Was änderte die Revolution 1848 für die Frauen?


Hausarbeit, 2019

13 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Frauenbild im 19. Jahrhundert vor der Revolution

3. Aktionsformen der Frauenbewegung
3.1 Frauenvereine
3.2 Zeitungen von und für Frauen

4. Exkurs: Louise Otto

5. Rückbezug von Louise Otto zu der gesamten Frauenbewegung

6. Fazit

1. Einleitung

Vor über 170 Jahren begannen Frauen1 damit, für ihre bürgerlichen, politischen und so- zialen Rechte einzutreten und zu kämpfen. Diese Zeit wird bestimmt von der Revolution 1848/49, die eine demokratische Republik fordert und nach einem freien und einigen Deutschland strebt.2 Die Frauen nutzten die Revolution, um eine Bewegung anzufangen, welche Rechte für alle Frauen erzielen sollte.3 Dieses Thema der anfänglichen Frauenbe- wegung von 1848 ist heute noch wichtig, weil es verdeutlicht, wie lange der Kampf um die geschlechtliche Gleichberechtigung bereits andauert und trotzdem noch weiter ge- führt wird.

Zunächst prägt das Bild der Hausfrau und Mutter die weibliche Rolle im 19. Jahrhundert. Frauen werden Fähigkeiten und Eigenschaften zugeschrieben, die vermitteln, dass sie das schwächere Geschlecht sind, während Männern eine beschützende und starke Rolle zu- geschrieben wird. Das wird 1848 öffentlich in Artikeln publiziert.4 Vermutlich besteht wegen der strengen Trennung der Geschlechterrollen der politische Raum zur Zeit der Revolution ausschließlich aus Männern. Das vor der deutschen Revolution bereits die Französische Revolution dieselben Forderungen in Frankreich einforderte, war der Aus- löser für eine revolutionäre Zeit, die ganz Europa erfasste.5 Zwar war die Revolution 1848 ein Meilenstein für Menschenrechte im Allgemeinen, wie z.B. das Wahlrecht und die Redefreiheit, dennoch wurden damit nur die Rechte der männlichen Bürger eingeführt.6 Die Teilnahme der Frauen in der Revolution wird bei der Verteilung der Rechte nicht berücksichtigt.

Zu Beginn der Arbeit wird der Ausgangspunkt der Situation der Frauen dargestellt, um zunächst zu verstehen, warum die Frauenbewegung in der Zeit der Revolution 1848 be- gann. Daraus ergibt sich, aus welchen Gründen die Frauen an der Revolution teilhaben wollten und es folgt die Darstellung wie sie an der Revolution teilhaben konnten. Doch wie und mit welchen Aktionsformen haben sich die Frauen an der Revolution beteiligt? Was waren die Ziele und Forderungen der Bewegung? Wieso nutzten die Frauen die Revolution, um sich für ihre Rechte einzusetzen? Was konnten einzelne Frauen für eine ganze Bewegung erreichen? Die letzte Frage wird innerhalb eines Exkurses mit dem Bei- spiel von Louise Otto-Peters verdeutlicht. Das Ziel der Arbeit ist im weiteren Verlauf die Beantwortung der Fragen.

Zu dem Thema Frauenbewegung in der Revolution 1848 existiert bereits eine große Menge an Literatur. Mit Beginn der 1960 Jahre entstand der Wille nach Frauen- und Ge- schlechtergeschichte, die bisher vernachlässigt wurde. In den 1990 Jahren kam dann die allmähliche Trennung von Frauen- und Geschlechtergeschichte, da Geschlechterge- schichte beide Geschlechter, männlich und weiblich, umfasst. Im Zuge dessen begannen hauptsächlich Historikerinnen damit, die Frauen in der Revolution von 1848 genauer zu erforschen und zu hinterfragen. 7

Unter anderem setzte sich Carola Lipp mit den Aktionsformen auseinander, aber auch mit sozialen Beziehungen und der Frauenbewegung während der Revolution.8 Ihrer Meinung nach kamen Frauen während der Revolution 1848 eine wichtige Rolle zu. Basierend auf Carola Lipps Forschungen schrieb Sabine Kienitz in ihrem Beitrag „Frauen“ über deren beginnende Teilnahme in der Politik während der Revolution 1848 und ihre ersten Akti- onsformen, Forderungen und Ziele.9

Zu Louise Otto-Peters setzten sich Rosemarie Nave-Herz10 und Barbara Holland-Cunz11 im Kontext der Revolution 1848/49, aber auch darüber hinaus, auseinander. Innerhalb des letzten Teils der Arbeit wird es um die Rolle von Louise Otto-Peters in der Frauenbewe- gung während der Revolution gehen. Von Louise Otto-Peters sind bis heute viele Schrift- stücke, Artikel und Gedichte erhalten, die von der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V. aufbewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Neben Historikerinnen setzten sich auch Angehörige der Nachbardisziplinen wie z.B. den Sozialwissenschaften mit der Frage nach den Frauen in der Revolution 1848 auseinander. Darunter Herrad Schenk, die sich mit dem geschichtlichen Verlauf der Frauenbewegung beginnend bei der Revolution 1848 bis ins 20. Jahrhundert beschäftigt hat.12

Zunächst wird als Ausgangspunkt der Arbeit das Rollenbild der Frau im 19. Jahrhundert vor der Revolution beschrieben, um die Notwendigkeit der Veränderung der Verhältnisse innerhalb der Revolution 1848 im weiteren Verlauf zu erörtern.

