Alterität in Bilderbüchern. Eine Bilderbuchanalyse des Silent Books “Fledereule Eulenmaus” von Marie Louise Fitzpatrick


Hausarbeit (Hauptseminar), 2019

26 Seiten, Note: 1,5

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Bilderbuch

3. Silent Book
3.1 Definition
3.2 Silent Books und die Sprachenvielfalt in der Schule

4. Interkulturalität

5 Fremde in der interkulturellen Literaturwissenschaft
5.1 FremdheitundAlterität
5.2 Facetten der Fremde
5.3 Modi des Fremderlebens
5.4 Empathie
5.5 Die psychologische Erklärung für Vorurteile

6 Analyse des ausgewählten Bilderbuches
6.1 ParatextuelleundMaterielleDimension
6.2 Narrative Dimension
6.3VerbaleDimension
6.4 Bildliche Dimension
6.5 lntermodaleDimension
6.8 lnterpretation

7. Einsatzmöglichkeit in der Grundschule

8. Fazit

Quellenangaben
Primärliteratur:
Sekundärliteratur:

1. Einleitung

Alterität und die damit verbundene Angst vor dem Fremden ist eine Erscheinung, welche in der gesamten Menschheitsgeschichte zu finden ist. Auch in der heutigen Zeit ist das Thema omnipräsent.1 Angesichts von Flüchtlingskrisen, steigender Migration und der Verkleinerung der Welt, sind kulturelle Differenzen und das Empfinden von Fremde allgegenwärtig und im öffentlichen Interesse. Eine Vielfalt von Kulturen auf einem engen Ballungsraum führt vielerorts zu Fremdenhass und Rassismus. Das könnte mit ein Grund dafür sein, dass sich diese Thematik in der Kinder- und Jugendliteratur etabliert hat. Es werden Importe “aus anderen Sprachen und kulturellen Kontexten genutzt” (Hurrelmann, Richter 1998, 7), um Begegnungen mit diesem Motiv zu schaffen, welche das Fremde aufheben, es näher bringen und es verständlicher machen sollen. Kinder begegnen neuen, noch unbekannten Dingen aufgeschlossener als Erwachsene, welche sich im Laufe ihres Lebens an ihre Kultur und Lebensweise gewöhnt haben. Kinder sind unvoreingenommener und oftmals neugierig. Dies kann man nutzen und ihnen durch Kommunikation interkulturelles Lernen ermöglichen.2 Die vorliegende Bilderbuchanalyse setzt hier ein und beschäftigt sich mit der Frage, wie das Motiv des Andersseins in Bilderbüchern aufgegriffen wird. Exemplarisch hierfür wird das Silent Book “Fledereule Eulenmaus” von Marie-Louise Fitzpatrick näher betrachtet.

Die irländische Autorin Marie-Louise Fitzpatrick wurde in Dublin geboren und lebt mittlerweile in Wicklow, Irland. Bereits mit vier Jahren hegte sie den Wunsch eine Künstlerin zu werden und wurde dabei stets von ihren Eltern unterstützt. Um dieses Ziel zu verfolgen, studierte sie Grafik-Design in Dublin und ist seit dem Abschluss erfolgreiche Illustratorin und Autorin einer Vielzahl von Bilderbüchern. Einige ihrer Werke wurden bereits mehrfach ausgezeichnet und in über 15verschiedenen Ländern publiziert.3 4

Das Bilderbuch “Fledereule Eulenmaus”, für welches eine Altersempfehlung ab vier Jahren ausgesprochen wurde, behandelt Themen, wie zum Beispiel Vorurteile, dem Anderssein, die Fremde, aber auch Familie und Freundschaft. Durch die anregende Komposition der Themen und einem spannenden Verlauf der Geschichte, eignet sich dieses Bilderbuch, um die unterschiedlichsten Themen an Kinder heranzuführen. Das Bilderbuch kommt dabei ganz ohne Worte aus und erzählt anhand von großen, aussagekräftigen Bildern seine Geschichte.

Im Folgenden werden zunächst die theoretischen Grundlagen ausgearbeitet, danach das Bilderbuch nach dem fünfdimensionalen Modell von M.Staiger analysiert und anschließend auf Grundlage der ausgearbeiteten Erkenntnisse interpretiert. Abschließend folgt ein zusammenfassendes Fazit.

