Diese Arbeit unternimmt eine Analyse und Deutung der mittelalterlichen Erzählung des "Nonnenturniers". Es soll besonders untersucht werden, wie die damalige Weltordnung, besonders die Erwartungen und Einstellungen zum Zöllibat verändert, oder umgekehrt werden.
"Das Nonnenturnier" oder "Der Turnei von dem Zers" das Zölibatsthema auf seine ganz eigene, spezielle Art und Weise: Ein anscheinend aufgrund seiner sexuellen Fähigkeiten bei den Frauen sehr beliebter Ritter trifft in der besagten Erzählung auf eine Dame, die ihn zur eigenen Entmannung überzeugt und dessen Genital sich in der Folge selbstständig macht und in einem Kloster, in das er eigentlich zur Strafe verbannt wird, unerwarteter Weise ein phantasiereiches Abenteuer mit den Nonnen erlebt - die ja eigentlich in der Dienerschaft zum Herrn den Inbegriff des zölibatären Lebens darstellen sollten, sich jedoch wider aller Erwartungen völlig anders verhalten. Den Priapeia-Mären angehörend wird dem männlichen Genital in der besagten Märe auf phantasievolle Art ein Eigenleben und ein eigenes Bewusstsein zugeschrieben; es spricht und agiert selbstständig. Dabei werden ebenfalls bekannte Ordnungen und erwartete Verhaltensmuster der mittelalterlichen Gesellschaft über den Haufen geworfen und teils auf witzige, teils auf recht derbe Art und Weise umgekehrt. Weshalb dies passiert und welchem Zweck dies dienen könnte, soll in der vorliegenden Arbeit behandelt und ein Versuch der Interpretation vorgenommen werden.
Dazu erfolgt in einem ersten Schritt die genaue Charakterisierung der handelnden Personen und ihres Verhaltens, bevor in einem zweiten Schritt kurz auf die ausgelösten und dargestellten Ordnungsbrüche der mittelalterlichen Welt eingegegangen wird. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst und die eingangs gestellte Forschungsfrage bentwortet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Nonnenturnier: Wie Ordnungsentwürfe geschwächt, unterlaufen oder aber bestätigt werden
- 2.1 Kurzer Überblick
- 2.2 Charakterisierung der Figuren
- 2.2.1 Der Ritter
- 2.2.2 Die Dame
- 2.2.3 Die Nonnen
- 2.2.4 Der Phallus
- 2.3 Ordnungsbrüche
- 2.3.1 Der Ritter und die Dame
- 2.3.2 Der Phallus und die Nonnen
- 3 Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Märe "Das Nonnenturnier" und analysiert, wie sie bestehende gesellschaftliche Ordnungsentwürfe – insbesondere im Kontext des mittelalterlichen Zölibats – hinterfragt und möglicherweise auch bestätigt. Der Fokus liegt auf der Interpretation der Darstellung von Machtstrukturen, sexueller Moral und der Umkehrung traditioneller Rollenmuster.
- Das mittelalterliche Zölibatsgebot und seine gesellschaftliche Relevanz
- Die Darstellung von Macht und Geschlechterrollen im Kontext der Märe
- Die Verwendung von Groteske und Obszönität als Mittel der Gesellschaftskritik
- Die Personifikation des Phallus und seine symbolische Bedeutung
- Die Umkehrung und Subversion traditioneller Ordnungen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des mittelalterlichen Zölibats und dessen Problematik in der katholischen Kirche ein. Sie verweist auf aktuelle Diskussionen um Kindesmissbrauch und Priestermangel, die im Zusammenhang mit dem Zölibat stehen. Die Arbeit argumentiert, dass die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Zölibat nicht auf die Moderne beschränkt ist und verweist auf das "Nonnenturnier" als Beispiel einer mittelalterlichen Textquelle, die sich auf humorvolle und subversiver Weise mit dem Thema auseinandersetzt. Die Einleitung begründet die Relevanz der Untersuchung der Märe für das Verständnis der mittelalterlichen Gesellschaft und ihrer moralischen Vorstellungen.