2. Frauenbild im 19. Jahrhundert vor der Revolution

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, bestand das Idealbild der Frau im 19. Jahrhundert aus der Mutter- und Hausfrauenrolle. Innerhalb der Klassen unterschied sich dieses Rol- lenbild in seiner Definition stark. Der Großteil der Bevölkerung lebte nahe dem Existenz- minimum und hauptsächlich von landwirtschaftlicher Arbeit, bevor die Industrialisierung in Deutschland verbreitet war. Besonders benachteiligt waren in diesem Sektor die Frauen, deren Lebenserwartung zu der Zeit geringer war, als die der Männer.13 Die Gründe dafür sind vermutlich die langen Arbeitszeiten, die schlechte medizinische Ver- sorgung und die mangelnde Hygiene.

Auf einem landwirtschaftlichen Hof hörte die Arbeit für die Frauen nie auf. Die Rollen waren strikt getrennt, die Männer arbeiteten auf dem Feld, während die Frauen sich um den Hof kümmerten.14 Zu Beginn der Industrialisierung war die Heimarbeit für Frauen ertragreicher, sie ernährte so die Familie oder diente neben landwirtschaftlichen Erträgen oder der Fabrikarbeit des Mannes als Nebenerwerb.15 Neben der Arbeit als Hausfrau oder in der Landwirtschaft konnten Frauen der Unterschicht noch als Dienstmädchen, Fabrik- arbeiterin und später als Verkäuferin arbeiten. Jeder dieser Berufe wurde trotz langer Ar- beitszeiten schlecht bezahlt, sodass die Frauen mit ihrem Gehalt kaum ihre Familie er- nähren konnten.16

Frauen aus der Mittelschicht waren hauptsächlich als Hausfrau und Mutter tätig. Der Un- terschied zu ihrer Rolle ist jedoch, dass sie nur diese Tätigkeiten ausüben mussten und zur Unterstützung mindestens ein Dienstmädchen hatten. In der gehobenen Mittelschicht musste die Hausfrau nur die Arbeit ihres Personals17 steuern und überwachen. Das Per- sonal erfüllte neben der Arbeit, die es leistet, den weiteren Zweck als Statussymbol. Wer etwas auf sich hielt, konnte sich Dienstboten leisten. Deswegen wurde in der unteren Mit- telschicht auch lieber beim Essen gespart, als das Dienstmädchen zu entlassen.18

Die hier vorgenommene Unterscheidung lässt sich auch der Literatur finden. Diese un- terscheidet die Bewegung im gesellschaftlichen Klassensystem, in proletarische und bür- gerliche Frauenbewegung.19 Im weiteren Verlauf der Arbeit wird hauptsächlich auf die bürgerliche Frauenbewegung eingegangen, da diese zum Zeitpunkt der Revolution 1848 bereits stärker ausgeprägt war.

Bei jungen Frauen blieben als außerhäusliche Arbeiten nur der Beruf der Gouvernante oder der Gesellschafterin. Beides waren, wie bisher alle genannten Berufe der Frauen, schlecht bezahlte Arbeiten mit langen Arbeitszeiten. Daher ist der Wunsch der Frauen nach politischem und sozialem Mitspracherecht, sowie gleichen Rechten vor dem Gesetz nur nachvollziehbar. Frauen wollten so ihre schlechte finanzielle Lage und Abhängigkeit vom Mann ändern. Bei den bürgerlichen Frauen, die hauptsächlich Teil der Frauenbewe- gung in der Revolution 1848 waren, kann vermutet werden, dass sie durch ihre Arbeit als Mutter und Hausfrau nicht genug ausgelastet waren und sich deswegen zusammenschlos- sen, um mehr Rechte und vor allem Bildung für die Frauen zu erarbeiten.

