Jan Palach. Selbstverbrennung als kommunikativer Suizid


Facharbeit (Schule), 2017

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Fall Jan Palach im Prager Frühling

3. Suizid

4. Durkheims Konzept der vier verschiedenen Selbstmordtypen
4.1 Altruistischer Suizid

5. Bezug der Theorie des kommunikativen Suizis zum Fall Palach
5.1 Abschiedsnachrichten von Palach

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Am 16. Januar 1969 zündete sich der tschechische Student Jan Palch öffentlich auf dem Prager Wenzelsplatz an, um ein Zeichen des Widerstands gegen die Zerschlagung des Prager Frühling zu setzten. Doch was treibt einen Protestierenden zu einem so drastischen und selbstzerstörerischen Akt? Mit dieser Frage werde ich mich in der folgenden Facharbeit beschäftigen. Bevor ich aber auf politisch motivierten Suizid eingehe, ist es zunächst erforderlich, einige Grundannahmen über Selbsttötung im Allgemeinen zu erklären und eine wissenschaftliche Definition von Suizid darzustellen, um festzustellen, welche menschlichen Handlungen passend als Suizid zu klassifizieren sind. Darauf folgt eine grobe Darstellung der Studie des Soziologen Emilié Durkheims, in der er die vier definierten Arten

1. Egoistischer Selbstmord
2. Altruistischer Selbstmord
3. Anomischer Selbstmord
4. Fatalistischer Selbstmord

von Suizid erklärt. Ich werde mich dabei hauptsächlich auf den altruistischen Suizid und insbesondere auf eine der Unterformen des altruistischen Suizids, dem kommunikativen Suizid, beziehen.1 Letztendlich werde ich untersuchen, inwiefern man den kommunikativen Suizid auf den Fall Jan Palach beziehen kann, indem ich einen seiner Abschiedsbriefe analysiere und ich die Theorie des kommunikativen Suizids auf den spezifischen Fall Palach beziehe. Denn das letztendliche Ziel meiner Arbeit besteht darin, ob man die Selbstverbrennung von Jan Palach als kommunikativen Suizid bezeichnen kann. Auch heute hat dieses Thema noch Relevanz, da auch derzeit immer wieder altruistischer / kommunikativer Suizid begangen wird. Vor allem das Thema Terrorismus (IS) ist zurzeit sehr aktuell und lässt sich gut auf kommunikativen Suizid beziehen, sodass ich mich zum Ende meiner Facharbeit auf ein aktuelles Geschehnis beziehen werde, um die zukünftigen Forschungsmöglichkeiten dar zu legen.

2. Der Fall Jan Palach im Prager Frühling

Am 16. Januar 1969 beging der 20-jährige Jan Palach Suizid. Palach zündete sich, umringt von Zuschauern, auf dem Prager Wenzelsplatz an, um gegen das Diktat der Sowjetunion und die Niederschlagung des Prager Frühlings zu protestieren. Obwohl die Flammen von einem Passanten mit einem Mantel gelöscht wurden, erlitt Palach Verbrennungen dritten Grades auf 85 % seiner Körperoberfläche. Er starb drei Tage später in einem Prager Krankenhaus an seinen starken Verbrennungen.

In der Zeit seines Studiums 1968 beteiligte sich Palach, wie viele andere Studenten und junge Leute, an den Aktionen, die den Prager Frühling ausmachten. Unter der neuen Führung des Reformpolitikers Alexander Dubcek strebte die neue Regierung nach „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. Dubcek setzte sich dabei vor allem für mehr Pressefreiheit, Aufhebung der Zensur und Demokratisierung ein. Diese Reformbewegung unterstützte auch Palach, kam jedoch durch den militärischen Einmarsch der Warschauer Pakt Staaten in der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 zu einem schnellen, gewaltsamen Ende. Obwohl es zu Widerständen und Demonstrationen kam, konnte man dem Ende des Prager Frühlings nicht entgegenwirken. Bezüglich des gewaltsamen Endes des Prager Frühlings nahm Palach an den Novemberstreiks gegen die Besetzung teil. Jedoch kam es zu keinen Veränderungen und Lethargie machte sich im Volk breit. Diese Tatenlosigkeit wollte Palach nicht akzeptieren und entschied sich somit zu seiner Selbstverbrennung. Er forderte die Abschaffung der Zensur, im anderen Fall würden weitere Studenten aus seiner Gruppe seine Tat kopieren. Über die Gruppe, der Jan Palach angehörte und dessen Mitglieder, die laut Palach auch bereit waren sich für deren Anliegen zu verbrennen, ist nie Genaueres bekannt geworden. Es ist nicht sicher, ob es tatsächlich solch eine Gruppe um Jan Palach gegeben hat, da zumindest bis heute keine Beweise für diese Gruppe existieren.

