Virtualiserung von Unternehmen - Bedeutung und Konsequenzen für die Personalarbeit


Studienarbeit, 2000

27 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Gliederung

1. EINLEITUNG
1.1 Problemstellung
1.2 Ziele der Arbeit

2. NEUZEITLICHE ANFORDERUNGEN AN UNTERNEHMEN
2.1 Begriff der Virtualisierung
2.2 Bedeutung, Potentiale und Perspektiven
2.3 Grenzen und Risiken

3. VIRTUALISERUNG UND RESULTIERENDE TENDENZEN IN DER PERSONALARBEIT
3.1 Aufgaben der Personalarbeit
3.2 Einfluß auf Organisationseinheiten der Personalarbeit
3.3 Wirkung der Virtualisierung auf ausgewählte Personalbereiche
3.3.1 Personalauswahl/-Beschaffung /-Einstellung
3.3.2 Personalmotivation /-Führung
3.4 Moderne Arbeitsformen: Beeinflussung der Personalarbeit
3.4.1 Umgang mit der neuen Rolle der Mitarbeiter
3.4.2 Arbeitswissenschaftliche Betrachtung der Arbeitsformen
3.5 Virtualisierung und rechtliche Aspekte für die Personalarbeit

4. FAZIT DER ARBEIT UND KRITISCHE WÜRDIGUNG

LITERATURVERZEICHNIS

Abbildungs-/Tabellenverzeichnis

Abbildung 1 Definitionen

Abbildung 2 Kooperationsformen

1. Einleitung

1.1 Problemstellung

Der Beginn des 21. Jahrhunderts in der Menschheitsgeschichte reflektiert und prognostiziert einen Wandel in der Lebens- und Arbeitswelt. Schlagworte wie Internet, technologischer Fortschritt, grenzenlose Arbeitswelt, Fusion, Rationalisierung und Restrukturierung sind Anzeichen dafür, daß Veränderungen in der Gesellschaft und Wirtschaft derzeit stark en vogue sind. Virtuelle Unternehmen, deren Stellenwert und Einflußmöglichkeiten im Laufe dieser Arbeit deutlich werden, sind ein Resultat dieser Tendenzen. Manager haben in der heutigen Zeit die Vision von Unternehmen, in denen es keine Menschen mehr gibt, sondern nur Entscheidungsträger. Alle arbeiten zu Hause, zusammen über das Internet vernetzt. Die benötigten Produktkomponenten werden angeliefert (vgl. Porter 1997, S. 101). Die grenzenlose, weltumfassende Zusammenarbeit steht im Fokus der neuen Managerriege. Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um strukturelle Veränderungen zu erzielen. Traditionelles Gedankengut, wie die Arbeitswelt, erfährt einen Wandel, unbegrenzte Flexibilität ist für die Ergreifung neuer Chancen nötig.

Der Zeitgeist unserer schnellebigen Welt fordert seinen Tribut im Umbruch von der Industrieund Dienstleistungsgesellschaft zur Informations- und Wissensgesellschaft (vgl. Vogt 1998, S. 2). Diesem Einfluß kann sich die Arbeitswelt nicht entziehen, sie ist vielmehr essentieller Bestandteil des Vorgangs. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, Veränderungen darzustellen, um die Management- Theorie der virtuellen Unternehmung nicht als Utopie zu kennzeichnen und ihren Einfluß auf die Personalarbeit zu kennzeichnen.

1.2 Ziele der Arbeit

Die Bearbeitung des Themas soll deutlich machen, welche Bedeutung die Virtualisierung auf die Personalarbeit heutiger Unternehmen ausübt. Die elementaren Bestandteile der Virtualisierung werden im Zuge der Begriffserläuterung dargestellt. Abgrenzungen zu anderen Teilgebieten sollen helfen, die wichtigsten Merkmale und Triebkräfte zu erkennen. Dabei wird insbesondere auf Erfordernisse zur Virtualisierung eingegangen. Verschiedene Definitionsansätze zeigen die Vielfältigkeit der Materie auf, ebenso die Aufzeichnung von spezifischen Eigenschaften und Erscheinungsformen dieser Organisationsart. Das Vorhandensein nicht einheitlicher Definitionen zeigt die Komplexität der Virtuellen Unternehmung. Die Frage nach Anforderungen, Bedeutung und Potentiale wird anschließend behandelt, ebenso die Frage der zukünftigen Strategien und Perspektiven. Abschließend erfolgt eine Betrachtung der Grenzen und Risiken, um differenziert eine Wertung vornehmen zu können.

