Das Personalpronomen vos mit seinen sich oft vom europäischen Spanisch unterscheidenden verbalen Formen lässt die meisten Spanischsprecher sofort an Argentinien denken. Die Identifizierung des Voseo mit Argentinien ist zwar zum Teil verständlich, es erscheint jedoch schade, wenn das Interesse für den Voseo in diesen Schranken bleibt.
Der Voseo ist bei vielen als Anredephänomen kaum bekannt und wenn jemand über die Existenz des Voseo weiß, sind seine Kenntnisse über ihn oft sehr gering. Dass der Voseo weder eine Randerscheinung noch eine Art Nationaleigentum Argentiniens ist, zeigt, dass ca. ein Drittel der Spanischsprecher den Voseo als Anredeform benutzen. In vielen Fällen wissen diejenigen gar nicht, dass sie Formen des Voseo benutzen und auch Angesprochene merken oft nicht, dass sie mit dem Voseo angesprochen werden. Grund dafür sind die vielen Varianten des Voseo, die ihn oftmals nur schwer erkennen lassen, aber auch, dass in einigen Ländern der Voseo die Anredeform der ungebildeten clase baja ist. So vielfältig die Erscheinungsformen des Voseo sind, so unterschiedlich kann auch der Gebrauch des Voseo empfunden werden. So ist er in Argentinien normiert worden und somit neben usted zur offiziellen und korrekten Anrede geworden, in anderen Ländern werden den Kindern in der Schule konsequent die Formen des Tuteo beigebracht, während in ihrer Umgebung ausschließlich der Voseo verwendet wird. In manchen Ländern wird der Voseo als vulgär empfunden, in anderen als ein Zeichen von Intimität. Und dass beides selbst innerhalb eines Landes vorkommen kann, soll diese Arbeit zeigen.
Der Voseo ist ein ebenso spannendes wie facettenreiches und somit umfassendes Thema. Diese Arbeit soll zunächst ein Überblick über den Voseo, seine Herkunft, seine Erscheinungsformen und seine Verbreitung verschaffen und betrachtet ihn dann konkret anhand zweier Beispielländer. Dazu bieten sich viele Länder an, die in Bezug auf den Voseo äußerst interessant sind, jedoch fiel die Wahl für die vorliegende Arbeit auf Guatemala und Chile, da ich für diese Länder neben der angegebenen Literatur auch auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann. Außerdem sind sowohl Inventar als auch Auftreten und Ansehen des Voseo in diesen beiden Ländern besonders unterschiedlich, so dass sie sich für einen Vergleich anbieten.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Das pronominale Anredesystem des Spanischen
3. Der Voseo
3.1 Herkunftsgeschichte des Voseo
3.2 Ausprägungsformen des Voseo
3.3 Regionale Verteilung des Voseo
4. Der Voseo in Guatemala
5. Der Voseo in Chile
6. Vergleich der Ausprägungsformen des Voseo in Guatemala und Chile
7. Schlussbemerkungen
LITERATURVERZEICHNIS
1. Einleitung
Das Personalpronomen vos mit seinen sich oft vom europäischen Spanisch unterscheidenden verbalen Formen lässt die meisten Spanischsprecher sofort an Argentinien denken. Die Identifizierung des Voseo mit Argentinien ist zwar zum Teil verständlich, es erscheint jedoch schade, wenn das Interesse für den Voseo in diesen Schranken bleibt.
