Medienethik in der Schule. Erläuterung, Definition und Rolle bei der Digitalisierung


Hausarbeit, 2018

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ethik, Moral, Normen und Werte

3. Medienethik

4. Verantwortung als Schlüsselkategorie

5. Medienselbstkontrolle

6. Medienethik in der Schule
6.1.Medienkompetenz nach Baacke
6.2 Didaktische Praxis – Ideen

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Während früher Wertevorstellungen in der Familie vermittelt wurden, erfolgt dies heute vielfach durch Medienkonsum.“1 (Siegfried Santura (*1945), deutscher Ingenieur, Ökonom und Autor)2

Massenmedien sind offensichtlich eine Bereicherung für die Gesellschaft, denn sie vermitteln auch wichtige, zum Teil, versteckte Normen und Werte. Um aber positive und den persönlichen Zweck erfüllende Funktionen, Inhalte und Wirkungsweisen der Medien ausschöpfen zu können, bedarf es einer werturteilenden Argumentationskompetenz und einem kritischen Reflexionsvermögen, um die hervorgerufenen Probleme durch Medien erkennen zu können. Negative Aspekte der Massenmedien sind beispielsweise insultierende Kommunikationsformen im Internet wie, Propaganda- und Hassseiten, Cybermobbing und Shitstorms3, die als öffentliche Bemängelung von Medienschaffenden mit Hilfe von Blogs oder Kommentarfunktionen in sozialen Netzwerken auftauchen können, so wie auch manipulative Werbung.

Aufgrund dieser problematischen Auswirkungen der Mediatisierung bedarf es an neuen ethischen Leitlinien für die Verarbeitung der personenbezogenen Daten, der prekären Überwachungsmöglichkeiten der Medienproduzenten und Medienrezipienten sowie den verantwortungsbewussten Umgang mit geistreichem Eigentum.

Es stellt sich die Frage, was zu dem Bereich der Medienethik gehört und ob diese Disziplin tatsächlich unverzichtbar im Hinblick auf die Digitalisierung ist. Es gilt, zu klären, ob diese nicht gewisse Eingrenzungen mit sich bringt oder sogar mit den demokratischen Grundrechten kollidiert, wenn eine Person ihre Meinung kundgeben möchte, aber durch feststehende in der Gesellschaft etablierten Werte davon zurückgehalten wird.

Die vorliegende Arbeit erläutert und differenziert die Begriffe der Ethik, Moral, Normen und Werte, da diese Voraussetzung sind, um den Begriff der Medienethik verstehen zu können. Um diese berechtigten und signifikanten Fragen beantworten zu können, bedarf es einer Begriffs- und Inhaltserklärung der Medienethik. Folglich wird eine bedeutende Rolle der Medienselbstkontrolle in Deutschland mit ihren positiven Auswirkungen zugeschrieben.

Abschließend wird der Gegenstand der Medienethik im schulischen Kontext und die Umsetzung im Schulunterricht mit didaktischen Ansätzen und Beispielen dargelegt.

2. Ethik, Moral, Normen und Werte

Um den Begriff und das Konzept der Medienethik verstehen zu können, bedarf es einer Abgrenzung der Begriffe Ethik, Moral, Normen und Werte, da diese häufig bedeutungsgleich verwendet werden, trotz dessen in ihrer Bedeutsamkeit feine Unterschiede aufweisen.

Das menschliche Dasein ist schon an einem einzigen Tag von etlichen Entscheidungen geprägt. Aus diesem Hintergrund entsteht die Frage, ob allgemeingültige Maximen bestehen, die man bei einer Entscheidung in Erwägung ziehen müsste. Kriterien, die dabei helfen, adäquates Verhalten von inadäquatem zu differenzieren.

Das Wort Ethik hat ihren Ursprung in dem griechischen Wort „Ethos“, dass so viel wie Sitte, Gewohnheit und Brauch bedeutet.4 In der Wissenschaft ist die Ethik Teilbereich der praktischen Philosophie, der sich mit den Grundlagen, Prinzipien und Beurteilungskriterien menschlichen Handelns befasst und deshalb der Begriff der Ethik oftmals als die Lehre bzw. Wissenschaft adäquaten Handelns sprich, als die „Theorie der Moral“ betrachtet wird.5

Das bedeutet, dass die Ethik zum Entwurf der Moral eine wissenschaftliche Verbindung liefert und eine Möglichkeit zur Reflexion der Entscheidungen bietet. Durch diesen wissenschaftlichen Zugang können Handlungen überprüft, verstanden, beurteilt und normative Aussagen über das tugendhafte Leben zum Ausdruck gebracht werden.

