Seit den Anfängen wissenschaftlicher Politikberatung in der Bundesrepublik der fünfziger und sechziger Jahre hat eine Reihe gesellschaftspolitischer Umwälzungen zu einer erheblich gestiegenen Relevanz von Expertenwissen innerhalb politischer Entscheidungen geführt. Mit der Ausweitung wissenschaftlichen Wissens und Erkenntnissen ist die Welt ja nicht einfach überschaubarer, sondern im Gegenteil komplexer geworden, da neue Technologien und Informationen zur Anwendung gebracht, jeweils immer wieder auch kulturelle, ökologische und ökonomische Nebenfolgen nach sich ziehen, die nicht in jedem Fall von den politischen Entscheidern absehbar sind. Expertenwissen ist deshalb bei Entscheidungsprozessen um so gefragter denn je.
Insbesondere die politischen Entscheider werden dadurch zu Managern komplexer Interdependenzen und Interessengefüge, so dass die seit längerem etablierten Beratungsinstanzen, wie Regierungs- und Parlamentsberatung sowie die Ministerialbürokratie nicht mehr genügen, um den Bedarf an Expertenwissen zu decken. Innerhalb des freien Marktes bilden sich externe, am Markt orientierte, nicht staatliche Akteure, sogenannte Think Tanks oder Ideenagenturen, die ihren wissenschaftlichen Sachverstand als Leistung anbieten und im wesentlichen transportiert über die Medien auch selbst vermarkten. Dabei gerät auch in den Blick, wer wie mit solchen wissenschaftlichen Expertisen umgeht, wer überhaupt als Experte gilt und wie man einer wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Kap I
- Wissenschaftliche Politikberatung
- Begriff und Geschichte (Entwicklung in der Bundesrepublik)
- Theoretische Modelle
- Wissenschaftliche Politikberatung
- Kap II
- Funktionen
- Funktionswandel
- Kap III
- Ideenagenturen (Think Tanks)
- “Ideenagenturen\" und ihre Geschichte in der Bundesrepublik
- Typen und Funktionen
- Rolle der Ideenagenturen als Form der unabhängigen Öffentlichkeitsberatung
- das „Zentrum für Hochschulentwicklung“ (CHE) als Beispiel unabhängiger Öffentlichkeitsberatung
- Ideenagenturen (Think Tanks)
- Kap IV
- Beschreibung des CHE
- Arbeit des CHE
- Allgemeine Problemfelder der wissenschaftlichen Politik- und Öffentlichkeitsberatung
- Interdisziplinaritäts-Problem und Problem der Vermengung von Normativ und Sachwissen
- Konstitutionenökonomische Kritik des Beratungssystems
- Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die wissenschaftliche Öffentlichkeitsberatung als eine spezifische Form der Politikberatung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie beleuchtet die Entwicklung, Funktionen und Herausforderungen dieser Beratungsform, insbesondere im Kontext des wachsenden Einflusses von Expertenwissen auf politische Entscheidungen.
- Entwicklung der wissenschaftlichen Politikberatung in der Bundesrepublik
- Funktionen und Funktionswandel der wissenschaftlichen Politikberatung
- Rolle von Ideenagenturen (Think Tanks) als Form der unabhängigen Öffentlichkeitsberatung
- Analyse des Zentrums für Hochschulentwicklung (CHE) als Beispiel für unabhängige Öffentlichkeitsberatung
- Problemfelder der wissenschaftlichen Politik- und Öffentlichkeitsberatung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz von Expertenwissen in politischen Entscheidungsprozessen in der heutigen Zeit dar. Sie führt in das Thema der wissenschaftlichen Politikberatung ein und skizziert die Problematik des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik.
Kapitel I behandelt den Begriff und die Geschichte der wissenschaftlichen Politikberatung in der Bundesrepublik. Es werden verschiedene theoretische Modelle der Politikberatung vorgestellt.
Kapitel II beleuchtet die Funktionen und den Funktionswandel der wissenschaftlichen Politikberatung im Laufe der Zeit.
Kapitel III widmet sich den Ideenagenturen (Think Tanks) als Form der unabhängigen Öffentlichkeitsberatung. Es werden die Rolle und Bedeutung dieser Agenturen sowie ihre Entwicklung in der Bundesrepublik untersucht.
Kapitel IV bietet eine detaillierte Beschreibung des Zentrums für Hochschulentwicklung (CHE) als Beispiel für eine unabhängige Ideenagentur. Die Arbeitsweise des CHE sowie mögliche Problemfelder und Defizite werden analysiert.
Schlüsselwörter
Wissenschaftliche Politikberatung, Öffentlichkeitsberatung, Ideenagenturen, Think Tanks, Zentrum für Hochschulentwicklung (CHE), Interdisziplinarität, Normativwissen, Sachwissen, Legitimationsdefizit, Expertenwissen, Politikberatung, Bundesrepublik Deutschland.
- Quote paper
- M.A. Birk Töpfer (Author), 2002, Wissenschaftliche Öffentlichkeitsberatung als Form der Politikberatung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51384