Tod und Trauer sind Themenbereiche, die von der Gesellschaft überwiegend verdrängt und tabuisiert werden, weil die Konfrontation mit dieser Thematik eigene Ängste hervorruft. So ist es nicht verwunderlich, dass Verhaltensunsicherheiten gegenüber trauernden Hinterbliebenen und Sterbenden bestehen. Diese Verhaltensunsicherheiten werden an Kinder weiter gegeben, so dass das Thema ′Tod und Trauer′ ein Tabu bleibt. Jedoch gibt es schon Ansätze in der Gesellschaft, die einen offenen Umgang mit ′Tod und Trauer′ fördern. Hierzu gehört auch die Kinderliteratur, welche die verdrängte Thematik als Gegenstand aufnimmt und thematisiert, so dass sie Gesprächsanlässe über ′Tod und Trauer′ bietet.
Diese Arbeit soll anhand einer Analyse von zwei Bilderbüchern mit einem anschließenden Vergleich einen Einblick in das Thema geben und vermitteln, inwieweit Tod und Trauer in der Kinderliteratur aufgegriffen werden können, um diese Phänomene wieder in das Bewusstsein der Gesellschaft zu bringen und auch Kinder an das tabuisierte Thema heranzuführen. Im Vorfeld der Analyse wird zur Einführung in die Thematik und zum besseren Verständnis theoretisches Hintergrundwissen erläutert, welches in der Analyse wieder aufgegriffen wird. Dabei sollen Tod und Trauer zunächst definiert und wissenschaftliche Erkenntnisse über den Sterbe- und Trauerprozess vermittelt werden. Anschließend wird das gesellschaftliche Todesverständnis vorgestellt, denn gesellschaftliche Todesvorstellungen haben einen starken Einfluss auf Verhaltensweisen des einzelnen bezüglich Tod und Trauer. Um das kindliche Trauerverhalten besser verstehen zu können, werden psychologische Aspekte wie die Entwicklung des kindlichen Todeskonzeptes, Äußerungen des kindlichen Trauerverhaltens und religiöse Einflüsse näher erläutert. Da Tod und Trauer sich aber nicht nur auf einen einzigen Menschen, sondern auch auf das gesamte Umfeld des Betroffenen auswirken und eine Statusveränderung nach sich ziehen, werden Tod und Trauer auch als soziale Ereignisse betrachtet und erörtert. Die Bedeutsamkeit der Erziehung für den Umgang mit Tod und Trauer soll im nachfolgenden Punkt herausgestellt werden. Daraufhin werden konkrete Konsequenzen für Kinder und Jugendliche bei Krankheit und Tod aufgezeigt. Im Anschluss daran wird der Einfluss der Massenmedien geltend gemacht...
Inhalt
I. Einleitung
II. Theoretischer Teil
1. Sterben, Tod und Trauer
1.1 Sterben und Tod
1.1.1 Definition
1.1.2 Sterbephasen nach ELISABETH KÜBLER-ROSS
1.1.3 Der Übergang vom Leben zum Tod nach ELISABETH KÜBLER-ROSS und RAYMOND
A. MOODY
1.2 Trauer
1.2.1 Definition
1.2.2 Trauerphasen nach YORICK SPIEGEL
1.2.3 Der Sterbeprozess von KÜBLER-ROSS und der Trauerprozess nach YORICK SPIEGEL im Vergleich
1.2.4 Beeinflussende Faktoren für den Verlauf der Trauerarbeit
2. Tod und Trauer in der Gesellschaft
2.1 Todesvorstellungen im kulturellen und geschichtlichen Wandel
2.2 Todesverständnis in der heutigen westeuropäischen Gesellschaft
2.2.1 Der verbotene Tod
2.2.2 Der akzeptierte Tod
3. Psychologische Aspekte von Tod und Trauer
3.1 Begriffsbestimmung der Thanatopsychologie
3.2 Die Entwicklung des Todeskonzeptes bei Kindern und Jugendlichen
3.2.1 Kognitive Entwicklung
3.2.2 Affektiv-dynamischer Aspekt
3.2.3 Emotionale Komponente
3.2.3.1 Todesangst und Todesfurcht
3.2.3.2 Todeserleben und Todesangst bei Kindern und Jugendlichen
3.2.3.3 Todesbedrohung und Todesangst im Erleben
sterbenskranker Kinder und ihrer Eltern
3.3 Religiöse Einflüsse auf die Vorstellungen von Tod
3.4 Das kindliche Trauerverhalten
3.4.1 Das kindliche Trauerverhalten nach dem Tod einer nahestehenden Person
3.4.2 Antizipatorische Trauerarbeit bei lebensbedrohlich erkrankten Kindern und ihren Familienangehörigen
4. Tod und Trauer als soziale Ereignisse
4.1 Statuswechsel
4.2 Neustrukturierung
4.3 Die Bedeutung des Rituals
5. Tod als Thema in der Erziehung
5.1 Pädagogische Überlegungen zur Entwicklung des kindlichen Todeskonzeptes
5.2 Rolle der Eltern
5.3 Rolle der Schule
6. Konsequenzen für Kinder und Jugendliche bei Krankheit und Tod
6.1 Konsequenzen für Kinder und Jugendliche nach dem konkreten
Verlust eines Elternteils
6.2 Probleme und Möglichkeiten bei der Begleitung sterbender Kinder
7. Einfluss der Massenmedien
8. Tod und Trauer in der Kinderliteratur
8.1 Das realistische und problemorientierte Kinderbuch
8.2 Entstehung der Darstellung von Tod und Trauer im Kinderbuch
8.3 Darstellung von Tod und Trauer im Märchen
8.4 Das Bilderbuch
8.4.1 Begrifflichkeit
8.4.2 Geschichtlicher Überblick
8.4.3 Inhalte und Gattungsformen
8.4.4 Das Verhältnis zwischen Bilderbuch und Entwicklung des
Kindes
8.4.5 Illustration und Text im Bilderbuch
8.5 Farbsymbolik
8.5.1 Wirkung von Farben
8.5.2 Ausdrucksvermögen der einzelnen Farben
8.6 Bedeutung und Funktionen des Bilderbuches
8.7 Funktionen problemorientierter Kinderbücher zum Thema Tod
und Trauer
8.7.1 Modellfunktion
8.7.2 Förderung der Kommunikation
8.7.3 Förderung der Kritikfähigkeit
8.7.4 Therapie / Hilfe für das trauernde Kind
III. Praktischer Teil
1. Analyse des Bilderbuches Die unsichtbaren Freunde
1.1 Vorüberlegungen
1.2 Informationen über den Autor
1.3 Inhaltsangabe
1.4 Inhaltsanalyse
1.4.1 Kommunikationsstrukturen
1.4.2 Todesvorstellungen
1.4.3 Determinanten für die Trauerarbeit
1.4.4 Realismusgehalt
1.4.5 Inhaltliche Leitmotive
1.5 Strukturanalyse
1.5.1 Äußere Aufmachung
1.5.1.1 Umschlaggestaltung
1.5.1.2 Bebilderung
1.5.1.3 Schriftbild
1.5.1.4 Altersangaben
1.5.1.5 Preis
1.5.2 Aufbau der Erzählung
1.5.2.1 Erzähl- und Wahrnehmungsperspektive
1.5.2.2 Handlungsverlauf
1.5.2.3 Spannungsverlauf
1.6 Sprachanalyse
1.7 Bildanalyse
1.7.1 Personengestaltung
1.7.2 Hintergrundgestaltung
1.8 Rezeptionsanalyse
1.9 Ideologie- und wertekritische Textuntersuchung
1.10 Funktionen des Buches zum Thema Tod und Trauer
1.11 Fazit
2. Analyse des Kinderbuches Du wirst immer bei mir sein 106
2.1 Vorüberlegungen
2.2 Informationen über den Autor
2.3 Inhaltsangabe
2.4 Inhaltsanalyse
2.4.1 Kommunikationsstrukturen
2.4.2 Todesvorstellungen
2.4.3 Determinanten für die Trauerarbeit
2.4.4 Realismusgehalt
2.4.5 Inhaltliche Leitmotive
2.5 Strukturanalyse
2.5.1 Äußere Aufmachung
2.5.1.1 Umschlaggestaltung
2.5.1.2 Bebilderung
2.5.1.3 Schriftbild
2.5.1.4 Altersangaben
2.5.1.5 Preis
2.5.2 Aufbau der Erzählung
2.5.2.1 Erzähl- und Wahrnehmungsperspektive
2.5.2.2 Handlungsverlauf
2.5.2.3 Spannungsverlauf
2.6 Sprachanalyse
2.7 Bildanalyse
2.8 Rezeptionsanalyse
2.9 Ideologie- und wertekritische Textuntersuchung
2.10 Funktionen des Buches zum Thema Tod und Trauer
2.11 Fazit
3. Vergleichende Analyse der Kinderbücher Die unsichtbaren Freunde und
Du wirst immer bei mir sein
3.1 Inhaltsanalyse
3.1.1 Kommunikationsstrukturen
3.1.2 Todesvorstellungen
3.1.3 Determinanten für die Trauerarbeit
3.1.4 Realismusgehalt
3.1.5 Inhaltliche Leitmotive
3.2 Strukturanalyse
3.2.1 Äußere Aufmachung
3.2.1.1 Umschlaggestaltung
3.2.1.2 Bebilderung
3.2.1.3 Schriftbild
3.2.1.4 Altersangaben
3.2.1.5 Preis
3.2.2 Aufbau der Erzählung
3.2.2.1 Erzähl- und Wahrnehmungsperspektive
3.2.2.2 Handlungsverlauf
3.2.2.3 Spannungsverlauf
3.3 Sprachanalyse
3.4 Bildanalyse
3.5 Rezeptionsanalyse
3.6 Ideologie- und wertekritische Textuntersuchung
3.7 Funktionen der Bücher zum Thema Tod und Trauer
3.8 Fazit
IV. Abschlus
Literatur
I. Einleitung
Tod und Trauer sind Themenbereiche, die von der Gesellschaft überwiegend verdrängt und tabuisiert werden, weil die Konfrontation mit dieser Thematik eigene Ängste hervorruft. So ist es nicht verwunderlich, dass Verhaltensunsicherheiten gegenüber trauernden Hinterbliebenen und Sterbenden bestehen. Diese Verhaltensunsicherheiten werden an Kinder weiter gegeben, so dass das Thema 'Tod und Trauer' ein Tabu bleibt. Jedoch gibt es schon Ansätze in der Gesellschaft, die einen offenen Umgang mit 'Tod und Trauer' fördern. Hierzu gehört auch die Kinderliteratur, welche die verdrängte Thematik als Gegenstand aufnimmt und thematisiert, so dass sie Gesprächsanlässe über 'Tod und Trauer' bietet.
Diese Arbeit soll anhand einer Analyse von zwei Bilderbüchern mit einem anschließenden Vergleich einen Einblick in das Thema geben und vermitteln, inwieweit Tod und Trauer in der Kinderliteratur aufgegriffen werden können, um diese Phänomene wieder in das Bewusstsein der Gesellschaft zu bringen und auch Kinder an das tabuisierte Thema heranzuführen. Im Vorfeld der Analyse wird zur Einführung in die Thematik und zum besseren Verständnis theoretisches Hintergrundwissen erläutert, welches in der Analyse wieder aufgegriffen wird. Dabei sollen Tod und Trauer zunächst definiert und wissenschaftliche Erkenntnisse über den Sterbe- und Trauerprozess vermittelt werden. Anschließend wird das gesellschaftliche Todesverständnis vorgestellt, denn gesellschaftliche Todesvorstellungen haben einen starken Einfluss auf Verhaltensweisen des einzelnen bezüglich Tod und Trauer. Um das kindliche Trauerverhalten besser verstehen zu können, werden psychologische Aspekte wie die Entwicklung des kindlichen Todeskonzeptes, Äußerungen des kindlichen Trauerverhaltens und religiöse Einflüsse näher erläutert. Da Tod und Trauer sich aber nicht nur auf einen einzigen Menschen, sondern auch auf das gesamte Umfeld des Betroffenen auswirken und eine Statusveränderung nach sich ziehen, werden Tod und Trauer auch als soziale Ereignisse betrachtet und erörtert. Die Bedeutsamkeit der Erziehung für den Umgang mit Tod und Trauer soll im nachfolgenden Punkt herausgestellt werden. Daraufhin werden konkrete Konsequenzen für Kinder und Jugendliche bei Krankheit und Tod aufgezeigt. Im Anschluss daran wird der Einfluss der Massenmedien geltend gemacht. Als Hinführung zu der Buchanalyse im praktischen Teil soll dann zunächst die divergente Darstellung von Tod und Trauer in der Kinderliteratur und die grundsätzlichen Funktionen eines problemorientierten Kinderbuches zu diesem Thema vorgestellt werden. In Anbetracht der Tatsache, dass die zu analysierenden Bücher zwei Bilderbücher sind, soll außerdem im Allgemeinen die Illustration und Farbsymbolik im Bilderbuch erörtert werden.