2. Bilderbuch

Jens Thiele (2003, 71) ordnet das Bilderbuch als “eine spezielle Untergattung der Kinderliteratur” ein, welche “in der Regel 30 Buchseiten nicht überschreitet und sich durch eine enge Wechselbeziehung von Bild und Text auszeichnet“. Somit ist das Bilderbuch kein eigenes Genre, sondern ein Medium der Kinder- und Jugendliteratur. Es kann die unterschiedlichsten Gattungen enthalten, wie Märchen, Lyrik oder aber auch Gebrauchsliteratur. Auch die Illustrationen innerhalb des Bilderbuches spielen eine bedeutende Rolle. Vor Allem dann, wenn die Illustration spezifisch “auf den Adressaten Kind gerichtet ist.” Kindern “im Vorschulalter wird ein genuines Bildinteresse zugebilligt, durch das das Erlernen des Lesens erleichtert und gefördert werden kann” (Thiele 2000, 11). Dies ist mitunter ein Grund dafür, dass Thiele (ebd.,11) Kinder und Bilderbücher als “zwei untrennbare Teile ansieht” und das Bilderbuch selbst sogar als das “Kind adäquateste Informations- und Unterhaltungsmedium”.

Das Bilderbuch entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts. Die Erfindung des Buchdruckes machte es möglich, Bilderbücher einfacher zu vervielfältigen. Von Beginn an wurden sie von zwei unterschiedlichen “Einflüssen gleichermaßen geprägt”: der literarischen und der bildlichen Kunst. Dadurch verknüpft es das “Lesen als zentrale Kulturtechnik und das Sehen als gesellschaftlich lenkender Prozess” (ebd., 12).5 Die dem Leser dargebotenen bildlichen und verbale Reize stehen “in Abhängigkeit und Wechselwirkung zueinander” (Staiger 2014, 12). Eine Besonderheit ist, dass sich bei den Illustrationen meist nicht um freie künstlerische Werke handelt. Kunst verpflichtet sich für gewöhnlich keinen Adressaten. Anders ist es in Bilderbüchern, die künstlerisch oftmals harmlos, einfach und kindgemäß gestaltet sind. Die Illustrationen sind “stets in einem impliziten pädagogischen Kontext erdacht, produziert und rezipiert” (Thiele 2000, 11).6

3. Silent Book

3.1 Definition

Das Silent Book ist eine Sonderform der Bilderbücher. In der Regel arbeiten Bilderbücher mit “multimedialen Texten”, was bedeutet, dass sie “zwei verschiedene Zeichensysteme miteinander” (ebd., 12) verknüpfen, indem es mit Bild- und Schrifttext arbeitet. Ein Silent Book hingegen, verzichtet auf den Schrifttext und erzählt eine Geschichte durch eine rein bildliche Dimension. Dadurch ist es dem Leser möglich, der Geschichte eine Stimme zu geben und eine eigene, individuelle Geschichte zu erzählen. Die auf Bildern basierende Narration ist ein Grund dafür, dass Silent Books auch textlose Bilderbücher genannt werden.7

Die Illustrationen innerhalb der Silent Books können sowohl in Farbe, als auch schwarz-weiss gestaltet und mit digitalen Medien oder traditionell gezeichnet sein. Der visuellen Sprache werden keine Grenzen gesetzt. Dadurch können Sprach- oder auch Altersbarrieren überwunden werden.8 Dies kann vor allem dann ein Vorteil sein, wenn man mit Kindern arbeitet, die nicht dieselbe Sprache sprechen oder man eine Fremdsprache näher bringen möchte. Man gibt jedem die Chance, dem Verlauf der Geschichte zu folgen, auch wenn man die Sprache nicht vollständig versteht. Mit der Hilfe der Bilder können Lücken, die durch fehlende Sprachkenntnisse entstehen, gefüllt werden.

Allerdings verzichten auch Silent Books nicht gänzlich auf Schriftzeichen. Auf dem Buchcover ist meistens der Titel, Autor oder der Verlag zu finden. Außerdem sind Peri- und Epitexte oder weitere inhaltliche, sowie formale Beschreibungen möglich.9

Wie auch herkömmliche Bilderbücher, erzählen Silent Books durch Handlungs- und Raumzeichen. Ersteres sind die interagierenden Charaktere oder Objekte. Raumzeichen geben Hinweise auf den Schauplatz der Geschichte und stellen die Szenerie dar.10