Außerdem wird sie in ihrer Form als philosophische Teildisziplin in drei Großbereiche unterschieden: Die deskriptive, normative und Metaethik, wobei die Medienethik Teil der normativen Ethik ist.6

Demgegenüber wird die Moral von uns Menschen realisiert beziehungsweise ausgelebt. Aus diesem Grund hat der Begriff Moral ihren Ursprung in dem lateinischen Wort „moralis“, dass so viel wie die Sitten betreffende (Philosophie) bedeutet.7 Dementsprechend ist die Moral die Gesamtheit aller Verhaltensregeln, die von einer Gruppe verinnerlicht wurden.8 Sie wird als Maßstab für adäquate bzw. inadäquate Handlungen in einem bestimmten gesellschaftlichen Kontext bezeichnet. Moralisch gut oder schlecht bedeutet so viel wie, dass eine Person nach bestimmten Richtlinien entsprechend bzw. nicht entsprechend handelt.

Unter Normen werden die konkreten, situationsspezifischen Verhaltensregeln verstanden, die sich aus den Werten ableiten lassen.9 Normen werden in Bezug auf die Ethik auch als Soll-Sätze bezeichnet. Als Orientierung im Hinblick auf die Normen können Gebote bzw. Verbote herangezogen werden, z. B. du sollst nicht klauen, du sollst Leidenden helfen.

Demnach sind Werte „allgemeine, angestrebte und erwünschte Ziele von Handlungen beziehungsweise die Gründe, die zur Wertschätzung von Gegenständen, Handlungen oder Anschauungen führen.“10 Außerdem zeigen sie ideale Denk- und Verhaltensweisen von einer Gesellschaft auf (z. B. Jeder Mensch wünscht sich Gerechtigkeit für alle). Dementsprechend ist ein Wert eine elementare und zentrale Wunschvorstellung sowie eine Richtlinie für menschliches Agieren und gerechtes Zusammenleben der Menschen in einer Gesellschaft.

3. Medienethik

Die Medienethik hinterfragt die Relevanz der Medien für die Allgemeinheit sprich die Gesellschaft hinsichtlich der moralischen Werte und Normen. Sie kommt dann infrage, wenn menschliches Verhalten und Medien aufeinandertreffen.

Laut Fenner ist die Medienethik „Bereichsethik, die sich mit den ethischen Problemen bei der Produktion, Bereitstellung und Rezeption der massenmedial vermittelten Informationen befasst“11 (Fenner 2010, S. 263). Das bedeutet, dass sich die Medienethik zum einen mit den Arbeitsweisen der Massenmedien, sprich mit den Produzenten (Journalisten, Fotografen, PR-Leute, Werbedesigner, Moderatoren, Blogger) von Massenmedien beschäftigt und zum anderen mit den Verhaltensweisen der Konsumierer von Medien, sprich mit den Rezipienten beschäftigt.

Mit Hilfe der Medienethik kann beispielsweise dezidiert werden, ob etwas moralisch vertretbar ist und infolgedessen präsentiert beziehungsweise nicht präsentiert werden darf. Diese Maximen tauchen nirgendwo mündlich oder schriftlich als Form von Gesetzen auf. Sie kommen nur in den Leitrichtlinien in Form von Normen und Werte der Individuen vor. Dieser Richtlinien bedient sich die Medienethik, um so die Menschen vor unsittlichen Inhaltsbestandteilen abzuhalten.

