Niklas Luhmann (1927-1998) ist ein Systemtheoretiker - unter anderem. Er ist auch Soziologe, Gesellschaftstheoretiker und Konstruktivist. Als Systemtheoretiker gilt für Luhmann eine Systemtheorie, eine universelle Systemtheorie, welche dazu auch noch selbstreferentiell ist. Aber wie universal, wie selbstreferentiell, wie allgemein kann eine Theorie sein, vor allem wenn diese Theorie auch noch aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird? Geht dieses (Universal-)System auf? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, muss ein Umweg von der Theorie über die Praxis gegangen werden. Angefangen bei der Theorie wird es also zuerst einmal eine Definition geben über den Begriff der Systemtheorie nach Niklas Luhmann. Die Definition der Systemtheorie wird sich ebenfalls mit den Begriffen ‚universell‘ und ‚selbstreferentiell‘ beschäftigen und sich dabei im gesellschaftlichen beziehungsweise soziologischen Raume bewegen. Der Umweg über die Praxis wird anhand eines Beispiels ablaufen, und zwar dem Beispiel der Lebenswelt. Lebenswelt meint „die menschliche Welt in ihrer vorwissenschaftlichen Selbstverständlichkeit und Erfahrbarkeit in Abgrenzung zur theoretisch bestimmten wissenschaftlichen Weltsicht.“. Der Begriff der Lebenswelt wird zum einen philosophisch betrachtet, wobei ich mich auf Edmund Gustav Albrecht Husserl (1859-1938) stützen werde, ein österreichisch-deutscher Philosoph und Mathematiker, außerdem Begründer der philosophischen Strömung der Phänomenologie. Um Husserls Lebensweltansatz darzustellen, werde ich mich an Manfred Sommers ‚Lebenswelt und Zeitbewußtsein‘ halten. Dem gegenüber steht der Lebensweltbegriff aus pädagogischer Sicht. Luhmann selbst hatte an der Pädagogik einiges Interesse, widmete ihr mehrere Monographien und Aufsatzsammlungen. Ich werde mich hier jedoch auf Hans Thiersch (*1935) beziehen. Hierauf folgend wird die Leitfrage kritisch beantwortet. Kann ein System, hier das soziale System anhand des Beispiels der Lebenswelt, in der Systemtheorie verschiedenen Blickwinkeln, hier dem philosophischen und dem pädagogischen, Stand halten? Ist der Begriff der Lebenswelt dann dennoch gleich, ähnlich oder doch komplett unterschiedlich? Gibt es Überschneidungen, ist eine Koinzidenz möglich? Konkret: Eine kritische Prüfung des Lebensweltbegriffes vor dem systemtheoretischen Kontext – wie universal ist die (Luhmann’sche) Systemtheorie? Bei der Beantwortung dieser Leitfrage wird auch der Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas (*1929) zu Wort kommen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Niklas Luhmann und die Systemtheorie – eine Definition
- Lebenswelt und Zeitbewußtsein - Manfred Sommer
- Lebenswelt-Hans Thiersch
- Fazit - Eine kritische Prüfung des Lebensweltbegriffes vor dem systemtheoretischen Kontext
- - wie universal ist die (Luhmann'sche) Systemtheorie?
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit dem Lebensweltbegriff und seiner Relevanz im Kontext der systemtheoretischen Betrachtungsweise, insbesondere im Hinblick auf Niklas Luhmanns Werk. Die zentrale Fragestellung ist, ob der Lebensweltbegriff, der sowohl in der Philosophie als auch in der Pädagogik eine wichtige Rolle spielt, in der systemtheoretischen Perspektive eine konsistente und universelle Bedeutung besitzt.
- Die Systemtheorie nach Niklas Luhmann und ihre Universalität
- Der Lebensweltbegriff in der Philosophie (Edmund Husserl) und der Pädagogik (Hans Thiersch)
- Die kritische Auseinandersetzung mit dem Lebensweltbegriff im Rahmen der Systemtheorie
- Die Frage nach der Koinzidenz und möglichen Überschneidungen des Lebensweltbegriffs in verschiedenen Disziplinen
- Die Bedeutung von Beobachtung und Selbstbeobachtung in der systemtheoretischen Betrachtung der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Text stellt Niklas Luhmann und seine Systemtheorie vor, wobei der Fokus auf der Universalität und Selbstreferenzialität dieser Theorie liegt. Die Frage nach der Gültigkeit der Systemtheorie wird anhand des Beispiels der Lebenswelt untersucht.
- Niklas Luhmann und die Systemtheorie – eine Definition: Hier wird Luhmanns Verständnis von „System“ erläutert und die Universalität der Systemtheorie, die er vertritt, diskutiert. Es wird auf die Selbstreferenzialität der Systemtheorie hingewiesen, die die Gesellschaft als autologisches System begreift, das sich selbst beobachtet und beschreibt.
- Lebenswelt und Zeitbewußtsein – Manfred Sommer: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Manfred Sommers Interpretation des Lebensweltbegriffs und stellt ihn in Abgrenzung zur „sozialen Welt“ dar. Es werden die lebensweltlichen Grundlagen der Wissenschaften und die Krise der europäischen Kultur im Kontext von Husserls Phänomenologie betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Textes umfassen Themen wie Systemtheorie, Niklas Luhmann, Lebenswelt, Philosophie, Pädagogik, Edmund Husserl, Hans Thiersch, Universalität, Selbstreferenzialität, Beobachtung, Selbstbeobachtung, Gesellschaft, Wissenschaft, Kultur, Phänomenologie.
- Quote paper
- Carolyn Heidinger (Author), 2019, Eine kritische Prüfung des Lebensweltbegriffes vor dem systemtheoretischen Kontext. Wie universal ist die (Luhmann’sche) Systemtheorie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/517321