Bei der Erforschung der Vergangenheit gibt es generell 2 Arten von Quellen zur Rekonstruktion der Geschichte: Überlieferungen oder auch Traditionen und Überreste. Bei der ersten Kategorie handelt es sich um schriftliche Aufzeichnungen, Inschriften, oder verbale Überbleibsel, wie Sagen und Legenden. Zu Letzterer zählen abstrakte Informationen, wie Volkstänze oder Sprichwörter, die über einen längeren Zeitraum weitergegeben wurden. Befasst man sich mit der inhaltlichen Struktur verschiedener Überlieferungen, so stößt man häufig auf das Problem, zu einem bestimmten Ereignis mehrere subjektive Darstellungen aufzufinden, die das Geschehnis aus völlig verschiedenen Blickwinkeln wiedergeben. Daraus im Nachhinein eine neutrale Zusammenfassung zu erstellen, ist quasi unmöglich.
In dieser Hausarbeit möchte ich mich auf den folgenden Seiten mit der zweiten Belagerung Wiens durch die Osmanen im Jahr 1683 beschäftigen und dabei als Quellen die Berichte direkter Augenzeugen beider Parteien - Belagerer sowie Verteidiger - heranziehen. Anhand ausgewählter Beispiele werde ich dabei versuchen die unterschiedliche Wiedergabe einzelner Ereignisse und das Verhältnis der teilweise konträren Darstellungen in späteren geschichtlichen Zusammenfassungen, zu erarbeiten.
Inhalt
Einleitung
I. „Objektive“ Zusammenfassung der zweiten osmanischen Belagerung Wiens 1683
II. Analyse der Quellen
1. Die chronologische und mehrperspektivische Darstellung der Belagerung in Walter Sturmingers Die Türken vor Wien in Augenzeugenberichten
2. Die von Richard F. Kreutel übersetzten Berichte des anonymen Zeremonienmeisters der hohen Pforte
III. Die Darstellung der Belagerung aus der Perspektive von Augen- zeugen beider Parteien anhand ausgewählter Ereignisse
1. Ankunft der Osmanen und Beginn der Belagerung
2. Die Darstellung Kara Mustafas
3. Der Krieg und die konträre Perspektive auf einzelne Feldereignisse
4. Die Erklärung für das Scheitern der Osmanen
a. Aus osmanischer Perspektive
b. Aus der Sicht der Verteidiger und Entsatzer
IV. Bewertung des Umganges mit den historischen Quellen in späteren Zusammenfassungen
Schluss
Literaturnachweis
Einleitung
„Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit
Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln;
Was ihr den Geist der Zeiten heißt,
Das ist im Grund der Herren eigner Geist,
In dem die Zeiten sich bespiegeln“[1]
..schreibt Goethe in seinem Werk Faust, -und hält man sich vor Augen, dass die von uns erfahrene Realität tatsächlich immer nur ein subjektives Konstrukt unserer Wahrnehmung darstellt, so wird schnell klar, dass es in diesem Sinne auch keine objektive Darstellung geschichtlicher Ereignisse gibt.
Bei der Erforschung der Vergangenheit gibt es generell 2 Arten von Quellen zur Rekonstruktion der Geschichte: Überlieferungen oder auch Traditionen und Überreste.[2] Bei der ersten Kategorie handelt es sich um schriftliche Aufzeichnungen, Inschriften, oder verbale Überbleibsel, wie Sagen und Legenden. Zu Letzterer zählen abstrakte Informationen, wie Volkstänze oder Sprichwörter, die über einen längeren Zeitraum weitergegeben wurden. Befasst man sich mit der inhaltlichen Struktur verschiedener Überlieferungen, so stößt man häufig auf das Problem, zu einem bestimmten Ereignis mehrere subjektive Darstellungen aufzufinden, die das Geschehnis aus völlig verschiedenen Blickwinkeln wiedergeben. Daraus im Nachhinein eine neutrale Zusammenfassung zu erstellen, ist quasi unmöglich.
In dieser Hausarbeit möchte ich mich auf den folgenden Seiten mit der zweiten Belagerung Wiens durch die Osmanen im Jahr 1683 beschäftigen und dabei als Quellen die Berichte direkter Augenzeugen beider Parteien - Belagerer sowie Verteidiger - heranziehen. Anhand ausgewählter Beispiele werde ich dabei versuchen die unterschiedliche Wiedergabe einzelner Ereignisse und das Verhältnis der teilweise konträren Darstellungen in späteren geschichtlichen Zusammenfassungen, zu erarbeiten.
Nachfolgend werde ich zunächst einleitend damit beginnen, das historische Ereignis der zweiten Belagerung Wiens in einer kurzen Zusammenfassung
darzustellen, wie sie auch heute in unserer Region als „objektive“ Geschichte in Schulbücher eingegangen ist .
