foerster-Matternsche Schule“ bezeichnete. Kernpunkte des „Bornimer Stils“ sind die Schaffung eines räumlichen Kontinuums vom Innen- zum Außenraum und idealerweise auch zur angrenzenden Landschaft. Diese Einheit von Haus, Garten und Landschaft soll einen „idealen Lebensraum“ schaffen, der sich den Wünschen und Lebensbe­dürfnissen ihrer Bewohner anpasst. Frei schwingende Linien, unregelmäßige Bepflanzungen und vor allen Dingen Bodenmodellierungen zeichneten die Landschaft künstlerisch überformt nach. FoERsTERs neue Staudenzüchtungen, insbesondere die Wildstaudenzüchtungen, die neu in der Gartenkultur eingeführten Gräser und Farne sowie die natürlich wirkende Vergesellschaftung seiner Pflanzen bildeten die Grundlage dieses Stils.67

MATTERN und HAMMERBACHER haben durch ihre zahlreichen Planungen wesentlich zur Verbreitung der Vorstellungen FoERsTERs beigetragen. In den ersten Jahren des Zusammentreffens haben beide noch von FoERsTER gelernt. Im Laufe der Jahre kam es jedoch zu einer wechselseitigen Beeinflussung und gleichberechtigten Zusammenarbeit.

Wesentliche Elemente des Bornimer Stils sollen hier im Einzelnen kurz dargestellt werden, da sie später für die Betrachtung der Pläne von Bedeutung sind.

WEGE

Für den Bornimer Stil ist der organisch geschwungen geführte Weg typisch. Er wird erstmals 1929 im Garten Weishaupt deutlich. Dort wo der Weg natürlichen Gesetzen folgt, also im freien Gartenraum, soll der Weg entsprechend dem Bewegungsrhythmus der Bewohner in Kurven und Schwingungen geführt werden. Wege sind gerade auszuführen im Vorgarten, um das Haus herum und überall wo das Gelände eben ist, ebenso in sachlichen Bereichen wie z.B. dem Nutzgarten.68

RAUMBILDUNG

Neu beim Bornimer Stil ist das Begreifen von Garten und Landschaft als komplexer Raum. So betrachtet HAMMERBACHER den Himmel als den Abschluß des Gartens. Die Flächen des Gartens werden so gestaltet, dass sie das Haus ,umarmen', was durch die nachfolgend beschriebenen Gestaltungsmittel erzielt werden soll.69

1. Eine große Rasenfläche, die das Haus umschließt, bildet die Grundlage des Gartens. Mauer­werk und Pflanzungen direkt am Haus fallen weg, um Transparenz herzustellen. Eine ebenerdige Terrasse verbindet Haus und Garten und gehört gleichermaßen zum Haus als auch zum Garten.
2. Die Rasenfläche erhält im Hauptbereich eine leichte Vertiefung und am Rand leichte Erhö­hungen, um eine optische Raumerweiterung zu erzielen. Gepflanzt werden niedrige Polsterstauden im flachen Muldenbereich, höhere Stauden in wech­selvollem Profil am Rand.
3. Der Raumabschluß zur umgebenden Landschaft erfolgt in Abhängigkeit von den Gegeben­heiten. Man wird zu direkten Nachbarn und öffentlichen Wegen eine dichte Hecke, zur offenen Landschaft eine offenere oder gar keine Begrenzung wählen.70

GARTEN DER SIEBEN JAHRESZEITEN

Ein Blütengartenjahr sollte nach FOERSTER nicht vier sondern sieben Jahreszeiten aufweisen: Vor­frühling (Mitte Februar bis Ende April, Frühling (Mai), Frühsommer (Juni), Sommer (Juli, August), Herbst (September - Oktober), Spätherbst (November), Winter (Dezember - Mitte Februar). Die Hausgärten, die ab Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden, waren nicht mehr nur Reprä­sentationsobjekte, sondern Lebensraum für die Besitzer. Sie standen in engem Zusammenhang mit dem Haus und sollten von diesem aus ganzjährig wahrnehmbar sein. So waren die Früh­jahrsblüte und der Winteraspekt von zusätzlicher Bedeutung und gestalterisch zu berücksichti­gen. Laut HAMMERBACHER ist dies so schwer umzusetzen, daß sie nicht sicher ist, ob dieses Prinzip jemals vollständig verwirklicht wurde. Dennoch liegt diese Idee jedem Pflanzkonzept der Borni­mer Gärten zugrundeliegt.71

