Vor dem Hintergrund der Theorie der Anerkennung von Axel Honneth zeichnet sich die Diagnose von sozialen Pathologien, in erster Instanz verstanden als elementare Beeinträchtigung einer ungebrochenen Anerkennung, als Kern der gesellschaftskritischen Dimension seiner Theorie aus. Doch welche kritischen Implikationen resultieren aus der Theorie der Anerkennung im Allgemeinen und welche genaue Bedeutung kommt dem Begriff der sozialen Pathologie schlussendlich zu? Inwiefern lässt sich deshalb sein Status als zentrales Moment sozial-philosophischer Reflexion nachvollziehen und rechtfertigen? Diese Fragen will die vorliegende Hausarbeit beantworten.
Um dieser Frage nachzugehen, soll in einem ersten Schritt auf methodologischer Ebene die eigene Verortung Honneths in die Tradition der Kritischen Theorie nachgezeichnet werden, um zu zeigen, dass die Übernahme der Idee einer immanent ansetzenden, aber dennoch kontexttranszendierenden Kritik im Zentrum seiner Interpretation steht. Dieses von Georg Fried-rich Wilhelm Hegel inspirierte Kritikmodell ist allerdings auf die Explikation einer normativ begründeten Gesellschaftstheorie angewiesen, um einen Begründungshorizont für das transzendierende Moment der Kritik bereitzustellen. Daher wird anschließend die Theorie der Anerkennung als ebensolche Gesellschaftstheorie vorgestellt und in ihren Grundzügen erläutert. Denn nur auf Grundlage des normativen Fundaments eines "moraltheoretischen Monismus" lässt sich der besondere Anspruch von Honneths Gesellschaftskritik verständlich machen. Die Rekonstruktion der kritischen Implikationen, insbesondere in Hinblick auf ihre gerechtigkeitstheoretischen Konsequenzen, soll daher im vierten Kapitel federführend sein. Anschließend sollen die herausgearbeiteten Implikation mit dem Begriff der sozialen Pathologie in Verbindung gebracht werden und seine Bedeutung für die Interpretation sozialphilosophischer Kritik abschließend resümiert werden.
Auf Grundlage der bis dahin erarbeiteten Ergebnisse, soll Honneths kritische Theorie der Gesellschaft nicht nur dahingehend überprüft werden, ob der gesetzte Anspruch auch schlussendlich verwirklicht werden konnte. Über diese Rekapitulation hinaus soll, in Form einer Einbindung in den umliegenden Diskussionszusammenhang, ein Ausblick mit besonderem Augenmerk auf die Potenziale des Konzepts der sozialen Pathologie gewährt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zum Verhältnis von Kritischer Gesellschaftstheorie und immanenter Kritik
- 3. Der „Kampf um Anerkennung“ als normatives Fundament kritischer Gesellschaftstheorie
- 4. Die „Theorie der Anerkennung“ als kritische Theorie sozialer Gerechtigkeit.
- 5. Soziale Pathologie als Schlüsselbegriff anerkennungstheoretischer Gesellschaftskritik
- 5.1 Soziale Pathologien erster Ordnung
- 5.2 Soziale Pathologien zweiter Ordnung
- 6. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Frage, wie sich der Begriff der sozialen Pathologie in Axel Honneths Theorie der Anerkennung als zentrales Moment sozialphilosophischer Reflexion rechtfertigen lässt. Ziel ist es, die kritischen Implikationen von Honneths Anerkennungstheorie im Hinblick auf ihre gerechtigkeitstheoretischen Konsequenzen zu untersuchen und den Status des Begriffs der sozialen Pathologie in diesem Kontext zu beleuchten.
- Verortung Honneths in die Tradition der Kritischen Theorie
- Die „Theorie der Anerkennung“ als normatives Fundament kritischer Gesellschaftstheorie
- Soziale Pathologien als elementare Beeinträchtigung einer ungebrochenen Anerkennung
- Kritische Implikationen der Anerkennungstheorie für soziale Gerechtigkeit
- Potenziale des Konzepts der sozialen Pathologie im Kontext der gegenwärtigen gesellschaftlichen Debatten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Frage der Arbeit vor: Wie lässt sich der Begriff der sozialen Pathologie in Axel Honneths Theorie der Anerkennung als zentrales Moment sozialphilosophischer Reflexion rechtfertigen? Im zweiten Kapitel wird Honneths Verortung in die Tradition der Kritischen Theorie beleuchtet, wobei das Verhältnis von immanenter Kritik und normativer Kritik im Zentrum steht. Das dritte Kapitel widmet sich der „Theorie der Anerkennung“ als normatives Fundament kritischer Gesellschaftstheorie. Es werden die grundlegenden Elemente der Theorie erläutert und die Bedeutung des „Kampfes um Anerkennung“ für Honneths Gesellschaftskritik hervorgehoben. Im vierten Kapitel werden die kritischen Implikationen der Anerkennungstheorie im Hinblick auf ihre gerechtigkeitstheoretischen Konsequenzen untersucht. Kapitel 5 befasst sich schließlich mit dem Begriff der sozialen Pathologie und dessen Bedeutung für die Interpretation sozialphilosophischer Kritik.
Schlüsselwörter
Soziale Pathologie, Anerkennungstheorie, kritische Gesellschaftstheorie, Axel Honneth, immanente Kritik, normative Kritik, soziale Gerechtigkeit, Kampf um Anerkennung, Frankfurter Schule,
- Arbeit zitieren
- Alexander Hermert (Autor:in), 2019, "Soziale Pathologie". Die kritische Dimension von Axel Honneths Gesellschaftstheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/517917