Im Hauptkapitel der Arbeit geht es insbesondere um den Einfluß des Virtualisierungsprozesses auf die Personalarbeit. Ausgehend von der allgemeinen Arbeitsbeschreibung des Personalwesens und den damit verbundenen Aufgaben werden anschließend ausgewählte Funktionsbereiche und deren Beeinflussungsgrad untersucht. Dem Leser erschließt sich somit der direkte Zusammenhang zwischen der gegenwärtigen Tendenz zur Virtualisierung und dem damit verbundenen Einfluß auf die Personalarbeit.

Die im Zuge der Veränderung der Unternehmensorganisation ergebenden neuen Arbeitsformen zeigen deutlich die Abkehr von traditionellen Sachverhalten und Denkschemata. Die Ansprüche an einzelne Mitarbeiter im Rahmen der Wertschöpfungskette verläuft differenzierter als bisher gewohnt. Die Erläuterungen der neuen Rolle in diesem Prozeß sollen die geänderten Anforderungen an die Mitarbeiter zeigen.

Moderne Arbeitsformen, wie z.B. Telearbeit und virtuelle Büros, sind Grundbestandteile der neuzeitlichen Organisationsform. Sie bilden die Abkehr zu traditionellen Arbeitsverhältnissen. Im Rahmen der Personalarbeit sehen sich die Verantwortlichen mit geänderten Rahmenbedingungen konfrontiert. Die arbeitswissenschaftliche Untersuchung der neuen Arbeitsformen im Rahmen der Personalarbeit zeigen neue Tendenzen in der Ausstattung und Handhabung der Arbeitsplätze. Rechtliche Aspekte im Zusammenhang mit der virtuellen Unternehmung runden diesen Teil ab, wobei sich prinzipiell die Frage stellt, nach welchem Recht überhaupt gehandelt wird, wenn eine virtuelle Unternehmung rund um den Globus verstreut ist (vgl. Mews, 1997). Die Arbeit soll dem Leser die Möglichkeit bieten, Hintergründe, Ausprägungsformen und Zusammenhänge der Virtualisierung im Hinblick auf die Personalarbeit zu klären.

2. Neuzeitliche Anforderungen an Unternehmen

2.1 Begriff der Virtualisierung

Nähert man sich dem Begriff der Virtualisierung, erfolgt der erste Blick ins Fremdwörterlexikon. Der Ursprung des Wortes „virtuell“ geht auf das lateinische virtus zurück, was Tüchtigkeit bedeutet. Die moderne Interpretation weist vielmehr folgende Dinge aus: scheinbar; nicht wirklich; die Möglichkeit; der Kraft nach geben; grenzenlos; beweglich; schnell anpaßbar.

Die erste Konkretisierung erfolgte Ende der 50er Jahre in der Informatik, die Geburtsstunde des virtuellen Arbeitsspeichers.

„Scientists developed what they called <virtual computers>, - machines quick enough to handle several users sequentially while giving each user enough impression of being the only using the computer. This added the connotations of interaction and adaptability to the term. Virtual computers seemed to the user to exist anytime and anyplace they were needed, which im time led to the phrase <virtual reality>“ (Davidow/Malone 1992, S. 4).

Es wird deutlich, daß der Virtualität folgende Aspekte zuteil werden: Attribute oder Funktionen einer Sache treten auf, die Sache selbst ist aber nicht real vorhanden. Die Autoren Davidow/Malone nennen in ihrem Werk als Beispiel die japanische Autoindustrie, in denen flexible Produktionsstraßen es möglich machen, ein Auto auf Bestellung innerhalb von 72 Stunden zu produzieren und auszuliefern.

Ein Unternehmen ist laut Bea/ Dichtl/ Schweitzer wie folgt beschrieben: „Ein Unternehmen ist eine ökonomisch, technische, soziale und umweltbezogene Einheit mit der Aufgabe der Fremdbedarfsdeckung, mit selbständigen Entscheidungen und eigenen Risiken.“ (Bea/ Dichtl/ Schweitzer 1997, S. 30). Die Verbindung von Virtualität und Unternehmung führt zum Begriff des virtuellen Unternehmens. In der Literatur finden sich keine eindeutige Definition, vielmehr ist es ein Katalog von Gemeinsamkeiten und Ausprägungen. Die fehlende Eindeutigkeit ist dadurch begründet, daß empirische Untersuchungen zu virtuellen Unternehmen bisher fehlen.