Der Voseo ist bei vielen als Anredephänomen kaum bekannt und wenn jemand über die Existenz des Voseo weiß, sind seine Kenntnisse über ihn oft sehr gering. Dass der Voseo weder eine Randerscheinung noch eine Art Nationaleigentum Argentiniens ist, zeigt, dass ca. ein Drittel der Spanischsprecher den Voseo als Anredeform benutzen. In vielen Fällen wissen diejenigen gar nicht, dass sie Formen des Voseo benutzen und auch Angesprochene merken oft nicht, dass sie mit dem Voseo angesprochen werden. Grund dafür sind die vielen Varianten des Voseo, die ihn oftmals nur schwer erkennen lassen, aber auch, dass in einigen Ländern der Voseo die Anredeform der ungebildeten clase baja ist. So vielfältig die Erscheinungsformen des Voseo sind, so unterschiedlich kann auch der Gebrauch des Voseo empfunden werden. So ist er in Argentinien normiert worden und somit neben usted zur offiziellen und korrekten Anrede geworden, in anderen Ländern werden den Kindern in der Schule konsequent die Formen des Tuteo beigebracht, während in ihrer Umgebung ausschließlich der Voseo verwendet wird. In manchen Ländern wird der Voseo als vulgär empfunden, in anderen als ein Zeichen von Intimität. Und dass beides selbst innerhalb eines Landes vorkommen kann, soll diese Arbeit zeigen.
Der Voseo ist ein ebenso spannendes wie facettenreiches und somit umfassendes Thema. Diese Arbeit soll zunächst ein Überblick über den Voseo, seine Herkunft, seine Erscheinungsformen und seine Verbreitung verschaffen und betrachtet ihn dann konkret anhand zweier Beispielländer. Dazu bieten sich viele Länder an, die in Bezug auf den Voseo äußerst interessant sind, jedoch fiel die Wahl für die vorliegende Arbeit auf Guatemala und Chile, da ich für diese Länder neben der angegebenen Literatur auch auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann. Außerdem sind sowohl Inventar als auch Auftreten und Ansehen des Voseo in diesen beiden Ländern besonders unterschiedlich, so dass sie sich für einen Vergleich anbieten.
2. Das pronominale Anredesystem des Spanischen
Bei der Untersuchung des Anredesystems einer Sprache wird unterschieden zwischen pronominalen, verbalen und nominalen Anredeformen.
Unter „pronominalen Anredeformen“ sind Pronomen zu verstehen, die sich auf den Gesprächspartner beziehen. Als „verbale Anredeformen“ werden solche bezeichnet, die durch Flexionsformen den Bezug auf den Gesprächspartner erkennen lassen. Im Spanischen, wo der Pronomengebrauch fakultativ ist, gibt meist allein die Verbform Aufschluss über die Wahl der Anredeform.
Nominale Anredeformen sind Substantive und Adjektive, die den Gesprächspartner bezeichnen oder sich auf andere Weise auf ihn beziehen, wie Namen, Verwandtschaftsbezeichnungen, Titel, Berufsbezeichnungen, etc.
Ein pronominales Anredesystem für das Spanische existiert in dem Sinne nicht. Das Anredesystem Spaniens variiert stark von dem Hispanoamerikas, wo auch zwischen den verschiedenen Ländern zum Teil gravierende Unterschiede bestehen. Selbst innerhalb eines Landes können verschiedene Anredesysteme angetroffen werden. Das ist zum Beispiel der Fall Kolumbiens, wo die Wahl der Anredepronomina unter anderem von der regionalen Herkunft eines Sprechers abhängt und diese markiert.
Die Wahl zwischen der Distanz- und der Näheform hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen spielen das Alter, das Geschlecht, die soziale Stellung und die ethnische Herkunft, also vorwiegend der angesprochenen Person eigene Charakteristika eine Rolle. Andererseits hat aber auch das Verhältnis des Sprechers zur angesprochenen Person Einfluss auf die Wahl der Anredeform.
