Es ist die Idee mit Wissenschaft zur Begeisterung der entzauberten Welt beizutragen: Weniger formell, wild zusammengedacht und salopp formuliert; der Versuch die Feinheiten theoretischer Unterschiede mit groben Brücken zu verbinden. In folgender Überlegung formuliere ich wissenschaftlich formlos, um meinen Schreib- und ihren Lesefluss nicht zu stören, den Begriff Transklusion.
SAWILLA, Jochen 2019
Transklusion
,Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ 1969 von Berger und Luckmann eröffnet eine wissenschaftliche Denk- und Schreibweise, die ich mir hier zum Vorbild nehme. Es ist die Idee mit Wissenschaft zur Begeisterung der entzauberten Welt beizutragen: Weniger formell, wild zusammengedacht und salopp formuliert; der Versuch die Feinheiten theoretischer Unterschiede mit groben Brücken zu verbinden. In folgender Überlegung formuliere ich wissenschaftlich formlos, um meinen Schreib- und ihren Lese fluss nicht zu stören, den Begriff Transklusion. Wo ich es für notwendig erachte, kennzeichne ich Begriffe und Konzepte mit Endnoten. Eine umfassendere Ausarbeitung werde ich nachreichen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Abbildung zeigt einen Unknoten. Die mathematische Theorie dahinter ist mir nicht zugänglich, aber besonders (a) ist ein tolles Bild für die folgende theoretische Vorüberlegung zum Begriff Transklusion. Ohne ein paar hinführende Worte wird es aber nicht gehen.
Inklusion und Exklusion sind das, wofür sie gerade gehalten werden. Gerade die Ungleichheitsforschung, welche mit dem Begriffspaar hantiert, zeichnet gerne das Narrativ des Normalen nach. Inkludiert, das sind Leute mit Jobs, sozialer Sicherung und Familien, oder eben alle die in der Gegenwartsgesellschaft teilhaberelevant sind und Exkludierte, das sind die Verwundbaren und Über flüssigen, die bis zur Unsichtbarkeit hin gesellschaftlich nicht partizipieren. Exklusion wird als ein hitziger soziologisierter Kampfbegriff im bürgerlichen Milieu zur Kritik am bürgerlichen Milieu gebraucht und viele andere Inklusions- und Exklusionsmöglichkeiten werden weitgehend ausgeschlossen. Es folgt gleich hierzu ein überraschendes und ebenso plumpes Beispiel. Ein anderes Extrem ist die gesellschaftliche Schließung bis zur blutleeren Indifferenz des in- oder exkludierten Subjekts zu abstrahieren, von einer Soziologie die sich der Welt völlig enthebt. Luhmanns Theorie ist das eindrücklichste Beispiel hierfür. Ich orientiere mich gedanklich gerne an diesen Extremen.
Das plumpe Beispiel: Durkheim erfand sich eine Möglichkeit der Totalexklusion. Der Stamm edler Wilder sanktioniert das Stammesmitglied, das sich dann nur noch mit der Natur, aber nicht mehr mit anderen Menschen auseinandersetzt. Wenn auch auf einem runden bevölkerten Planet unwahrscheinlich, dennoch analytisch einwandfrei. Für eine vergleichsweise wirklichkeitsnahe Einschätzung darüber, wie Gesellschaft tickt, muss Allinklusion und Totalexklusion gedanklich in den Bereich der analytischen Mythen abgelegt werden. Will heißen, jede/r/s ist irgendwie inkludiert und exkludiert. Das ist die Gemeinsamkeit der lebenden und der anderen Menschen. Der Unterscheid ist die Art und Weise, wie Menschen letzlich teilhaberelevant werden. Vergegenwärtigt mit dem versprochen plumpen Beispiel: Der Mensch kommt als Mönch oder Hells Angel auf anderem Wege zur Kutte. Auch wenn beide am Schluss in einem Männerbündnis nach Ritualen und Regeln leben, ist die Inklusion durchaus verschieden und die Exklusion ebenso. Feinere Beispiele wären auch möglich: Zwei Grundschulkinder in der gleichen Schulbank haben jedes eine andere, ganz persönliche Inklusion. Und dabei gehe ich nicht von dem subjektiven Inklusionserleben aus, oder möglicherweise vom Exklusionsemp finden, sondern davon, wie die beiden sozialen Entitätchen sich gegen den Inklusions- und Exklusionshintergrund abbilden.