3.2 Silent Books und die Sprachenvielfalt

Menschen haben das Bedürfnis sich zu verständigen. Sie wollen miteinander kommunizieren und in den Kontakt zu anderen Lebewesen treten, sei es aus sozialen oder pragmatischen Gründen. So entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte viele unterschiedliche Sprachen auf der Welt. Bereits in der Steinzeit kommunizierten Menschen miteinander. Die Sprache stellte einen Evolutionsvorteil für die Sprechenden dar, da die Gruppen, die sich untereinander verständigen konnten, anderen, feindlichen Gegnern voraus waren. Sie hatten die Möglichkeit taktisch und geplant zu agieren. Dadurch wurde die Sprache nicht nur ein Mittel zur Verständigung, sondern auch der Abgrenzung einer Gemeinschaft zu anderen.11

Auch in der Gegenwart gibt es “viele kleinere Sprachgemeinschaften” und “nur wenige umfassende Weltsprachen” (Prenting; Schäblitz 2008, 21). Sprechen Menschen nicht dieselbe Sprache, gestaltet sich eine flüssige, reibungslose Verständigung oftmals schwierig, was in Ländern mit einer mehrsprachigen Bevölkerung zu Problemen und gegenseitiger Abgrenzung führen kann. Aber eine Sprachenvielfalt bietet nicht nur Nachteile. Jede Sprache ist Ausdruck ihrer Kultur und ist reich an Gedankengut. Sie zeigt unterschiedliche Denk-, Verhaltens- und Umgangsweisen auf. Auch eine Sprachenvielfalt innerhalb einer Gesellschaft bringt Vorteile mit sich. So wachsen viele Kinder heutzutage beispielsweise mehrsprachig auf und beherrschen neben ihrer Muttersprache, weitere Sprachen oder Dialekte.12 Dies wirkt sich auch auf die Schulen aus, da Schülerinnen und Schüler innerhalb einer Klasse nur selten alle eine gemeinsame Muttersprache haben. Ein Silent Book kann auf unterschiedlichste Weisen eingesetzt werden, um diese Sprachenvielfalt zu thematisieren und dadurch eventuell sogar Barrieren aufzuheben, die durch Sprache entstehen.

Ein Buch ohne Worte ermöglicht jeder Schülerin und jedem Schüler, dem Bilderbuch und damit der Geschichte zu folgen und diese zu verstehen, auch wenn sie unterschiedliche Sprachen sprechen. Die ausdrucksstarken Bilder erzählen durch ihre genaue Schilderung des Geschehens eine Geschichte. Man sagt nicht umsonst, ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Außerdem könne die Kinder mit der Hilfe ihrer Phantasie eine eigene, individuelle Geschichte in den Bildern erkennen, sowie ihre persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse einbringen. Darauf könnte man aufbauen und die Kinder ihre eigene Geschichte erzählen oder sogar aufschreiben lassen. Die entstehenden Geschichten werden sich natürlich differenzieren und der verwndete Wortschatz, die Länge der Erzählung, der Satzbau und anderes dem Niveau des jeweiligen Kindes gleichen. Schwächere, aber auch starke Schüler kann man beispielsweise durch die Vorgaben einzelner Wörter oder durch eine ausführliche Besprechung der Handlung der Geschichte unterstützen.

Somit bietet das Silent Book einen Anlass zum Sprechen und Schreiben. Aber auch die entstandenen individuellen Geschichten bieten mit ihren Unterschieden einen Anlass zur Diskussion.

Neben dem Einsatz im Deutschunterricht, kann man das Silent Books, ebenfalls im Fremdsprachenunterricht nutzen. Die in der Muttersprache besprochene Geschichte kann in der Fremdsprache wiederholt werden. Dadurch ist es den Schülerinnen und Schülern leichter möglich, dem Geschichtsverlauf zu folgen und neue Vokabeln mit visueller Unterstützung aus dem Kontext heraus zu verstehen.

4. Interkulturalität

Interkulturalität besteht aus dem lateinischen Präfix “inter-”, dies bedeutet soviel wie “unter” oder “zwischen”, und dem Nomen “Kultur”. Als Kultur versteht man hierbei “die Gesamtheit der geistigen und artistischen Leistungen einer Gemeinschaft, die für die Ausbildung ihrer Identität als sozialer Gruppe (politischer Nation, sprachlicher Gemeinschaft etc.) konstitutiv angesehen werden kann” (Hofmann 2006, 9). Innerhalb einer Kultur sind zwei unterschiedliche Faktoren von Bedeutung: Menschen sind umgeben von Symbolen, welche eine spezifische Bedeutung tragen. Diese Symbole sind in jeder Kultur individuell. Unterschiedliche Symbole oder Bedeutungen und die damit verbundenen Werte, Gepflogenheiten und Wertvorstellungen formen die Identität einer Gemeinschaft und grenzt diese Gruppe von anderen ab.13