II.1.5 GESTALTUNGSPRINZIPIEN - MATTERN, HAMMERBACHER

Die 1935 gegründete Arbeitsgemeinschaft FMH wurde laut Aussage von Herta HAMMERBACHER vor allem durch den Stil MATTERNS geprägt. Zunächst war MATTERN noch unter dem Einfluss von Hirschfeld, Lenne und Meyer, bevor er seinen eigenen Stil entwickelte. Er übernahm die räum­liche Formung und Gesamtplanung bei den gemeinsamen Projekten.72 MATTERN erfasste die innere Form einer Landschaft, so nahmen seine Gärten Bezug auf die umgebende Landschaft, waren wohnlich, einfach und zugleich großzügig.73 Entscheidend dabei war die Verbindung von Haus und Garten zu einer Wohnlandschaft. Der Garten wurde in verschiedene nutzbare Räume gegliedert, die nach den Bedürfnissen der Bewohner gerichtet waren. Die natürliche Höhen­staffelung der Pflanzungen wurde durch Bodenmodellierungen unterstrichen. Der Kleinbaum wurde zur neuen Größenordnung für den Hausgarten. Hügel und Böschung boten dem Garten Rahmen und Abschluß, Sicht- und Windschutz boten Geborgenheit. Die dritte Dimension wurde durch Mauern, Pergolen und Sichtschutzwände erschlossen und trug zur Raumbildung bei.74

„Anhand von Matterns Gartengestaltungen wird einem klar, was man alles aus einem kleinen Garten machen kann. Zum Beispiel kann man Hecken pflanzen, die die geringe Fläche rhythmisieren, also optisch vergrößern. Auch kann man Plattenwege so führen, dass die Fläche geteilt wird und daher weiter wirkt, als sie ist. Durch Aufschüttungen oder Senken kann man Bewegung in die Landschaft bringen. Mit der Pflanzung von winterharten Stauden und Sommerblumen, von denen manche gleichzeitig, manche nacheinander blühen, kann man erreichen, dass zu jeder Jahreszeit irgendwo eine Farbe leuchtet.“75

MATTERNs Hausgärten der 20er Jahre waren durch geschwungene, landschaftlich-natürliche For­men geprägt. Hier dominieren Stauden, welche den intensiv genutzten Bereichen in Hausnähe und um die Terrasse herum zugeordnet sind. Die raumbildenden und den Garten nach außen abgrenzenden Gehölze sind wenig artenreich. Stauden werden in großer Artenvielfalt mitei­nander kombiniert. In jedem Garten findet sich eine größere Staudenpflanzung mit Foersters hohen Leitstauden wie Delphinium, Helenium, Phlox und Astern. Dabei entwickelte MATTERN einige Lieblingspflanzen, die immer wieder an markanten Stellen besonders in Hausnähe zu finden sind, z.B. Macleaya cordata und Althea ficifolia. Bei den Gehölzen verwendete er gern Park- und Wildrosen, Syringa chinensis, Pyracantha coccinea und Berberis- und Potentilla -Arten. MATTERN war einerseits zunächst von der englischen Staudenverwendung im Sinne G. JEKYLLs beeinflußt. Ande­rerseits hatte er die Philosophie und das Pflanzenverständnis FOERsTERs vor Augen. Zur damali­gen Zeit spielte der hohe Pflegeaufwand in den Gärten noch keine Rolle, da sie von ausgespro­chenen Liebhabern betreut und bewohnt wurden. Später verschob sich in MATTERNs Gestaltungen die Pflanzenverwendung zugunsten der Gehölze, welche ab den 50er Jahren viel artenreicher von ihm verwendet wurden. Aus dem landschaftlichen wird ein stark graphisch geprägter Stil.76

Herta HAMMERBACHER war von zwei Motivationen getrieben - der Suche nach dem ursprünglichen, dem Wesenhaften und dem Streben nach Harmonie. Daraus entwickelt sie den landschaftlichen Garten im 20. Jahrhundert, in dem die Mensch-Natur-Beziehung humanistisch - individualis­tisch neu definiert wird, in der sich die Idee des Wohngartens begründet.46