Die Literatur offenbart eine gewisse Skepsis, ob eine solche Organisation überhaupt in der Idealform existiert. Die Autoren Davidow/Malone stellen vielmehr den visionären Charakter in den Vordergrund: „...such a firm in ist purest form will never exist. But the advantage will lie with those firms that best pursue such a goal“ (Davidow/Malone 1992, S. 5). Ein Katalog von ver- schiedenen Definitionen soll zeigen, welche Bandbreite für diesen Themenbereich vorhanden ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Definitionen (vgl. Heinze 1996, S. 158ff; Schräder 1996, S. 23ff)

Eine zusammenfassende, möglichst viele Attribute betreffende Definition findet sich wie folgt: „Ein virtuelles Unternehmen ist eine Kooperationsform rechtlich unabhängiger Unternehmen, Institutionen und/ oder Einzelpersonen, die eine Leistung auf der Basis eines gemeinsamen Geschäftsverständnisses erbringen. Die kooperierenden Einheiten beteiligen sich an der Zusammenarbeit vorrangig mit ihren Kernkompetenzen und wirken bei der Leistungserstellung gegenüber Dritten wie ein Unternehmen. Dabei wird auf die Institutionalisierung zentraler Managementfunktionen zur Gestaltung, Lenkung und Entwicklung des virtuellen Unternehmens durch die Nutzung geeigneter Informations- und Kommunikationstechnologien weitgehend verzichtet“ (Fischer 1996, S. 40). Allen virtuellen Unternehmen gemein ist das Fehlen eines gemeinsamen juristischen Daches sowie einer gemeinsamen Verwaltung. Auf diese Problematik wird an späterer Stelle noch eingegangen.

2.2 Bedeutung, Potentiale und Perspektiven

Sieht man von den unterschiedlichen Definitionsansätzen einmal ab, so ergeben sich formale Merkmale, die wesentlich für das Konzept eines virtuellen Unternehmens sind (vgl. Vogt 1998, S. 15)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Inhaltlich stehen folgende Kriterien im Vordergrund:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die genannten Merkmale sind auch die Hauptpunkte zur Unterscheidung von anderen Arten der Kooperation. Die verschiedenen Konzepte haben ihre spezifischen Erfordernisse und Ansprüche (vgl. Bea/ Dichtl/ Schweitzer 1997, S. 485ff). Zur Abgrenzung von anderen Kooperationsformen ist es hilfreich, nach Kriterien zu ordnen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Kooperationsformen (vgl. zusammenfassend Bea/ Dichtl/ Schweitzer 1997, S. 485ff)

Das Prinzip der Virtualisierung und somit einer virtuellen Unternehmung zeigt sich folgendermaßen: die besten Entwickler kooperieren mit den besten Produzenten, den besten Vermarktern und den besten Distributoren. Ziel ist es, ein gemeinsames Produkt, unabhängig von Unternehmensgrenzen, zu erstellen. Dies bedeutet also eine Konzentration auf die eigenen Kernkompetenzen. Basis hierfür ist das gegenseitige Vertrauen, da man im allgemeinen auf Kontrollmechanismen verzichtet.

Nach dieser sehr allgemein gehaltenen Richtung geht es im folgenden um konkretere Ziele, wie sie beispielsweise auf dem Multimedia- Kongreß „Das virtuelle Unternehmen der Zukunft - Konsequenz für Management und Mitarbeiter-“ am 25/26.11.1997 in Coburg behandelt wurden.

Für Unternehmen bietet die Virtualisierung folgende Perspektiven (vgl. Jasper 1998, S.43ff)

- Erschließung neuer Märkte

- Senkung der Kosten

- Gewinnung neuer Kunden

Das Vorhandensein von globaler Konkurrenz zwingt immer mehr Unternehmen, sich zu einem „Global player“ zu entwickeln. Die allgemeine Tendenz zeigt deutlich, daß Produktivität, Wachstum und Beschäftigung im hohen Maß vom Einsatz der Technologie abhängig sind (vgl. Jasper 1998, S. 46). Das Kostensenkungspotential durch die Virtualisierung ist enorm. Durch das weltweite Produktangebot auf globalen Marktplätzen durch bekannte Medien wie z.B. E- Commerce ergeben sich für alle Teilnehmer Vorteile. Durch die schnelle Entwicklung und Markteinführung eines Produktes oder Services und der schnellen Reaktion auf Markterfordernisse ist es möglich, rasch und flexible Marktnischen zu besetzen. Kostensenkung und Kostenteilung ergeben sich somit.