Im Anschluss an diesen theoretischen Teil beginnt der praktische Teil mit der eigentlichen Analyse der Bücher. Als erstes wird das Bilderbuch Die unsichtbaren Freunde von ELISABETH KÜBLER-ROSS in einem eigenen Kapitel untersucht. Die Auswahl dieses Buches erfolgte aufgrund der komplexen Kenntnisse und umfangreichen Erfahrungen der Autorin zum Thema. Im Anschluss daran wird INGER HERMANNS Bilderbuch Du wirst immer bei mir sein nach denselben Kriterien wie das erste Buch analysiert. Die Entscheidung für diese Lektüre begründet sich in subjektiven Beweggründen aufgrund der ansprechenden Illustration und der inhaltlichen Darstellung. Beiden Analysen gehen jeweils einleitende Vorüberlegungen und Informationen zum jeweiligen Autor voran. Nach einer Inhaltsangabe der Geschichte folgt schließlich die inhaltliche, strukturelle, sprachliche, bildliche und rezeptionelle Analyse sowie eine ideologie- und wertekritische Textuntersuchung und eine Überprüfung des problemorientierten Bilderbuches auf seine Funktionen zum Thema Tod und Trauer. Eine Zusammenfassung und eine eigene Stellungnahme wird in dem abschließenden Fazit gegeben.
Im letzten Kapitel werden die beiden Bücher auf die analysierten Aspekte hin verglichen und bewertet.
Die Ergebnisse der Analysen und eine mögliche Verwendung werden im Abschluss noch einmal begründet. Mit einer persönlichen Stellungnahme wird die Arbeit dann abgeschlossen.
II. Theoretischer Teil
1. Sterben, Tod und Trauer
1.1 Sterben und Tod
1.1.1 Definition
„Sterben nennt die Medizin den Prozeß des Zerfalls der Integrität, der Ganzheit und Einheit des Menschen.“[1] Das Sterben endet mit dem Tod, wobei das Bewusstsein bei Eintritt des medizinischen Todes aussetzt. Eine allgemein gültige Definition von 'Sterben' und 'Tod' ist allerdings schwierig, denn verschiedene Wissenschaften haben den Todesbegriff unterschiedlich definiert. Es gibt also verschiedene Formen des Todes, und zwar:
- den sozialen Tod als ein Herausgenommensein aus der gewohnten Umgebung
- den psychischen Tod, der durch einen Bewusstseinsverlust gekennzeichnet ist
- den klinischen Tod, der erst dann eintritt, wenn die Lebensfunktionen der Atmung und des Kreislaufes fehlen
- den juristischen Tod, der mit dem Ausfall der Großhirnfunktion als Hirntod bezeichnet wird und
- den biologischen Tod, der als biochemischer Tod das Absterben der Zellen und das Einsetzen der Verwesung meint.[2]
Für den Sterbenden selbst hat der Tod vor allem eine existenzbedrohende Bedeutung, weil er das Auslöschen sämtlicher Lebensfunktionen bedeutet und damit das Ende des derzeitigen irdischen Lebens ist. Der Glaube an eine Existenz nach dem Tod ist dabei je nach Religion und Einstellung unterschiedlich. Während Christen den Tod als den Anfang des ewigen Lebens betrachten und andere Religionen an die Wiedergeburt glauben, sind Atheisten davon überzeugt, dass es nach dem Tod nichts mehr gibt
Das Brockhaus-Lexikon definiert den Tod folgendermaßen:
Tod: [...]das Erlöschen der Lebensäußerungen des Organismus...
Beim Sterben fällt meist eine der lebensnotwendigen Funktionen
zuerst aus, dementsprechend spricht man vom Herztod
(Herzstillstand), Gehirntod (Gehirnschlag, Schlaganfall)
oder Lungentod (Lungenschlag, Lungenembolie)... [3]
Nachdem lange Zeit das Herz als Zentrum des Lebens angesehen wurde, ist mittlerweile offenkundig, dass „[...] die Aktivität des Gehirns das physische Korrelat unseres Bewusstseins und aller psychischen Funktionen ist.“[4] Ein Stillstand von Atmung, Herz und Kreislauf führt zum klinischen Tod, der auch relativer Tod genannt wird, da Wiederbelebungsmaßnahmen den Stillstand ggf. rückgängig machen können. In diesem Zustand wird aber auch die Sauerstoffzufuhr des Gehirns gestört, so dass der klinische Tod ohne äußere Einwirkung definitiv zum Absterben der Hirnzellen und damit zum Hirntod führt. Der Hirntod wird auch als absoluter Tod bezeichnet, weil damit der Sitz des Bewusstseins abgestorben ist. Wenn ein Mensch nur noch physisch am Leben erhalten wird, aber sein Denkvermögen verloren hat, dann hat er der Medizintechnik gemäß auch sein menschliches Wesen verloren, so dass lediglich ein belebter menschlicher Körper am Leben gehalten, der Mensch selbst aber für tot erklärt wird. Der Hirntod wird demzufolge auch als Kriterium für die Frage nach Organentnahmen herangezogen.[5]
Nachdem mit dem biologischen Tod der gesamte Organismus abgestorben ist, d.h. wenn die Funktionen von Herzschlag, Atmung, Bewegung, Reflexe und Gehirntätigkeit beendet sind, dann treten verschiedene Todeskennzeichen auf, woran man den Tod, den ungefähren Zeitpunkt des Todeseintritts und die Umstände des Todes feststellen kann. Sichere Todeskennzeichen zeigen sich in Form von Leichenflecken, Totenstarre, Fäulnis oder Verletzungen, die mit dem Leben nicht zu vereinbaren sind.[6] Blässe, kalte Haut, fehlende Atmung und fehlender Puls weisen zwar auch auf den Tod hin, können aber auch aufgrund eines Scheintods auftreten, so dass diese Zeichen weniger sicher sind.[7] Die Blutgerinnung und das Absterben der Zellen beginnen kurz nach dem Tod. Die Organe sterben nach und nach ab und später setzt die Verwesung aufgrund der Autolyse (Selbstzersetzung durch Enzyme und Bakterien) ein.
1.1.2 Sterbephasen nach ELISABETH KÜBLER-ROSS
Die meisten Autoren wie z.B. YORICK SPIEGEL beziehen den Trauerprozess auf die Hinterbliebenen, ELISABETH KÜBLER-ROSS hingegen beschreibt in ihrem Konzept die Sterbephasen des Kranken selbst von der Todesnachricht bis hin zur Akzeptanz seiner Situation und seinem Frieden mit der Welt. Die Sterbestadien stellen durchaus auch Trauerphasen dar, denn Trauer ist immer mit Verlusten verbunden, und ein Sterbender verliert mit dem Tod schließlich jeglichen Kontakt und alles, was zu seinem Leben gehört. Auf den Traueraspekt im generellen Sinn werde ich aber erst im nachfolgenden Punkt näher eingehen. Um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu veranschaulichen, werde ich zunächst die fünf Sterbephasen nach KÜBLER-ROSS und im Anschluss daran das Vier-Phasen-Modell des Trauerprozesses nach SPIEGEL vorstellen.[8]
Thanatologen wie KÜBLER-ROSS befassen sich mit der Frage, ob und wie ein sterbender Mensch sich mit dem Tod auseinandersetzt. Der Sterbeprozess stellt dabei eine Entwicklung dar, deren Verlauf bei vielen Menschen ähnlich ist. Diese Muster ermöglichen eine Einteilung in Sterbephasen oder -stadien, die jedoch in ihrer Reihenfolge und Intensität individuell verschieden auftreten, so dass eine Beschreibung der Sterbephasen nicht als ein starres System betrachtet werden kann, da sie in dieser Form nicht auf jeden Menschen zutrifft. Die psychische Verarbeitung des Sterbens ist viel zu unterschiedlich, als dass sie durch ein allgemein gültiges Muster dargelegt werden könnte. Nicht jeder Mensch durchläuft ausnahmslos alle Phasen des Sterbeprozesses und die Phasen in sich sind ebenfalls von Mensch zu Mensch verschieden. Gleichwohl ist das Modell sehr hilfreich, um sich in den sterbenskranken Menschen hinein zu versetzen und sein Verhalten dementsprechend besser verstehen zu können. Dieses Wissen erleichtert auch eine Kommunikation zwischen dem Sterbenden und seinen Angehörigen, was sowohl für den Kranken als auch für seine Mitmenschen im Hinblick auf einen offenkundigen und respektvollen Umgang miteinander von großer Bedeutung ist. Somit werden entsprechende Reaktionen auf bestimmte Verhaltensweisen erleichtert und eine Kontaktaufnahme bzw. -erhaltung gewährleistet.
Das Phasenmodell der Ärztin und Sterbeforscherin KÜBLER-ROSS ist somit das bekannteste, aber auch umstrittenste Konzept, weil das Modell nicht auf jeden Menschen in dieser Form zutrifft. Die Phasen können sich verschieben oder in unvollständiger Form auftreten. Zudem kann das Konzept nicht auf alle Kulturkreise bezogen werden, sondern nur auf den westlichen Kulturkreis. Demzufolge vollzieht sich die psychische Verarbeitung des Sterbens bei allen Menschen, die ausreichende Unterstützung erfahren, in nachstehende fünf Phasen:[9]
1. Phase des Nicht-Wahrhabenwollens und der Isolierung
In dieser Phase kann der Betroffene seine unheilbare Krankheit noch nicht akzeptieren und möchte die Tatsache, dass er in absehbarer Zeit sterben wird, nicht glauben. Daher drängt er auf neue Untersuchungen oder unterstellt den behandelnden Ärzten Inkompetenz. Deshalb werden auch Verordnungen nicht eingehalten. Durch diese Verleugnung wird der Schock des Betroffenen vorerst gemildert, so dass der Kranke Zeit und Kraft sammeln kann, um die Wahrheit verarbeiten zu können.
2. Phase des Zorns
Mit der Anerkennung seiner tödlichen Krankheit wird der Betroffene wütend und eifersüchtig auf die Menschen, die noch weiterleben dürfen. Ihm stellt sich die Frage, warum ausgerechnet er sterben muss. Der Kranke wird von negativen Emotionen überflutet, was durch Unzufriedenheiten, heftigen Streitigkeiten und aggressiven Beschuldigungen gegenüber der Familie zum Ausdruck kommen kann.
3. Phase des Verhandelns
Da der bevorstehende Tod in diesem Zeitraum als unvermeidbar anerkannt wird, ist auch eine weitere Verdrängung nicht möglich: Also versucht der Kranke, mit den Ärzten einen Aufschub seines Todes zu 'verhandeln', z.B. durch andere Therapien. In dieser Phase ist der Erkrankte sehr verletzlich, aber auch disponiert, einen Einsatz zu leisten und auch seines Glaubens entsprechend Verpflichtungen, denen er noch nicht nachgekommen ist, einzuhalten.
4. Phase der Depression
Die Phase der Depression ist von tiefer Traurigkeit bestimmt, da der Patient alle Hoffnungen verloren hat und ihn ein starkes Verlustgefühl überwältigt. Er bereut Versäumnisse in seinem Leben (reaktive Depression) und trauert um alles, was er verlieren wird, wie Familie und Freunde (Vorbereitungsschmerz). Kummer und Schuldgefühle bereiten ihm außerdem ungelöste Probleme, wie z.B. finanzielle Sorgen der Familie.
In dieser Phase setzt der Sterbende sich umfassend mit der Realität seines bevorstehenden Todes auseinander. Dies äußert sich z.B. in folgenden Handlungen:
- Verfassen eines Testaments
- Abschluss geschäftlicher Angelegenheiten
- Übernahme neuer Lebenseinstellungen
- Aussöhnung mit verfeindeten Mitmenschen
- Trauer und Rückzug.[10]
5. Phase der Zustimmung
Das letzte Stadium ist gekennzeichnet von Zustimmung und ruhiger Erwartung des Todes. Der Sterbende akzeptiert den Tod trotz schwacher Hoffnungen und hat seinen Frieden mit sich und der Welt gefunden. Diese Zeit ist fast frei von Gefühlen. Der Sterbende schläft viel und kommuniziert meist mit Gesten und wenigen Worten.
