Leseprobe
Inhalt
I. Der „american dream“ und seine Schattenseite
II. Soziale Realität und soziale Ungleichheit in den USA
1. Was ist soziale Ungleichheit
1.1 Definition
1.1.1 soziale Ungleichheit „im weiteren Sinne“
1.1.2 soziale Ungleichheit „im engeren Sinne
1.2 neue Dimensionen sozialer Ungleichheit
2. Soziale Realität in den USA
2.1. Armut in den USA
2.2. von Armut betroffene Gruppen
2.2.1 alleinerziehende Frauen
2.2.2 Unterschiede zwischen Stadt und Land
3. Das Phänomen der „working poor“
3.1 Die Lohnentwicklung in den USA
3.2 Die „working poor“
3.2.1 Jobs mit geringem Einkommen
3.2.2 schlechte Bildung und niedrige Löhne
3.2.3 staatliche Hilfen
III. Der US-amerikanische Teufelskreis.
IV. Literatur
Seit Jahrhunderten zieht es Menschen aus aller Welt in die Vereinigten Staaten von Amerika in der Hoffnung ihren Glauben frei ausleben, ein neues Leben aufbauen zu können und den "american dream“ zu leben. Der Glaube an ein besseres Leben im Wohlstand, die Möglichkeit seine Ziele zu erreichen und möglicherweise vom Teller-wäscher zum Millionär zu werden, treibt die Auswanderer noch heute an. Allerdings kann dieser Traum auch zu einem Albtraum werden, denn das Leben in den USA hat seine Schattenseiten. Eine dieser Schattenseiten ist das neue Phänomen der „working poor“, auf das ich in dieser Arbeit näher eingehen möchte. Beginnen möchte ich allerdings allgemein mit dem Begriff der sozialen Ungleichheit, was soziale Un-gleichheit bedeutet und welche unterschiedlichen Theorien es gibt.
Im zweiten Teil dieser Arbeit werde ich dann die soziale Realität in den USA und insbesondere das Phänomen der „working poor“ näher erläutern.
1. Was ist soziale Ungleichheit
Um auf die Theorie der sozialen Ungleichheit näher eingehen zu können, möchte ich mich zunächst mit den Begriffsdefinitionen auseinandersetzen. Hierzu werde ich mich auf das Werk „Politische Soziologie der sozialen Ungleichheit“ von Reinhard Kreckel beziehen.[1]
1.1 Definitionen
Nach Reinhard Kreckel ist soziale Ungleichheit im allgemeinen charakterisiert durch
„gesellschaftlich verankerte Formen der Begünstigung und Bevorrechtigung einiger,
der Benachteiligung und Diskriminierung anderer, jedoch nicht von deren unter-
schiedlicher biologischer Grundausstattung“[2],
obgleich dies oft als Grund für soziale Ungleichheit angesehen wird. Zudem muß unterschieden werden zwischen sozialer Ungleichheit und sozialer Differenzierung, da es trotz sozialer Differenzen nicht notwendigerweise zu einer Bevorrechtigung oder Benachteiligung kommen muß.[3]
Kreckel unterscheidet im Verlauf seines Buches zwischen zwei Definitionen sozialer Ungleichheit.
1.1.1 soziale Ungleichheit „im weiteren Sinne“
Wenn bestimmte soziale Differenzierungen zu einer dauerhaften Begünstigung von Menschen oder Gruppen führen, bei gleichzeitiger Benachteiligung anderer Menschen oder Gruppen, so spricht man von sozialer Ungleichheit im weiteren Sinne. Diese Be- günstigung bzw. Benachteiligung findet man vor allem zwischen Klassen und Schichten, allerdings auch bei Randgruppen. Kreckel weitet diese From der Ungleich-heit zudem auch auf das Weltsystem aus, in dem manche Länder bevorteilt, jedoch die Mehrzahl benachteiligt ist.[4]
1.1.2 soziale Ungleichheit „im engeren Sinne“
Die sogenannte „vertikale“ Dimension der sozialen Ungleichheit liegt vor bei Formen sozialer Ungleichheit, die sich mit Hilfe eines hierarchischen Gesellschafts- modells erfassen lassen.[5]
Allerdings, so Kreckel, war die vertikale Ungleichheit
„nur so lange gerechtfertigt, wie mit gutem Grund angenommen werden konnte, daß
die vertikale Ungleichheit die strukturbestimmende Form der Ungleichheit sei.“[6]
Daher ist es nach Kreckels Ansicht von Bedeutung, dass neu hinzugekommene, durch den gesellschaftlichen Wandel entstandene nicht-vertikale Ungleichheiten beachtet werden. Zu diesen neuen Formen gehören neben geschlechtsspezifischen Ungleich-heiten auch regionale Unterschiede.[7]
1.2 neue Dimensionen sozialer Ungleichheit
Kreckel unterscheidet bei sozialer Ungleichheit zwischen einer relationalen Form und
einer distributiven Form. Unter die relationale Form fallen Abhängigkeits- und Herr-
schaftsbeziehungen, sowie soziale Diskriminierung, während die distributive Form sich mit der ungleichen Verteilung von den Gütern Reichtum und Wissen befasst.[8]
Anhand dieser vier Dimensionen baut Kreckel seine These auf, die besagt, dass
„mit der kategorialen Unterscheidung dieser vier Dimensionen die primären
sozialen Ressourcen identifiziert sind, auf denen sich die Strukturen gesell-schaftlicher Ungleichheit in der heutigen Welt aufbauen.“[9]
Die Ungleichheitsdimensionen Reichtum und Wissen sind gleichrangig und können beide auch systematisch verknappt sein. Ist dies der Fall, so ist die Verwirklichung individueller und kollektiver Lebenschancen für die Betroffenen schwierig oder unmöglich.[10] Dies trifft auch zu für die hierarchische Dimension sozialer Ungleich-heit, denn auch das Inne- bzw. Nicht-Innehaben von Positionen kann Konsequenzen auf die Lebensführung und die Lebenschancen von Menschen haben.
Die vierte Dimension, die selektive Assoziation, trifft dann zu, wenn die Beziehungen zwischen gleichrangigen Personen exclusiv gestaltet werden und Mitglieder dieser Gruppe begünstigt werden. Daher ist auch die selektive Diskriminierung unter diese Dimension zu finden.[11]
Inwieweit diese vier Dimensionen sich bedingen und einen Teufelskreis für die Benachteiligten bildet, möchte ich nun im Folgenden anhand der Armut und im Speziellen anhand des Phänomens der „working poor“ in den USA aufzeigen.
[...]
[1] Kreckel, Reinhard (2004): Politische Soziologie der sozialen Ungleichheit.3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Frankfurt/ New York: Campus Verlag.
[2] ebenda, S.15.
[3] Kreckel (2004): Soziale Ungleichheit, aaO. S.16.
[4] ebenda, S.16f.
[5] ebenda, S.17.
[6] ebenda, S.18.
[7] ebenda, S.18.
[8] Kreckel (2004): Soziale Ungleichheit, aaO. S.19f.
[9] ebenda, S.75.
[10] ebenda, S.78ff.
[11] ebenda, S. 83ff.