Nachdem Jan Palach am 19. Januar an seinen Verletzungen starb, fanden viele Trauerfeiern und Studentendemonstrationen statt, welche oft gewaltsam durch die Polizei aufgelöst wurden. Der Prager Platz der roten Armee wurde kurzzeitig zum Jan-Palach-Platz umbenannt. Trotz der enormen Aufmerksamkeit, sowohl in der tschechoslowakischen als auch in der internationalen Öffentlichkeit, kam es zu keinem zweiten Prager Frühling wie von ihm zuvor erhofft. Auch die Forderungen gegenüber der Regierung wurden nicht umgesetzt, obwohl zum Teil sogar noch Reformpolitiker in der Regierung vorhanden waren, die ebenfalls den Gedanken des Prager Frühlings unterstützten. Sie versuchten sogar die Bevölkerung zu beruhigen und von weiteren Aktionen abzuhalten. Jedoch hatte Palachs Tat andere weit reichende Folgen, welche nicht von ihm beabsichtigt waren. Denn obwohl es die im Abschiedsbrief genannte Gruppe gar nicht gab, kam es zu weiteren Selbstverbrennungen. In den zwei darauffolgenden Monaten fanden in der Tschechoslowakei etwa 30 weitere Selbstverbrennungen statt(. NY Time ) Trotz der zahlreichen Todesfälle und der somit politisch steigende Druck, hatten diese keine Auswirkungen auf die Umsetzung von Palachs Forderungen. Jan Palach wurde durch seine Tat zu einem Märtyrer für eine freie Tschechoslowakei und behält diesen Status bis heute bei.2

3. Suizid

Um einen Einblick in die Materie „Selbstmord“ zu gewinnen, ist eine Definition von Suizid im Allgemeinen erforderlich. Es existieren zahlreiche davon. In dieser Arbeit wird es sich auf die Definition von Emilié Durkheim bezogen , da für den Verlauf der Arbeit auch weiteren Definitionen von ihm relevant sind. In seiner 1897erschienenen Studie „Le Suicide“ bringt Durkheim den Selbstmord mit seinen sozialen Ursachen, Bedingungen und Konsequenzen in einen Kontext. Direkt zu Beginn arbeitet er folgende Definition des Selbstmordes heraus:

„Man nennt Selbstmord jeden Todesfall, der direkt oder indirekt auf eine Handlung oder Unterlassung zurückzuführen ist, die vom Opfer selbst begangen wurde, wobei es das Ergebnis seines Verhaltens im Voraus kannte“.3

Diese Definition betont die bewusste Todesbereitschaft des Opfers, wobei der Selbstmörder die möglichen Folge seines Handelns kennt, also weiß, dass sein Handeln zum Tod führen kann. Dabei kann Handlung aber auch das simple Unterlassen von lebenserhaltenden Maßnahmen bedeuten. Somit schließt die Definition jene Todesfälle aus, die von Menschen begangen wurden, von denen es heißt, sie seien nicht im Besitz ihrer eigenen Kräfte gewesen und hätten sich falsche Vorstellungen über die Folge ihres Handelns gemacht.4 Außerdem klassifiziert Durkheim Selbstmord nicht nur als Selbstzweck sondern auch als Aufopferung eines Kollektivs, dem Märtyrertod5. Jedoch bezieht Durkheim in seiner Auffassung nicht die Intention zu sterben mit ein. Allein das Wissen über die Konsequenz seiner Handlung beziehungsweise Unterlassung machen den Hingerichteten in den Augen Durkheims zum Urheber seines eigenen Todes. Nach dieser Auffassung müsste man auch Todesfälle, bei denen die Opfer gezwungen werden, sich selbst umzubringen, als Selbstmord ansehen, obwohl man hier nicht wirklich von einer selbst gewählten Handlung ausgehen kann. Außerdem müssen nach dieser Definition auch Todesfälle als Selbstmord bezeichnet werden, wenn das Opfer einen vorsätzlichen Regelverstoß praktiziert, welches zur Todesstrafe führt.6 Des Weiteren ist es nicht zwangsweise nötig, dass der Tod direkt auf die Selbstmordhandlung folgt, sondern eine zeitliche Trennung von Selbstmordhandlung und Tod möglich ist.