In jeder Phase besteht bei dem Sterbenden und/oder seinen Angehörigen zumindest ein wenig Hoffnung auf eine Genesung. Dies kann einerseits eine Hilfe für den Sterbenden sein, da seine Hoffnung ihm die Situation erleichtert. Andererseits kann es sehr schmerzlich für alle Beteiligten sein, wenn er oder seine Angehörigen sich zu sehr an eine Hoffnung klammern, so dass sie die Realität nicht annehmen können. Besonders für den Todkranken ist es belastend, wenn er sich schon in der Phase der Zustimmung befindet, seine Angehörigen aber noch auf seine Genesung hoffen. Die Hoffnung kann sich aber auch auf ein Weiterleben nach dem Tod beziehen, wodurch eine Annahme des bevorstehenden Todes für den Sterbenden und für seine Angehörigen erheblich erleichtert werden kann.
1.1.3 Der Übergang vom Leben zum Tod nach ELISABETH KÜBLER-ROSS und RAYMOND A. MOODY
ELISABETH KÜBLER-ROSS und RAYMOND A. MOODY haben analog mit Hilfe von Erfahrungsberichten klinisch tot gewesener Menschen die Vorgänge im Moment des Todes erforscht. Bei den Forschungsergebnissen handelt es sich allerdings lediglich um Darstellungen von Modellerfahrungen aus zahlreichen Berichten, deren Komponenten nicht in allen, aber in einer Vielzahl von Erfahrungsberichten angeführt wurden. KÜBLER-ROSS, die nach eigenen Angaben selbst schon sog. außerkörperliche Erlebnisse hatte, gliedert den Moment des Todes in drei Stufen, die durchaus von der Reihenfolge der Modellerfahrung abweichen können.
Auf der ersten Stufe existiert die Seele noch im Körper des Sterbenden, wird aber durch den Eintritt des Todes von dem physischen Körper getrennt. Diesen Vorgang dokumentiert sie als das Ausschlüpfen eines Schmetterlings aus seinem Kokon.[11]
Auf der zweiten Stufe kann der Sterbende alles wahrnehmen, was am Ort des Geschehens passiert. Dazu gehören auch Wiederbelebungsversuche der Ärzte und sogar deren Erklärung für den Tod des Betroffenen.[12] Anschließend vernimmt dieser ein Geräusch, das als unangenehmes Dröhnen oder als schöne Musik auftreten kann. Gleichzeitig durchquert er einen tunnelartigen dunklen Raum, der ihn zum Ort des Todes außerhalb seines physischen Körpers in einen ätherischen oder spirituellen Körper führt. Dieser Körper kann von lebenden Menschen weder gesehen noch gehört werden und ermöglicht dem Toten, durch Gegenstände zu gehen und in der Luft zu schweben. In diesem Stadium erlebt der Betroffene sich als eine vollständige körperliche Einheit und empfindet weder Schmerzen noch Gefühle von Angst, Sorge oder Panik. Bei der Rückkehr von diesem außerkörperlichen Ereignis befindet sich der Kranke jedoch wieder in seinem kranken Körper.
KÜBLER-ROSS weist außerdem darauf hin, dass kein Mensch alleine stirbt. Dies begründet sie folgendermaßen:
1. Jeder Mensch wird von seiner Geburt an bis zu seinem Tod von sog. Schutzengeln begleitet, die ihm den Übergang zum Tod erleichtern.
2. Bei seinem Tod wird jedes Individuum von seinen verstorbenen Verwandten und Freunden empfangen, die ihm viel bedeutet haben. Kinder, deren Verwandte noch alle leben, werden häufig von einer religiösen Figur empfangen, wie z.B. von Jesus.
3. Sterbende befinden sich im zweiten Stadium in einem Sein ohne Zeit und
Raum, so dass sie sich in Gedankenschnelle zu den gewünschten Personen
begeben kann.[13]
Im Anschluss an diese Begrüßung überquert der Sterbende einen Durchgang, der als Tunnel, Brücke, Wiese Tor o.ä. wahrgenommen wird. Nach dieser symbolischen Verwandlung erblickt er eine Lichtquelle, die ihn mit absoluter, bedingungsloser Liebe erfüllt. Dies stellt für den Klinisch-Toten sein schönstes und unvergesslichtes Erlebnis dar. In diesem Augenblick hält der Betroffene Rückschau auf sein Leben und bewertet es im Anschluss.
Der Übergang zur dritten Stufe entscheidet über Rückkehr zum irdischen Leben oder den Tod. Wenn der Sterbende nicht mehr wiederbelebt werden kann, dann legt er seinen ätherischen Körper ab und nimmt wieder die Gestalt an, die er vor seinem irdischen Leben hatte.[14]
MOODY zufolge sieht der Sterbende die Lichtquelle schon beim Empfang von seinen Freunden und Verwandten.[15] Aber auch er ergründete in diesem Stadium einen Rückblick sowie eine Bewertung auf das eigene Leben und eine schrankenähnliche Grenze zwischen irdischem und ewigem Leben.[16]
KÜBLER-ROSS als auch MOODY schreiben dem Tod etwas Lebendiges zu, weil der Tod deren Ansicht nach ein Hinübergehen in einen neuen Bewusstseinzustand ist.[17] Demnach ist die Angst vor dem Tod unberechtigt. Eine Linderung der Angst ist auch die Veranlassung dafür, dass Personen, die dem Tod nahe sind, häufiger außerkörperliche Erfahrungen machen als gesunde Menschen. Dieses Erlebnis hilft dem Sterbenden, seine Angst vor dem Tod zu lindern und den Tod anzunehmen.
Allerdings sind Todeserfahrungen Experten zufolge zu einem Drittel auch negativ besetzt.[18] Das Todeserlebnis selbst setzt mit dem außerkörperlichen Erlebnis ein, in dem der Betroffene sich leicht und ohne Schmerzen fühlt. Dabei tritt meist ein Glücksgefühl ein. Dies ist vermutlich auf das menschliche Gehirn zurück zu führen, das den Körper bei extremen Schmerzen schützt, indem es körpereigene Opiate ausschüttet, die eine betäubende Wirkung haben und einen rauschartigen Zustand auslösen. Die Körperwahrnehmung fällt dabei aus, jedoch können Augen und Ohren weiterhin Sinneseindrücke empfinden. Es erfolgt eine Verschiebung der Perspektive oder der sog. Lebensfilm, was wahrscheinlich durch Prozesse in der Gedächtnisstruktur hervorgerufen wird. Das Phänomen des Tunnels, des hellen Lichts o.ä. lässt sich durch einen Sauerstoffmangel erklären, durch den immer mehr Nervenzellen im Sehzentrum des Gehirns ausfallen. Da im Gesichtsfeld mehr Zellen verarbeitet werden können als im äußeren Bereich, können hier auch mehr Lichtreize verarbeitet werden, die als helles Licht in einem Tunnel wahrgenommen werden. Derartige Erfahrungen sind auch durch die Einnahme von Drogen, wie z.B. Ketamin, Cannabis und LSD, möglich.[19]
Demzufolge sind das Glücksgefühl und die Visionen der Betroffenen erklärbar. Da diejenigen, die diese Erfahrung erlebt haben, nur subjektiv über diese Erlebnisse berichten können, kann die These über ein Leben nach dem Tod nicht wissenschaftlich belegt werden.
1.2 Trauer
1.2.1 Definition
„Der Begriff "Trauer" beschreibt im üblichen Sprachgebrauch die schmerzlichen Gefühle angesichts eines Unglücks oder Todesfalles sowie deren äußere Bekundung (Totenklage, Trauerriten).“[20] Diese Definition bezieht sowohl einen psychologischen als auch einen soziologischen Aspekt ein. Demnach gestaltet sich Trauer für das Individuum als komplexer seelisch-körperlicher Zustand, der typische Symptomatiken wie Niedergeschlagenheit und vermindertes Interesse an der Umwelt sowie psychosomatische Beschwerden wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen hervorrufen kann.[21] Aus psychoanalytischer Sicht umfasst Trauer „[...] die innerpsychischen Vorgänge, die den Verlust eines hochbesetzten Objekts folgen.“[22]
Die Fähigkeit zur Trauer setzt allerdings das Verständnis voraus, dass der Verlust als Objekt begriffen wird, das außerhalb des eigenen Selbst existiert(e). Daher kann ein Kind ANNA FREUD zufolge erst dann trauern, wenn es die Stufe der Objektkonstanz erreicht hat, d.h. wenn es die Eltern von seiner eigenen Person abgrenzen kann.[23] Erst dann ist das Kind in der Lage, „[...] sich zu erinnern, jemanden zu vermissen und Sehnsucht zu empfinden.“[24] Damit ist die Grundvoraussetzung für Trauer erfüllt. Das Verständnis der Endgültigkeit mit dem Tod wird durch die Verinnerlichung eines gewissen Zeitbegriffes entwickelt.
Demzufolge impliziert der engere Begriff von Trauer die psychischen Reaktionen des Individuums auf den Tod eines geliebten Menschen. Der Trauerprozess beginnt mit dem Wissen um die Realität des Todes, vollzieht sich im Zuge der einzelnen Trauerphasen und ist mit der Aufnahme neuer Beziehungen abgeschlossen. Voraussetzungen für die Trauerfähigkeit beim Kind ist eine emotionale Verbundenheit und ein stabiles Verhältnis zu dem Verstorbenen (Objektkonstanz) sowie dessen Internalisierung und Präsenz im Bewusstsein des Kindes.[25] Diese Betrachtung von Trauer schließt allerdings die emotionale Komponente völlig aus, auf die ich im Punkt 3.2.3. noch näher eingehen werde. Im weiter gefassten Sinn bezieht der Begriff der Trauer jeden Verlust, den ein Mensch erlebt, mit ein, z.B. wenn man selbst stirbt, wenn man von seinem Partner verlassen wird oder wenn ein Kind sein Spielzeug verliert. In der Einbeziehung solcher Aspekte für die Definierung des Trauerbegriffes sind die Ansichten sehr verschieden. Da ich mich in dieser Arbeit aber auf Trauer im Zusammenhang mit dem Thema 'Tod' beziehe, werde ich mich in dieser Abhandlung auf die Trauer um den eigenen Tod und auf die Trauer um einen verstorbenen Menschen beschränken, deren Phasen ich im anschließenden Abschnitt näher erläutern werde.
1.2.2 Trauerphasen nach YORICK SPIEGEL
Ein Trauerprozess ist, wie bereits erwähnt, ein sehr komplexes Phänomen. Die Systematisierung eines solchen Verlaufs durch einzelne Phaseneinteilungen ermöglicht einerseits die Einordnung bestimmter Verlustreaktionen und grenzt das gesunde vom pathologischen Trauerverhalten ab. Außerdem können damit physische, psychische und psychosomatische Aspekte veranschaulicht werden. Andererseits kann eine Phaseneinteilung des Trauerprozesses sowie die des Sterbeprozesses nicht als ein linearer und starrer Ablauf gedeutet werden, da die Übergänge von einer in die andere Phase fließend sind und nicht alle möglichen Verlustreaktionen mit einbeziehen. Außerdem können die Phasen auch in einer anderen Abfolge auftreten wie von SPIEGEL beschrieben. Wenn eine Systematisierung der Trauerarbeit jedoch lediglich dem Anspruch dienen soll, einzelne Wesensmerkmale der Trauerarbeit mit dem Bewusstsein einer Variierung der einzelnen Phasen zur Veranschaulichung heraus zu arbeiten, dann ist eine solche Einteilung durchaus sinnvoll.