3. Aktionsformen der Frauenbewegung

Im Wesentlichen gab es zwei Aktionsformen, mit denen die Frauen in der Revolution 1848 ihre Anliegen versuchten durchzusetzen. Die Frauen konnten die zwei Bereiche nut- zen, um sich zu treffen, sich auszutauschen und zu überlegen, wie sie ihre Ziele erreichen können. Das funktionierte in Frauenvereinen und durch Zeitungen für Frauen. Diese wa- ren zu der Zeit das Hauptmedium, um Meinungen und Geschehnisse zu verbreiten. Die Frauenvereine blieben bis zum offiziellen Vereinsverbot 1854 erhalten.20

3.1 Frauenvereine

Die Vereine waren für die Revolution 1848 ein wichtiger Aspekt. Sie waren bereits im Vormärz der Revolution ein wichtiger Bestandteil des alltäglichen Lebens geworden. Nicht nur Männer konnten das Vereinswesen für ihre Anliegen nutzen, sondern auch die Frauen. Die starke Ausprägung des Vereinswesens im Vormärz sorgte dafür, dass sie neue politische Partizipationsmöglichkeiten nutzen konnten. Dieses galt nur für bürgerli- che Frauen.21 Während des Vormärzes waren die Vereine auf ehrenamtliche Tätigkeit ausgelegt. Das änderte sich mit der Revolution 1848, ab dann begannen die ersten politi- schen Frauenvereine zu entstehen. Die erste gemeinsame Maßnahme, vor der richtigen politischen Vereinsgründung, war das Boykottieren ausländischer Luxusprodukte, z.B. französische Stoffe, zur Unterstützung des Vaterlandes.22 Durch diese solidarische und öffentliche Aktion begannen einige Frauen, erste Versammlungen abzuhalten, aus denen dann die ersten Vereine entstanden. In diesen Vereinen sammelten Frauen Geld, Unter- schriften und strickten Fahnen für die Revolution. Auch die Männer schätzten „ die emo- tionale Unterstützung“,23 der Frauen. Die Frauen erlebten jetzt das erste Mal durch eigene Kraft das Gefühl der politischen Teilhabe. Der ausschlaggebende Punkt hinter diesen Be- mühungen der Frauen war nicht der Wunsch nach Emanzipation und Ausbrechen aus den statischen Rollenverteilungen, sondern der Patriotismus zu Deutschland.

[...]


1 Mit dem verallgemeinerten Begriff „Frauen“ sind nicht alle Frauen Deutschlands gemeint, sondern an- fangs nur eine kleine Gruppe von Frauen.

2 Wollstein, Günter: Revolution von 1848, in: bpb Informationen zur politischen Bildung 265, 2006, S. 11.

3 Ebd. S. 37.

4 Welcker, Carl: Geschlechterverhältnisse. In: Carl Rotteck / Carl Welcker (Hg.): Das Staats-Lexicon. Encykclopädie der sämmtlichen Staatswissenschaften für alle Stände, Bd. 5, 2Altona 1847, S. 661-672.

5 Wollstein: Revolution, S. 4.

6 Ebd., S. 33f.

7 Besonders auffällig ist, dass die Literatur für die Revolution 1848 zu feministischen Themen ausschließ- lich von Frauen bearbeitet wurde.

8 Lipp, Carola: Bräute, Mütter, Gefährtinnen. Frauen und politische Öffentlichkeit in der Revolution 1848, in: Helga Grubizsch / Hannelore Cyrus / Elke Haarbusch (Hgg.): Grenzgängerinnen. Revolitionäre Frauen im 18. Und 19. Jahrhundert. Weibliche Wirklichkeit und männliche Phantasien, Düsseldorf 1985, S. 71.

9 Kienitz, Sabine: Frauen, in: Christopf Dipper, Ulrich Speck (Hgg.): 1848 Revolution in Deutschland, Frankfurt a.M. / Leipzig 1998.

10 Nave-Herz, Rosemarie: Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland, Hannover 1989.

11 Holland-Cunz, Barbara: Die alte neue Frauenfrage, in: Neue Sozialwissenschaftliche Bibliothek, Frank- furt a.M. 2003.

12 Schenk, Herrad: Die feministische Herausforderung. 150 Jahre Frauenbewegung in Deutschland, Mün- chen 1980.

13 Ebd., S. 12.

14 Zu den Aufgaben am Hof für die Frauen gehörten neben Kochen und Waschen auch die Geflügelzucht, der Gemüseanbau, Herstellung von Kleidung und deren Ausbesserung etc. Zur Erntezeit mussten sie zu- sätzlich auf den Feldern mithelfen. Schenk: Herausforderung, S. 13.

15 Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich das grundlegend. Sogar Fabrikarbeiterinnen waren dann finanziell bessergestellt, als Heimarbeiterinnen. Schenk: Herausforderung, S. 14.

16 Schenk: Herausforderung, S. 13f.

17 Dazu gehören Köchin und Küchenmädchen, Zimmermädchen sowie Erzieher und Kindermädchen, Schenk: Herausforderung, S. 18.

18 Schenk: Herausforderung, S.19f.

19 Nave-Herz: Geschichte, S. 9.

20 Lipp: Bräute, S. 83.

21 Lipp: Bräute, S. 72.

22 Kienitz: Frauen, S. 276.

23 Lipp: Bräute, S. 73.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Was änderte die Revolution 1848 für die Frauen?
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Note
1,7
Jahr
2019
Seiten
13
Katalognummer
V512693
ISBN (eBook)
9783346102058
ISBN (Buch)
9783346102065
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauen, Revolution 1848/49, Frauenbewegung Deutschland 19. Jahrhundert
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Was änderte die Revolution 1848 für die Frauen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512693

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