Trotz dieser breiten Definition ist es sinnvoll, sich an dieser Definition vorliegender Arbeit zu orientieren, da sie den Opfertod mit einbezieht und sie somit auch auf den Fall Jan Palach anzuwenden ist.

4. Durkheims Konzept der vier verschiedenen Selbstmordtypen

In der Studie „Le Suicide“ klassifiziert Durkheim vier verschiedene Grundtypen von Selbstmord: den egoistischen, den altruistischen, den anomischen und den fatalistischen Selbstmord. Anders als die vorher erschienen soziologischen Studien auf diesem Gebiet sucht Durkheim die Ursachen für Suizid nicht in Erblichkeit, Rasse oder Klima sondern in der Gesellschaft. Als Ursachen bestimmt er soziale Integration als auch soziale Regulation, die jeweils bei Mangel als auch bei Übermaß dazu führen, dass ein Individuum Selbstmord begeht.7

Zum egoistischen Selbstmord kommt es dann, wenn ein Mensch die bisherige Integration in Familie, Kirche oder Staat verliert und das Band, „dass ihn an die Gesellschaft bindet“, schlaff wird.8 Dadurch, dass sich das Individuum von der Gesellschaft entfremdet, steigt die Wichtigkeit der eigenen Gefühle, was dazu führt, dass sich der Einzelne über das Kollektiv stellt. Somit verfügt das Individuum ganz nach seinem Belieben über sich und es kann dazu führen, dass es selbst Hand an sich legt, denn der Mensch braucht etwas, was über ihn steht, das heißt ein Ziel, yfür das es sich zu leben lohnt.9

Gegensätzlich zum egoistischen Selbstmord konstruiert Durkheim den altruistischen Suizid

„Wenn wir gesehen haben, dass eine übermäßige Vereinzelung zum Selbstmord führt, so hat eine nicht genügend ausgeprägte Individualität dieselbe Wirkung. Wenn der Mensch aus der Gesellschaft herausgelöst wird, begeht er leicht Selbstmord. Das tut er auch wenn er zu sehr in sie verstrickt ist.“10

Beim Altruismus findet also eine zu starke Integration in eine Gruppe statt, sodass sich das Verhalten des Individuums an den Interessen der Gruppe orientiert. Individuelle Bedürfnisse werden untergeordnet und es kommt zu mangelnder Wertschätzung und Reflexion der eigenen Person. Die Existenz ist nur noch als Bindeglied innerhalb einer Gruppe möglich. Die Ziele liegen also außerhalb des eigenen Lebens, sodass das Leben zum Hindernis wird.11

Der anomische Selbstmord hat seine Ursachen in Krisen, „in Störungen der kollektiven Ordnung“ durch einen Mangel an Regulation.12 Die Gesellschaft befindet sich in einem Zustand der Regellosigkeit, in dem es kein Maß mehr gibt. Die Bedürfnisse der Individuen werden nicht mehr befriedigt und dadurch resultiert eine Abnahme des Lebenswillens.13

Das Gegenstück zum anomischen Selbstmord bildet der fatalistische Selbstmord, welches durch ein Übermaß an Reglementierung oder übermäßiger Kontrolle hervorgerufen wird. Dadurch, dass die Zukunft mitleidlos vermauert wird, erstickt auch die Lebenslust. Jedoch wird diese Art des Selbstmordes lediglich in einer Fußnote erwähnt, gemäß Durkheim ihr eine geringe Bedeutung für die Gegenwart zuspricht und somit nicht weiter analysiert werden muss.14

Bisher konzentriert sich die Forschung hauptsächlich auf den egoistischen Selbstmordtypus, da er die häufigst vorkommende Form in einer modernen Gesellschaft ist und somit auch am relevantesten erscheint. Die anschließende Kontextualisierung von kommunikativen Suizid beruht allerdings im Wesentlichen auf dem Konzept des altruistischen Selbstmordes, weswegen im folgenden Teil noch einmal näher auf diese Form von Suizid eingegangen wird.

4.1 Altruistischer Suizid

Was versteht Durkheim unter Altruismus und auf welche Weise fördert dieser die Tendenz zum Selbstmord? Durch Durkheims Beobachtung, dass eine nicht genügend ausgeprägte Individualität genauso zum Selbstmord führen kann wie eine übermäßigen Vereinzelung, wie es beim egoistischen Selbstmord der Fall ist, konstruierte er den altruistischen Typ Selbstmords.