Mit dem Verlauf der Trauerarbeit haben sich schon viele Autoren wie z.B. BOWLY und FULCOMER beschäftigt.[26] Bei allen sind die Wesensmerkmale des Trauerprozesses vom Prinzip her gleich. Diskrepanzen bestehen lediglich in der Phasenbenennung und Phasendifferenzierung sowie in der Dauer der einzelnen Phasen. Ich werde mich auf das Vier-Phasenmodell nach YORICK SPIEGEL beziehen, da dieses Modell nicht nur sehr bekannt, sondern auch allgemein anerkannt ist. Das Phasenmodell nach SPIEGEL bezieht sich dabei, wie auch der Sterbeprozess nach KÜBLER-ROSS, auf unseren gesellschaftlichen und kulturellen Rahmen und lässt sich demnach nicht einfach auf andere Kulturen übertragen.[27]
SPIEGEL unterscheidet vier Phasen der Trauerarbeit:[28]
1. Die Phase des Schocks
In dieser Phase reagiert der Trauernde mit Ungläubigkeit, die in verstärkter Form auftritt, wenn ihm die Todesnachricht plötzlich und unvorbereitet erreicht und er sich nicht persönlich von dem Tod überzeugen kann.[29] In der Regel dauert die Phase des Schocks nur ein paar Stunden und ist spätestens nach ein bis zwei Tagen vorbei. Bei Erhalt der Todesnachricht ist dem Hinterbliebenen ein unkontrolliertes Verhalten sozial erlaubt, wenn er z.B. die Nachricht im Krankenhaus von einem Arzt erfährt. Während dieser Phase beschäftigen den Trauernden vor allem die Frage nach der Todesursache, nach dem Leiden des Verstorbenen und die Frage nach der Unvermeidbarkeit. Ein psychischer Zusammenbruch kann sich in einem Nervenzusammenbruch, aber auch in einem Ausbruch von Tränen und Selbstbeschuldigungen äußern. Der Betroffene kann aber auch so stark von dem Schock betäubt sein, dass regressive Züge gar nicht erkannt werden. Ist dies der Fall, dann kann sich der Betroffene zur Zeit der kontrollierten Phase seiner Trauer hingeben und wird von seiner Umwelt aufgefangen. Schock und Selbstkontrolle können allerdings auch in allen folgenden Phasen noch präsent sein.[30]
2. Die kontrollierte Phase
In dieser Phase kontrolliert der Trauernde einerseits selbst sein Verhalten und andererseits wird diese Kontrolle von der Umwelt im Sinne einer gesellschaftlich angemessenen Bestattung gefordert. Um die Selbstkontrolle des Trauernden zu erleichtern wirkt die gesellschaftliche Umwelt aktiv mit, denn der Hinterbliebene „[...] erfährt sich in dieser Phase im starken Maße als passiv und kaum in der Lage, eigene Entscheidungen durchzusetzen.“[31] Dadurch wird die Distanz von dem Trauernden zu seiner Umwelt größer. Dieser Zustand führt zu einer Derealisation und Depersonalisation, d.h. der Trauernde empfindet die Welt als unwirklich und er distanziert sich von ihr, so dass er nicht mehr darin verwickelt ist, sondern ihr nur noch als entfernter Beobachter gegenüber steht.[32] Die Distanzierung vom eigenen Ich führt zum Rückzug des Trauernden, der sich von Gesprächen meist fern hält. „Als weitere Symptome der Selbstkontrolle nennt SPIEGEL unerklärliche Reizbarkeit und Verletzlichkeit sowie Überaktivität, die jedoch ziellos ins Leere geht.“[33] Hilfe lehnt der Betroffene ab, weil er sich noch nicht eingestehen kann, dass sein Leben durch den Tod des geliebten Menschen beeinflusst wurde und er seine angeblich intakte Beziehung zu dem Toten aufrechterhalten möchte.
3. Phase der Regression
Die Phase der Regression beginnt mit der Erkenntnis, welcher Bedeutung dem erlittenen Verlust zukommt. Die Folge ist ein Zusammenbruch der psychischen Organisation, die bis zu diesem Zeitpunkt verhindert wurde. Da der Trauernde infolge seiner schmerzlichen Erfahrungen durch den Verlust eines geliebten Menschen und einer gemeinsamen Daseinswelt auf seine soziale Umwelt mit befremdlichen Verhaltensweisen reagiert, stellt diese regressive Phase für SPIEGEL die kritischste Zeit im Trauerprozess dar.[34] Die gemeinsame Daseinswelt von dem Trauernden zum Verstorbenen, aber auch zu seiner Umwelt, bricht für den Betroffenen zusammen. Kontakte werden seitens des Trauernden nicht aufrechterhalten. Stattdessen zieht er sich zurück und ist in seiner angespannten Stimmungslage leicht reizbar und verletzlich.
Die regressive Phase ist vor allem bestimmt durch die Vereinfachung komplexer Zusammenhänge, die sich in folgenden Aspekten zeigt:[35]
Personalisierung
Die Welt wird nicht in Sachzusammenhängen, sondern als Interaktion von einzelnen Personen verstanden. So stellt der Trauernde sein Verhältnis zum Verstorbenen in den Vordergrund. Er macht sich oder andere Personen für den Tod verantwortlich und lässt so seinen personifizierten Aggressionen freien Lauf.
Verknüpfung von Sachverhalten
Sachverhalte, die normalerweise in keinem Zusammenhang stehen, werden miteinander verknüpft, z.B. die Vorstellung vom Tod als direkter Eingriff Gottes als Bestrafung für die Sünden des Hinterbliebenen oder als Folge eines Todeswunsches.
Religiöses Verhalten
Der Trauernde kann in dieser Phase ein starkes Interesse an religiösen Fragen haben, vor allem aus Angst um den Toten oder/und in der Hoffnung, mit ihm wieder vereint zu sein. Gegenteilig können allerdings auch starke Glaubenszweifel auftreten. Beides klingt jedoch meist wieder ab.
Der Verstorbene wird außerdem von den Hinterbliebenen oft glorifziert, meist, um sich von Schuldgefühlen ihm gegenüber zu befreien und um ihm gerecht zu werden. In selteneren Fällen wird der Tod als Erlösung erfahren und zwanghaft vergessen.
Das Phänomen der Angst ist ein dominierender Faktor während der Trauerarbeit. Diese tritt als Angst um das Schicksal des Verstorbenen, als eigene Gewissensangst und als Angst vor dem eigenen Sterben auf. Zudem besteht die Furcht, sich nicht mehr von dem Toten lösen zu können, weil ein Leben ohne ihn sinnlos und leer erscheint, vor allem weil die Beziehung zu dem Verstorbenen in der regressiven Phase ja, wie bereits erwähnt, meist überbewertet wird. Damit wird auch das Selbstwertgefühl und die Selbstachtung des Hinterbliebenen herabgesetzt, womit die Angst vor neuen Beziehungen eng verbunden ist.
4. Phase der Adaption
Der Übergang zur adaptiven Phase ist erst dann gelungen, wenn der Trauernde seinen Verlust in jeder Hinsicht akzeptieren kann, ohne den Verstorbenen zu vergessen. Charakteristisch hierfür ist eine Erneuerung der zerbrochenen Lebenswelt und ein entsprechendes Realitätsbewusstsein. Aber auch in dieser Phase kann es immer wieder Rückfälle geben, indem der Hinterbliebene regressive oder selbst-kontrollierende Bewältigungsmechanismen aufgreift. Diese Perioden werden im fortgeschrittenen Stadium laut SPIEGEL allerdings immer kurzfristiger und klingen schneller wieder ab.[36]
Der Verlauf der Trauer ist demzufolge kein kontinuierlicher Prozess, da die Beziehungsformen zu dem Verstorbenen zu unterschiedlich sind. Auch die Ressourcen und Bewältigungsmechanismen variieren in starkem Maße von Person zu Person. Demnach gibt es weder einen 'normalen' Trauerverlauf noch eine 'angemessene' Adaption.[37]
1.2.3 Der Sterbeprozess von KÜBLER-ROSS und der Trauerprozess von SPIEGEL im Vergleich
Um den Sterbeprozess noch einmal in Beziehung mit Trauer zu setzen, möchte ich nun gemeinsame Aspekte der zwei beschriebenen Konzepte heraus arbeiten. Dabei sei allerdings darauf hingewiesen, dass die Trauer um den eigenen Tod eine andere ist als die um den Tod eines geliebten Menschen, weil der Sterbende mit seinem bevorstehenden Tod nicht nur die gemeinsame Daseinswelt mit einem bestimmten Menschen, sondern den Kontakt zu allen Menschen verliert. Der Verlust bezieht sich dabei auf alle Bereiche seines Lebens. Außerdem ist die Todesangst stärker ausgeprägt, weil sein eigener Tod in naher, absehbarer Zukunft eintreten wird und er nicht weiß, was ihn mit seinem Tod erwartet. Aber dass auch der Sterbende mit Trauer auf seinen Verlust reagiert, ist offensichtlich. Er trauert um alles, was er verlieren wird und was er evtl. durch die Zurücknahme von seinen Mitmenschen und seinem eigenen Rückzug bereits verloren hat.[38]
Bei der Bekanntgabe der eigenen unheilbaren Krankheit (KÜBLER-ROSS) oder des Todes eines geliebten Menschen (SPIEGEL) ist bei dem Sterbenden wie bei den Hinterbliebenen Ungläubigkeit vorherrschend, denn der Betroffene will die Realität nicht wahr haben. Dies kann sich z.B. in Reaktionen äußern wie dem Ausruf „Nein!“ oder einer vollständigen Verdrängung. Der eigene Tod oder der eines geliebten Menschen bewirkt häufig einen Schock, der im Nachhinein auch einen psychischen Zusammenbruch zur Folge haben kann. Beide Prozesse sind außerdem von Beschuldigungen geprägt, die sich gegen Gott wenden können, weil er den Tod zulässt. Meistens treten Beschuldigungen aber in personifizierter Form auf und werden z.B. auf Ärzte und auf andere Menschen, die für die Krankheit bzw. den Tod verantwortlich gemacht werden, übertragen. Größtenteils treten die Beschuldigungen jedoch als Selbstvorwürfe auf, die sich bei den Hinterbliebenen auf ihr Verhalten und ihre Gefühle gegenüber dem Verstorbenen beziehen. Bei dem Sterbenden handelt es sich meist um eigene Versäumnisse, die ihn selbst und seine Familie betreffen. Während des gesamten Sterbe- bzw. Trauerprozesses ist der Betroffene in jedem Fall äußerst verletzlich und reizbar, da seine psychische Organisation erheblich beeinträchtigt wird und dieser Zeitraum von Depressionen, tiefer Traurigkeit und starken Verlustgefühlen bestimmt ist. So ist auch ein Rückzug für einen sterbenden oder hinterbliebenen Menschen keine Ausnahmeerscheinung, wobei auch die Umwelt den Kontakt mit dem Betroffenen oft meidet. Beiden Konzepten ist ebenso die Auseinandersetzung mit der Realität des Todes und der eigenen Todesangst gemeinsam. Jedoch birgt der Sterbeprozess nach KÜBLER-ROSS sowie der Trauerprozess nach SPIEGEL die Möglichkeit einer Adaption und Zustimmung, die sich in der Akzeptanz des Verlustes zeigt. Beide Prozesse sind in der Reihenfolge und Intensität ihrer Phasen allerdings reversibel und stellen lediglich eine Veranschaulichung dar, die jedoch individuell in unvergleichbarer Form auftritt.
Der Sterbeprozess stellt demnach auch einen Trauerprozess dar, und andererseits stirbt mit der Trauer um einen geliebten Menschen auch die gemeinsame Daseinswelt mit diesem Menschen, so dass auch der Trauernde mit dem Verlust der gemeinsamen Erfahrungen einen 'Tod stirbt'. Die Verarbeitung des Verlustes durch den Tod eines geliebten Menschen kann jedoch positiv und negativ beeinflusst werden und ist von vielen Faktoren abhängig, die ich nun in einem eigenen Abschnitt näher erläutern werde.
1.2.4 Beeinflussende Faktoren für den Verlauf der Trauerarbeit
Der Tod eines geliebten Menschen bedeutet für den Hinterbliebenen außer der Sorge und Ungewissheit um das Ergehen des Verschiedenen auch ein Verzicht auf den Verstorbenen und allem, was mit ihm einherging. So leidet vor allem das trauernde Kind unter einem Liebesverlust und einer narzisstischen Verarmung.[39] Für die Verarbeitung der Todeserlebnisse sind folgende Gegebenheiten von Bedeutung:[40]
Rolle des Verstorbenen für das Kind
Der wichtigste Aspekt ist für das Kind wie für den erwachsenen Hinterbliebenen wohl, wer gestorben ist, also wen man verloren hat. Der Tod der Mutter beispielsweise stellt für das Kind eine weitaus größere Belastung dar als der Tod eines entfernten Verwandten, weil der Verlust der Mutter eine größere Bedrohung für das Kind bedeutet und seine Lebenswelt völlig verändert.