HAMMERBACHER formuliert ihre Ansätze folgendermaßen:

„Wie wir Teile des Landes sein wollen, in dem wir aufwuchsen, und uns dabei bewußt sein wollen, warum wir so und nicht anders sind, so sollen auch Gärten herausgeprägt sein aus ihrem Untergrund und ihrer Umgebung. Gärten sollen ein Gesicht haben, das Ausdruck der ihnen zugrunde liegenden Landschaft ist. Man muß die Landschaft, in die ein Garten hineingebaut ist, so verstehen, dass sich das Werk nicht nur in sich schließt, sondern sich auch der Umwelt öffnet. (...) Der Garten als Wohngarten hat zwei Aufgaben zu erfüllen: Er soll in sich vollkommen sein, um den Gartenbesitzer (...) die Schönheit und Kräfte der Natur erleben zu lassen; seine zweite Aufgabe ist, den Raum zu bilden für das Leben des Gartenfreundes, der dort ruht, arbeitet, spielt, den Ausgleich seiner Arbeit, die Vervollständigung seines Seins in Sonne und Wind sucht. Darum muß sorgfältig darauf gehört werden, wodurch dem Besitzer ein Garten bewohnbar wird...“ 47

Hieraus ergeben sich die Gestaltungsprinzipien, die HAMMERBACHERs Gärten kennzeichnen:

1. Der Garten soll bewohnbar sein wie ein Zimmer,
2. frei geformt sein und
3. vom Februar bis zum Dezember blühen (Garten der sieben Jahreszeiten).

1938 kam 4. hinzu: der Garten und das Haus sollen einen Organismus darstellen, der wiede­rum als ,Urzelle' der Stadtlandschaft in den umgebenden Landschaftstyp eingebunden werden soll.48

Diese vier Kriterien sollte jeder Garten erfüllen. Die Idee der Einheit von Haus und Garten geht nicht auf HAMMERBACHER zurück - auch FOERSTER formulierte sie schon - sie führte aber diese Idee in die Praxis ein und lieferte gestalterische Ansätze für die Umsetzung in die Planung.

Ziel der Pflanzenverwendung bei HAMMERBACHER ist die Einbindung des Gartens in die umgeben­de Landschaft. Die Natur fließt in den Garten ein. Sie war eine virtuose Pflanzenverwenderin, die sich sehr wohl bewußt war, dass es im Garten auf Blumen und Blüten ankommt. Ihr gelang es zudem, eine große Beziehung zwischen Gartenform und Pflanzung herzustellen.

Hier entwickelte sie folgende Systematik:

- standorttypische Pflanzen bilden den Grundstock der Pflanzengesellschaft, die Landschaft soll über die Pflanzen in das Grundstück fließen;
- Überhöhung bzw. Erweiterung dieses Grundstockes durch weitere Pflanzen, nach pflanzenphy- siognomischen Gesichtspunkten;
- Raumbildung durch Sträucher und Bäume, die gleichzeitig die Einbindung in die Landschaft vollziehen, werden am Grundstücksrand als Übergangsbereich in Gruppen oder als Hecken platziert, blühende Hecken und Koniferen beleben durch Kontrastbildung und bilden den Hin­tergrund für den ,Garten der sieben Jahreszeiten';
- Komposition der Stauden, Rosen, Zwiebeln nach Wuchsform, Farbe und Blühzeit, auch im Zusammenhang mit Bäumen.49

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

II.2 DIE STELLUNG VON HERMANN GÖRITZ INNERHALB DER ARBEITSGEMEINSCHAFT FOERSTER- MATTERN-HAMMERBACHER

Um die Stellung von Hermann GÖRITZ innerhalb der Arbeitsgemeinschaft FMH herausarbeiten zu können, sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei MATTERN, HAMMERBACHER und GÖRITZ in der Pflanzenverwendung dargestellt werden.

