Das Ziel dieser Arbeit liegt dabei nicht auf spezifischen Genres, Ökonomien oder Aufgliedern verschiedener fotografischer Apparaturen. Ebenso wenig geht es bei der Betrachtung der Fotografien um die symbolische Bedeutung des dargestellten Inhalts. Vielmehr soll der Fokus auf dem Spiel des Motivs mit seinem materiellen Träger, seinen Herstellungsbedingungen und deren Grenzen liegen. Dadurch sollen Prozesse des Unterbrechens und Intervenierens aufgezeigt werden, mit denen das Medium sichtbar wird.
Das Medium, so heißt es, entzieht sich der Beobachtung, sobald es der Funktion des Vermittelns nachkommt. Als das Mittlere ist es von einer strukturellen Undurchdringlichkeit geprägt. Dies findet sich in Theorien von verschiedenen Medienwissenschaftler*innen wieder, wie Marshall McLuhan, Sybille Krämer, Ludwig Jäger oder auch Dieter Mersch. Mersch verwendet anstelle des Großbegriffs Medium lieber den Begriff der Medialität, welcher die Struktur und Funktionsweise eines Mediums umfasst. Die Medialität durchdringt das Medium und befähigt es hervorzubringen, darzustellen, zu übertragen und zu vermitteln; wird dabei jedoch nicht mitmediatisiert. Dabei handelt es sich beispielsweise um Materialitäten, Produktionsbedingungen oder Verfahren der Verbreitung und Übertragung. Mersch negative Medientheorie beschäftigt sich unter anderem mit dem Aufzeigen der Medialität und den damit zusammenhängenden Herausforderungen.
An Hand von zwei ausgewählten Fotografien des belgischen Fotografen Dirk Braeckman soll gezeigt werden, wie sich die Medialität der Beispielfotografien mittels (künstlerischer) Intervention aufzeigen lässt. Beide Fotografien bilden bereits bestehende Fotografien ab, welche Lichtreflektionen auf ihrer Oberfläche aufweisen. Während die Sicht auf das ‚eigentliche‘ Motiv versperrt wird, drängen sich das Trägermaterial und Hinweise auf den Herstellungsprozess mit auf. Könnte man daher sagen, dass sich hier bereits eine Art von Medialität aufzeigt? Neben der formenhaften Darstellung des Motivs tritt plötzlich ihr bedingendes Material und nimmt ebenso den Status des Motivs ein. Treffen in den Fotografien letztendlich mehrere Ebenen einer Art Wirklichkeit aufeinander, die sich jedoch beide beim Akt des Fotografierens gleichberechtigt vor der Kamera befunden haben?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Interventionen und das Aufzeigen von Medialität
- Dieter Merschs negative Medientheorie
- Sichtbarmachung von Medialität durch künstlerische Intervention
- Die Intervention des Materials
- Interventionen bei Braeckman
- Die physische Verbindung des Dargestellten mit der Fotografie
- Der Abdruck und die besondere Entstehung der fotografischen Bilder
- Der „paradoxe Verweisungscharakter des Abdrucks“
- Fotografien als lückenhafte Fetzen
- Abdruck und Berührung bei Braeckman
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, anhand von zwei Fotografien von Dirk Braeckman aufzuzeigen, wie sich die Medialität von Fotografien durch Interventionen sichtbar machen lässt. Die Arbeit befasst sich mit den Grenzen des Mediums und zeigt, wie die Medialität im Prozess der Vermittlung sichtbar werden kann. Dabei werden insbesondere die Theorien von Dieter Mersch und Didi-Huberman herangezogen, um die spezifische Genese der Fotografien und deren Verbindung zum Referenten zu analysieren.
- Negative Medientheorie und das Aufzeigen der Medialität
- Interventionen in der Kunst als Mittel der Medialitätsdarstellung
- Die besondere Genese der fotografischen Bilder und deren Verbindung zum Referenten
- Der Abdruck als Indikator für die Medialität
- Die Rolle des Materials in der Bildproduktion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Medialität und deren Aufzeigen am Beispiel von Fotografien ein. Sie stellt die negative Medientheorie von Dieter Mersch vor und erläutert, warum die Medialität des Mediums sich der direkten Beobachtung entzieht.
Kapitel 2 befasst sich mit der Intervention als Mittel, um die Medialität von Fotografien sichtbar zu machen. Es werden verschiedene Ansätze zur Intervention von Künstlern und Theoretikern vorgestellt, darunter die Überlegungen von Peter Geimer zum Potential des Materials für eine Intervention von innen heraus. Schließlich werden die Interventionen in den Fotografien von Dirk Braeckman näher betrachtet.
Kapitel 3 beleuchtet die physische Verbindung zwischen dem Dargestellten und der Fotografie. Dabei werden die Theorien von Didi-Huberman zum Abdruck und dessen paradoxem Verweisungscharakter herangezogen. Zudem wird die Bedeutung von Berührung und Abdruck in Bezug auf die Medialität der Fotografien von Braeckman untersucht.
Schlüsselwörter
Negative Medientheorie, Medialität, Intervention, Kunst, Fotografie, Dirk Braeckman, Didi-Huberman, Abdruck, Berührung, Materialität, Genese, Referent.
- Quote paper
- Julia Dembowski (Author), 2019, Bildintervention und Abdruck. Das Aufzeigen der Medialität anhand von Dirk Braeckmans Fotografien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520168