Primär definiert er den Altruismus als Gegensatz zum Egoismus. Beim Altruismus herrscht eine enge Abhängigkeit des Einzelnen von der Gesellschaft, welches einen „Zustand des Unpersönlichen“15 hervorruft. Individuelle Bedürfnisse werden untergeordnet, da das Verhalten des Einzelnen sich an den Interessen einer Gruppe orientiert. Das heißt eine zu starke soziale Bindung und übermäßige Unterwürfigkeit unter Regeln des Kollektivbewusstseins ist beim Altruismus vorhanden.16 Die Existenz des Individuums ist nur als Bindemitglied eines Kollektivs möglich, da „der Einzelne alleine nicht lebensfähig ist“17,sodass das eigene Leben durch seine fehlende Wertschätzung als zu gering einschätzt wird. Der Sinn des Lebens liegt für das Individuum außerhalb des eigentlichen Lebens und aufgrund kollektiver Pflichten und Normen kommt es schließlich zu Suizid.18 Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass jeder altruistische Selbstmord als Opfer für die Gesellschaft gesehen werden muss, über die sich die entsprechenden Individuen ausschließlich definieren.

Der altruistische Suizid beinhaltet also eine kommunikative Dimension, weil das Opfer darin den kollektiven Vorstellungen seiner Gesellschaft zustimmt und sie durch den Suizid aktiv bestätigt.19 Eine eindeutige, ausschließlich auf sich selbst bezogene Tötungsabsicht mit Öffentlichkeitsbezug und kollektivem Zweck sind die Merkmale, die einen Protestsuizid mit einer kommunikativen Funktion nach dem Soziologen Michael Biggs auszeichnen.20 Der kommunikative Akt wird dabei besonders durch die Öffentlichkeit deutlich, welche einerseits durch einen öffentlichen Tatort und andererseits durch bewusstes Einsetzen des Suizidenten von Medien der Kommunikation, wie schriftliche Erklärungen, Fotografien oder Videos, erreicht werden kann. Der Einzelne kann also eine Massenaufmerksamkeit erreichen, anders als es bei den üblichen Protestmethoden, wie Massendemonstrationen oder Protestmärschen der Fall ist. Allein durch die Opferung des eigenen Lebens vor den Augen der Öffentlichkeit untermauert der Suizident die kollektiven Forderungen mit absoluter Hingabe und Überzeugung.21 Dabei kann der Suizident zugleich an drei verschiedene Adressaten appellieren - an die Protestbereitschaft des eigenen Kollektivs, die Solidarität einer unbeteiligten Öffentlichkeit und an ein Nachgeben des Feindes. Wenn also dem Todesakt eine gewisse Medienreaktion zukommt, beeinflusst die Tat des einzelnen die öffentliche Wahrnehmung eines Konfliktes und damit auch seine politische Entwicklung. Die Personen, die diese Art des Protestes mit tödlichem Ausgang durchführen, verkörpern stellvertretend die Anschauungen und Ziele der gesamten Gruppe. Dabei zeigt ihre Todesbereitschaft für das Kollektiv einen hohen Grad an Loyalität, welches elementar für den altruistischen Selbstmord ist.22 Daher kann man den kommunikativen Suizid als eine Unterform des altruistischen betrachten.

5. Bezug der Theorie des kommunikativen Suizis zum Fall Palach

Nachdem die theoretischen Grundannahmen über Suizid geklärt sind, wird im Folgenden versucht, den altruistischen und insbesondere den kommunikativen Suizid auf die Selbstverbrennung von Jan Palach zu beziehen.