Im Einzelnen werden stilistische Merkmale, besonders häufig verwendete Farben und Farbkom­binationen, charakteristische Pflanzenarten, der Umgang mit Gehölzen und ihre Funktionen, der Charakter der Pflanzungen und die Beziehung der Pflanzungen zum Haus herausgearbeitet. Besonders relevant sind dabei die möglichen Gemeinsamkeiten mit den von GÖRITZ geplanten Pflanzungen, da dies eine Vorbereitung auf die Auswertung der Pflanzpläne in den Jahren nach 1949 ist, wo festzustellen sein wird, inwieweit die Tätigkeit in der Arbeitsgemeinschaft FMH Ein­fluss auf die späteren Planungen von GÖRITZ hatte.

II.2.1 AUSWAHLKRITERIEN

Die Pläne von MATTERN und HAMMERBACHER befinden sich im Archiv des Architekturmuseums der TU Berlin. Für den Zeitraum von 1929-1948 gibt es von MATTERN 59 Planungen für Privatgär­ten. Laut Planliste von J. Hi Ri plante HAMMERBACHER in der Zeit von 1929-1948 insgesamt 312 Privatgärten.77

Es wurden Pläne von Gärten ausgewählt, die in zeitlichem Zusammenhang mit der Tätigkeit von Hermann GÖRITZ in der Arbeitsgemeinschaft FMH stehen. Weiterhin sollen die Pläne möglichst aus der gleichen Region stammen, um ähnliche Boden- und Klimabedingungen aufzuweisen und möglichst detaillierte Pflanzpläne beinhalten.

Aus der Zeit von 1929-1948 sind unter GÖRITZ Namen im Nachlass nur 4 Blätter (Hiller erwähnt in der Planliste 5 Pläne)78 vorhanden (3 zu Privatgärten). Davon ist lediglich ein Plan (Garten Nordsieck) für die Arbeit verwendbar, da die anderen beiden Pläne lediglich Nutzgärten dar­stellen, die kein verwertbares gestalterisches Konzept aufweisen. Die Arbeiten während der Zeit bei der Arbeitsgemeinschaft entstanden unter HAMMERBACHERs oder MATTERNs Namen. Verläßliche Quelle ist hier die Plansammlung der TU Berlin, wo die Planungen MATTERN oder HAMMERBACHER namentlich zugeordnet sind.

Anhand von Angaben in der Autobiografie von Hermann GÖRITZ und einer Analyse der Hand­schriften (Vergleich mit nachweislich sicherer Handschrift von GÖRITZ und Schriften in den Pflanz- plänen79 ) konnten einige Pflanzpläne, die MATTERNS oder HAMMERBACHERS Nachlass zugeordnet sind, der Autorenschaft von GÖRITZ zugeordnet werden. Dies bedeutet nicht, dass sie irrtümlich MATTERN oder HAMMERBACHER zugeordnet wurden, sondern besagt lediglich, dass GÖRITZ innerhalb der von MATTERN oder HAMMERBACHER ausgearbeiteten Planungen die Pflanzpläne erarbeitete. So konnten GÖRITZ insgesamt 34 Pflanzplanungen zugeordnet werden.

„Ich war (...) um 1930 bei der Arbeitsgemeinschaft Foerster-Mattern-Hammerbacher in Potsdam Bornim tätig. Dort habe ich mit Herta Hammerbacher und Hermann Mattern zusammen Gartenpläne entworfen. Speziell habe ich die Bepflanzungspläne mit genauer Stückzahl und Sorte erarbeitet.“80

Somit lag die Gesamtkonzeption der Gärten bei HAMMERBACHER oder MATTERN und andere Mitar­beiter führten Details aus.

Die für die Arbeit ausgewählten Pläne sind in einer Tabelle zusammengefasst.81

Tabelle1: Auswahl der für die Arbeit relevanten Pläne von Mattern, Hammerbacher und Göritz aus der Zeit zwischen 1929 und 1948

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2 : Legende Formensprache - Flächenauf­teilung der Pläne - entspr. Colorierung durch die Bearbeiterin

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Elemente des Grundstückes in welcher Form und Gestalt geplant wurden. Es soll der Frage nach­gegangen werden, inwieweit diese Elemente des Bornimer Stils in den Planungen der drei Verfasser wiederzufinden und wo möglicherweise Unterschie­de erkennbar sind.

