Anhand einer retrospektiven Einzelfallstudie werden einige Formen reflexiven Denkens dargestellt und ihre spezifische Funktion innerhalb des Beratungsprozesses aufgezeigt: Die Gestalthafte Analyse der konflikthaften Situation, die Ergründung der eigenen Sozialisation sowie die Auflösung (kulturell bedingter) affektiver Blockaden, die die Entwicklung des Selbst verhindern, werden hierdurch als grundlegende methodische Werkzeuge beraterischer Tätigkeit vorgestellt.
Vom Anbeginn der Supervision am Ende des 19. Jahrhunderts zeigte sich, dass der zu behandelnde Gegenstand supervisorischer Arbeit die emotionale Überforderung im beruflichen Feld ist. Supervision sollte helfen, in schwierigen beruflichen Situationen mit den eigenen Gefühlen umzugehen, um handlungsfähig zu bleiben. Gröning führt weiter aus, dass sich Supervision – um eben dieser Aufgabe gerecht werden zu können – zu einem reflexiven Konzept entwickelte, das sich in vielfacher Weise die Möglichkeiten reflexiven Denkens erschloss.
Da Supervision als eine Form von Beratung anzusehen ist, die sich auf berufliche Felder konzentriert, ist die Entwicklung von Beratung auch im Allgemeinen als reflexives Konzept zu verstehen, das seine Handlungsfelder auf alle menschlichen Lebensbereiche auszuweiten vermochte. Doch was heißt Reflexion? Welche Traditionen der Reflexion und des reflektierenden Denkens sind anwendbar für die Beratung? Und wie können diese praktisch im Beratungsprozess angewendet werden?
Die vorliegende Arbeit wird anhand einer retrospektiven Fallstudie verschiedene Formen reflexiven Denkens vorstellen und ihre spezifische Funktion im Beratungsprozess. Hierbei werden die Theorien John Dewes, Pierre Bourdiues und Wilfred Bions vorgestellt. Abschließend wird der vorgestellte Fall im Sinne der „Reflective function“ beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- 1 Beratung – eine Praxis reflexiven Denkens
- 2 Der Fall Frau A.
- 2.1 Reflektierendes Denken nach John Dewes
- 2.1.1 Dewes Theorie in Bezug auf den vorliegenden Fall
- 2.2 Reflexion im Kontext von Pierre Bourdieus Habitus-Konzept
- 2.2.1 Bourdieus Theorie in Bezug auf den vorliegenden Fall
- 2.3 Theorie des Denkens nach Wilfried Bion
- 2.3.1 Bions Theorie in Bezug auf den vorliegenden Fall
- 2.3.1.1 Die affektive Hemmung
- 2.3.1.2 Der freie Blick auf sich selbst
- 2.3.1 Bions Theorie in Bezug auf den vorliegenden Fall
- 2.1 Reflektierendes Denken nach John Dewes
- 3 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beleuchtet anhand einer retrospektiven Fallstudie verschiedene Formen reflexiven Denkens und zeigt deren spezifische Funktion im Beratungsprozess auf. Ziel ist es, die methodischen Werkzeuge beraterischer Tätigkeit zu demonstrieren, indem die gestalthafte Analyse konflikthafter Situationen, die Ergründung der eigenen Sozialisation und die Auflösung kulturell bedingter affektiver Blockaden im Kontext der Selbstentwicklung beleuchtet werden.
- Die Rolle reflexiven Denkens in der Beratung
- Analyse von Fallbeispielen aus der Praxis
- Anwendung verschiedener theoretischer Ansätze (Dewey, Bourdieu, Bion)
- Bedeutung von affektiver Regulation und Selbstreflexion im Beratungsprozess
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten der Selbstbestimmung in komplexen Familiensystemen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel erläutert den theoretischen Hintergrund von Beratung als einer Praxis reflexiven Denkens und stellt verschiedene Traditionen der Reflexion vor.
Kapitel 2 präsentiert die Fallstudie von Frau A., einer libanesischen Frau, die mit familiären und kulturellen Herausforderungen im Kontext ihrer Ehe konfrontiert ist. Der Fokus liegt auf der Analyse des Falles anhand der Theorien von Dewey, Bourdieu und Bion.
Das dritte Kapitel bietet eine Schlussbetrachtung, die den Verlauf des Beratungsprozesses sowie die Rolle des Beraters in der Begleitung von Frau A. reflektiert.
Schlüsselwörter
Reflexives Denken, Beratung, Fallstudie, Sozialisation, Habitus, Affektregulierung, Selbstreflexion, Familiensystem, Interkulturelle Kommunikation, Selbstbestimmung, Container-Funktion, Empowerment.
- Quote paper
- Sascha Kaletka (Author), 2018, Die retrospektive Anwendung von Theorien reflexiven Denkens auf den Fall Frau A., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520771