Durkheim klassifiziert einen Selbstmord als altruistisch, wenn der Tod zugunsten kollektiven Glaubensvorstellungen und Werte erfolgt. Dies ist der Fall bei Palachs Selbstverbrennung, denn dieser verbrannte sich aufgrund der Zerschlagung des Prager Frühlings und des Diktates der Sowjetunion. Genau wie er verfolgten viele des Volkes den „Sozialismus mit menschlichen Antlitz“. Da er somit die Glaubensvorstellungen eines Kollektivs vertritt, welches in diesem Fall der Großteilteil der Gesellschaft ist, kann man in diesem Aspekt durchaus von altruistischen Suizid sprechen. Der kommunikative Aspekt wird durch Palachs öffentliche Inszenierung seiner Selbstverbrennung deutlich. Denn zum einen führt er seine Selbstverbrennung auf dem öffentlichen Prager Wenzelsplatz durch. Des Weiteren ist er sehr bedacht darauf, dass sein geschriebener Abschiedsbrief veröffentlicht wird, damit jeder von seiner Tat erfährt. (siehe Kapitel 5.1.) Außerdem appelliert Palach mit seiner Selbstverbrennung an drei verschiedene Gruppen, welches ein weiteres Kriterium des kommunikativen Suizids ist. Einerseits richtet er sich mit seiner Tat an das eigene Kollektiv, nämlich an das Volk, welches den Prager Frühling befürwortete und möchte diese zum Umdenken bewegen, dass sie sich aus ihrer Apathie lösen sollen und wieder mit Protesten und dergleichen anfangen. Auch der politische Gegner, also die Sowjetunion wird mit der Selbstverbrennung angesprochen. Denn von dieser fordert Palach schließlich die Abschaffung der Zensur. Durch die öffentliche Inszenierung und Bekanntmachung der Tat wird automatisch auch die internationale Öffentlichkeit angesprochen. Somit wird das Kriterium, dass drei unterschiedliche Gruppen von Adressaten angesprochen werden, welches unter anderem für einen kommunikativen Suizid spricht, erfüllt. Jedoch gibt es auch folgendes Kriterium, welches gegen den kommunikativen Suizid spricht. Laut Durkheim kommt es zu geringer Wertschätzung der eigenen Person und gänzlicher Unterordnung, wenn man zu sehr in eine Gruppe oder Gesellschaft integriert ist. Dies kann wiederum zum Suizid führen. Jedoch liegt der Grund für seine Tat nicht an mangelnder Selbstreflexion oder Geringschätzung, wie es laut Durkheim beim altruistischen Suizid ist, sondern Palach sah durch sein Selbstopfer eine Möglichkeit den Verlauf der damaligen Situation zu beeinflussen. Trotz dieses Gegenargumentes überwiegen deutlich die Argumente, dass die Selbstverbrennung von Palach ein kommunikativer Suizid war.

[...]


1 Anstelle des von Michael Biggs weitgefassten und allgemeinen Begriffes des „Protestsuizids“, werde ich in der folgenden Arbeit mit dem Begriff des „kommunikativen Suizids“ arbeiten und mich daher auch nur auf die Aspekte des Protestsuizids mit kommunikativer Funktion beziehen. Vgl. Juckel, Alina: Der öffentliche Tod- Selbstverbrennung als Protestform. S.16 ff.

2 Vgl dazu Biographie Jan Palachs von Lederer (1982)

3 Durkheim, Emilié: Der Selbstmord. Neuwied/ Berlin, Luchterhand 1973. S. 27

4 Ebd. S 255

5 Ebd. S. 26

6 Graitl, Lorenz: Sterben als Spektakel. Zur kommunikativen Dimension des politisch motivierten Suizids. Wiesbaden 2012. S.25 f.

7 Graitl, Lorenz: Sterben als Spektakel. Zur kommunikativen Dimension des politisch motivierten Suizids. Wiesbaden 2012. S. 26 f.

8 Durkheim, Emilié: Der Selbstmord. Neuwied/ Berlin, Luchterhand 1973. S .239

9 Gronau, Christian: Emilie Durkheim- Der Selbstmord. 1999. S.9

10 Durkheim, Emilié: Der Selbstmord. Neuwied/ Berlin, Luchterhand 1973. S. 247

11 Ebd. S. 247 ff.

12 Durkheim, Emilié: Der Selbstmord. Neuwied/ Berlin, Luchterhand 1973. S.273

13 Ebd. S. 285

14 Ebd. S. 318

15 Ebd. S. 249

16 Juckel, Alina: Der öffentliche Tod- Selbstverbrennung als Protestform. S. 12 f.

17 Durkheim, Emilié: Der Selbstmord. Neuwied/ Berlin, Luchterhand 1973. S. 252

18 Durkheim, Emilié: Der Selbstmord. Neuwied/ Berlin, Luchterhand 1973. S. 296

19 Juckel, Alina: Der öffentliche Tod- Selbstverbrennung als Protestform. S. 16

20 Graitl: Sterben als Spektakel. Zur kommunikativen Dimension des politisch motivierten Suizids. Wiesbaden 2012. S. 36

21 Juckel, Alina: Der öffentliche Tod- Selbstverbrennung als Protestform. S. 18

22 Ebd. S. 18 ff.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Jan Palach. Selbstverbrennung als kommunikativer Suizid
Hochschule
Platen-Gymnasium Ansbach
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
13
Katalognummer
V513903
ISBN (eBook)
9783346116253
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Selbstverbrennung Prager Frühling Jan Palach Hausarbeit Prager Wntzelsplatz
Arbeit zitieren
Hannah Agarius (Autor:in), 2017, Jan Palach. Selbstverbrennung als kommunikativer Suizid, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513903

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