Im Plural wird in Spanien für die Anrede grundsätzlich vosotros verwendet, während im spanischsprachigen Lateinamerika einheitlich die Form ustedes genutzt wird. Im Singular sind die Unterschiede allerdings markanter. Während Spanien mit tú und usted nur über ein zweistufiges pronominales Anredesystem verfügt, kommen in vielen lateinamerikanischen Staaten auch dreistufige Anredesyteme vor, die auch vos beinhalten. Dabei können die hispanoamerikanischen Länder anhand des jeweiligen Anrederepertoires in die drei Sprachgebiete der América tuteante, der América voseante und der América tuteante-voseante unterteilt werden.[1]
Der Teil der América tuteante umfasst diejenigen Regionen, in denen für die informelle Anrede (überwiegend) die Form tú gebraucht wird. Dazu zählen Cuba, Mexiko, Puerto Rico und die Dominikanische Republik.
Zur América voseante gehört der Teil des spanischsprachigen Amerikas, in dem der Voseo gebräuchlich ist. Dies umfasst Argentinien, Paraguay, Uruguay und Mittelamerika.
Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Panama, Peru und Venezuela gehören zur Gruppe der América tuteante-voseante, in der Voseo und Tuteo gleichermaßen gegenwärtig sind.
3. Der Voseo
Der Voseo ist eine zentrale morphosyntaktische Erscheinung des amerikanischen Spanisch, die bei etwa zwei Dritteln der lateinamerikanischen Sprecher festzustellen ist. Er beeinflusst sowohl die Pronominal- als auch die Verbalflexion, stellt jedoch kein eigenartige Erneuerung der hispanoamerikanischen Syntax dar, sondern ist die Fortsetzung eines altspanischen Phänomens, das synchronisch aus dem Kastilischen sowie auch aus mehreren funktionellen Sprachen Lateinamerikas vertrieben ist. [2]
Grundsätzlich besteht der der Voseo in der Ersetzung des Pronomens der zweiten Person Singular in der Subjektfunktion (tú) oder in der eines Präpositionalobjekts (ti, z. B. a ti, contigo) durch die überlieferte Form vos bei der Anrede an einen einzelnen Gesprächspartner. Vos besitzt eine eigene Kongruenzkonjungationsform, die sich in einigen Tempora von der des Tuteo unterscheidet.
Norma Carricaburo [1997: 11] definiert den Voseo als den Gebrauch der Pronomen und/ oder der Verbformen der zweiten Person Plural mit Singularbedeutung:
„Se entiende por voseo el uso del pronombre y / o las formas verbales de segunda persona del plural con valor de singular.“
Das ehemalige Distanzpronomen vos trat in weiten Teilen Amerikas an die Stelle von tú, wodurch vos seinen Distanzcharakter verlor und nun Nähe ausdrückt.
3.1 Herkunftsgeschichte des Voseo
In einer etymologischen Betrachtung der Funktion des Anredepronomens vos stellt man fest, dass diese Form einen Bedeutungswandel vollzogen hat, der in temporaler wie auch in regionaler Hinsicht nicht immer einheitlich von Statten gegangen ist. Im zweistufigen Anredesystem des Altspanischen ist die Form vos zweite Person Plural, die als Respektform diente. Vos stand damals im Singular als Höflichkeitsanrede der Näheform tú entgegen. Im Plural wurde sowohl für die vertraute wie auch für die höfliche Anrede vos verwendet. [3]
Im Siglo de oro bildete sich im Singular eine dritte Anredeform heraus, die Einfluss auf die Bedeutung des Pronomens vos genommen hat. Durch die neue Höflichkeitsform vuestra merced hat sich die Distanz zwischen tú und vos verringert und ein dreistufiges Anredesystem gebildet. Auch die Anredeform im Plural veränderte sich im Siglo de oro. Zur einheitlichen Pluralanrede vos des Altspanischen gesellte sich die höflichere Form vuestras mercedes, wobei zu dieser Zeit erstmals vosotros als eindeutigere Pluralvariante von vos verwendet wird.
[...]
[1] Nach Carrasco Santana [2002:47 – 63]
[2] Dazu: Fontanella de Weinberg [1999:1401-1423].
[3] Zu diesem Kapitel: Lapesa [2000:682-697].
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