Walther von der Vogelweide gilt als der erste mittelalterliche Dichter, der sowohl Minnelyrik als auch politische Sangspruchdichtung verfasst. In seinen Tönen spielt er oftmals auf die politische Situation im Reich an. Er übt Kritik an dem jeweiligen Herrscher oder lobt diesen und bittet um finanzielle Unterstützung. Zu Walthers Lebzeiten gibt es genügend wichtige politische Ereignisse, die es wert sind, besungen zu werden. Drei große Ereignisse, die Walther ausführlich kommentiert, sind die Doppelwahl von 1198, die Krönung Ottos IV. nach der Ermordung des Staufers Philipp von Schwaben und das Doppelkönigtum von Otto IV. und Friedrich II., das zur Abdankung Ottos und der Krönung des Kindkönigs Heinrich VII. führte.
Man nimmt an, dass Walther dem niederen Adel entstammt und somit die Möglichkeit hatte, eine Schule zu besuchen. Die Dichtkunst erlernt er eventuell am Wiener Hof. Er ist nicht belehnt, hat also keinen festen Wohnsitz. Dies zwingt ihn dazu, im Reich herumzureisen um an verschiedenen Höfen Station zu machen, um sich den Lebensunterhalt zu „ersingen“. Als fahrender Sänger ist er darauf angewiesen, potente Mäzene zu haben, die ihn unterstützen. Er bezieht in seinem Leben politische Stellung zu verschiedenen Herrschern als Kritiker und wechselt dabei häufig seinen Standpunkt.
Die vorliegende Hausarbeit zum Thema „Der Zustand des Reiches aus der Perspektive der Sangspruchdichtung Walthers von der Vogelweide“ soll einen Überblick über die politische Sangspruchdichtung geben. Die Analyse ist in vier Aspekte untergliedert, weil es hauptsächlich die vier Könige und Kaiser dieser Zeit sind, die Walther in seinen Texten erwähnt und die reichspolitisch relevant waren. Kleinere Fürsten und der Papst werden nicht behandelt. In der Hausarbeit werden Strophen bearbeitet, in denen die Reichsherrscher direkt angesprochen werden oder indirekt erwähnt werden. Außerdem sind sowohl positive als auch negative Strophen dargestellt, um zu zeigen, wie weitgefächert das Spektrum von Walthers Dichtkunst war. Es werden Strophen zu Philipp von Schwaben, Otto IV., Friedrich II. und Heinrich VII. aus Walthers Sangsprüchen vorgestellt, kommentiert und analysiert, so dass Walthers politische Einstellungen und der geschichtliche Hintergrund deutlich werden. Hierzu wird Fachliteratur zu Rate gezogen und zu jeder Strophe zusammenfassend dargestellt...
Inhaltsverzeichnis
- Vorinformation
- Sprachliche und inhaltliche Analyse von Walthers Spruchdichtung
- Philipp von Schwaben
- Die Reichsklage L 8,4
- Die Weltklage L 8,28
- Kronenspruch L 18,29
- Magdeburger Weihnacht L 19,5
- Otto IV.
- Kreuzzugsermahnung L 12,18
- Otto-Friedrich-Vergleich L 26,33
- Friedrich II.
- Gut und Ehre L 31,13
- Feinde des Heiligen Landes L 10,9
- Heinrich VII.
- Erziehungsschwierigkeiten L 101,23
- Werteverlust L102, 15
- Philipp von Schwaben
- Auswertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der politischen Sangspruchdichtung Walthers von der Vogelweide und analysiert die politische Situation im Reich aus seiner Perspektive. Die Arbeit konzentriert sich auf die vier Könige und Kaiser der Zeit, die Walther in seinen Texten erwähnt und die reichspolitisch relevant waren.
- Die politische Situation im deutschen Reich im 12. und 13. Jahrhundert
- Walthers politische Einstellungen und Standpunkte
- Analyse von Walthers Spruchdichtung im Kontext der politischen Ereignisse
- Die Bedeutung von Walthers Werk für die politische Kultur des Mittelalters
Zusammenfassung der Kapitel
Vorinformation
Die Einleitung liefert einen Überblick über Walther von der Vogelweide und seinen politischen Kontext. Sie beleuchtet seine Lebensumstände, seinen Status als fahrender Sänger und seine politische Stellung zu verschiedenen Herrschern. Sie erläutert auch den Fokus der Hausarbeit, der auf der Analyse von Strophen liegt, in denen Walther direkt oder indirekt die Reichsherrscher anspricht.
Sprachliche und inhaltliche Analyse von Walthers Spruchdichtung
Philipp von Schwaben
Dieser Abschnitt untersucht die Strophen, die sich mit Philipp von Schwaben befassen, dem Staufer, der um die Herrschaft im Reich kämpfte. Es werden die „Reichsklage“ (L 8,4), die „Weltklage“ (L 8,28) und der „Kronenspruch“ (L 18,29) analysiert. Die Kapitel beleuchten den historischen Hintergrund, die sprachlichen Besonderheiten und die politische Botschaft der Strophen.
Otto IV.
Dieser Abschnitt befasst sich mit Strophen, die Otto IV., dem Gegenkönig Philipps von Schwaben, betreffen. Hier wird die „Kreuzzugsermahnung“ (L 12,18) und der „Otto-Friedrich-Vergleich“ (L 26,33) untersucht. Die Kapitel analysieren die politische Situation, Walthers Haltung gegenüber Otto und die sprachlichen Mittel, die er verwendet.
Friedrich II.
Dieser Abschnitt widmet sich Strophen, die sich mit Friedrich II. beschäftigen, der später Kaiser wurde. Die Kapitel analysieren die Strophen „Gut und Ehre“ (L 31,13) und „Feinde des Heiligen Landes“ (L 10,9), um Walthers Sicht auf Friedrich II. und dessen Herrschaft zu erforschen.
Heinrich VII.
Dieser Abschnitt widmet sich Strophen, die sich mit Heinrich VII., dem „Kindkönig“, befassen. Die Kapitel analysieren die Strophen „Erziehungsschwierigkeiten“ (L 101,23) und „Werteverlust“ (L 102, 15), um Walthers Haltung gegenüber Heinrich und dessen Regierungszeit zu untersuchen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen der Hausarbeit sind: Walther von der Vogelweide, politische Sangspruchdichtung, mittelalterliches Reich, Reichsherrscher, Philipp von Schwaben, Otto IV., Friedrich II., Heinrich VII., „Reichsklage“, „Weltklage“, „Kronenspruch“, politische Ereignisse, politische Einstellungen, historische Analyse.
- Arbeit zitieren
- Kristina Müller (Autor:in), 2003, Der Zustand des Reiches aus der Perspektive der Sangspruchdichtung von Walther von der Vogelweide, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51483