„Er [Gott; Anm. d. Verf.] setzt die Zeit des Weinens zuerst, denn das ist die Zeit dieser Elendswelt, und die Zeit zum Lachen kommt nachher im Himmel“. Dieses Zitat aus Thomas Morus` Werk „Trost im Leid“ spiegelt deutlich die Ansichten seines Verfasser wieder. Morus sieht im irdischen Dasein nicht eine „bleibende Stätte“, sondern nur eine Übergangszeit, in der der Mensch seinen Platz im Himmelreich verdienen soll. Im Himmel wird der Mensch dann einen „fröhlich lachenden Herbst für immer haben“.
Diese Einstellung scheint in Morus fest verankert; durch sie gelingt es ihm, sein Märtyrertum zu erleiden. Trotzdem ist seine Standhaftigkeit während seiner Haft im Tower keinesfalls so fest, wie Morus besonders in seinen Briefen immer wieder zum Ausdruck bringt. Zwar schreibt er an seine Tochter Margaret, dass er „Gott danken [will] für die Klarheit und das Vertrauen, dass er mir über mein Gewissen gab“. Und in einem weiteren Brief führt er an, dass er sich „um die ganze Sache [des Königs] nicht mehr kümmern, sondern nur [seinem] Gewissen folgen wolle“. Doch gerade aus seinem wichtigsten Werk im Kerker - ‚Trost im Leid’ - geht hervor, dass ihn trotzdem viele Zweifel plagten. Mit Hilfe der Schriftstellerei versuchte er, diese Ängste zu überwinden und die Mitglieder seiner Familie zu trösten, „damit uns keine Furcht zur Verzweiflung brächte“. Einerseits wünscht sich More nämlich einen schnellen Tod, andererseits quälen ihn - besonders nachts -Todesängste.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Mores Situation im Kerker
- Mores Werke im Kerker
- Gebete
- Treatise on the passion
- A dialogue of comfort against tribulation
- De tristitia Christi
- More und Margaret
- More und seine Familie
- Abschlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der psychischen Verfassung von Thomas Morus während seiner Haft im Tower von London. Sie analysiert Mores Werke, die er während seiner Gefangenschaft verfasste, und versucht, seine innere Spannung zwischen Todessehnsucht und Todesangst zu beleuchten.
- Die belastende Situation Mores im Tower
- Mores Werke als Ausdruck seiner inneren Verfassung
- Das Spannungsverhältnis zwischen Todessehnsucht und Todesangst
- Die Rolle der Schriftstellerei als Trost und Bewältigungsmechanismus
- Die Beziehung zwischen More und seiner Familie als weitere Belastung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Morus` Weltanschauung und sein Verständnis von Leid und Trost vor, die seine Haltung während seiner Haft prägten. Im zweiten Kapitel wird die Situation Mores im Tower, seine Haftbedingungen und die rechtlichen Aspekte seiner Inhaftierung beleuchtet. Kapitel 3 untersucht Mores Werke, insbesondere „Trost im Leid“, als Ausdruck seiner inneren Konflikte. Die Kapitel 4 und 5 befassen sich mit der Beziehung zwischen More und seiner Familie sowie seinen Freunden, um weitere psychische Belastungen zu identifizieren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet die Psyche von Thomas Morus, insbesondere seine Gedanken und Ansichten während seiner Haft im Tower. Schlüsselbegriffe sind: Todessehnsucht, Todesangst, Trost, Schriftstellerei, Familie, Freundschaft, rechtliche Illegalität, Kerker, Konsolation, „Trost im Leid“, humanistische Weltanschauung, psychische Belastung.
- Arbeit zitieren
- Julia Sommerhäuser (Autor:in), 2002, Trost im Leid. Die Towerschriften, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51965