II.2.2.1 MATTERN UND HAMMERBACHER

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Garten Alms (Plan coloriert ohne Maßstab)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Garten Bumke (Plan coloriert ohne Maßstab)

BESTANDTEILE DES GRUNDSTÜCKES

Alle Grundstücke bestehen aus Haus, Vorgarten, Wohngarten, Terrasse, Wegen, Rasenfläche, Stau­denflächen und Gehölzen bzw. Hecken.

Gebaute Flächen, außer die Gartenwege sind geradlinig und in der Form den baulichen Gege­benheiten bzw. den Grundstücksgrenzen angepasst. Pflanzflächen und Rasenflächen sind organisch geschwungen und in freien Formen angelegt.

LAGE DES HAUSES

In den ausgewählten Gärten liegt das Haus im vorderen Drittel des Grundstückes und trennt den Vorgarten vom Wohngarten. An den Seiten verlaufen Wege bzw. Nutzflä­chen für Garage oder Nutz­garten.

WEGEFÜHRUNG

Im Sinne einer sinnvollen Beziehung zwischen Gartenflächen und Haus wurden die Erschlie­ßungswege möglichst kurz gehalten. Die hausnahen Wege sind geradlinig funktional und auf kurze Entfernungen angelegt, meist als gepflasterte Fläche ausgeführt. Die Gar­tenwege sind geschwungen und führen über den Rasen oder entlang von Staudenflächen. Sie sind als Trittplatten in den Rasen gelegt.

FUNKTIONSFLÄCHEN

Wichtigste Funktionsfläche ist die Terrasse. Sie ist dem Haus zugeordnet und der Form des Hauses entsprechend angepasst. Sie besteht aus unregelmäßigen (Natur-) Steinplatten. Die Terrasse stellt die Verbindung zwischen Haus und Garten her und ist oft von Polsterstauden umrahmt, die die baulichen Kanten überwach­sen und den Übergang zwischen Gebautem und Gewachsenem herstellen. Weitere Funk­tionsflächen sind Zufahrtswege, Stellplatz, Wäscheplatz.

RASENFLÄCHEN

Der Rasen nimmt den größten Teil des Wohn­gartens ein. Er verbindet hausnahe mit haus­fernen Bereichen und beginnt an der Terrasse bzw. den hausnahen Pflanzflächen, verläuft über das gesamte Grundstück und wird von Staudenflächen und Hecken begrenzt. Die Flächen gehen frei ineinander über und sind in ihrer Form natürlich geschwungen.

STAUDENFLÄCHEN

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Garten Ventzki (Plan coloriert ohne Maßstab)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4: Garten Bülow (Plan coloriert ohne Maßstab)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.5: Garten Diener (Plan coloriert ohne Maßstab)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.6: Garten Heidenhain (Plan coloriert ohne Maßstab)

Die Pflanzflächen sind in der Nähe des Hauses dem Haus und der Form der Terrasse angepasst - je weiter sie in den Garten hin­einlaufen, desto freier werden die Formen der Pflanzungen. Hausnahe Pflanzungen haben bei MATTERN eine die bauliche Strenge auflö­sende Funktion, dies gilt sowohl für die direkt am Haus liegenden Prachtstaudenpflanzungen als auch für die an die Terrasse angrenzen­den Polsterstauden. In einigen Gärten ragen Pflanzzungen in den Rasen hinein. Hinter­grund und Begrenzung bildet immer eine Hecke - geschnitten oder frei wachsend. Bei HAMMERBACHER gibt es in jedem Garten Staudenflächen an der Terrasse, eine weg­begleitende Pflanzung und größere Stauden­pflanzungen im hausfernen Teil des Gartens. Alle sind in freien Formen angelegt, sofern sie nicht von Mauern umgrenzt sind. Die Flächen gehen ohne Begrenzung in den Rasen über bzw. werden durch Pflaster- oder Terrassen­platten begrenzt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.7: Garten Rasehorn (Plan coloriert ohne Maßstab)

GEHÖLZPFLANZUNGEN

Es gibt vier Formen der Gehölzpflanzung: Solitärs (Baum oder Strauch), freiwachsende Hecke, Form­hecke und Kleingehölze.

Solitärs sind entweder vorhandene oder hinzugefüg­te Bäume und Sträucher, welche der Raumbildung dienen oder Staudenflächen begrenzen bzw. beson­dere Blickpunkte im Garten bilden.