I. „Objektive“ Zusammenfassung der zweiten osmanischen Belagerung Wiens 1683
Nachdem das Osmanische Reich bereits in den Anfängen des 17. Jahrhunderts viel von seiner außenpolitischen Macht hatte einbüßen müssen, brachen am 31. März 1683 die ersten militärischen Truppen von Istanbul gen Westen auf, um in einem weiteren Versuch die verlorenen Provinzen auf dem Europäischen Kontinent zurückzuerobern. Dabei stand die Einnahme des „goldenen Apfels“, wie Wien zur damaligen Zeit von den Osmanen genannt wurde[3], im Zentrum der Aktion.
Im Rücken hatten sie auch die Unterstützung des französischen Königs Ludwig XIV., der in diesem Bündnis einen Weg suchte, die Macht der Habsburger zu schwächen. Am 14. Juli erreichte das Osmanische Heer, welches mit seinen Verbündeten der Balkan-Provinzen etwa 300.000 Mann zählte, Wien. Der Kaiser hatte bereits eine Woche vorher panikartig mit seinem Hofstaat die Stadt verlassen und die Verteidigung in die Hände des Grafen Ernst Rüdiger Starhemberg gegeben. Bereits am 16. Juli war Wien von allen Seiten eingeschlossen und die Osmanen näherten sich der Burg in Laufgräben. Vom 25. Juli an begann sich die Situation mit der Zündung der ersten Minen durch die Angreifer zuzuspitzen. In den folgenden Wochen versuchten die Belagerten, das erhoffte Entsatzheer durch das Zünden von Signalraketen auf die fortwährend kritischere Lage aufmerksam zu machen. Am 4. September gelang es den Osmanen nach der erfolgreichen Verminung des Burggrabens, durch eine Sprengung größeren Ausmaßes, beinahe die Festung Wiens zu Fall zu bringen. Auch in den darauf folgenden Tagen schafften es die Belagerten nicht, die Situation wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Lebensmittel wurden zunehmend knapper und durch die hohe Anzahl der Leichen der Gefallenen, die nicht außerhalb beerdigt werden konnten, begannen sich Seuchen auszubreiten.
Bereits wenige Tage darauf, am 7. September versammelte sich allerdings das stehende Entsatzheer in Tulln und begann einen Tag darauf mit dem Marsch Richtung Wien. Die Soldaten des Heeres setzten sich unter anderem aus den Truppen des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel, des fränkischen und schwäbischen Kreises unter Kommando von Graf Georg Friedrich von Waldeck, Einheiten aus Sachsen und Braunschweig-Lüneburg und den Truppen des polnischen Königs Johann III. Sobieski, zusammen. Letzterer erhielt vom Kaiser, der selbst nicht an der Schlacht teilnahm, den Oberbefehl über das Entsatzheer, wobei trotzdem jede Einheit von ihrem regionalen Truppenkommandeur befehligt wurde. Während die Truppen Richtung Wien marschierten, verfügte die Stadt selbst nur noch über 4.000 verteidigungsfähige Männer und stand kurz vor der Niederlage. Die Entscheidungsschlacht begann schließlich am Morgen des 12.September 1683, nachdem die Entsatzmächte sich über den ungedeckten Wienerwald der Stadt genähert hatten. Bereits um fünf Uhr nachmittags schafften es die kaiserlichen Soldaten in das türkische Lager einzudringen und kurze Zeit darauf traten der Großwesir und zahlreiche Leute seines Gefolges die Flucht an. Damit war die Entsatzschlacht entschieden und die Belagerung Wiens beendet. Am 14. September fand der gefeierte Einzug Kaiser Leopolds in Wien statt. Die Truppenführer des osmanischen Heeres, welche das Feld frühzeitig verlassen hatten, wurden durch Befehl Kara Mustafas bereits wenige Tage später hingerichtet. Am Weihnachtstag des Jahres 1683 erreichte ihn selbst in Belgrad der seidene Faden des Sultans und kurz darauf die Hinrichtung durch dessen Henker.[4]
[...]
[1] Goethe, Johann Wolfgang von,Faust, S. 26
[2] Vgl. Wikimedia Foundation Inc., 2005, Electronic Document, http://de.wikipedia.org/wiki/Quellenkunde [25.09.2005]
[3] Sturminger, Walter (Hrsg.),Die Türken vor Wien in Augenzeugenberichten, Karl Rauch Verlag GmbH, Düsseldorf, 1968, S. 19
[4] Vgl. Ackerl Isabella, Dr., “Vor 300 Jahren: Zweite Türkenbelagerung Wien 1683. Eine entscheidende Wende in der Geschichte Österreichs ” in: Österreich Dokumentationen, Bundespressedienst Wien (Hrsg.), Wien, 1982
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