Wie die Serie "Game of Thrones" des US-amerikanischen Senders HBO durch eine exzessive Gewaltdarstellung das europäische Mittelalter charakterisiert und den Rezipienten durch die Faszination am Blut an die Serie bindet.
Das europäische Mittelalter war grausam. Zumindest ist das scheinbar die Hauptaussage, die uns etliche Filme, Serien, Bücher etc. durch ihre Darstellung dieser Zeit vermitteln. War das Leben im Mittelalter wirklich so grausam? Oder stellen die Regisseure und Autoren uns eine übertriebene Version der Wirklichkeit dar, weil sie beim Zuschauer gut ankommt?
Dies ist eine Frage, die sich vermutlich nicht für alle Werke verallgemeinert beantworten lässt. Deshalb eignet sich für die Antwort ein Beispiel. Ein aktuelleres und beim Zuschauer beliebteres Werk als die Serie "Game of Thrones" lässt sich derzeit kaum finden. Noch dazu ist bekannt, dass der Autor George R. R. Martin, auf dessen Büchern die Serie basiert, bewusst Ereignisse aus dem Mittelalter verwendet. Abgesehen von der komplexen Handlung, fällt beim Anschauen dieser Serie auf, dass auch hier das Mittelalter besonders grausam dargestellt wird. Alle paar Minuten spritzt hier Blut und dort wird jemand geköpft oder gehängt. Nun empfindet der Großteil der Zuschauer zunächst Abneigung gegenüber solch einer Szene, jedoch zeigen die Einschaltquote und Anzahl an Fans dieser Serie, dass es mit der Abneigung und Ekel nicht getan sein kann. Denn die meisten von uns lieben solche Szenen auch. Warum empfinden wir Abneigung und Anziehung gleichzeitig? Jeffrey Koller meint dazu in seinem 2011 veröffentlichten Buch "The Lust for Blood", dass „es mediale Gewaltdarstellung [gebe], weil der Zuschauer sie sehen will – denn Aggression gehöre nun einmal zur menschlichen Grundausstattung.“ Aber stimmt das wirklich? Sind wir so grausam in unserem Innersten?
Sieht man in der Literaturgeschichte zurück, scheint sich dies in der Beliebtheit von exzessiver Gewaltdarstellung zu bestätigen. Es scheint also nicht abwegig zu sein, dass die Schöpfer der Serie "Game of Thrones" mit der exzessiven Gewaltdarstellung das europäische Mittelalter nur möglichst detailgetreu darstellen wollen. Oder nutzen sie sie doch nur um diesen Effekt der Faszination am Blut bei den Zuschauern hervorzurufen und somit ihr Verlangen danach zu befriedigen?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Motivation
- 1.2 Vorgehen
- 2 Gewalt in Filmen und Serien
- 2.1 Was ist „Gewalt“?
- 2.2 Gründe für eine immer exzessivere Gewaltdarstellung
- 2.3 Die Wirkung von Gewalt in Filmen und Serien
- 2.3.1 Gefahr der Nachahmung
- 2.3.2 Psychologische Wirkung von Gewaltdarstellung
- 3 Leiden der Bevölkerung als Folge von Kriegen
- 3.1 Krieg in den Flusslanden
- 3.1.1 Vorgeschichte
- 3.1.2 Leiden der Soldaten
- 3.1.3 Leiden der Zivilbevölkerung
- 3.2 Der 30-jährige Krieg
- 3.2.1 Vorgeschichte
- 3.2.2 Leiden der Soldaten
- 3.2.3 Leiden der Zivilbevölkerung
- 3.3 Fazit
- 3.3.1 Der Dreißigjährige Krieg und der Krieg in den Flusslanden
- 3.3.2 Wirkung der Gewaltdarstellung im Krieg in den Flusslanden
- 4 Die rituelle Tötung Unschuldiger durch Verbrennung
- 4.1 Menschenopfer im Namen des Herrn des Lichts
- 4.2 Hexenverbrennungen im Mittelalter
- 4.3 Fazit
- 4.3.1 Vergleich der beiden Hinrichtungsmethoden
- 4.3.2 Wirkung der Gewaltdarstellung bei der Hinrichtung von Sharin Baratheon
- 5 Missbrauch des Gastrechts
- 5.1 Die „Rote Hochzeit“
- 5.1.1 Vorgeschichte
- 5.1.2 Das Massaker an den Starks
- 5.2 Das Massaker von Glencoe als historische Vorlage
- 5.2.1 Daten und Fakten
- 5.2.2 Umfang der Gewaltausübung
- 5.2.3 Folgen des Massakers von Glencoe
- 5.3 Fazit
- 5.3.1 Vergleich der beiden Massaker
- 5.3.2 Wirkung der Gewaltdarstellung bei der „Roten Hochzeit“
- 6 Synthese
- 7 Einordnung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Gewalt in der HBO-Serie „Game of Thrones“ und setzt diese in Bezug zu historischen Ereignissen des europäischen Mittelalters. Die Zielsetzung besteht darin, die Funktion der exzessiven Gewaltdarstellung in der Serie zu analysieren und zu beleuchten, inwiefern sie die Wahrnehmung des Mittelalters beeinflusst und die Zuschauer emotional bindet.
- Die Definition und Kategorisierung von Gewalt in Film und Fernsehen
- Der Vergleich der Gewaltdarstellung in „Game of Thrones“ mit historischen Ereignissen
- Die Wirkung der Gewaltdarstellung auf den Zuschauer
- Die Frage nach der Faszination und Abneigung gegenüber Gewaltdarstellung
- Die Rolle der Gewalt als erzählerisches Mittel
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung motiviert die Arbeit durch die Frage, ob die Darstellung des Mittelalters in „Game of Thrones“ eine realitätsgetreue oder übertriebene Darstellung ist und welche Wirkung die exzessive Gewaltdarstellung auf den Zuschauer hat. Es wird die Methodik der Arbeit skizziert, die auf einem Vergleich von fiktiven und historischen Gewaltereignissen basiert.