Kognitive und emotionale Entwicklung
Je älter das Kind ist und je weiter seine Selbstständigkeit, Persönlichkeitsstrukturierung sowie seine psychische Funktionen ausgeprägt sind, desto größere Chancen hat das Kind, den Tod der Mutter oder des Vaters zu verarbeiten, ohne dass seelische Schäden entstehen.
Rollenkonflikte innerhalb der Familie
Die psychischen Reaktionen auf einen Todesfall sind in starkem Maße abhängig von den Rollenkonflikten innerhalb der Familie. Bei dem Tod eines Kindes sind die verbliebenen Eltern oft mit ihrer eigenen Trauer um das verstorbene Kind so sehr beschäftigt, dass die lebenden Geschwister sich vernachlässigt fühlen. Durch solche Gefühle werden eigene Schuldzuweisungen der Kinder noch weiter verstärkt, die sich auf das verstorbene Geschwisterkind und auch auf die Eltern beziehen können.
Beziehung zum Verstorbenen
Wenn es in der Beziehung zum Toten starke Ambivalenzen gegeben hat wird ein Ablösungsprozess erheblich erschwert, denn der Umgang mit den daraus resultierenden Aggressionen ist besonders für Kinder eine enorm schwere Last. Auch das emotionale Klima zum Zeitpunkt des Todes beeinflusst im Wesentlichen die Trauerarbeit. Ein Streit als letzte Interaktion mit dem Verstorbenen birgt für den Hinterbliebenen eine besondere Belastung.
Umstände des Todesfalles
Die Todesursache ist ein entscheidender Faktor, der die Verarbeitung der Hinterbliebenen nachhaltig stark beeinflusst. Wenn ein geliebter Mensch nach langer Krankheit stirbt, dann kann die Trauerarbeit schon vor dem Tod beginnen und die Todesnachricht dementsprechend gelassener aufgenommen werden. Vor allem, wenn der Verstorbene zum Ende seiner Krankheit starke Schmerzen hatte und sehr gelitten hat empfinden Angehörige seinen Tod oft als Erlösung für den Verstorbenen, aber auch für sich selbst. Letzteres kann allerdings auch neue Schuldgefühle auslösen. Schuldgefühle und Selbstvorwürfe sind vor allem dann präsent, wenn der Verstorbene durch Suizid gestorben ist.
Eine große Rolle bei der Trauerarbeit spielt auch das Alter des Verstorbenen. Das 'friedliche Einschlafen' eines alten Menschen nach einem erfüllten Leben kann sicherlich eher akzeptiert werden als der Unfalltod eines Jugendlichen, der 'sein Leben noch nicht gelebt hat'.
Bedingungen nach dem Tod eines nahestehenden Menschen
Für die Trauerarbeit ist es besonders wichtig, dass der Hinterbliebene sich mit seiner Trauer nicht allein gelassen fühlt und mit anderen über seine Gefühle, Gedanken und über seine Beziehung zu dem Verstorbenen reden kann. Diese Hilfe ist vor allem für Kinder von großer Bedeutung, da diese ihre Gefühle nicht verbalisieren können und begreifen müssen, dass sie nicht alleine sind, damit sie sich in den bleibenden Beziehungen sicher und wohl fühlen. Wichtig ist auch, dass das Alltagsleben sich nicht weitgehend verändert. Eine ideale Voraussetzung für angemessene Trauerarbeit ist für das betroffene Kind, wenn es verständnisvolle Bezugspersonen hat, mit denen es gemeinsam trauern kann. Die Eltern erleichtern dem Kind, seine Trauer zuzulassen und zu durchleben, indem sie ihre eigenen Gefühle nicht verbergen.[41] So hat das trauernde Kind die Chance, den Verlust durch eine aktive Trauerarbeit zu bewältigen.
2. Tod und Trauer in der Gesellschaft
2.1 Todesvorstellungen im kulturellen und geschichtlichen Wandel
Die individuelle Auseinandersetzung mit dem Tod spiegelt immer auch gesamtgesellschaftliche Normen und Wertvorstellungen wider, die persönliche Einstellungen weitgehend beeinflussen. Die Voraussetzung für eine Auseinandersetzung damit ist allerdings das Wissen um den Tod.
Die Entstehung des Todesbewusstseins in der Gesellschaft ist jedoch nicht genau festzulegen. Sie ist aber wahrscheinlich mit dem Entwicklungsprozess im geistig-intellektuellen Bereich entstanden.[42] Primitive Volksstämme glauben auch heute noch an die Unnatürlichkeit des Todes, der dementsprechend nur durch den willkürlichen Einfluss von Geistern, durch Mord oder durch Unfall herbeigeführt wird. Ohne derartige Einflüsse ist das Leben nach der Auffassung dieser Primitiven endlos. Demnach betrifft der Tod nicht alle Menschen. Daher kann sich für das Thema Tod in diesen Gesellschaften auch keine Tabuisierung entwickeln.[43]
Bei verschiedenen archaischen Kulturen war nicht die Angst vor dem Tod selbst, sondern vor den Toten besonders stark ausgeprägt, so dass diese gemieden und verbannt wurden. Erst der Ahnenkult begann erst mit dem Anerkennen der Verstorbenen. Da die Knochen nach deren Vorstellung als Zentrum der Persönlichkeit das Weiterleben ermöglichen, findet die Bestattung erst nach dem vollkommenen, kontrollierten Zerfall statt. Die archaischen Kulturen glauben, dass die Verstorbenen bei den Ahnen sind und verehren und vergöttern sie. Die Gegebenheit, dass die Toten nach ihrer Vorstellung weiterleben, hat dazu geführt, dass man den Umgang mit ihnen sucht oder verhindert.[44]
2.2 Todesverständnis in der heutigen westeuropäischen Gesellschaft
Die gesellschaftlichen Vorstellungen vom Tod unterliegen, wie bereits dargestellt, dem geschichtlichen Wandel. Darüber hinaus entwickelt der einzelne aber auch sein eigenes Konzept vom Tod, was seine Auseinandersetzung mit diesem Phänomen stark beeinflusst. Dabei spielt die Konfrontation mit dem Tod eine entscheidende Rolle. PHILIPPE ARIÈS schreibt der heutigen Gesellschaft den Begriff des verbotenen Todes zu.[45]
2.2.1 Der verbotene Tod
Privatisierung und Institutionalisierung
Während der Tod zu früheren Zeiten aufgrund einer hohen Kindersterblichkeit und durch das Auftreten von Seuchen im Alltag ständig präsent war, begegnet der einzelne dem Tod heutzutage nur noch selten, da medizinische Fortschritte eine Eindämmung von Krankheiten und damit lebenserhaltende und -verlängernde Behandlungen ermöglichen. Überdies führen verbesserte Lebensbedingungen zu einer allgemeinen Steigerung der Lebenserwartung. Das Todesbewusstsein ist zwar gegenwärtig, wird aber häufig nur mit älteren Menschen in Verbindung gebracht. Dadurch wird der Tod immer weiter verdrängt und nicht zuletzt aufgrund eines Strukturwandels der Familie, die immer kleiner wird und nur noch als Kernfamilie oder durch Scheidung als unvollständige Familie auftritt, vom häuslichen Alltag in spezialisierte Institutionen verlagert. Diese Privatisierung und Institutionalisierung des Todes ist eine typische Erscheinung moderner Gesellschaften, in der meist beide Ehepartner berufstätig und damit völlig ausgelastet sind, so dass Zusammenhänge mit dem Tod weitgehend verdrängt werden. In früheren Gesellschaften regelten Rituale und Zeremonien verbindlich den Umgang mit Sterbenden sowie die Durchführung des Begräbnisses und das Trauerverhalten. Infolgedessen hatten die Menschen eine gewisse Sicherheit bezüglich ihres Verhaltens den Sterbenden und den Trauernden sowie der Gesellschaft gegenüber. Der Tod war hier nicht nur eine private Angelegenheit des Familienverbandes, sondern geschah in aller Öffentlichkeit.[46] Zudem spürte der Sterbende im 19. Jahrhundert seinen nahen Tod, so dass seine Familie sowie Freunde, Nachbarn und Bekannte an sein Sterbebett traten, um sich in aller Ruhe von ihm zu verabschieden. Seit ungefähr 1960 ist es nicht mehr üblich, den Leichnam im eigenen Haus aufzubahren.[47] Dieser wird seitdem durch das beauftragte Beerdigungsinstitut in einer Leichenhalle aufgebahrt. Der Tod wird damit an einen gesellschaftlichen Rand gedrängt, an dem nunmehr ausschließlich die Familie beteiligt ist. Tod und Trauer werden so von einem öffentlichen zu einem privaten Problem gemacht und von der Gesellschaft abgeschirmt. Verhaltensunsicherheiten gegenüber dem Sterbenden, aber auch gegenüber Hinterbliebenen sind dadurch wesentlich ausgeprägter als damals. Die heutige Kleinfamilie ist daher mit der Pflege Sterbender psychisch und physisch überfordert und überträgt diese Funktion an dafür vorgesehene professionelle Einrichtungen. Aber auch das Krankenhauspersonal meidet nicht selten aus Unsicherheit Kontakte zu einem Sterbenden, so dass dieser sich allein gelassen fühlt. Häufig werden dem Betroffenen und seinen Angehörigen sogar die Anzeichen seines nahen Todes verschwiegen, die er nicht mehr selbst spürt, sondern die nunmehr im Voraus durch das Krankenhauspersonal erkannt werden. Eine weitere Isolierung des Sterbenden gestaltet sich auch mit der Verlegung in Sterbezimmer oder gar Sterbeflure eines Krankenhauses. Somit entwickelt sich eine zunehmende Entfremdung des einzelnen von seinem Sterbeprozess und vom Tod schlechthin. Jegliche Konfrontation mit dem Tod wird von der Gesellschaft in beruflich dafür zuständige Einrichtungen verdrängt. Die Institutionalisierung erfolgt als Verlagerung in Krankenhäuser als auch in Altenheime, Hospize, Bestattungsunternehmen, Kirchen und Friedhöfe.[48] Während medizinische Einrichtungen für die Pflege von Sterbenskranken verantwortlich sind, wird den Bestattungsunternehmen und Kirchen meist die Organisation für das Begräbnis übertragen. Häufig wird auch gänzlich auf eine Trauerfeier verzichtet, so dass der Verstorbene anonym beigesetzt wird.[49] Sterben, Tod und Trauer werden also aus der normalen Alltagswirklichkeit herausgenommen und in dafür vorgesehene Institutionen verdrängt, damit der einzelne möglichst wenig damit konfrontiert wird, denn „[...] Sterben paßt nicht zu dem Leistungsanspruch unserer Gesellschaft. [...] Sterben ist unsozial. Es gehört nicht in die Welt der
Lebenden.“[50] Dieser Aspekt begründet auch die Tatsache, dass dem biologischen Tod häufig der soziale Tod voraus geht, indem dem Sterbenden jede Teilhabe am gesellschaftlichen Leben versagt wird, um eine Störung des Sozialgefüges möglichst gering zu halten.[51] Durch die weitgehende Verdrängung aus der Gesellschaft hat sich der Tod in den letzten Jahrzehnten zu einem Tabu-Thema entwickelt.[52] Diese Tatsache spiegelt sich auch in der Sprache wider, da die „[...] Wirklichkeit von Tod, Verlust, Trauer und Angst vielfach schöngeredet und verharmlost[...]“[53] wird. Wenn von Sterben und Tod gesprochen wird, werden meist Euphemismen wie 'heimgehen', 'entschlafen' und 'seinen Frieden finden' gebraucht.[54] Derartige Sprachformeln finden sich auch vielfach in Todesanzeigen wieder. Während die ersten Todesanzeigen zum Ende des 18. Jahrhunderts ausführlich Auskunft über Krankheitsverlauf, familiäre Situation und Leid der Familie etc. gaben, wurden die Anzeigen zum 19. und 20. Jahrhundert zunehmend mit Euphemismen umschrieben. Diese verschleierten Sprachgebilde veranschaulichen nochmals den stark kommunikationsgehemmten Bereich des Todes.[55]
So wird der Tod, der früher gegenwärtig und vertraut war, ARIÈS zufolge zu einem verbotenen Objekt.[56] Dabei ist nicht ganz deutlich herauszustellen, welches Phänomen Ursache und welches Folge ist: die Verlagerung des Sterbeortes oder die Weigerung der modernen Gesellschaft, den Tod als Teil des Lebens zu akzeptieren. Die Ursachen für eine Kommunikationsunfähigkeit über das Thema Tod sind jedoch soziologisch und psychologisch erklärbar: Da der Tod die Begrenztheit menschlichen Leistungsvermögens ist, stört er die gesellschaftliche Funktionsfähigkeit und wird deshalb sozial ignoriert und öffentlich verschwiegen (soziologisches Erklärungsmuster). Außerdem neigen Menschen schon Freud zufolge dazu, besonders unangenehme und bedrohliche Gefühlsregungen und Vorstellungen aus dem Bewusstsein zu verdrängen, damit sie unbehindert weiterleben können (psychologisches Erklärungsmuster).[57]
Diese Verhaltensmuster zum Umgang mit Sterben, Tod und Trauer führen dazu, dass Todesängste von Sterbenden nicht geäußert werden und auch die Mitmenschen von Sterbenden oder Verstorbenen und Trauernden mit Angst und Hilflosigkeit reagieren, was einen sozialen Rückzug der Betroffenen zur Folge hat. Über Ängste, besonders über Todesängste, wird in der Öffentlichkeit eben nicht gerne konferiert.[58] Die eigene Bedrohung vom Tod und die damit verbundenen Ängste sind nicht zuletzt auch Gründe dafür, Kinder von diesem Thema fernzuhalten. Eine Verarbeitung und humane Bewältigung des Todes, ob es der eigene oder die Trauer eines verstorbenen Mitmenschen ist, kann allerdings nur dann gelingen, wenn man sich mit diesem Thema intensiv auseinandersetzt. Ziel muss es daher sein, die Verleugnung und Verdrängung des Todes in der modernen Gesellschaft zu überwinden und den Tod als natürlichen Bestandteil des Lebens erfahrbar zu machen und zu akzeptieren.