Freiwachsende und formale Hecken dienen der Ab­grenzung des Gartens und als Sichtschutz, sie bilden häufig den Hintergrund für die Staudenpflanzungen. Kleingehölze ergänzen die Staudenpflanzungen.

TOPOGRAFIE / MODELLIERUNG

Die Rasenflächen sind häufig zur Mitte leicht gemul- det. So ergibt sich eine leichte Erhöhung der Rand­bereiche mit den Staudenflächen und eine leichte Erhöhung der Terrasse und des Hauses bzw. auch der Randbereiche.

BEZIEHUNGEN

Für MATTERN und HAMMERBACHER war die Einbettung des Gartens in die umgebende Landschaft maß­geblicher Planungsgedanke. Dies entspricht dem ,(neuen) landschaftlichen Gartenstil' - wofür Mattern und HAMMERBACHER Vorreiter waren. Die umgebende Landschaft sollte in den Garten hineinfließen. Maß­geblich für die Formensprache war die funktionale Einheit von Haus und Garten - wesentlich für die Raumaufteilung und die Pflanzenauswahl.

Die Beziehungen der Flächen des Grundstückes bieten die Voraussetzung für die Funktionalität und Nutzbarkeit. Vordringliche Nutzungskriterien eines Gartens sind für MATTERN die Aufenthaltsqualität und die Wohnlichkeit. Diesem Prinzip folgt die Zueinan- derordnung der Flächen und Elemente des Gartens. Umrahmung durch Hecken als Sichtschutz und Ab­grenzung nach außen - Schaffung von Privatsphäre als wesentliche Voraussetzung für die Aufenthalts­qualität.

Stauden und Gehölze dienen der Raumbildung, der sinnlichen Wahrnehmung, der Erholung und der aktiven Betätigung als wichtige Voraussetzung für Identifikation und Erlebnisqualität.

In allen Entwürfen sind wesentliche Elemente des Bornimer Stils sichtbar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

II.2.2.2 GÖRITZ

Bei den ausgewählten Gärten wurde nur einer von GÖRITZ geplant - der Garten Nordsieck, welcher im Nachlass vorhanden ist. Der Verbleib weiterer, von GÖRITZ in den Notizen genannter Pläne, konnten nicht geklärt werden. Die Planung zum Garten Ziegler stammt von HAMMERBACHER, die zum Garten Graumann von MATTERN - Nachweis AMTUB-Signatur.82 GÖRITZ erstellte dazu lediglich die Pflanzpläne. Die Aussagen zur Formensprache beziehen sich hier also nur auf den Garten Nordsieck.

BESTANDTEILE DES GRUNDSTÜCKES

Das Grundstück besteht aus Haus, Vorgarten, Wohngarten, Terrasse, Wegen, Rasenfläche, Staudenflächen und Gehölzen bzw. Hecken.

Gebaute Flächen, außer den Garten­wegen sind geradlinig und in der Form den baulichen Gegebenheiten angepasst. Pflanzflächen und Rasen­flächen sind, sofern nicht von Mauern eingefasst, organisch geschwungen und in freien Formen angelegt.

WEGEFÜHRUNG

Die hausnahen Wege sind geradlinig funktional und auf kurze Entfernungen angelegt, meist als gepflasterte Fläche ausgeführt. Zwei kurze geschwungene Wege im Garten führen zwischen Staudenflächen hindurch zum Rasen bzw. dem Kompostplatz.

FUNKTIONSFLÄCHEN

Wichtigste Funktionsfläche ist die Terrasse. Sie ist dem Haus zugeordnet und der Form des Hauses entsprechend geradlinig angepasst. Die Terrasse stellt die Verbindung zwischen Haus und Garten her und ist von Pflanzungen umrahmt, die durch Mauern gefasst sind und die klare Kontur der Terrasse nachvollziehen. Diese strenge Anpassung der Pflanzung an die Form der Terrasse findet man bei MATTERN oder HAMMERBACHER nicht, sie suchen eher die natürliche Verbin­dung durch freie Übergänge und die Kanten überwachsende Polsterstauden. Dies ist bei GÖRITZ hier nicht zu erkennen, er zeigt eine deutliche formale Abgrenzung der Bereiche.