2 Nonnenturnier: Wie Ordnungsentwürfe geschwächt, unterlaufen oder aber bestätigt werden: Dieses Kapitel analysiert die Märe "Das Nonnenturnier" selbst. Es beginnt mit einem kurzen Überblick über die Entstehung und die Einordnung der Märe in die Gattung der Priapeia. Im Anschluss wird eine detaillierte Charakterisierung der Figuren – Ritter, Dame, Nonnen und der personifizierte Phallus – vorgenommen, um deren Rollen und Funktionen im Kontext der Erzählung zu verstehen. Der Hauptteil des Kapitels befasst sich mit den Ordnungsbrüchen und den Umkehrungen von sozialen und moralischen Normen, die in der Märe dargestellt werden. Hier wird untersucht, wie die Erzählung etablierte Machtstrukturen, sexuelle Moralvorstellungen und die Rolle der Kirche im Mittelalter auf witzige und bisweilen derbe Art und Weise hinterfragt und persifliert.
Schlüsselwörter
Nonnenturnier, Priapeia, Mittelalter, Zölibat, Ordnungsentwürfe, Gesellschaftskritik, Groteske, Obszönität, Machtstrukturen, Geschlechterrollen, Phallussymbol, Humor, Subversion.
Häufig gestellte Fragen zum Nonnenturnier
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert die mittelalterliche Märe "Das Nonnenturnier". Der Fokus liegt auf der Untersuchung, wie die Märe bestehende gesellschaftliche Ordnungsentwürfe, insbesondere im Kontext des mittelalterlichen Zölibats, hinterfragt, unterläuft oder möglicherweise auch bestätigt.
Welche Aspekte des "Nonnenturniers" werden untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf die Interpretation der Darstellung von Machtstrukturen, sexueller Moral und der Umkehrung traditioneller Rollenmuster innerhalb der Erzählung. Es werden die Figuren (Ritter, Dame, Nonnen, personifizierter Phallus) charakterisiert und deren Handlungen im Hinblick auf Ordnungsbrüche und die Subversion sozialer Normen untersucht.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt das mittelalterliche Zölibatsgebot und seine gesellschaftliche Relevanz, die Darstellung von Macht und Geschlechterrollen, die Verwendung von Groteske und Obszönität als Mittel der Gesellschaftskritik, die symbolische Bedeutung des personifizierten Phallus und die Umkehrung traditioneller Ordnungen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Hauptkapitel zur Analyse des "Nonnenturniers" (mit Unterkapiteln zu Überblick, Figurencharakterisierung und Ordnungsbrüchen) und einen Schluss. Die Einleitung führt in die Thematik ein und begründet die Relevanz der Untersuchung. Das Hauptkapitel analysiert die Märe detailliert. Die Arbeit beinhaltet außerdem ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet interpretative und literaturwissenschaftliche Methoden, um die Märe zu analysieren. Sie untersucht die Figuren, ihre Handlungen und die symbolische Bedeutung der Darstellung im Kontext des mittelalterlichen gesellschaftlichen und religiösen Umfelds.
Welche Bedeutung hat die Arbeit?
Die Arbeit trägt zum Verständnis der mittelalterlichen Gesellschaft und ihrer moralischen Vorstellungen bei, indem sie eine humorvolle und subversiv angelegte Textquelle untersucht. Sie zeigt, wie bereits im Mittelalter kritische Auseinandersetzungen mit dem Zölibat und gesellschaftlichen Normen stattfanden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Nonnenturnier, Priapeia, Mittelalter, Zölibat, Ordnungsentwürfe, Gesellschaftskritik, Groteske, Obszönität, Machtstrukturen, Geschlechterrollen, Phallussymbol, Humor, Subversion.
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- Osman Taskiran (Author), 2019, Das Nonnenturnier. Schwächung, Unterwanderung aber auch Bestätigung mittelalterlicher Ordnungsvorstellungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/516657