2.2.2 Der akzeptierte Tod
Der akzeptierte Tod spiegelt die Gegenbewegung zum verbotenen Tod wieder und zielt auf die Bejahung des Todes in der modernen Gesellschaft ab. Diese beginnt mit einer Auseinandersetzung mit dem Tod, dessen Bewusstsein folglich für eine sinnvolle Lebensgestaltung grundlegend ist. Mit dem Sterblichkeitsbewusstsein lernt der Mensch, bewusst zu leben, Prioritäten zu setzen und sein Leben sinnvoll zu nutzen. Dabei gewinnt er an Freiheit und Gelassenheit. „Der akzeptierte Tod fordert die Fähigkeit ein, loslassen zu können, zum einen, um den Sterbenden gehen zu lassen, zum anderen, um nach dessen Tod weiterleben zu können.“[59] Dies erfordert ein gewisses Maß an Trauerfähigkeit, die durch eine Enttabuisierung und Entprivatisierung wesentlich erleichtert wird. Es ist wichtig, gemeinsam trauern zu können. Dabei müssen alle Beteiligten die Möglichkeit haben, in unterschiedlicher Art und Weise ihre Gefühle ausdrücken zu können, z.B. durch Weinen oder durch kreative Formen wie Schreiben oder Malen. Entscheidend ist dabei, dass Tod und Trauer in Gedanken und Gefühlen wahrgenommen und zugelassen werden statt zu verdrängen. Ein wesentlicher Bestandteil des akzeptierten Todes ist auch die Fähigkeit der Sterbebegleitung, die eine intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Todesängsten, der eigenen Trauerfähigkeit und der eigenen Überwindung von Kommunikationshemmungen erfordert.[60]
In den vergangenen Jahren ist das Thema Tod ansatzweise wieder in den Alltag der Menschen eingedrungen. Diese leichte Entwicklung hat sich weitgehend durch das Interesse verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen an diesen Themenbereich vollzogen. Auch eine politische Anerkennung zeigt sich besonders durch die finanzielle Förderung ambulanter und stationärer Hospize, deren Anzahl zunehmend steigt. Allerdings werden die Sterbenskranken meiner Ansicht nach durch diese neuen Einrichtungen wieder in ein eigenes Blickfeld katapultiert. Besser ist daher ein gemeinsames Zusammenleben. Aber zumindest wird das Thema 'Sterben' von den Politikern aufgegriffen und nicht ignoriert. Sozialarbeiter knüpfen aktiv daran an, indem sie ihre Tätigkeit bewusst auf die Arbeit mit Menschen in Verbindung bringen, die in absehbarer Zeit sterben werden. Wenn diese Ansätze auch nur auf einen geringen Teil unserer Gesellschaft zutreffen, so sollte doch daran angeknüpft und den bisher tabuisierten Themenbereich von Sterben, Tod und Trauer wieder in das Bewusstsein der gesamten Gesellschaft gebracht werden, damit entsprechende Möglichkeiten geschaffen und akute Trauersituationen wie auch die Einsicht des Todes besser bewältigt und akzeptiert werden können.
3. Psychologische Aspekte von Tod und Trauer
3.1 Begriffsbestimmung der Thanatopsychologie
Die Definitionsbestimmungen des Forschungsgegenstandes der Thanatopsychologie sind weitgehend einstimmig, daher wird an dieser Stelle nur die Definition nach WITTOWSKI (1991) aufgeführt. Demnach hat die Thanatopsychologie
[...] jenes Erleben und Verhalten des Menschen zum
Gegenstand, das einerseits durch das Wissen um die eigene
Endlichkeit und andererseits durch die Begegnung mit dem Tod
und Sterben anderer Menschen ausgelöst wird.[61]
Der Forschungsgegenstand bezieht sich dabei auf
[...]Einstellungen zum Tod, kognitive Deutungsmuster des Todes [...],
affektive und emotionale Reaktionen auf den Tod [...], historische und
kulturelle Unterschiede in der Bewältigung des Todes [...], soziologische
Aspekte des Todes[...], philosophische Anthropologie des Todes, die Bedeutung
des Todes für die Menschen [...], die Psychodynamik des Sterbenden [...] u.ä.m.[62]
Die Thanatologie umfasst acht zentrale Themen, die der Vollständigkeit wegen nur kurz genannt werden:
- Todesvorstellungen und ihre Entwicklung
- Einstellungen zum Tod
- Vortoderfahrungen
- Sterbeprozess
- Sterbebeistand
- Interaktion mit Sterbenden
- Sterben als psychosoziales Verhalten
- Trauer[63]
Da die Aspekte der Trauer, des Sterbeprozesses und der Vortoderfahrungen bereits in den Punkten 1.1. und 1.2. des I. Kapitels ausführlich behandelt wurden, werde ich mich im Folgenden nur noch auf die Entwicklung des Todeskonzeptes von Kindern und Jugendlichen und den damit verbundenen Aspekten beziehen. Alle anderen Aspekte würden für das Thema dieser Arbeit zu weit führen.
3.2 Die Entwicklung des Todeskonzeptes bei Kindern und Jugendlichen
Die Erfassung einer Konzeptentwicklung bei Kindern und Jugendlichen zum Thema Sterben und Tod verlangt eine genauere Betrachtung der Entwicklung auf der kognitiven, emotionalen und affektiv-dynamischen Ebene:
3.2.1 Kognitive Entwicklung
Die Entwicklung des kindlichen Todeskonzeptes richtet sich nicht nur nach dem Alter, vielmehr haben Sozialisationseinflüsse und konkrete Erlebnisse mit dem Tod eine ebenso große Bedeutung hinsichtlich einer solchen Entwicklung. Daher dienen die Altersangaben lediglich einer Orientierung. Der Schwerpunkt liegt in diesem Zusammenhang auf der ergebnisorientierten Denkstruktur des Kindes.
Die Erfassung kognitiver Entwicklungen und Einstellungen bis zu fünf Jahren ist besonders schwierig, da sich das kindliche Sprach- und Darstellungsvermögen in diesem Alter noch erheblich von dem der Erwachsenen unterscheidet. In der Regel wird davon ausgegangen, dass Kinder unter drei Jahren noch keinerlei Vorstellungen von dem Tod haben. Die erste und gravierenste Verlusterfahrung ist für jeden Menschen die Geburt als Loslösung aus dem Mutterleib. Weitere Verlusterfahrungen, die mit Tod und Sterben verbunden sind, erfahren Kinder in diesem Alter eher selten.[64]
Nach JEAN PIAGET ist das Kleinkindalter von sechs Kausalverständnissen geprägt, die zum Teil eine direkte Signifikanz für die Entwicklung des kindlichen Todeskonzeptes haben:
Das psychologische Kausalverständnis ist das früheste und
beständigste und impliziert, dass alle Dinge beseelt seien und somit
dem Kind motivational vergleichbar.
Das finalistische Denken beschreibt die Annahme, alles Geschehene
sei auf einen Zweck (oftmals in Bezug auf das Kind) ausgerichtet.
Sofern eine beliebige Aktivität eine gewünschte Wirkung hervorruft,
ohne dass ein tatsächlicher Kausalzusammenhang besteht, spricht man
von magischer Kausalität.
Die moralische Kausalität besagt, dass die Dinge durch moralische Gesetze,
denen sie gehorchen, motiviert sind.[65]
Das Kausalverständnis des Kindes erklärt auch, dass die drei Abgrenzungskriterien der Irreversibilität (der Tod ist unwiderruflich), der Universalität (der Tod betrifft alle Menschen) und der Inevitabilität (der Tod ist unvermeidlich) in diesem Alter emotional und kognitiv noch nicht erfasst werden können.[66] Da das Kind noch nicht zwischen tot und lebendig unterscheiden kann, schreibt es auch leblosen Dingen wie z.B. Teddybären oder Steinen Attribute des Lebens zu. Alles, was sich bewegt, ist für das Kind lebendig. Tot sind Dinge, die sich nicht mehr bewegen können. Demnach stellt der Tod für das Kind einen zeitlich begrenzten Zustand dar, der sich durch seinen Einfluss wieder bewegen kann und folglich wieder lebendig wird.[67] Der Tod ist für das Kind also ein reversibler Vorgang, der durch den Wunsch des Kindes, also durch sein magisches Denken, wieder rückgängig gemacht werden kann. Daher ist das Kleinkind auch davon überzeugt, dass es unsterblich ist. Der Tod wird also nicht als universal anerkannt, da das Kind ja selbst nicht davon betroffen zu sein scheint. Diese Denkweise impliziert gleichzeitig die Inevitabilität in der Denkstruktur des Kindes, denn es geht davon aus, dass der Tod für ihn selbst vermeidlich ist. Auch das Zeitverständnis ist bei dem Kind eine andere als bei Erwachsenen. PIAGET unterteilt die Entwicklung des Zeitbegriffes in drei Stadien entsprechend der allgemeinen Denkentwicklung:
In dem präoperatorischem Stadium (2.-6. Lebensjahr) ist die Denkleistung
an konkrete Handlungen und unmittelbare Anschauung gebunden...Es
(das Kind) lebt in der Gegenwart, im Hier und Jetzt, so daß es mit seinem
Zeitgefühl vor allem mit dem Jetzt beschäftigt ist... Mit dem siebten
Lebensjahr beginnt nach Piaget das Stadium der konkreten Denkoperation.
So wird das Zeitgefühl mit dem siebten Lebensjahr zwar zunehmend
praktischer, detaillierter und folgerichtiger ,aber es ist noch an konkrete
Vorstellungen gebunden. Das Kind ist sich des Ablaufs der Zeit bewußt, den es
aus dem Nacheinander der Ereignisse erschließt.. .Nach Piaget beginnt mit dem
zwölften Lebensjahr das Stadium der formalen Operationen. In diesem Stadium sind die Denk-leistungen nicht mehr an konkrete Vorstellungen gebunden. Sie sind formal-abstrakt, deduktiv und hypothetisch. Der Zeitbegriff ist nicht mehr anschaulich. Deshalb nennt Piaget ihn auch ´operativen Zeitbegriff´.[68]
Das zirkuläre Zeitverständnis des Kindes ergibt sich aus der prozess- und ergebnisorientierten Denkstruktur. Das Kind versucht also, wie schon erwähnt, Kausalzusammenhänge zu erkennen und nachzuvollziehen. Das psychologische Kausalverständnis führt somit zu der Vermutung des Kindes, dass das Leben von alternierenden Todes- und Auferstehensphasen gekennzeichnet ist.