RASENFLÄCHEN

Der Rasen nimmt den größten Teil des Wohngartens ein. Er beginnt an der Terrasse und den hausnahen Pflanzflächen, verläuft über das gesamte Grundstück und wird von Staudenflächen und freiwachsenden Hecken begrenzt.

Der Bogen wirkt in seiner Form weniger schwungvoll, sondern eher als gerundete Ecke und sehr der Grundstücksform nachvollzogen. Der Rasen ist eine klar geformte, wenig spannungsreiche Fläche, die Terrasse, Stauden und Gehölzpflanzungen miteinander verbindet.

STAUDENFLÄCHEN

Die Pflanzflächen sind in der Nähe des Hauses dem Haus und der Form der Terrasse angepasst - je weiter sie in den Garten hineinlaufen, desto freier werden die Formen.

Bei GÖRITZ finden sich Staudenflächen an der Terrasse, um das Haus herum und entlang der Grundstücksgrenzen vor einer freiwachsenden Hecke. GÖRITZ fasst die haus- und terrassennah­en Pflanzungen in eine strenge Form, welche durch Mauern eingefasst sind. Die in den Garten hinein laufende Staudenfläche ist natürlich geformt aber nicht so frei und schwungvoll wie es bei HAMMERBACHER zu sehen ist. Die Prinzipien sind zwar die gleichen, aber weniger frei geformt. Auch findet man keine in den Rasen hinein ragende Pflanzzunge.

GEHÖLZPFLANZUNGEN

Es gibt vier Formen der Gehölzpflanzung: die Solitärs (Baum oder Strauch), die freiwachsende Hecke, Formhecke und Kleingehölze.

Alle vier Formen sind im Garten Nordsieck vorhanden. Obstgehölze und Koniferen wurden als Solitärs verwendet. Dies ist bei Mattern und Hammerbacher so nicht zu sehen. Diese verwenden eher Laub- bzw. Blütengehölze. Freiwachsende und formale Hecken dienen der Abgrenzung des Gartens und als Sichtschutz, sie bilden den Hintergrund für die Staudenpflanzungen. Kleinge­hölze ergänzen die Staudenpflanzungen in Hausnähe.

TOPOGRAFIE / MODELLIERUNG

Eine Modellierung des Geländes ist dem Plan nicht zu entnehmen.

II.2.2.3 VERGLEICH FORMENSPRACHE - MATTERN, HAMMERBACHER MIT GÖRITZ

Die Formensprache bei GÖRITZ unterscheidet sich erst auf den zweiten Blick deutlich von der MATTERNS und HAMMERBACHERS. Zunächst sieht man das Haus im vorderen Drittel des Grund­stückes, eine Terrasse ist vorhanden, die große geschwungene Rasenfläche und ein daran anschließendes Staudenbeet. Der Garten ist umschlossen von einer teils freiwachsenden teils formgeschnittenen Hecke. Dies entspricht den Merkmalen bei HAMMERBACHER und MATTERN. Bei genauerem Hinsehen fällt aber auf, dass die Elemente nicht ineinander fließen, es gibt keine fließenden Übergänge. Die Flächen sind klar voneinander getrennt und mit Mauern voneinan­der abgegrenzt. Hausnahe Pflanzungen sind streng der Form des Hauses angepasst und von einer Mauer umgeben. Die Pflanzungen an der Terrasse sind ebenfalls der Form der Terrasse angepasst und von Mauern eingefasst. Sie bilden keinen natürlichen Übergang zum Garten sondern sind eher der Rahmen für Haus und Terrasse. Von der Terrasse führt eine Treppe in den Garten bzw. auf die Rasenfläche - auch dies hat eher abgrenzenden Charakter, denn wäre ein fließender Übergang gewollt gewesen, hätte man Terrasse und Rasen über Bodenmodellierung mit einander verbunden und die baulichen Kanten mit Stauden überwachsen lassen. Es gibt kei­nen Sitzplatz im Garten, obwohl ein geeigneter Platz durchaus vorhanden ist. Der nordwestliche Bereich schließt direkt an die Staudenfläche an und wäre ein idealer Gartensitzplatz. Wesentli­che Elemente des Bornimer Stils sind zwar vorhanden, entsprechen aber nicht der Formenspra­che dieses Stils. Die Formen bei GÖRITZ sind den Gegebenheiten wie Hauskanten und Grund­stücksform angepasst. Sie sind weniger dynamisch und schwungvoll als bei HAMMERBACHER und MATTERN. Die Formen sind eher klar und nicht durch Pflanzungen gegliedert. Es entstehen keine ,Räume‘ im Garten.

