Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit sind zwei Begriffe, welche sich in Heideggers Denken diametral gegenüberstehen. Beide sind gleichursprüngliche Seinsweisen des Daseins. Während dem das eigentliche Dasein, im Vorlaufen zum Tode als unüberholbare Möglichkeit sich selbst und sein eigenstes Sein wählt, so ist das uneigentliche Dasein hingegen an das Man und an die Weltlichkeit der Welt verfallen. Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit sind daher zumindest ontologisch zu unterscheiden, da sie verschiedene Seinsweisen des Daseins darstellen. Nun, so Heidegger, sind sie wohl auch epistemisch oder phänomenologisch unterscheidbar, dadurch, dass sie qualitativ andere Aspekte aufweisen. Nur das eigentliche Selbst entschliesst sich im Augenblick (Heidegger, 2006). Es scheint also auf den ersten Blick einfach zu sein, bestimmen zu können, ob das Dasein eigentlich oder uneigentlich ist.
Dem ist jedoch nicht so. Erstens führt Heidegger den Begriff Zweideutigkeit ein, welcher die gesamte Unterscheidung erschwert (Heidegger, 2006). Zweitens kommt er auch auf zwei Begriffe zu sprechen, die er später nicht mehr weiter ausführen wird. Diese sind das unechte und echte Verstehen, die sich auf die Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit beziehen (Heidegger, 2006). Was ist unter echtem/unechtem Verstehen, respektive unter echter/unechter Eigentlichkeit und echter/unechter Uneigentlichkeit zu verstehen? Diese Begriffe sind unterbestimmt und werden nicht weiter erklärt. Dennoch kann man davon ausgehen, dass Heidegger die echten Formen von Verstehen in seinem Werk ausdifferenziert und analysiert (Heidegger, 2006). Ein Teil der Frage bleibt also ungeklärt, und zwar, was Heidegger mit unechter Eigentlichkeit und unechter Uneigentlichkeit meint. Hierbei, so kann man annehmen, hat es sehr wahrscheinlich mit Formen der Verzerrung und Täuschung, sowie mit Fluchtmechanismen des Daseins zu tun (Heidegger, 2006).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Heideggers Konzeption des Verstehens als Erschlossenheit
- Das Verstehen als In-Sein
- Verfallsformen des In-Seins: Neugier und Zweideutigkeit
- Das unechte Verstehen
- Unechte Uneigentlichkeit als Ausfall
- Unechte Eigentlichkeit als Hinfall
- Spezialfälle der Selbsttäuschung
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit den Formen der Selbsttäuschung in Heideggers Denkgebäude. Er analysiert die unterbestimmten Begriffe unechte Eigentlichkeit und unechte Uneigentlichkeit und versucht, sie durch die Einbeziehung anderer Theorien produktiv zu entwickeln.
- Analyse der Selbsttäuschung in Heideggers Werk
- Untersuchung der Begriffe unechte Eigentlichkeit und unechte Uneigentlichkeit
- Einbezug von Theorien anderer Denker
- Erschliessung der Verfallsformen des In-Seins
- Betrachtung des unechten Verstehens
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Selbsttäuschung und deren Bedeutung für Heideggers Philosophie ein. Sie stellt die zentralen Fragen des Essays und die methodischen Ansätze vor.
- Heideggers Konzeption des Verstehens als Erschlossenheit: Dieses Kapitel behandelt Heideggers Theorie des Verstehens und betrachtet dessen Verfallsformen, die für die Analyse der Selbsttäuschung relevant sind.
- Unechte Uneigentlichkeit als Ausfall: Dieses Kapitel untersucht die unechte Uneigentlichkeit als Form der Selbsttäuschung, wobei Arendts Fallstudie von Adolf Eichmann als Beispiel dient.
- Unechte Eigentlichkeit als Hinfall: Dieses Kapitel analysiert die unechte Eigentlichkeit im Kontext von Sartres Theorie der Unaufrichtigkeit als Form der Selbsttäuschung.
- Spezialfälle der Selbsttäuschung: Dieses Kapitel betrachtet spezielle Fälle der Selbsttäuschung, die sich weder eindeutig als Ausfall noch als Hinfall kategorisieren lassen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen des Essays sind: Selbsttäuschung, Unechte Eigentlichkeit, Unechte Uneigentlichkeit, Heideggers Philosophie, Verstehen, Erschlossenheit, In-der-Welt-Sein, Verfallsformen des In-Seins, Ausfall, Hinfall, Fallstudien, Arendt, Eichmann, Sartre, Unaufrichtigkeit.
- Arbeit zitieren
- Omar Ibrahim (Autor:in), 2019, Selbsttäuschung und ihre Formen. Ausdifferenzierung von unechtem und echtem Verstehen in Heideggers Theorierahmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/515320