Die Medienethik ist ein Bestandteil beziehungsweise Teilbereich der angewandten Ethik wie die Wirtschafts-, Umwelt- und Medizinethik. In der angewandten Ethik werden die, die in der Allgemeinen Ethik entwickelten allgemeingültigen Maximen auf prägnante praktische Probleme angewendet.12

Sie hat den Ursprung in der „Media Communications Ethics“, die in den USA vor allem im Zusammenhang, mit der Journalistenausbildung zum Vorschein gebracht wurde. Deshalb wird die Medienethik oftmals als die journalistische Ethik verstanden, aber auch als die auf den Journalisten zielende Individualethik.13

Entstanden ist der Bereich der Medienethik als Professionsethik.14 Als solche richtet sie sich auf berufsethische Normen für Journalisten aus. Diese Individualethische Richtlinien sind als moralische Verhaltensregeln für den einzelnen Journalisten formuliert, die z. B. auf der Homepage des „Deutschen Presserats“ aufgelistet sind. Die Individualethik der Journalisten bedürfen moralische Leitrichtlinien, „die als motivationale Handlungsorientierung und interne Steuerung des Individuums fungieren“ und „konkrete journalistische Praktiken und Verhaltensweisen“15 (Debatin 1997, S. 283) veranlassen.

Die Medienethik beschäftigt sich ausschließlich mit Massenmedien, denn Individualmedien wie Briefe, E-Mails und Telefon entfachen weniger moralische Konflikte. Aufgaben der Medienethik sind, dem Medienschaffenden und den Rezipienten aufgrund zunehmender Vielschichtigkeit und Unübersichtlichkeit der Massenmedien Orientierung zu bieten.16 Außerdem berät sie die Verantwortungsträger, in dem sie auftretende Probleme ihr Wissen und ihre Analysen zur Verfügung stellt, um damit ein verantwortliches Handeln zu ermöglichen.17

4. Verantwortung als Schlüsselkategorie

Damit ein Individuum verantwortlich handeln kann, ist eine gewisse Eigenreflexion unausweichlich. Die Verantwortung stellt das Verhältnis eines Subjekts, dass bedeutet, das Individuum, dass Verantwortung empfindet, zu einem Objekt dar, demgegenüber, zu dem verantwortlich gehandelt werden soll.

Dort wo es sich um die Begriffe der Moral und Ethik handelt, ist es unverzichtbar, den Begriff der Verantwortung aus- und vorzulassen, denn die Verantwortung ist eine ethische Schlüsselkategorie, die auch im Bereich der Medienethik eine große Bedeutung hat.

Damit über die Verantwortung diskutiert werden kann und ebenso eine Verantwortung an bestimmte Akteure zugeordnet werden kann, ist eine eindeutige Begriffsklärung als Voraussetzung unabdingbar. Laut dem deutschen Duden ist Verantwortung: „[mit einer bestimmten Aufgabe, einer bestimmten Stellung verbundene] Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass (innerhalb eines bestimmten Rahmens) alles einen möglichst guten Verlauf nimmt, das jeweils Notwendige und Richtige getan wird und möglichst kein Schaden entsteht.“18

Funiok beschäftigt sich bei der Frage nach der Verantwortung mit einigen Segmentfragen:

„Wer trägt Verantwortung? (Handlungsträger), Was ist zu verantworten? (Handlung), Wofür trägt er Verantwortung? (Folgen), Wem gegenüber trägt er Verantwortung? (Betroffene) Wovor muss er sich verantworten? (Instanz, z. B. Gewissen oder Öffentlichkeit) und Weswegen muss man sich verantworten? (Werte, Normen oder sonstige Kriterien)“ (Funiok 2002, S. 37).19

Die Frage nach der Verantwortung kann aber nicht nur auf eine Akteursgruppe (Produzenten und Rezipienten) zugeschoben werden, das bedeutet, dass es keinen Alleinverantwortlichen geben kann.

Verantwortung für Medien bzw. über Medien tragen im Endeffekt zwei Akteursgruppen, wobei diejenigen, die eine höhere Machtposition aufweisen, auch mehr Verantwortung übernehmen sollten, dass wiederum bedeutet, es sollte eine gestufte Verantwortung existieren.20

Folglich beherbergt die erste Akteursgruppe, die Verantwortung übernehmen muss, die Individuen, die sich aktiv und direkt mit den Medien auseinandersetzen.

