Diese Arbeit beschäftigt sich mit der historischen Semantik des Begriffes "âventiure" im mittelhochdeutschen Artusroman. Es sollen folgende Fragen beantwortet werden: Welche Bedeutungen von "âventiure" finden sich im mittelhochdeutschen Artusroman? Gibt es semantische Erweiterungen beziehungsweise Verschiebungen innerhalb der einzelnen Artusromane? Wie hat sich die Bedeutung von "âventiure" ausgehend vom klassischen bis zum nachklassischen Artusroman verändert? Grundlage für die Beantwortung dieser Fragen stellen die folgenden drei Artusromane dar: Hartmanns von Aue "Erec", Wolframs von Eschenbach "Parzival" sowie Wirnts von Grafenberg "Wigalois". Das Ziel der Arbeit besteht darin, die Bedeutungsfacetten beziehungsweise den Bedeutungswandel des Begriffes "âventiure" im Artusroman zwischen 1180 und 1220 herauszuarbeiten.
Das Bedeutungsspektrum von "âventiure" ist sehr facettenreich und ist allein hinsichtlich seines poetischen Kontextes zu bestimmen. Es lassen sich im Groben zwei Verwendungsweisen von "âventiure" festmachen: Geschehen und Wiedergabe eines Geschehens. Seinen Ursprung hat "âventiure" in der höfischen Dichtung, wobei der Begriff vor allem in der Artusepik zu finden ist und in seiner Bedeutung als ritterliche Bewährungsprobe das strukturbildende Element des Artusromans darstellt.
"Âventiure? waz ist daz?". So lautet eine der berühmtesten Passagen von Hartmanns von Aue "Iwein", in der Kalogrenant vom Waldmensch nach der Bedeutung des Begriffes "âventiure" gefragt wird, und dieser ihm daraufhin das Konzept der ritterlichen "âventiure" erläutert. Es handelt sich hier um die erste und einzige Stelle in einem mittelhochdeutschen Artusroman, in der eine explizite Erläuterung einer Bedeutungsfacette des Begriffes "âventiure" vorgenommen wird. Die Iwein-Passage zeigt, dass "âventiure" in der höfischen Kultur ein feststehender Begriff ist, der häufig formelhaft verwendet wird und im Grunde keiner Erläuterung bedarf. Die Komplexität dieses Begriffes eröffnet sich erst, wenn dessen Sinn in Frage gestellt wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hartmanns von Aue Erec
- 2.1 Âventiure als Ereignis
- 2.1.1 Ritterliche Bewährungsproben
- 2.1.1.1 Joie de la curt als Eigenname von âventiure
- 2.2 Âventiure als Erzählung eines Ereignisses
- 2.2.1 Quellennennungen
- 2.1 Âventiure als Ereignis
- 3. Wolframs von Eschenbach Parzival
- 3.1 Âventiure als Ereignis
- 3.1.1 Ritterliche Bewährungsproben
- 3.2 Aventiure als Erzählung eines Ereignisses
- 3.2.1 Quellennennungen
- 3.3 Âventiure als poetologisches Element
- 3.3.1 Aventiure innerhalb der poetologischen Passagen
- 3.3.2 Frou Aventiure
- 3.1 Âventiure als Ereignis
- 4. Wirnts von Grafenberg Wigalois
- 4.1 Aventiure als Ereignis
- 4.1.1 Ritterliche Bewährungsproben
- 4.2 Âventiure als Erzählung eines Ereignisses
- 4.2.1 Quellennennungen
- 4.2.2 Âventiure als Erzählung – Die âventiure von Lifort
- 4.1 Aventiure als Ereignis
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die historische Semantik des Begriffs "âventiure" im mittelhochdeutschen Artusroman. Das Hauptziel ist die Herausarbeitung der Bedeutungsfacetten von "âventiure" in den Werken Hartmanns von Aue, Wolframs von Eschenbach und Wirnts von Grafenberg, unter Berücksichtigung der zeitlichen Entwicklung zwischen 1180 und 1220. Die Arbeit analysiert, wie sich die Bedeutung von "âventiure" von einem reinen Ereignis hin zu einer komplexeren, vielschichtigen Konzeption entwickelt.
- Bedeutungsentwicklung von "âventiure" im mittelhochdeutschen Artusroman
- Semantische Erweiterungen und Verschiebungen in verschiedenen Artusromanen
- "Âventiure" als Ereignis und als Erzählung eines Ereignisses
- Die Rolle von "âventiure" als poetologisches Element
- "Âventiure" als ritterliche Bewährungsprobe und dessen Veränderung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Bedeutung und Entwicklung des Begriffs "âventiure" im mittelhochdeutschen Artusroman. Sie betont die Komplexität des Begriffs und dessen zwei Hauptverwendungsweisen: als Ereignis und als Erzählung eines Ereignisses. Die Arbeit fokussiert sich auf die Analyse von Hartmanns von Aue Erec, Wolframs von Eschenbach Parzival und Wirnts von Grafenberg Wigalois, um die semantische Entwicklung des Begriffs im Zeitraum von 1180 bis 1220 nachzuvollziehen.