MARIE NAGY unterscheidet drei Entwicklungsstufen aufgrund ihrer Untersuchungen zum kindlichen Todesverständnis:[69]
Drei bis fünf Jahre
Das Kind verleugnet den Tod als normalen und endgültigen Vorgang und betrachtet ihn als Übergang zu einem weiteren Leben. Für das Kind ist der Tod reversibel, also nur vorübergehend. Der Egozentrismus des Kindes führt zu der Annahme, dass die Welt nach seinen Wünschen und Vorstellungen funktioniert.
Fünf bis neun Jahre
Diese Phase ist von einer Personifizierung des Todes gekennzeichnet, die sich beispielsweise als Totenmann darstellt. Nach der Auffassung des Kindes sterben nur diejenigen Menschen, die von dem Totenmann geholt werden, so dass der Tod als vermeidlich angesehen wird.
Ab neun Jahre
Ab ca. neun Jahren weiß das Kind, dass der Tod unvermeidlich ist und kennt nun das Resultat der Zersetzung des menschlichen Körpers. Es hat nun eine realistische Vorstellungskraft im Hinblick auf den Tod und das allgemeine Weltbild.
Eine ähnliche Stufenfolge zur kindlichen Entwicklung hat GESELL 1971 herausgefunden.[70]
3.2.2 Affektiv-dynamischer Aspekt
Der affektiv-dynamische Aspekt stellt eine Ergänzung zum kognitiven Aspekt dar und basiert auf episodischen Beobachtungen. Mit diesem Bereich haben sich zahlreiche Autoren wie z.B. KÜBLER-ROSS, RAIMBULT und STERN befasst. ALEXANDER und ADLERSTEIN fanden mit Hilfe der Wortassoziationsmethode heraus, dass sich bei den Fünf- bis Achtjährigen und den 13- bis 16-jährigen im Zusammenhang mit Todesworten ein gesteigerter Affekt zeigte, obwohl die Kinder und Jugendlichen dem Tod gegenüber vorab Gleichgültigkeit annoncierten. Im Alter von neun bis zwölf Jahren war eine Phase der Beruhigung festzustellen, d.h. in diesem Alter konnten keine gesteigerten Affekte nachgewiesen werden.[71]
RAIMBULT appelliert an die Erwachsenen, dem Wunsch der Kinder, Krankheit und Tod zum Thema zu machen, nachzugehen, denn sie wollen wie die Erwachsenen frühzeitig und kontinuierlich integriert werden.[72] Dabei ist es wichtig, das kindliche Todeskonstrukt zu verstehen und die Unterschiede zu den Erwachsenen zu kennen. Voraussetzung für eine Konfrontation mit Sterben und Tod in der Erziehung ist aber außerdem vor allem das Verständnis für die emotionale Enwicklungskomponente, die Gefühle, Ängste, das kindliche Gemüt sowie die kindliche Sensibilität und Phantasie mit einbezieht. Deshalb muss jede Sterbeerziehung vorerst emotional und dann intellektuell verlaufen.
3.2.3 Emotionale Komponente
3.2.3.1 Todesangst und Todesfurcht
Die Todesangst ist eine der wesentlichsten emotionalen Faktoren des kindlichen Todesverständnisses. Bevor ich aber auf die Angst des Kindes eingehe, möchte ich zunächst die Begriffe 'Angst' und 'Furcht' klären und voneinander abgrenzen. Furcht ist eine Reaktion auf eine spezifische Bedeutung.[73] Auf den Tod bezogen können sechs wichtige Dimensionen der Todesfurcht unterschieden werden. Diese sind die Furcht vor:[74]
- dem Totsein
- der Endlichkeit des Lebens
- der physischen Zerstörung
- postmortalem Geschehen und
- dem Prozess des Sterbens
Angst hingegen ist ein unspezifisches und objektloses Phänomen. Die Bedrohung bei der Angst betrifft eine tiefere Ebene der Persönlichkeit, denn damit ist das gesamte Sicherheitssystem einer Person bedroht.[75] Da die Angst im Inneren der Person existiert, kann sie nicht zum Objekt gemacht werden. „Die Angst zielt auf das Zentrum, die Furcht auf die Peripherie.“[76] Daher verhindert die Furcht eine Bedrohung des Zentrums, wenn sie aktiv bewältigt werden kann. Andererseits kann sie sich wieder in Angst umwandeln. WITTOWSKI unterscheidet die Angst vor dem eigenen Tod, die sich auf die irreversible Auslöschung des Individuums bezieht, und die Angst vor dem Tod anderer, welche den Verlust persönlicher Bedingungen und Beziehungen nach sich zieht.[77]
3.2.3.2 Todeserleben und Todesangst bei Kindern und Jugendlichen
Die Angst des Kindes vor dem Tod ist sowohl von der kognitiven Entwicklung als „kindliches Sterblichkeitswissen“[78] sowie von sozialen und situativen Lebenskontexten abhängig. Demnach ist der affektive Umgang des Kindes mit dem Tod in Ausmaß und Ursprung keineswegs äquivalent zu dem des Erwachsenen. Eine solche Gleichsetzung erfolgt beispielsweise bei SIGMUND FREUD, wenn er, wie andere Autoren, von einer völligen Freiheit von Todesängsten bei Kindern ausgeht, weil er lediglich bei dem kognitiven Aspekt ansetzt.[79] Daher werde ich im Folgenden bei dem Realitätsempfinden des Kindes ansetzen, um emotionale Faktoren des kindlichen Todesverständnisses näher erörtern zu können.
Da der Tod im Kleinkindalter als reversibler Vorgang verstanden wird, richtet sich die Todesangst in diesem Alter vorwiegend auf den Trennungsschmerz, der mit dem Verlusterlebnis ausgelöst wird.[80] Die verbindliche Abhängigkeit von den Objekt- und Subjektbeziehungen konstatieren den Tod der Eltern als unmittelbare Bedrohung des Kindes. Zudem führt das finalistische Denken zu der Annahme, die durch den Tod hervorgerufene Trennung sei die direkte Folge einer Bestrafung für das eigene 'ungehorsame' Verhalten.[81] Eine solche Gleichsetzung von Tod und Trennung führt infolgedessen zu Schuldgefühlen beim Kind. Kleinkinder sind durch den Tod also durchaus affektiv betroffen. Ab dem fünften Lebensjahr ist die Angst um den Tod der Mutter oder einer anderen nahen Bezugsperson besonders stark ausgeprägt. Die Furcht vor dem Tod vergrößert sich durch weitere sachliche Kenntnisse. Vor allem die Erkenntnis über Irreversibilität und die Personifizierung des Todes, also die Lösung der magischen Kausalität, führt zu großer Todesangst.[82] In diesem Stadium beginnt für das Kind auch die Entdeckung des linearen Zeitgefühls. Das Bewusstsein, dass jeder Mensch von dem Tod betroffen sein wird, führt zu einer weiteren Zunahme der Furcht. Allerdings wird dem Kind die Universalität meist lange verschwiegen, was beim Kind große Angst auslöst, da es annimmt, dass es sich bei dem „Geheimnis“[83] um etwas Furchtbares handelt. Dies führt dazu, dass das Kind ab dem achten Lebensjahr vermehrt nach der Zeit des Todes fragt und eigene Konzepte entwickelt, z.B. Verdrängung der Angst durch Gedanken an die Unsterblichkeit, endlose Seelenwanderung, welche der christlichen Auferstehungslehre entspricht (diese Gedanken müssen aber nicht unbedingt mit einer Religionszugehörigkeit zusammenhängen, sondern dienen dem eigenen Schutz), oder eine nachlassende Beschäftigung mit der Thematik.[84] Mit Beginn des pubertären Prozesses werden Abwehrmechanismen gegen die Angst weiter aufgebaut und im Laufe der Identitätsfindung perfektioniert.[85] Um einen sinnvollen Umgang mit Tod und Sterben in der Gesellschaft erreichen zu können ist es allerdings unabdingbar, dass bereits Kinder einen angstfreien Umgang mit dieser Thematik erlernen. Dieses setzt bei den Bezugspersonen und pädagogischen Betreuern sowie bei allen anderen Erwachsenen die Fähigkeit zur Kommunikation, Eingestehung der eigenen Ängste und Unwissenheit sowie das Akzeptieren unterschiedlicher Zugänge auf Sinnfragen voraus. Erst dann kann sich ein verändertes Lebenskonzept in unserer Gesellschaft entwickeln.
3.2.3.3 Todesbedrohung und Todesangst im Erleben sterbenskranker Kinder und ihrer Eltern
Das sterbenskranke Kind entwickelt zumindest auf vorbewusster Ebene meistens ein intuitives Gespür für die Tatsache, dass seine lebensbedrohliche Krankheit zum Tod führt. Nach BÜRGIN wird die Form und der Inhalt dieses Wissens von der Ausgestaltung seiner kognitiven und emotionalen Konzepte über Krankheit, Leben und Tod beeinflusst.[86] Diese Tatsache wird jedoch von Familienangehörigen und Krankenhauspersonal meist bestritten, wohinter oft die eigene Angst vor dem Tod, der eigenen Machtlosigkeit sowie die Angst vor Fragen und Verzweiflungsreaktionen von Seiten des Kindes stehen. Die Abwehrmechanismen der Erwachsenen führen zwar zum einen zu der Gewissheit um das baldige Sterben, aber gleichzeitig zur Leugnung der damit einhergehenden Gefühle, die das Kind stark belasten.[87] Zu der besorgniserregenden Krankheit kommt also noch erschwerend hinzu, dass das Kind sich einsam und mit seiner Verlustangst, Hilflosigkeit, Wut und Trauer alleine gelassen fühlt.[88] Die Rat- und Hilflosigkeit der Angehörigen führt nur noch mehr zur Beunruhigung und Verwirrung beim Kind und löst bei diesem Wut, Auflehnung, Enttäuschung und die Entstehung weiterer Ängste aus.[89] Diese Ängste resultieren außerdem aus der Trennung von der Familie sowie aus dem fortschreitenden Verlust vieler Körperfunktionen. Letzteres ist nach FREUD und BERGMANN besonders belastend, weil die Beherrschung der Körperfunktionen wichtige Stationen auf dem Weg der Ich-Entwicklung sind, auf die ein Kind besonders stolz ist.[90] Die Regression macht dem Kind deutlich, dass es wieder mehr auf die Hilfe und Unterstützung seiner Familie angewiesen ist, so dass es sich bemüht, keine Divergenzen aufkommen zu lassen. Die Verlustangst des sozialen Kontakts äußert sich häufig durch Schweigen und Rückzug, da dem Kind seine Andersartigkeit durch die Verhaltensweisen seiner Umwelt unmissverständlich vor Augen geführt wird. Die soziale Isolation weitet sich auch auf Freunde und Spielkameraden aus, denn eine Kontaktaufnahme von diesen wird immer seltener, da sie sich einerseits durch Unsicherheit emotional entfernen und andererseits, weil sie sich mit dem Wissen, dass die Beziehung mit dem Tod des Freundes auseinandergeht, weniger um eine Aufrechterhaltung der Freundschaft bemühen.[91]
Eine todbringende Krankheit ist häufig auch mit Schuldgefühlen verbunden, die vor allem aus dem finalistischen und moralischen Kausalverständnis des Kindes resultieren. Deshalb ist gerade das sterbenskranke Kind auf offene Gespräche und einen vertrauensvollen Umgang mit seinen Angehörigen angewiesen, damit diese dem Kind bei der Bewältigung seiner Ängste und Schuldgefühle angemessene Hilfestellung gewähren können. Das Signalverhalten des Kindes, das sich durch Symptome wie Schweigen, Resignation, Apathie und Isolation äußert, darf nicht als 'Verhaltensstörung' oder 'misslungener Anpassungsversuch' abgetan werden. Vielmehr muss das Kind gerade in seiner desolaten Lage ein hohes Maß an Liebe, Geborgenheit, Vertrautheit und Offenheit erfahren, damit es das Beste aus seiner Situation machen kann.