In der Realität sind die unterschiedlichen Kulturen auch innerhalb der eigenen Kreise nicht durchweg homogen. Es gibt eine große Anzahl von Kriterien, die die Orientierung einzelner Gruppierungen innerhalb einer Kultur beeinflussen können, wie beispielsweise das Geschlecht, die Religion, der Beruf oder die soziale Zugehörigkeit. Jedes Individuum ist einerseits mit seiner kulturellen Gemeinschaft vernetzt, andererseits ist man stets fähig, eigene Entscheidungen zu treffen oder eine, sich von der Gruppe unterscheidende, Meinung zu bilden. Diese Unterschiede innerhalb einer Kultur bezeichnet man auch als intrakulturelle Differenzen oderAlteritäten.14

In der interkulturellen Literaturwissenschaft versteht man die Kultur nicht als eine Ansammlung bestimmter Zuschreiben, die in einer spezifischen Gruppe immer homogen ist und durch welche sich diese Gruppe von anderen Gruppierungen unterscheidet, sondern vielmehr als ein vorübergehendes Resultat “eines unabschließbaren Prozesses. Kulturelle Differenz ist in diesem Verständnis kein Zustand”, sondern “das Ergebnis einer Zuschreibung, die sich in einem Prozess der Begegnung vollzieht” (ebd., 11). Kultur ist ein demnach wandelbares Phänomen, welches sich erst durch die Interaktionsprozesse innerhalb einzelner Gruppierungen entwickelt. Durch diese individuellen Prozesse bilden sich “wechselseitige Differenzidentifikationen”, die sich in einem intermediären Austausch, also zwischen dieser Gruppierung und einer anderen, herauskristallisieren. “Die Untersuchung interkultureller Kommunikation bezieht sich somit auf kommunikative Akte zwischen Personen, die sich mittels kultureller Zeichen als voneinander unterschiedlich identifizieren” (ebd., 11f.).15

Mit anderen Worten gesagt, entstehen Differenzen zwischen Kulturen erst in der Begegnung von mindestens zwei Subjekten. Durch den gegenseitigen Austausch dieser Subjekte ist es möglich, Differenzen zu erfahren. Dadurch gibt es keine klaren Grenzen zwischen Kulturen oder einzelnen Individuen, sie entstehen in jeder Begegnung individuell und von neuem. Dieses Konzept kann selbstverständlich nicht mit Ansichten übereinstimmen, die von “ethnisch homogenen Kulturen oder Literatur ausgehen. (...) Mit dem Begriff Interkulturalität” wird eher eine Grenzüberschreitung in den Blick genommen, bei der weder eine (...) Innerhalb oder Außerhalb gefasste Grenze noch die Grenze zum eigentlichen Untersuchungsgegenstand wird, sondern das Inter selbst” (ebd., 12).16

Menschen werden von unterschiedlichen “Sprachen, Ordnungen, Diskursen, Systemen der Wahrnehmung, Begehren, Emotionen” und “Bewusstseinsprozessen” beeinflusst. Das Subjekt stellt einen mehrfach codierten “Knoten- und Kreuzpunkt” dar, was bedeutet, dass sich die “personale wie kollektive Identität” je nach “Kontext, Situation und Referenzrahmen” formt. Auch in der Literatur ist es möglich, “multiperspektivische, ambivalente und vieldeutige Texte zu erzeugen und damit der Komplexität einer polyzentrischen Welt gerecht zu werden. (...) So bietet der intertextuell geprägte Umgang mit literarischen Texten ein Modell und ein Trainingsfeld für den Umgang mit mehrfach codierten, komplexen Identitäten” (ebd., 13).17

5 Fremde in der interkulturellen Literaturwissenschaft

5.1 FremdheitundAlterität

Alterität ist laut dem Duden (2019) eine “partielle interkulturelle Andersartigkeit und Verschiedenheit” oder die “Identität stiftende Verschiedenheit zweier aufeinander bezogener, sich bedingender Identitäten”. Es ist eine Abgrenzung von zwei sich unterscheidenden Individuen und die Unterscheidung der eigenen Identität von dem Anderen.

Alterität kann sich sowohl positiv als auch negativ äußern. Ersteres ist die Xenophilie, die Vorliebe für das Fremde. Das Phänomen, dass Menschen das möchten, was sie nicht haben, ist weitreichend bekannt. So missen zum Beispiel Menschen, die in der Stadt wohnen, den Ozean oder umgekehrt, Menschen die auf dem Land leben, würden gerne in Städten wohnen.