Bestandteil der Gruppe sind Medienproduzenten (Journalisten, Redakteure, Fotografen, Blogger, Moderatoren), die Besitzer und Betreiber öffentlich-rechtlicher und privater Massenmedien und die Benutzer der Medien.21

Die Problematik ist eindeutig erkennbar: Nach der Publizierung der Inhalte obliegen die Menschen der Selbstverantwortung, ob sie nun diese Inhalte empfangen wollen oder nicht. Erläutert wird es an dem Beispiel von Filmen mit Jugendschutz: Die Herausgeber der Videofilme markieren durch einen Stempel die Altersgrenze des Films, sodass Jugendliche beispielsweise unter 16 Jahren sich nicht mit den Inhalten dieses Filmes vertraut machen sollten. Sie entziehen sich dadurch jeder Verantwortung und übertragen die Verantwortung auf die Händler und den Eltern, ob sie es einwilligen, ihren Kindern diese Filme anschauen zu lassen.

Die zweite Gruppe umfasst Akteure und Institutionen und Organisationen der Freiwilligen Selbstkontrollen zu denen beispielsweise „der Deutsche Presserat“, „der Deutsche Werberat“, etc. dazu zählen.22 Zugehörigkeit zu dieser Gruppe zeigen außerdem die Medienkritische Öffentlichkeit und die Gremien der gesetzlichen Kontrolle und Gestaltung.23

5. Medienselbstkontrolle

Es existiert nahezu keine Demarkation, was publiziert werden darf und was nicht. Diese setzen die Medienschaffenden eigenständig. Jeder Produzent sei es der Regisseur, der Autor oder Journalist, usw. muss im Bewusstsein, was er an die Rezipienten sprich die Konsumenten sendet und was diese Inhalte für eine Auswirkung auf die Zuhörer und Empfänger haben könnten. Deshalb ist es eine Grundvoraussetzung, dass sich die Medienschaffenden mit der Theorie der Medienethik auseinandersetzen.

[...]


1 https://www.aphorismen.de/zitat/218259 (Letzter Zugriff: 05.02.2018)

2 https://www.aphorismen.de/zitat/218259 (Letzter Zugriff: 05.02.2018)

3 https://onlinemarketing.de/lexikon/definition-shitstorm (Letzter Zugriff: 06.02.2018)

4 http://www.enzyklo.de/Begriff/Ethos (Letzter Zugriff: 31.01.2018)

5 https://www.sapereaudepls.de/was-soll-ich-tun/ethik/ethik-vs-moral/ (Letzter Zugriff:31.01.2018)

6 http://www.bpb.de/apuz/25396/medienethik?p=all (Letzter Zugriff: 31.01.2018)

7 http://www.schulzentrum-groebzig.de/run_pdf/Eth_Grundbegriffe.pdf (Letzter Zugriff: 31.01.2018)

8 http://www.schulzentrum-groebzig.de/run_pdf/Eth_Grundbegriffe.pdf (Letzter Zugriff: 31.01.2018)

9 http://www.schulzentrum-groebzig.de/run_pdf/Eth_Grundbegriffe.pdf (Letzter Zugriff: 31.01.2018)

10 http://www.schulzentrum-groebzig.de/run_pdf/Eth_Grundbegriffe.pdf (Letzter Zugriff: 31.01.2018)

11 Fenner. D, Einführung in die angewandte Ethik 2010, S. 263.

12 Vgl. Fenner 2010, S. 100.

13 Vgl. ebd., S. 263.

14 http://www.bpb.de/apuz/25396/medienethik?p=all (Zugriff 31.01.2018)

15 Debatin, B., Ethische Grenzen oder Grenzen der Ethik, 1997, S.283.

16 Vgl. Fenner 2010, S. 263-264.

17 Vgl. Fenner 2010, S. 263.

18 https://www.duden.de/rechtschreibung/Verantwortung (Letzter Zugriff: 31.01.2018)

19 Vgl. Funiok 2002, S.37.

20 Vgl. Funiok 2002, S. 37-58.

21 Vgl. Funiok 2002, S. 37-58.

22 Vgl. ebd.

23 Vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Medienethik in der Schule. Erläuterung, Definition und Rolle bei der Digitalisierung
Hochschule
Universität Augsburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
18
Katalognummer
V516737
ISBN (eBook)
9783346118417
ISBN (Buch)
9783346118424
Sprache
Deutsch
Schlagworte
medienethik, schule, erläuterung, definition, rolle, digitalisierung
Arbeit zitieren
Derya Yüksel (Autor:in), 2018, Medienethik in der Schule. Erläuterung, Definition und Rolle bei der Digitalisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/516737

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