2 Gewalt in Filmen und Serien: Dieses Kapitel definiert den komplexen Begriff „Gewalt“, indem es verschiedene Arten von Gewalt unterscheidet (personale vs. strukturelle, legale vs. illegale, reale vs. fiktive, natürliche vs. künstliche Gewalt). Die Definition dient als Grundlage für die Analyse der Gewaltdarstellung in „Game of Thrones“ und die anschließenden Vergleiche mit historischen Ereignissen.
3 Leiden der Bevölkerung als Folge von Kriegen: Dieses Kapitel vergleicht den Krieg in den Flusslanden aus „Game of Thrones“ mit dem Dreißigjährigen Krieg. Es analysiert das Leid der Soldaten und der Zivilbevölkerung in beiden Konflikten und untersucht, wie die Serie die Brutalität und die weitreichenden Folgen von Krieg darstellt. Der Fokus liegt auf der Parallele zwischen der fiktiven und der historischen Darstellung von Krieg und dessen Auswirkungen auf die betroffene Bevölkerung.
4 Die rituelle Tötung Unschuldiger durch Verbrennung: Hier wird die rituelle Tötung in „Game of Thrones“ mit historischen Hexenverbrennungen verglichen. Der Vergleich beleuchtet die Parallelen in den Methoden und der Symbolik der Gewalt und analysiert die Wirkung der Gewaltdarstellung auf den Zuschauer in beiden Kontexten. Es wird untersucht, wie die Serie die Grausamkeit dieser Praktiken hervorhebt.
5 Missbrauch des Gastrechts: Dieses Kapitel analysiert die „Rote Hochzeit“ aus „Game of Thrones“ im Vergleich zum Massaker von Glencoe. Es untersucht die Verletzung des Gastrechts, die strategischen Hintergründe und die grausame Ausführung beider Ereignisse. Der Fokus liegt auf den Parallelen der Ereignisse, den unterschiedlichen Kontext und der Wirkung der Gewaltdarstellung im Rahmen der jeweiligen Erzählungen.
Schlüsselwörter
Game of Thrones, Gewaltdarstellung, Mittelalter, Historischer Vergleich, Filmgewalt, Wirkung von Mediengewalt, Menschenopfer, Krieg, Massaker, Rote Hochzeit, Massaker von Glencoe, Hexenverbrennungen, Genre High Fantasy.
Häufig gestellte Fragen zu "Game of Thrones" und dem Mittelalter
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Gewaltdarstellung in der HBO-Serie "Game of Thrones" und vergleicht sie mit historischen Ereignissen des europäischen Mittelalters. Sie untersucht die Funktion der exzessiven Gewaltdarstellung, ihren Einfluss auf die Wahrnehmung des Mittelalters und ihre emotionale Wirkung auf die Zuschauer.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: die Definition und Kategorisierung von Gewalt in Film und Fernsehen, den Vergleich der Gewaltdarstellung in "Game of Thrones" mit historischen Ereignissen, die Wirkung der Gewaltdarstellung auf den Zuschauer, die Faszination und Abneigung gegenüber Gewaltdarstellung und die Rolle der Gewalt als erzählerisches Mittel.
Welche konkreten historischen Ereignisse werden mit Szenen aus "Game of Thrones" verglichen?
Die Arbeit vergleicht den Krieg in den Flusslanden aus "Game of Thrones" mit dem Dreißigjährigen Krieg. Weiterhin werden rituelle Tötungen in der Serie mit historischen Hexenverbrennungen verglichen, und die "Rote Hochzeit" wird mit dem Massaker von Glencoe in Beziehung gesetzt.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Gewalt in Filmen und Serien, ein Kapitel zum Leiden der Bevölkerung in Kriegen (am Beispiel des Krieges in den Flusslanden und des Dreißigjährigen Krieges), ein Kapitel zu rituellen Tötungen durch Verbrennung, ein Kapitel zum Missbrauch des Gastrechts ("Rote Hochzeit" im Vergleich zum Massaker von Glencoe), eine Synthese, und eine Einordnung der Ergebnisse.
Was sind die zentralen Fragestellungen der Arbeit?
Die Arbeit untersucht, ob die Darstellung des Mittelalters in "Game of Thrones" realitätsgetreu oder übertrieben ist und welche Wirkung die exzessive Gewaltdarstellung auf den Zuschauer hat. Sie analysiert die Funktion der Gewalt als erzählerisches Mittel und beleuchtet die Parallelen und Unterschiede zwischen fiktiver und historischer Gewaltdarstellung.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Game of Thrones, Gewaltdarstellung, Mittelalter, Historischer Vergleich, Filmgewalt, Wirkung von Mediengewalt, Menschenopfer, Krieg, Massaker, Rote Hochzeit, Massaker von Glencoe, Hexenverbrennungen, Genre High Fantasy.
Welche Methode wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit basiert auf einem Vergleich von fiktiven und historischen Gewaltereignissen. Sie analysiert die verschiedenen Arten von Gewalt und untersucht deren Darstellung in "Game of Thrones" und in den historischen Quellen.
Was ist das Fazit der Arbeit?
(Das Fazit ist nicht explizit in den bereitgestellten Informationen enthalten. Die Arbeit endet mit einer Synthese und Einordnung der Ergebnisse, die eine detaillierte Zusammenfassung erfordern würden, um das Fazit hier zu formulieren.)
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2018, Gewaltdarstellung in "Game of Thrones". Abbild der Geschichte und filmisches Mittel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/514051