Allerdings kann Alterität auch als Xenophobie auftreten. Dieser Begriff steht vor allem für die Angst vor dem Fremden. “Fremd” ist laut Hofmann (2008, 14) aber keineswegs eine Eigenschaft einer bestimmten Person, sondern vielmehr ein “relationaler Begriff”. Ein Individuum sieht eine Person als fremd an, wenn ihm die Erfahrung mit dieser fehlt. Die Person entspricht nicht “dem Erfahrungszusammenhang und dem Erwartungshorizont” des Individuums. Die Erfahrung des Fremden entsteht durch die Konfrontation mit nicht vertrauter Umgebung und durch das Verlassen des eigenen Bereiches. “Fremd ist, was von fremder Art ist und als fremdartig gilt. Hier erscheint das Fremde als das Unvertraute, als das, was in seiner Erscheinung und möglicherweise auch in seinem „Wesen“ als grundsätzlich verschieden von dem Subjekt betrachtet wird, von dem die Bestimmung aus­geht.” (ebd., 15)18

5.2 Facetten der Fremde

Das deutsche Wort “fremd” trägt mehrere Bedeutungen in sich. Einerseits bedeutet es, “außerhalb des eigenen Bereichs”, andererseits kann es auch das ansprechen, “was einem anderen gehört”, wie “der Aspekt der Nationalität”. Oder man nutzt es im Sinne von “fremdartig” und “unvertraut” (ebd., 15). Gutjahr (1954, 360) nutzt diese unterschiedlichen Auslegungen des Wortes und fasst sie in drei Facetten der Fremdheit zusammen:

“Fremde als Alteritätsrelation zur Selbstbestimmung lässt sich unter räumlicher Perspektive unter drei prinzipiellen Erscheinungsformen fassen: zum einen als das Jenseitige, prinzipiell Unverfügbare und Unzugängliche; zum andern als das unbekannte Draußen, das dem vertrauten Raum, sei es in dem eigenen Körper, der Familie oder der sozialen Gruppe, entgegengesetzt ist; und schließlich als Einbruch in einen als eigendefinierten Innenraum.” Demnach ist auch laut Gutjahr das Fremde keine Eigenschaft, die man einer Person, einer Gemeinschaft oder einem ganzen Volk zuschreiben kann. Die Fremde entsteht erst durch die Konfrontation von mindestens zwei Partien, die ihre Unterschiede erkennen und daher Grenzen zwischen dem eigenen Individuum und dem sich unterscheidenden Gegenüber ziehen.19

[...]


1 Vgl. Oeser2015, 465

2 Vgl. Hurrelmann, Richter1998, 7ff.

3 Vgl. Marie-Louise Fitzpatrick 2018

4 Vgl. Fischerverlag.de 2019: Marie-Louise Fitzpatrick

5 Vgl. Thiele2000, 12

6 Vgl. ebd., 11f.

7 Vgl. Kümmerling-Meibauer2014, Chapter5

8 Vgl. Comune di Mulazzo e Associazione Montereggio Paese dei Librai (o.J.)

9 Vgl. Kümmerling-Meibauer2014, Chapter5

10 Vgl. Krafft1978, 45ff.

11 Vgl. Prenting; Schäblitz 2008, 19

12 Vgl. ebd., 20f.

13 Vgl. Hofmann 2006, 9f.

14 Vgl. ebd., 10

15 Vgl. ebd., 11f.

16 Vgl. ebd., 12

17 Vgl. ebd., 13

18 Vgl. ebd., 14f.

19 Vgl. ebd., 14ff.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Alterität in Bilderbüchern. Eine Bilderbuchanalyse des Silent Books “Fledereule Eulenmaus” von Marie Louise Fitzpatrick
Hochschule
Evangelische Hochschule Ludwigsburg (ehem. Evangelische Fachhochschule Reutlingen-Ludwigsburg; Standort Ludwigsburg)
Note
1,5
Jahr
2019
Seiten
26
Katalognummer
V514591
ISBN (eBook)
9783346112538
ISBN (Buch)
9783346112545
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bilderbuch buchanalys didaktik Grundschule unterricht
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Alterität in Bilderbüchern. Eine Bilderbuchanalyse des Silent Books “Fledereule Eulenmaus” von Marie Louise Fitzpatrick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/514591

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Alterität in Bilderbüchern. Eine Bilderbuchanalyse des Silent Books “Fledereule Eulenmaus” von Marie Louise Fitzpatrick



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden