Nationalparke - Naturschutz im Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft

Eine vergleichende Analyse an den Beispielen Nationalpark Kellerwald-Edersee in Deutschland und Yellowstone National Park in den USA


Hausarbeit, 2006

18 Seiten, Note: Notenloser Schein


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Nationalparke – Eine internationale Definition
2.1 Der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Deutschland
2.2 Der Yellowstone National Park in den USA

3. Nationalparke – Ein konfliktreicher Plan
3.1 Pro Nationalpark – Die Umweltschützer
3.2 Der mühsame Weg eines Nationalparks in Deutschland
3.3 Ein emotionaler Kampf der Bevölkerung
3.4 Natur und Tourismus – Ein unzertrennliches Duo

4. Von der ursprünglichen Leitidee zu den heutigen Nationalparken
4.1 Die Leitidee des Yellowstone National Park
4.2 Die Entwicklung des Naturschutzgedankens
4.3 Der Zusammenhang zwischen Umweltbildung und Tourismus
4.4 Warum Nationalparke wie der Kellerwald so wichtig sind
4.5 Nationalparke ohne Grenzen

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Naturschützer haben heute mit den unterschiedlichsten Problemen zu kämpfen. Sie haben sich den Schutz der Natur vor den Menschen, aber auch für den Menschen zur Aufgabe gemacht. Durch den rapiden Bevölkerungswachstum im vergangenen Jahrhundert gestaltet sich diese Aufgabe zunehmend schwieriger. In den USA wuchs von 1750 an die Bevölkerung von etwa 16 Millionen auf knapp 293 Mio. auf etwa 31 Einwohner pro qkm[1], in Europa von etwa 167 Millionen auf knapp 380 Mio. auf nur ein Drittel der Fläche der USA[2]. Aufgrund des wachsenden Raum- und Ressourcenmangels stoßen Naturschützer auf immer mehr Widerstand und geraten zunehmend in Konflikt mit anderen Interessensgruppen privater sowie staatlicher Natur. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden dabei je nach Leitbild nicht immer einheitlich ausgelegt oder ausgeführt. Die Problematik einer ausgeglichenen Beziehung zwischen Natur, Individuum und Gesellschaft möchte ich hier am Beispiel Nationalpark Kellerwald-Edersee in Deutschland und am Yellowstone National Park in den USA erläutern.

2. Nationalparke – Eine internationale Definition

Nationalparke sind „große, unzerschnittene“ Schutzgebiete „von besonderer Schönheit“[3], die bisher vom Menschen größtenteils unberührt blieben. „Sie erfüllen in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets die Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets“[4] und beherbergen „mindestens ein oder mehrere vollständige Ökosysteme“[5] mit einer großen Artenvielfalt. Nach den IUCN-Schutzgebietskriterien sind Nationalparke der Schutzkategorie 2 zugeordnet, den Gebieten mit höchster Schutzpriorität. In Nationalparken soll „die ökologische Unversehrtheit von Ökosystemen für jetzige und zukünftige Generationen“ geschützt werden, nachhaltig schädigende Ausbeutung und Besiedelung ausgeschlossen, sowie „eine Grundlage für geistige, wissenschaftliche, pädagogische, umweltverträgliche und kulturell vereinbare Erholungs- und Besuchermöglichkeiten“[6] geboten werden. Hier soll die Natur vom Menschen ungestört ihrer eigenen Dynamik überlassen werden. Dieser „Prozessschutz“[7] findet in der Kernzone statt, die laut den internationalen Standards der IUCN mindestens 75% des geschützten Gebiets ausmachen soll. Die dabei zu verfolgenden Ziele sind „der Erhalt von repräsentativen biotischen Gesellschaften beziehungsweise Arten, sowie genetische Ressourcen“[8]. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, bilden Nationalparke den nötigen Rahmen für Umweltbildung, stille Erholung und wissenschaftliche Forschung. In den Nationalparken sind ökonomische und soziale Bedürfnisse dem Naturschutz untergeordnet.[9]

2.1 Der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Deutschland

Das 5724 Hektar große Gebiet südlich des Edersees in Hessen wurde erst im Januar 2004 zum Nationalpark ausgerufen. Umgeben von einem großen Naturpark ist er der erste Nationalpark in Hessen und der 15. in Deutschland. Neben vielen seltenen heimischen Insekten- und Tierarten beherbergt er gefährdete naturnahe Waldbiotope, die zu 70% aus Buchenwäldern bestehen. Dort sind 40% der Buchen bereits über 140 Jahre alt. Der Altholzbestand beträgt hier 37%, etwa dem dreifachen Wert des Landesdurchschnitts. Dies ist einzigartig in Deutschland, denn die Rotbuche wurde durch intensive Forstwirtschaft, Verkalkung des Bodens, Rodung oder atmogene Schadstoffeinträge auf nur noch knapp 10% ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets in Europa zurück gedrängt. Der Nationalpark Kellerwald trägt gegenüber dem Rest der Welt eine große Verantwortung für den Erhalt eines Beispiels einer Buchenwald-Pflanzengesellschaft, die einmal für Mitteleuropa prägend war. Der Rest der Landschaft wird durch Edellaubholz-, Block- und Hangwäldern, Eichen-Trockenwäldern und Wiesentälern bestimmt. Die vielen Quellen und Bäche sind von sensationeller Qualität.[10]

Das Gebiet des Nationalparks war früher ein Hofjagdrevier, in dem schon immer mehr Wert auf die Jagd als auf die Holzwirtschaft gelegt wurde. So findet man dort heute nur wenige standortfremde Hölzer. 1894 wurde das Gebiet zum Schutz der Umgebung vor Wildschäden mit einem Gatter eingezäunt. Später wurde es dann Mitte des 20. Jahrhunderts zum Wildschutzgebiet und 1990 zu einem Waldschutzgebiet erklärt. Gleichzeitig war es Landschaftsschutzgebiet, Naturschutzgebiet und Bannwald. Seit 1998 ist es als Flora-Fauna-Habitat bei der Natura 2000 gemeldet. 2004 entstand dort der Nationalpark Kellerwald-Edersee. Er ist im Besitz des Landes Hessen, die Nationalparkverwaltung ist für die Unterhaltung des Gebiets zuständig.

Soweit es der Schutzzweck zulässt, kann man dort Wandern, Radfahren und Reiten, Picknicken, an einer Schiffstour oder Führung teilnehmen oder die zahlreichen Bildungsangebote wie Lehr- und Erlebnispfade wahrnehmen.

2.2 Der Yellowstone National Park in den USA

Das Gebiet des heutigen Yellowstone National Park in Wyoming war lange Zeit unerforscht. Erst 1869 wurde die erste erfolgreiche, private Expedition durchgeführt und eine erste Karte des Gebiets erstellt. Doch wollte Keiner den seltsamen Geschichten Glauben schenken, die man von dort mitbrachte. 1870 wurde eine erste Bestandsaufnahme von Militärs gemacht. Kurz darauf wurden vom Kongress 40.000$ bereitgestellt, eine offizielle Erkundung des Yellowstone-Gebiets durchzuführen. Sie erkannten dabei sofort die Einzigartigkeit und Schönheit der Landschaft und erklärten, dass der wahre Wert des Gebiets sich nur als Parkgebiet entfalten würde, in dem es vor menschlicher Nutzung geschützt wird. Daraufhin zögerte Präsident Grant nicht lange, den Gesetzesentwurf dafür zu bewilligen. Damit etablierte er eine Tradition des Schutzes ähnlicher Großgebiete weltweit, der erste Nationalpark war geschaffen. Ab 1886 betreute die US-Armee das ausgewiesene Gebiet und schützte es vor Wilderei. 1916 wurde sie dann von einer Parkverwaltung abgelöst. 1978 erklärte die UNESCO das Gebiet zum Weltkulturerbe. Der Nationalpark wird heute, wie die meisten US-amerikanischen Nationalparke, von dem National Park Services (NPS) verwaltet.[11]

Das 8.987 qkm große Areal ist von einzigartiger Schönheit und liegt direkt neben dem heutigen Teton National Park. Zusammen bilden sie eine Fläche von 36.000 qkm. Der Wald besteht zu 80% aus heimischen Drehkiefern. Neben Reptilien und Großen Säugern wie den Schwarz- und Braunbären und der größten Bisonherde mit 3.000 Tieren sind auch die 290 Wasserfälle, Geysire, heiße Quellen, versteinerte Wälder und einer der größten Krater der Welt Aushängeschild des Nationalparks. Die bekanntesten Wasserfälle sind wohl die „Lower Falls“, wo die Wassermassen aus 94 Metern Höhe in die Tiefe stürzen, bei dem „Old Faithful Geysir“ kann man Fontänen, bis zu 40 Metern Höhe beobachten. In dem Gebiet des Nationalparks erstreckt sich der größte Hochlandsee der USA, der Yellowstone-See, auf einer Fläche von 360 qkm.

Heute gibt es dort 49 Picknickplätze, 9 Besucherzentren und Museen, 9 Hotels, 11 Campingplätze, diverse Souvenirgeschäfte und Restaurants. Zwischen den Sehenswürdigkeiten wurde mittlerweile ein Verkehrsnetz mit 600 km asphaltierter Straße und 2.000 km Wanderwege angelegt. Neben zahlreichen Aktivitäten wie Wandern, Fahrradfahren, Reiten, Skifahren und Bootstouren kann man auch an verschiedenen geführten Touren teilnehmen oder in den Museen die Millionen Jahre alte Geschichte des Nationalpark-Gebiets kennen lernen.

[...]


[1] vgl: http://www.berlin-institut.org/pages/buehne/buehne_migr_muenz_internationalemigration.html#

[2] vgl:http://europa.eu.int/abc/keyfigures/sizeandpopulation/wholives/index_de.htm

[3] Informationsbroschüre des Nationalparks Kellerwald-Edersee, Hrsg.: Pro Nationalpark Kellerwald e.V., 2004

[4] Bundesnaturschutzgesetz 2002, § 24, Abs. 1

[5] IUCN Schutzgebietskriterien, September 2004

[6] IUCN Schutzgebietskriterien, September 2004

[7] Jahrbuch Ökologie 2005, 2004, S. 218

[8] IUCN Schutzgebietskriterien, September 2004

[9] vgl: Jahrbuch Ökologie 2005, 2004, S. 219

[10] vgl: www.nationalpark- kellerwald -edersee.de/

[11] vgl: http://www.nps.gov

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Nationalparke - Naturschutz im Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft
Untertitel
Eine vergleichende Analyse an den Beispielen Nationalpark Kellerwald-Edersee in Deutschland und Yellowstone National Park in den USA
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Soziologen/Marburg)
Veranstaltung
Einführung in die Soziologie des Raumes und der Umwelt
Note
Notenloser Schein
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V51972
ISBN (eBook)
9783638477994
ISBN (Buch)
9783640827565
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nationalparke, Naturschutz, Spannungsfeld, Individuum, Gesellschaft, Einführung, Soziologie, Raumes, Umwelt
Arbeit zitieren
Annina Neubert (Autor:in), 2006, Nationalparke - Naturschutz im Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51972

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