3.3. Religiöse Einflüsse auf die Vorstellungen von Tod
Im Vorangegangenen wurde bereits gezeigt, dass sich das kindliche Todesverständnis im Verlauf der kindlichen Entwicklungsstufen verändert. Diese Entwicklung wird von vielen Faktoren beeinflusst, z.B. durch das Verhalten der Eltern, das vor allem durch deren Reaktionen auf den Tod und deren Bereitschaft, Kinder aktiv am Trauerprozess teilnehmen zu lassen, bestimmt ist.[92] Auch die religiösen Vorstellungen der Eltern und die Deutungen des Todes im Begräbnisritual sind für die religiös-weltanschaulichen Überzeugungen der Kinder sehr bedeutsam. In der Gesamtgesellschaft ist der christliche Auferstehungsglaube zwar stark zurück gegangen, jedoch spendet er besonders Kindern insofern Trost, weil er ihre Verdrängung von der Vorstellung der Verwesung des Leichnams durch Hoffnungsbilder auf ein Leben nach dem Tod verstärkt.[93] Der Unsterblichkeitsglaube entwickelt sich beim Kind also unabhängig von katholischer, protestantischer oder einer anderen Religionszugehörigkeit.[94] Die gegenwärtige Todesangst verliert somit ihren Schrecken. Der Glaube an die Wiedergeburt oder das ewige Leben dient als kultureller Angstpuffer und verhilft den Gläubigen bei der Bewältigung der Todesangst. Darüber hinaus haben Religionen die Funktion, dem menschlichen Leben einen Sinn zu geben.[95] Das kindliche Interesse am Jenseits ist vor allem dann besonders ausgeprägt, wenn es sich vornehmlich auf die positiven Seiten konzentriert. Aus den Jenseitsvorstellungen lassen sich vier Idealtypen abstrahieren:
1. Nach dem Tod ist alles vorbei und danach kommt nichts mehr.
2. Im Jenseits existiert ein geistiger Teil des Menschen weiter fort, zu dem man unter Umständen sogar Kontakt aufnehmen kann.
3. Es gibt Himmel und Hölle. (Christlicher Auferstehungsglaube)
4. Am Ende eines Lebens wird man wiedergeboren. (Reinkarnationsvorstellungen)[96]
[...]
[1] Johann Christoph Hampe: Sterben ist doch ganz anders – Erfahrungen mit dem eigenen Tod. 4. Aufl., Stuttgart: Kreuz Verlag 1995, S. 33.
[2] Vgl. http://www.altenpflege-tod-und-sterben.de/was_ist_der_tod.html. 28.11.02, S. 1
[3] Hildegard Iskenius-Emmler: Psychologische Aspekte von Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen. Reihe IV, Frankfurt am Main: Verlag Peter Lang GmbH 1988, S. 10.
[4] Ebd. S. 10.
[5] Vgl. Ebd. S. 10.
[6] Vgl. http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/0,1872,2007735,00.html. 28.11.02., 1.
[7] Vgl. http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/0,1872,2007735,00.html. 28.11.02., S. 2.
[8] Vgl. Hildegard Iskenius-Emmler: Psychologische Aspekte von Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen. S. 96 ff.
[9] Vgl. Ingo Borm: http://lebensgedanken.de/phase.htm. 28.11.02, S. 1ff.
[10] Vgl. Ingo Borm: http://lebensgedanken.de/phase.htm. 28.11.02, S. 5.
[11] Vgl. Elisabeth Kübler-Ross: Über den Tod und das Leben danach. 16. Aufl., Neuwied: Verlag „Die Silberschnur“ 1994, S. 57.
[12] Vgl. Raymond A. Moody: Leben nach dem Tod. Die Erforschung einer unerklärlichen Erfahrung. Rororo Sachbuch, Reinbek: Rowohlt 1997.
[13] Vgl. Elisabeth Kübler-Ross: Über das Leben und das Leben danach. S.67.
[14] Vgl. Ebd. S. 78.
[15] Vgl. Raymond A. Moody: Leben nach dem Tod. S. 28.
[16] Vgl. Ebd. S. 81ff.
[17] Vgl. Elisabeth Kübler-Ross: Über den Tod und das Leben danach. S. 34.
[18] Vgl. http://home.arcor.de/anne-liese/nah.htm. 28.11.02, S. 1.
[19] Vgl. . http://home.arcor.de/anne-liese/nah.htm. 28.11.02, S. 2.
[20] Ingun Spiecker-Verscharen: Kindheit und Tod – Die Konfrontation mit dem Tod in der modernen Kinderliteratur. Studien zur Kinder- und Jugendmedien-Forschung. Bd. 9 Frankfurt am Main: Haag + Herchen Verlag GmbH 1982, S. 21.
[21] Vgl. Ingun Spiecker-Verscharen: Kindheit und Tod. S. 21.
[22] Ebd. S. 21.
[23] Vgl. Ebd. S. 22.
[24] Ebd. S. 23.
[25] Vgl. Ebd. S. 24 f.
[26] Yorick Spiegel: Der Prozeß des Trauerns – Analyse und Beratung. 8. Aufl., Gütersloh: Kaiser Taschenbuch Verlag 1995, S. 57ff.
[27] Vgl. Ingun Spiecker-Verscharen: Kindheit und Tod. S. 96 f.
[28] Vgl. Yorick Spiegel: Der Prozeß des Trauerns. S. 57ff.
[29] Vgl. Ebd. S. 107.
[30] Vgl. Yorick Spiegel: Der Prozeß des Trauerns. S. 57ff.
[31] Ebd. S. 63.
[32] Vgl. Yorick Spiegel: Der Prozeß des Trauerns. S. 64 f.
[33] Hildegard Iskenius-Emmler: Psychologische Aspekte von Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen. S. 108.
[34] Vgl. Yorick Spiegel: Der Prozess des Trauerns. S. 68.
[35] Vgl. Ebd. S. 69.
[36] Vgl. Hildegard Iskenius-Emmler: Psychologische Aspekte von Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen. S. 110 f.
[37] Vgl. Yorick Spiegel: Der Prozeß des Trauerns. S. 75.
[38] Vgl. Punkt 1.1.2. S. 5 f.
[39] Vgl. Ingun Spiecker-Verscharen: Kindheit und Tod. S. 25.
[40] Vgl. Ebd. S. 25 ff.
[41] Vgl. Ingun Spiecker-Verscharen: Kindheit und Tod. S. 27.
[42] Vgl. Klaus-Ulrich Neulinger: Schweigt die Schule den Tod tot? – Untersuchungen - Fragestellungen - Analysen. München: Manz Verlag 1975, S. 18.
[43] Vgl. Ebd. S. 18.
[44] Vgl. Ebd. S. 18.
[45] Vgl. Stefan Stockhausen: http://www.stockhausenhausenonline.de/Diplom/teil1.htm. 10.12.02, S.17.
[46] Vgl. Christoph Th. Scheilke / Friedrich Schweitzer (Hrsg.): Musst du auch sterben? – Kinder begegnen dem Tod. Religion im Alltag des Kindergartens. Bd. 3, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus und Lahr: Verlag Ernst Kaufmann 2000, S. 53.
[47] Vgl. Hildegard Iskenius-Emmler: Psychologische Aspekte von Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen. S. 47.
[48] Vgl. Christoph Th. Scheilke / Friedrich Schweitzer, (Hrsg.): Musst du auch sterben? S. 53.
[49] Vgl. Ebd. S. 53.
[50] Hildegard Iskenius-Emmler: Psychologische Aspekte von Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen. S. 50.
[51] Vgl. Hildegard Iskenius-Emmler: Psychologische Aspekte von Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen. S. 48 f.
[52] Vgl. Christoph Th. Scheilke, / Friedrich Schweitzer (Hrsg.): Musst du auch sterben? S. 53.
[53] Ebd. S. 54.
[54] Vgl. Ebd. S. 54.
[55] Vgl. Werner Fuchs: Todesbilder in der modernen Gesellschaft. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1969, S. 83.
[56] Vgl. Susanne E. Rieser: Sterben, Tod und Trauer – Mythen, Riten und Symbole im Tirol des 19. Jahrhunderts. Innsbruck: Verlag des Institituts für Sprachwissenschaft der Universität Innsbruck, 1991, S. 17.
[57] Vgl. Christoph Th. Scheilke / Friedrich Schweitzer, (Hrsg.): Musst du auch sterben? S. 54f.
[58] Vgl. Klaus-Ulrich Neulinger: Schweigt die Schule den Tod tot? S. 21.
[59] Stefan Stockhausen: http://www.stockhausen.de/Diplom/teil1.htm. 10.12., S. 7.
[60] Vgl. Stefan Stockhausen: http://www.stockhausen.de/Diplom/teil1.htm. 10.12., S. 8.
[61] Stephanie Reuter: Tod und Sterben – ein Thema für den Schulunterricht. Konzeption und Evaluierung einer Unterrichtsreihe zum Thema “Tod und Sterben“ für Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe. Frankfurt am Main: Verlag Peter Lang GmbH 1994, S. 50.
[62] Erika Fischer: Todesvorstellungen von Jugendlichen. Eine empirische Untersuchung zu kognitiven Todesvorstellungen und emotionalem Todeserleben jugendlicher Hauptschüler. 2. Aufl., Regensburg: S. Roderer Verlag 1990, S. 50.
[63] Vgl. Andreas Klug: Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach. 1. Aufl., Aachen: Verlag Mainz 1997, S. 3-4.
[64] Vgl. Stefan Stockhausen: www.stockhausenonline.de/Diplom/teil2.htm. S.5.
[65] Ebd. S. 4.
[66] Vgl. Ebd. S. 6.
[67] Vgl. Ebd. S. 6.
[68] Stefan Stockhausen: www.stockhausenonline.de/Diplom/teil2.htm. S. 5.
[69] Vgl. Erika Fischer: Todesvorstellungen von Jugendlichen. S. 56 ff.
[70] Die Entwicklung nach Gesell ist in dem Buch Todesvorstellungen von Jugendlichen auf den Seiten 53-56 nachzulesen.
[71] Vgl. Erika Fischer: Todesvorstellungen von Jugendlichen. S. 66.
[72] Vgl. Ebd. S. 57.
[73] Vgl. Randolph Ochsmann: Angst vor Sterben und Tod. In: Ulrich Becker / Klaus Feldmann / Friedrich Johannsen: Sterben und Tod in Europa – Wahrnehmungen, Deutungsmuster, Wandlungen. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 1998, S. 86.
[74] Vgl. Ochsmann; Randolph: Angst vor Sterben und Tod. In: Ulrich Becker / Klaus Feldmann / Friedrich Johannsen: Sterben und Tod in Europa. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 1998, S. 88.
[75] Vgl. Ebd. S. S. 86.
[76] Ebd. S. 87.
[77] Vgl. Ebd. S. 87.
[78] Vgl. Punkt 1.2.1., S. 10 f.
[79] Vgl. Stefan Stockhausen: www.stockhausenonline.de/Diplom/teil2.htm, S.22.
[80] Vgl. Stefan Stockhausen: www.stockhausenonline.de/Diplom/teil2.htm. S. 22.
[81] Vgl. Ebd. S.22.
[82] Vgl. Ebd. S. 25.
[83] Vgl. Stichwort: 'Verbotener Tod', Punkt 2.2.1., S. 20 ff.
[84] Vgl. Stefan Stockhausen: www.stockhausenonline.de/Diplom/teil2.htm. S. 26.
[85] Vgl. Stefan Stockhausen: www.stockhausenonline.de/Diplom/teil2.htm. S. 26 f.
[86] Hildegard Iskenius-Emmler: Psychologische Aspekte von Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen. S. 197 f.
[87] Vgl. Ebd. S. 198.
[88] Vgl. Ebd. S. 198.
[89] Vgl. Ebd. S. 198 f.
[90] Vgl. Hildegard Iskenius-Emmler: Psychologische Aspekte von Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen. S. 202.
[91] Vgl. Stichwort 'sozialer Tod', Punkt 2.2.2.
[92] Vgl. Paul Schladoth: Erfahrungen der Kinder mit Sterben und Tod – eine Herausforderung für den christlichen Erzieher. In: Klemens Richter (Hrsg.): Der Umgang mit den Toten – Tod und Bestattung in der christlichen Gemeinde. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder 1990, S. 122.
[93] Vgl. Stefan Stockhausen: www.stockhausenonline.de/Diplom/teil2.htm. S. 19.
[94] Vgl. Paul Schladoth: Erfahrungen der Kinder mit Sterben und Tod. S. 122 f.
[95] Vgl. Andreas Klug: Einstellungen zu Sterben, Tod und Danach. S. 163.
[96] Vgl. Stefan Stockhausen: www.stockhausenonline.de/Diplom/teil2.htm. S.19 f.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Soz.-Päd. Renate Lohmann (Autor:in), 2003, Vergleich zweier Kinderbücher zum Thema "Tod und Trauer". Kübler-Ross' "Die unsichtbaren Freunde" und Hermanns und Solé-Vendrells "Du wirst immer bei mir sein", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51452
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