Einleitender Gedanke
In der einschlägigen Literatur zur sprachlichen Situation Frankreichs ist allgemein bekannt, dass die französische Sprache weitaus mehr normiert ist als andere europäische Sprachen und die Franzosen ein ganz besonderes Verhältnis zu ihrer Sprache bekunden. Betrachtet man die romanischen Sprachen, so fällt auf, dass die französische Sprache eine der längsten und wirkungsvollsten sprachplanerischen Traditionen vorweisen kann, die auch heute noch nicht abbricht. Durch diese sprachpolitische Tradition hat sich in Frankreich ein besonderes Sprachbewusstsein entwickelt, denn in keinem anderen europäischen Land ist die Sprache so sehr Gegenstand des Interesses der Öffentlichkeit, der Medien, der Schriftsteller und des Staates. Nur in Frankreich kann das Verwenden einiger „nicht-salonfähiger“ Ausdrücke in einer Fernsehdiskussion zum öffentlichen Eklat führen und zu einer „affaire nationale“ hochstilisiert werden.1)
Staatliche Institutionen führen in unregelmäßigen Abständen Erlasse zum Gebrauch der französischen Sprache ein, die es zu beachten gilt. Bei Nicht- Befolgung droht eine strafrechtliche Verfolgung. Vor allem dem Englischen haben die Franzosen den Kampf angesagt.
Ein Verständnis für die aktuellen Maßnahmen und für das besondere Verhältnis des Franzosen zu seiner Sprache kann nur die Geschichte der Sprachpolitik erbringen, die sich, wie ich zeigen werde, grundsätzlich von denjenigen anderer Nationalstaaten unterscheidet. In Folgendem soll nun auf die verschiedenen Epochen der französischen Sprachpolitik eingegangen werden unter besonderer Berücksichtigung der Literatur von Schmitt2) und Braselmann3).
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1) vgl. Christmann, H.H.: Sprachpolitik und Sprachpflege im Frankreich der 80er Jahre: défense, illustration, diffusion; In: Französische Sprachlehre und bon usage: Festschrift für Hans- Wilhelm Klein zum 75. Geburtstag; hrsg. von Albert Barrera- Vidal ; München 1986; S.15
2) Schmitt, C.: Französisch: Sprache und Gesetzgebung; In: Lexikon der Romanistischen Linguistik; hrsg. von Holtus, G.; Tübingen, 1990; Band 5
3) Braselmann, P.: Sprachpolitik und Sprachbewusstsein in Frankreich heute; Tübingen 1999
Inhaltsverzeichnis
- A) Einleitender Gedanke
- B) Die Sprachpolitik in Frankreich
- 1. Allgemeines zur Sprachpolitik
- 1.1 Definition von Sprachpolitik
- 2. Die Geschichte der französischen Sprachpolitik
- 2.1 Die Anfänge der französischen Sprachgesetzgebung
- 2.2 17. Jahrhundert - Sprachpolitik im Zeichen des Absolutismus
- 2.3 Sprachpolitik im Revolutionszeitalter
- 2.4 Das 19. Jahrhundert - der Ausbau der Nationalsprache
- 2.5 Das 20. Jahrhundert
- 2.6.1 Staatliche Sprachplanung und -lenkung seit den 90er Jahren
- 2.6.2 Der Kampf gegen den anglo-amerikanischen Einfluss
- 2.6.3 Politisch korrekte Ersatzformen
- 3. Ausgewählte französische Sprachpflegeorganisationen
- 3.1 Académie française
- 3.2 Délégation générale à la langue française (DGLF)
- 3.3 Haut de Conseil de la Francophonie (HCF)
- 1. Allgemeines zur Sprachpolitik
- C) Schlussgedanke
- D) Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Geschichte der Sprachpolitik in Frankreich und untersucht die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Normierung und Förderung der französischen Sprache im Laufe der Jahrhunderte. Ziel ist es, das besondere Verhältnis der Franzosen zu ihrer Sprache zu verstehen und die Gründe für die lange und nachhaltige sprachplanerische Tradition Frankreichs aufzuzeigen.
- Die Entwicklung der französischen Sprachpolitik von ihren Anfängen bis zur Gegenwart
- Die Rolle des Staates und staatlicher Institutionen in der Sprachpolitik
- Die Bedeutung der Sprachnormierung und -pflege für die französische Identität
- Die Auseinandersetzung mit dem Einfluss anderer Sprachen, insbesondere des Englischen, auf das Französische
- Die aktuelle Situation der französischen Sprachpolitik im Kontext der Globalisierung und der europäischen Integration
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einem einleitenden Gedanken, der auf die besondere Bedeutung der französischen Sprache und deren Normierung in der europäischen Sprachlandschaft hinweist. Im zweiten Kapitel wird die Geschichte der französischen Sprachpolitik von ihren Anfängen im Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert beleuchtet. Dabei werden die verschiedenen Epochen und ihre jeweiligen sprachpolitischen Maßnahmen ausführlich analysiert.
Im Fokus stehen die Anfänge der französischen Sprachgesetzgebung im 13. Jahrhundert, die Sprachpolitik des Absolutismus im 17. Jahrhundert und die Entwicklung einer Nationalsprache im 19. Jahrhundert. Das dritte Kapitel befasst sich mit ausgewählten französischen Sprachpflegeorganisationen, darunter die Académie française, die Délégation générale à la langue française (DGLF) und der Haut de Conseil de la Francophonie (HCF).
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den folgenden Schlüsselbegriffen: Sprachpolitik, Sprachpflege, Sprachnormierung, Sprachgesetzgebung, Französische Sprache, Französische Identität, Nationalsprache, Sprachbewusstsein, Académie française, Délégation générale à la langue française (DGLF), Haut de Conseil de la Francophonie (HCF), Anglo-Amerikanischer Einfluss, Globalisierung, Europäische Integration. Diese Begriffe stehen im Zentrum der Diskussion und werden im Kontext der historischen Entwicklung der französischen Sprachpolitik analysiert.
- Arbeit zitieren
- Dagmar Schabinger (Autor:in), 2006, Sprachpolitik in Frankreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51705