2. Hartmanns von Aue Erec: Dieses Kapitel analysiert Hartmanns Erec und untersucht die Verwendung des Begriffs "âventiure". Es werden die verschiedenen Facetten von "âventiure" als Ereignis, insbesondere als ritterliche Bewährungsprobe, und als Erzählung eines Ereignisses untersucht. Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellung der "âventiure" im Kontext der Handlung und ihrer Funktion innerhalb des Romans. Der Fokus liegt auf der Grundbedeutung von "âventiure" als Ereignis, welches gleichzeitig auch auf der poetologischen Ebene präsent ist, wodurch Ereignis und dessen Wiedergabe untrennbar miteinander verbunden sind.
3. Wolframs von Eschenbach Parzival: Das Kapitel widmet sich Wolframs Parzival und analysiert die vielschichtige Verwendung von "âventiure". Es wird gezeigt, wie die verschiedenen Erzählebenen ineinanderfließen und die Bedeutungsmöglichkeiten von "âventiure" verschmelzen. Im Verlauf der Handlung wird "âventiure" als Ereignis selbst zur "âventiure" als Erzählung, wodurch die Unterscheidung zwischen Ereignis und Erzählung zunehmend verschwimmt. Die Komplexität des Begriffs wird hier deutlich herausgestellt.
4. Wirnts von Grafenberg Wigalois: Dieses Kapitel behandelt Wirnts Wigalois und untersucht, wie der Begriff "âventiure" im Vergleich zu Hartmann und Wolfram verwendet wird. Es werden neue Komponenten hinzugefügt, wie der Ersatz des Zufalls durch göttliche Fügung im Kontext ritterlicher Bewährungsproben. Die Analyse konzentriert sich auf die spezifischen Bedeutungsverschiebungen und Erweiterungen, die Wirnt in seine Darstellung von "âventiure" einbringt, und wie diese den Begriff im nachklassischen Artusroman neu konturieren.
Schlüsselwörter
mittelhochdeutscher Artusroman, historische Semantik, âventiure, Ereignis, Erzählung, ritterliche Bewährungsprobe, Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Wirnt von Grafenberg, Erec, Parzival, Wigalois, Poetologie, Bedeutungsentwicklung, semantische Verschiebung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Masterarbeit: "Die Semantik von ‚âventiure‘ im mittelhochdeutschen Artusroman"
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht die historische Semantik des Begriffs "âventiure" in mittelhochdeutschen Artusromanen. Sie analysiert die Bedeutungsfacetten von "âventiure" in den Werken Hartmanns von Aue, Wolframs von Eschenbach und Wirnts von Grafenberg und deren Entwicklung zwischen 1180 und 1220.
Welche Autoren und Werke werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von Hartmanns von Aue Erec, Wolframs von Eschenbach Parzival und Wirnts von Grafenberg Wigalois.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage ist die Entwicklung der Bedeutung von "âventiure". Wie entwickelt sich die Bedeutung von "âventiure" von einem reinen Ereignis hin zu einer komplexeren, vielschichtigen Konzeption?
Welche Hauptaspekte von "âventiure" werden untersucht?
Die Arbeit analysiert "âventiure" als Ereignis und als Erzählung eines Ereignisses. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Rolle von "âventiure" als poetologisches Element und als ritterliche Bewährungsprobe.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu Erec, Parzival und Wigalois, sowie ein Fazit. Jedes Kapitel analysiert die jeweilige Verwendung von "âventiure" im entsprechenden Roman.
Welche Ergebnisse werden in Bezug auf Hartmann von Aue's Erec präsentiert?
Das Kapitel zu Erec untersucht "âventiure" als ritterliche Bewährungsprobe und als Erzählung eines Ereignisses. Es betont die enge Verknüpfung von Ereignis und dessen Darstellung.
Welche Ergebnisse werden in Bezug auf Wolfram von Eschenbach's Parzival präsentiert?
Die Analyse von Parzival zeigt die vielschichtige Verwendung von "âventiure", wobei die Erzählebenen ineinanderfließen und die Bedeutungsmöglichkeiten verschmelzen. Die Unterscheidung zwischen Ereignis und Erzählung verwischt zunehmend.
Welche Ergebnisse werden in Bezug auf Wirnt von Grafenberg's Wigalois präsentiert?
Das Kapitel zu Wigalois vergleicht Wirnts Verwendung von "âventiure" mit der von Hartmann und Wolfram. Es untersucht neue Aspekte wie den Ersatz von Zufall durch göttliche Fügung im Kontext ritterlicher Bewährungsproben und die daraus resultierenden Bedeutungsverschiebungen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: mittelhochdeutscher Artusroman, historische Semantik, âventiure, Ereignis, Erzählung, ritterliche Bewährungsprobe, Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Wirnt von Grafenberg, Erec, Parzival, Wigalois, Poetologie, Bedeutungsentwicklung, semantische Verschiebung.
Wo finde ich den vollständigen Text der Arbeit?
Der vollständige Text der Arbeit ist nicht in diesem FAQ enthalten. Dieser Auszug dient lediglich als Übersicht.
- Arbeit zitieren
- Adriana Lütz (Autor:in), 2019, Historische Semantik des Begriffes "âventiure" im mittelhochdeutschen Artusroman, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513855