Auch im Arbeitsalltag zeigen sich Vorteile in Kostenhinsicht: durch Videokonferenzen sind lange und kostenintensive Reisen zu Geschäfts- und Arbeitspartnern nicht mehr nötig. Probleme durch verschiedene Zeitzonen verschwinden zusehends (vgl. Jasper 1998, S. 47).

Das Internet sowie das Intranet sind als Medium zur Kommunikation unentbehrlich. Die rasante technologische Entwicklung macht es möglich, global tätig zu sein. E- Business ist der Schlüssel für Unternehmen, um das Internet optimal zu nutzen. „Es ermöglicht, ... Unternehmen anpassungsfähiger, effizienter, schneller zu werden, den Kundenservice zu verbessern, Umsätze zu steigern und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen Individuen effektiver zu arbeiten, besser zu lernen, werthaltige Informationen zu bekommen, Waren und Services zu erhalten, Unterhaltungsmöglichkeiten zu nutzen und miteinander zu kommunizieren“ (Hager 1998, S. 72).

Als Abschluß dieses Punktes möchte der Verfasser anmerken, daß diese Betrachtung der Virtualisierung nicht erschöpfend ist. Der Rahmen dieser Studienarbeit ist begrenzt und unter Beachtung des Hauptthemas erfolgte nur eine kurze Betrachtung der Virtualisierung und deren Bedeutung. Abschließend seien allerdings noch kritische Worte erlaubt, um die Grenzen und Risiken der Virtualisierung im allgemeinen Kontext zu zeigen.

2.3 Grenzen und Risiken

Durch die Grundzüge des virtuellen Unternehmens ergeben sich auch die Grenzen einer solchen Organisationsform. Im Vordergrund steht zunächst die Sprache. Auch wenn Englisch mittlerweile die Weltsprache ist, so ergeben sich zwischen internationalen Kooperationspartnern immer noch sprachliche Schwierigkeiten und Mißverständnisse. Interaktionsmuster sind kulturell gebunden, dadurch sind Probleme zwangsläufig. Kultur und Traditionen sind ebenfalls Eckpfeiler, die Probleme hervorrufen können. Trotz mulitkulturellen Nationalitäten läßt sich dieses Problem nicht von der Hand weisen.

Staatliche Gestaltungsformen im Rahmen der Gesetzgebung schränken zur Zeit die Verbreitung der Virtualisierung ein. Investitionsfreundliche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, um neue Technologien einsetzen zu können (vgl. Jasper 1998, S. 47). Die rechtliche Behandlung der virtuell gehandelten Güter stellt ebenso ein Problemfeld dar, sowohl in steuerrechtlicher Hinsicht als auch bei Haftungs- und Urheberproblemen. Diese Auflistung soll nur eine Sensibilität für diese Problematik schaffen.

Die Risiken liegen im Bereich der Mitarbeiter. Identitätsfindung und Corporate Identity sollen hier als Schlagworte genügen. Durch fehlende vertragliche Regelungen basieren die Vorgänge in einer virtuellen Unternehmung auf Vertrauen. Diese Tatsache verdeutlicht die bisherigen Gegebenheiten der „normalen“ Kooperationsformen. Durch das Fehlen rechtlicher Sicherheit müssen virtuelle Unternehmen ihren potentiellen Kunden diese durch andere Sachverhalte ersetzen. Erfolgreich abgeschlossene Projekte können wie eine Visitenkarte dienen. Allgemein läßt sich sagen, daß der Grad der Virtualisierung auch die Grenzen und Risiken bestimmt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Virtualiserung von Unternehmen - Bedeutung und Konsequenzen für die Personalarbeit
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim, früher: Berufsakademie Mannheim
Note
1,8
Autor
Jahr
2000
Seiten
27
Katalognummer
V51939
ISBN (eBook)
9783638477680
ISBN (Buch)
9783638661843
Dateigröße
769 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Virtualiserung, Unternehmen, Bedeutung, Konsequenzen, Personalarbeit
Arbeit zitieren
Dipl. Betriebswirt Danny Wendel (Autor:in), 2000, Virtualiserung von Unternehmen - Bedeutung und Konsequenzen für die Personalarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51939

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