Damit sind wir beim Bild (a) oben und einigen Prämissen. Was wir sehen ist ein Unknoten, der auf die Fläche qz projiziert ist und auf die Fläche qp. Auf beiden Flächen erzeugt der Unknoten ein anderes Bild. Lassen wir qz Inklusion sein und qz Exklusion. Zudem wechselwirken die Projektionen. Diese Wechselwirkungen kondensieren an den kleinen grauen Flächen, die uns stellvertretend für die sozial erkennbaren Emergenzen aus dem Meer der sinnlich angezeigten Möglichkeiten bereit stehen – oder, was gesellschaftlich und überhaupt allein beschreibbar ist. Wir könnten es auch 'den im jeweiligen Schließungsregime möglichen Diskurs' nennen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Titel des Textes?
Der Titel des Textes ist "Transklusion" von Jochen Sawilla (2019).
Was ist das Hauptziel des Textes laut Einleitung?
Das Hauptziel ist, mit wissenschaftlichen Mitteln zur Begeisterung der entzauberten Welt beizutragen, indem theoretische Feinheiten mit groben Brücken verbunden werden. Der Text formuliert den Begriff Transklusion auf wissenschaftlich formlose Weise, um den Schreib- und Lesefluss nicht zu stören.
Was ist die Inspiration für den Schreibstil?
Die Denk- und Schreibweise von Berger und Luckmanns "Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit" (1969) dient als Vorbild.
Was wird in der Abbildung gezeigt und welche Bedeutung hat sie?
Die Abbildung zeigt einen Unknoten. Die mathematische Theorie dahinter ist dem Autor nicht zugänglich, aber das Bild dient als Metapher für die theoretische Vorüberlegung zum Begriff Transklusion.
Wie werden Inklusion und Exklusion im Text behandelt?
Inklusion und Exklusion werden kritisch betrachtet, da sie oft das Narrativ des Normalen nachzeichnen. Der Text schlägt vor, dass jede/r/s irgendwie inkludiert und exkludiert ist, und der Unterschied liegt in der Art und Weise, wie Menschen teilhaberelevant werden.
Was ist das "plumpe Beispiel" und was soll es verdeutlichen?
Das "plumpe Beispiel" bezieht sich auf Durkheims Idee der Totalexklusion, bei der ein Stammesmitglied nur noch mit der Natur interagiert. Es soll verdeutlichen, dass Allinklusion und Totalexklusion analytische Mythen sind und dass jede/r/s irgendwie inkludiert und exkludiert ist.
Wie wird der Unknoten im Zusammenhang mit Inklusion und Exklusion verwendet?
Der Unknoten wird auf zwei Flächen (qz und qp) projiziert, die Inklusion bzw. Exklusion darstellen. Die Wechselwirkungen zwischen den Projektionen kondensieren an kleinen grauen Flächen, die für sozial erkennbare Emergenzen stehen.
Was ist "Transklusion" laut Text?
Transklusion ist die dynamische Schließung in Systembeteiligungen, also die aktuelle Lage der Inklusions- und Exklusionsverteilung, welche den sozialen Menschen gesellschaftlich aktualisiert. Es ist ein Zustand, in dem sich der sozialisierte Mensch immer in mehreren parallelen und seriellen Inklusions- und Exklusionsanordnungen befindet, also immer "auf der Durchreise" ist.
Was sind Schlüsselwörter/Konzepte im Text?
Schlüsselwörter und Konzepte sind: Transklusion, Inklusion, Exklusion, soziale Emergenz, Systembeteiligung, dynamische Schließung.
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- Jochen Sawilla (Author), 2019, Transklusion. Erster Versuch zum Begriff sozialer Schließung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512790