Die folgende Arbeit ist ein Versuch, politische Theorien über Armut, Partizipation und Überlebenstrategien von armen/verletzbaren Gruppen in südlichen Ländern mit neueren soziologischen Erkenntnissen zusammenzubringen. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Hoffnung, die doch manchmal formal anmutenden Theorien der politischen Partizipation zu dynamisieren, sie aus starren Stufenmodellen in sowohl flexible, gleichwohl analytische Vorstellungen überführen zu können, ohne sie der Beliebigkeit anheim zu geben. Dabei ist es ein wichtiges Anliegen, die von Cilja Harders immer wieder angemahnte Betrachtung von Geschlecht als Strukturkategorie systematisch zu berücksichtigen. Dieses soll folgendermaßen vor sich gehen:
Unter (2) werden Entwicklungs- und Partizipationsmodelle skizziert und der spezifische Charakter und die spezifischen Grenzen von ‚Stufenmodellen‘ diskutiert. Unter (3) werden ich ausführlich den Armuts- und Partizipationsbegriff von Cilja Harders unter Fokussierung ihres feministischen Forschungsdesigns darstellen und unter (4) gegen den Begriff von “encroachment” von Bayat interpretieren. Zur Erweiterung des Horizontes und zur Klärung der Vorstellung von Kapital, die in beiden Arbeiten eine wichtige Rolle spielen, werden ich anschließend Bourdieus Kapitalbegriff skizzieren (5). Zur Wendung des geschlechtssensiblen Blickes und zur Konfrontation mit einem weiteren soziologischen Modell verwende ich unter (6) das “Modell der hegemonialen Männlichkeit” von Connell, um sozusagen einen Beitrag aus ‚Männersicht‘ zu der Geschlechterordnung unter neoliberalen Blickwinkel zu leisten. Dieses ist dann Ausgangspunkt, um unter (7) zu einer Diskussion über die Möglichkeiten von sozialer und politischer Veränderung zu gelangen.
Da sich die Arbeit mit der Doktorinnenarbeit von Cilja Harders befaßt, die gleichzeitig die Leiterin des Seminars und damit auch die ‚erste Adresse‘ ist, habe ich mir erlaubt, an einigen Stellen voraussetzungsreich zu schreiben und die Gedanken, die Cilja Harders in ihrer Arbeit verwendet als bekannt vorauszusetzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politische Partizipationstheorien
- Partizipation, Arme und die Kairoer Verhältnisse
- Partiziptionsbegriff
- Feministisches Forschungsdesign
- Netzwerke
- Fazit
- Die Theorie Bayats: encroachment
- Der Kapitalbegriff bei Bourdieu
- Soziales Kapital
- Felder und Habitus
- Kritik an Harders Kapitalkonzeption
- Connell's hegemoniale Männlichkeit, ein Versuch
- Die Theorie der hegemonialen Männlichkeit
- Money makes the world go round...
- Was hat das mit Kairo zu tun?
- Wie entstehen soziale Veränderungen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, politische Theorien über Armut, Partizipation und Überlebensstrategien von armen/verletzbaren Gruppen in südlichen Ländern mit neueren soziologischen Erkenntnissen zu verknüpfen. Das Ziel ist, die oft formal anmutenden Theorien der politischen Partizipation zu dynamisieren und sie aus starren Stufenmodellen in flexible, analytische Vorstellungen zu überführen. Dabei wird die Betrachtung von Geschlecht als Strukturkategorie systematisch berücksichtigt.
- Kritik an traditionellen Partizipationsmodellen
- Entwicklung eines flexiblen und akteursorientierten Partizipationsbegriffs
- Analyse von Armut als multidimensionalen Prozess
- Anwendung von soziologischen Theorien wie Bourdieus Kapitalbegriff und Connell's Modell der hegemonialen Männlichkeit
- Diskussion der Möglichkeiten sozialer und politischer Veränderung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Notwendigkeit dar, politische Theorien zur Armut und Partizipation zu dynamisieren und mit neuen soziologischen Erkenntnissen zu verknüpfen.
- Politische Partizipationstheorien: Es werden verschiedene Theorien zur Transition, Armut und Partizipation beleuchtet, wobei die Grenzen und Schwächen von traditionellen Stufenmodellen hervorgehoben werden.
- Partizipation, Arme und die Kairoer Verhältnisse: Die Arbeit stellt Cilja Harders Partizipationsbegriff vor, der sich von traditionellen Modellen abhebt und die Partizipation von Armen als akteursorientiert und handlungsorientiert begreift. Des Weiteren wird der multidimensionale Armutsbegriff Harders erläutert.
- Die Theorie Bayats: encroachment: Das Konzept des "encroachment" von Bayat wird im Kontext der Partizipation von Armen vorgestellt.
- Der Kapitalbegriff bei Bourdieu: Bourdieus Kapitalbegriff, insbesondere das soziale Kapital, wird als Werkzeug zur Analyse von Macht und Ungleichheit im Kontext der Armut vorgestellt.
- Connell's hegemoniale Männlichkeit, ein Versuch: Das Modell der hegemonialen Männlichkeit von Connell wird im Kontext der Geschlechterordnung unter neoliberalen Bedingungen diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Armut, Partizipation, Überlebensstrategien, feministischem Forschungsdesign, Kapital (Bourdieu), hegemoniale Männlichkeit (Connell), "encroachment" (Bayat) und sozialer Wandel. Die Arbeit untersucht diese Themen im Kontext von südlichen Ländern und insbesondere am Beispiel Kairos.
- Arbeit zitieren
- Dr. Jürgen Budde (Autor:in), 2000, Politische Theorien zum Thema Armut und deren Reichweite, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51334