Da hier nur ein Plan von GÖRITZ in die Auswertung einfließen konnte, sollen diese Feststellungen lediglich auf diesen Plan zu verstehen sein. Inwieweit sich andere Pläne hier einordnen lassen, kann aufgrund der lückenhaften Datenlage nicht beurteilt werden.

[...]


1 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

2 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

3 Hiller,O.; Hermann Göritz - eine biografische Studie, Materialien zur Gartenkunst, TU Berlin, Berlin 1997, S.9

4 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

5 Hiller,O.1997, S.12

6 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

7 Hiller, O.1997, S.12

8 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

9 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

10 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

11 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

12 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

13 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

14 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

15 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

16 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

17 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

18 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

19 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

20 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

21 Hiller,O.1997, S.42

22 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

23 Hiller,O.1997, S.45

24 Hiller,O.1997, S.48

25 Hiller,O.1997, S.50

26 Hiller,O.1997, S.50

27 Hiller,O.1997, S.50

28 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

29 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

30 Göritz,H.; Autobiografie Manuskript

31 Hiller,O.1997, S.137

32 Nordhausen; Billerbeck,1995

33 Hammerbacher, 1982: 21f.

34 Heinrich, 1996: 67

35 Kühn, 2003: 27ff.

36 Duthweiler, 2010: 180

37 Hammerbacher 1977

38 Hi Ri, 2004: 66

39 Schwarzkopf, 2006: 401

40 Hi Ri, 2004: 66-68

41 Heinrich, 1996: 66

42 Heinrich, 1996: 66

43 Heinrich, 1996: 70

44 Hammerbacher, 1967: 723

45 Hammerbacher, 1982: 22

46 Göritz (a)

47 Nordhausen; Billerbeck,1995

48 Göritz (b)

49 Göritz (b)

50 Hiller, 1997: 176 ff.

51 HiRi, 1999: 54

52 HiRi, 1999: 54-55

53 Dümpelmann, 2001: 20

54 Heinrich, 1996: 70

55 Göritz, 1982a, Manuskript ohne Seitenangabe

56 Foerster, 1928: 332

57 Schwarzkopf, 2008: 49ff.

58 Foerster, 1917; Kreuter 1978: 86

59 Mehliss, 2007: 85

60 Mehliss, 2007: 85

61 Duthweiler, 2010: 180; Foerster, 1921. 257-258

62 Mehliss, 2007: 41; Foerster, K. 1934c: 344

63 Mehliss, 2007: 44; Foerster, K. 1960.: 422

64 Schwarzkopf, 2008: 49ff.

65 Dümpelmann, 2001: 89f.

66 Schwarzkopf, 2008: 49ff.

67 Reitsam, 1998: 37 - 40

68 Hi Ri, 2004: 78

69 Hi Ri, 2004: 78

70 Hi Ri, 2004: 78

71 Hi Ri, 2004: 78

72 Heinrich, 1996: 67

73 Heinrich, 1996: 70

74 Kühn, G., 1982: 10

75 Foerster, E., 2002, Radiosendung Interview

76 Holzlöhner, 1982: 2

77 Hi Ri, 2004: 161

78 Hiller, 1997: 177

79 Schriftproben siehe Anhang

80 Nordhausen; Billerbeck, 1995

81 Pläne siehe Anhang

82 siehe Tabelle 1 Ausgewählte Gärten S. 12

Ende der Leseprobe aus 312 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung des Gartengestalters Hermann Göritz für die Pflanzenverwendung des 20. Jahrhunderts
Hochschule
Technische Universität Berlin
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
312
Katalognummer
V512596
ISBN (eBook)
9783346181787
ISBN (Buch)
9783346181794
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pflanzenverwendung, Hermann Göritz, Gartengestaltung, Karl Foerster, Bornimer Kreis
Arbeit zitieren
Antje Dill (Autor:in), 2013, Die Bedeutung des Gartengestalters Hermann Göritz für die Pflanzenverwendung des 20. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512596

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