Die Filmtheorien von S. Kracauer und André Bazin gelten seit langem als Meilensteine der klassischen Sichtweise in der Filmforschung. Obwohl sie später relativiert worden sind, bleiben viele ihrer Thesen auch heute überzeugend und provokant. Sie haben eine ganze Generation von künftigen Wissenschaftlern stark beeinflußt. Deswegen kann man sie auf eine Weise interpretieren, wie man auch bedeutende Kunstwerke interpretiert: das was gut ist, bleibt immer modern und bedeutend, unabhängig von der kommenden Zeit. Gerade die Hauptthese der beiden Autoren erlebt in der Gegenwart eine neue Popularität: die Befürwortung der realistischen Herangehensweise beim Filmemachen ist in der neuen semiotischen Theorie und anderen Theorien, die sich mit dem Problem der Darstellung von Wirklichkeit und Imagination befassen, umstritten. Die vorliegende Arbeit versucht umfassend darzustellen, welche Art von Filmverständnis die Texte von S. Kracauer und A. Bazin anbieten, sowie heraus zu arbeiten, welche Unterschiede und welche Ähnlichkeiten in den beiden Sichtweisen auftreten. Der Text von André Bazin hat sich als eine gute Einführung in das Thema erwiesen, dennoch wird die Betonung der Interpretation auf den Text von Siegfried Kracauer gelegt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse und Interpretation
- André Bazin
- Siegfried Kracauer
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, das Filmverständnis von Siegfried Kracauer und André Bazin zu analysieren und ihre Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede herauszuarbeiten. Der Fokus liegt dabei auf Kracauers Werk, während Bazins "Ontologie des fotografischen Bildes" als einführende Grundlage dient.
- Die Rolle der Fotografie und des Films als Mittel zur Darstellung der physischen Realität
- Die ontologische Bedeutung von Bildern und ihre Beziehung zur Zeit und Form
- Die Kritik an der traditionellen Kunstauffassung, die das Realistische als minderwertig betrachtet
- Die Bedeutung der Wahrnehmung und der Rolle des Betrachters im Prozess der Bildinterpretation
- Die spezifischen Charakteristika des Films als Medium und seine Auswirkungen auf die Gestaltung und Interpretation von Inhalten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Arbeit führt die beiden Filmtheoretiker Kracauer und Bazin als bedeutende Vertreter der klassischen Sichtweise in der Filmforschung ein und hebt die Aktualität ihrer Thesen hervor, insbesondere die Befürwortung des Realismus im Film.
Analyse und Interpretation
a. André Bazin
Bazins "Ontologie des fotografischen Bildes" stellt Thesen zur Malerei, Fotografie und Film auf, die sich mit dem Ursprung der Fotografie, der Beziehung zwischen Realität und Darstellung und der spezifischen Rolle des Films befassen. Er argumentiert, dass die Fotografie aus dem menschlichen Bedürfnis entstanden ist, dem Tod zu entgehen, und dass sie die Aufgabe hat, die physische Realität zu bewahren. Die Fotografie, so Bazin, bietet eine objektive Darstellung der Wirklichkeit, während der Film die Zeitlichkeit einbezieht und die Veränderung von Objekten festhält.
b. Siegfried Kracauer
Kracauer, der sich in seiner "Theorie des Films" auf die materielle Ästhetik konzentriert, betont die enge Beziehung zwischen Film und Fotografie und ihre Affinität zur sichtbaren Welt. Er argumentiert, dass der Film die physische Realität wiedergeben und enthüllen soll, und stellt dabei die Frage nach der künstlerischen Qualität von Filmen, die sich nicht mit realistischen Darstellungen befassen. Kracauers Analyse basiert auf dem Konzept eines ästhetischen Grundprinzips, das spezifische Charakteristika jedes Mediums hervorhebt und die Interaktion zwischen Künstler, Medium und Betrachter beleuchtet.
Schlüsselwörter
Filmtheorie, Fotografie, Realität, Darstellung, Zeit, Form, Objektivität, Wahrnehmung, ästhetisches Grundprinzip, materielle Ästhetik, Kunst, Mimesis, Filmgeschichte, André Bazin, Siegfried Kracauer.
- Arbeit zitieren
- Vukan Mihailovic de Deo (Autor:in), 2004, Über André Bazins "Ontologie des fotografischen Bildes" und Siegfried Kracauers "Die Errettung der physischen Realität" - eine Analyse ihrer Thesen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51370