"Leo Armenius" konzentriert sich auf eine Herrschaftstragödie, in der Kaiser Leo durch Ohnmacht und Unentschlossenheit in einen mörderischen Hinterhalt seines obersten Feldhauptmannes Michael Balbus gerät. Doch wie lässt sich Herrschaft mit theaterlicher Scheinwelt und Christlichkeit vereinbaren? Wie verhält sich Sinn zu dem fehlenden kohärenten Handeln der Figuren?
Diese Arbeit wird die Zwiespältigkeit in Gryphius‘ „Leo Armenius“ untersuchen, die sich in zahlreichen Gesichtspunkten wiederfindet. Dabei wird sich diese Arbeit in Kapitel zwei auf die Dichtung der barocken Zeit, exemplarische Figuren und allegorische beziehungsweise emblematische Teile des Dramas konzentrieren, um in Kapitel drei Martin Opitz‘ Poetikvorgaben näher unter die Lupe zu nehmen, in dessen Bezug "Leo Armenius" als ausführendes exemplarisches Beispiel gilt. Kapitel vier analysiert abschließend eine Gattungsproblematik zwischen Märtyrer- und Tyrannendrama. Erläutert wird das Thema Angst und vanitas, um Kaiser Leos Motive herauszustellen, um dann auf das überweltlich Christliche einzugehen und weiterführend an die Allegorien anknüpft, die zum Großteil religiös ausfallen, was den Bezug zu Leos Märtyrertod herstellt. Sie analysiert weiterhin die historischen Quellen der Handlung und den damit zusammenhängenden Originalitäts- und Exemplumanspruch, um auf Gryphius‘ Doppeltitel einzugehen und an den emblematischen Bau des Dramas anzuknüpfen, der Gryphius eingeführten Reyen der Höflinge erklärenden Zweck vermittelt. Zu guter Letzt wird diese Arbeit Martin Opitz‘ Poetik einführen, um den Bau des Dramas näher zu erläutern und die Formstrenge zu betonen, um zu dem Schluss zu kommen, dass in einer Zeit der Ordnungssysteme doch eine Mentalität der Unentschlossenheit vorherrscht.
Die Werke des Andreas Gryphius werden oft als exemplarische Beispiele barocker Literatur genannt und scheinen allen Vorgaben gerecht zu werden. Denkt man an die barocke Literaturepoche, kommen einem spontan meist formstrenge Lyrik, Künstlichkeit und Prunk in den Sinn. Trotz aller streng geordneten vershaften Formate findet man in der Literatur des Gryphius die zentralen Themen der Unentscheidbarkeit, Ohnmacht, Zwiespältigkeit und Untätigkeit wieder. Wie ist das miteinander vereinbar?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Freiheit in Vorgaben?
- 2. Die Dichtung des Barocks: Kriegsverarbeitung und Christlichkeit
- 2.1 Der Exemplum-Charakter und Doppeltitel
- 2.2 Allegorie und Emblematik
- 3. Die Regeln der formstrengen Dichtkunst und Opitz' Dichtungsanspruch
- 4. Die Problematik der Gattungszuweisung: Märtyrer- oder Tyrannendrama?
- 5. Fazit: Das System im Chaos.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Zwiespältigkeit in Gryphius' „Leo Armenius“, die sich in verschiedenen Aspekten des Dramas zeigt. Ziel ist es, die ambivalente Natur des Werkes im Kontext der barocken Literatur und der Poetik von Martin Opitz zu analysieren.
- Die Darstellung des Barocks und seiner charakteristischen Themen wie Krieg, Angst und Christlichkeit
- Die Rolle von Allegorie und Emblematik in Gryphius' Werk
- Die Einordnung von „Leo Armenius“ in den Rahmen von Opitz' Dichtungsanspruch
- Die Problematik der Gattungszuweisung des Dramas
- Die Analyse von Kaiser Leos Motivationslage und seiner Verbindung zum christlichen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der Zwiespältigkeit in Gryphius' „Leo Armenius“ ein und beleuchtet die zentrale Frage, wie sich Freiheit in vorgegebenen Strukturen manifestieren kann.
- Kapitel 2: Die Dichtung des Barocks: Dieses Kapitel skizziert die literarischen Merkmale und Themen der barocken Literatur, insbesondere in Bezug auf die Kriegsverarbeitung und die Rolle der Christlichkeit.
- Kapitel 3: Die Regeln der formstrengen Dichtkunst: Kapitel drei befasst sich mit Martin Opitz' Poetikvorgaben und analysiert, wie sich „Leo Armenius“ als exemplarisches Beispiel in diesen Rahmen einordnet.
- Kapitel 4: Die Problematik der Gattungszuweisung: Dieses Kapitel untersucht die Frage, ob „Leo Armenius“ eher als Märtyrer- oder Tyrannendrama zu betrachten ist.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von Gryphius' „Leo Armenius“ im Kontext der barocken Literatur. Schlüsselthemen sind die Darstellung von Krieg und Christlichkeit, die Bedeutung von Allegorie und Emblematik, die Einordnung in die Poetik von Martin Opitz, die Gattungsproblematik und die Analyse der Motivationslage der Figuren, insbesondere von Kaiser Leo.
- Arbeit zitieren
- Katharina Wagner (Autor:in), 2016, Zwiespältigkeit in Andreas Gryphius' "Leo Armenius" in Bezug auf Opitz' Dichtungsanspruch, Emblematik und die Gattungsfrage, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/516754